Vom Decken im Natursprung geht es direkt zurück in die Herde, friedlich mit den anderen Hengsten grasen. Klingt unrealistisch? Auf dem Barockpferdehof Fleur de Lis ist das normal. Normal ist dort auch, dass sich Deckhengst Django (16), ein Barockpinto, nachts eine Box mit Shettywallach Flips (7) teilt – eine extra große ehemalige Abfohlbox versteht sich. Da es im Stall eine Box zu wenig gab, überlegte Mitarbeiterin Anna-Lena Kulicke, ihre beiden Pferde zusammenzustellen – schließlich kannten sie sich schon gut aus dem Offenstall, in dem sie vorher gemeinsam lebten. Sicherheitshalber trennte Kulicke die Box trotzdem erstmal mit Panels in zwei Teile. "Als wir die rausnahmen, standen die beiden zusammen, als ob sie nie etwas anderes gemacht hätten", erzählt sie.
Seit einem Jahr besteht die Jungs-WG, das Zusammenleben ist harmonisch. Wenn es hart auf hart kommt, hat eher der kleine Flips Vorrang: "Wenn nur noch eine Karotte da ist, dann schnappt er sie sich", erzählt Kulicke. Generell sei der große Django ein wenig dominater Hengst und lasse den kleinen Flips schon mal von seiner Kraftfutter-Ration stibitzen. Kein Wunder, dass der völlig entspannt ist und sich die zwei Jungs auch gleichzeitig zum schlafen ablegen.

Richtig spielen können die beiden dann draußen mit drei weiteren Kumpels. Auf Fleur de Lis leben zur Zeit 18 Pferde, 14 Hengste und vier Wallache. Aufgeteilt in zwei Vierer- und zwei Fünfer-Gruppen sind sie jeden Tag gemeinsam auf der Weide – im Sommer teils 24 Stunden, im Winter solange es hell ist. Wenn die Großen mal über die Weide donnern, galoppiert der Kleine hinterher, ohne unter die Hufe zu geraten. "Er ist bei den anderen richtig beliebt, kann sich auch durchsetzen und hat eigentlich nie eine Schramme", erzählt seine Besitzerin. Und auch bei Ausritten mit Mitbewohner Django lässt sich der Kleine nicht anhängen. "Wenn er als Handpferd mitgeht, düst er beim galoppieren voraus."
