CAVALLO: Sie haben am Round-Table-Gespräch der FEI teilgenommen. Was hat das Treffen gebracht?
Dr. Gerd Heuschmann:
Es war eine sehr gute Sitzung. Die FEI-Präsidentin Prinzessin Haya ließ keinen Zweifel daran, dass der Weltreiterverband Lösungen sucht.
Das war keine Alibi-Veranstaltung, sondern eine ambitionierte Auseinandersetzung. Trotz der Heterogenität der Teilnehmer – die Vertreter unterschiedlicher Reitdisziplinen waren anwesend – haben wir wirklich etwas erreicht.
Was lässt sich festhalten und praktikabel umsetzen?
Zum einen wurde geklärt, wie wir auf internationaler Ebene sowohl die Begriffe Hyperflexion und Rollkur als auch die LDR-Methode (Technik des „Low, Deep and Round“-Reitens) definieren. Wir sind uns einig – und das ist ein großer Erfolg -, dass Hyperflexion und Rollkur negative Auswirkungen auf die Pferdegesundheit haben und als aggressives Reiten verstanden werden, das ab sofort als nicht mehr tolerierbar gilt.
Als tolerierbar haben wir die LDR-Methode definiert. Bei ihr gehen wir davon aus, dass ein Pferd tatsächlich tief eingestellt gehen kann – aber nur, wenn dies ohne Zwang geschieht. Ich persönlich finde nicht, dass dies die richtige Basis für eine Dressurausbildung ist, aber für uns steht der tierschutzrechtliche Erfolg im Vordergrund.
Worin besteht dieser Erfolg genau?
Ab sofort, das wurde gestern so verabschiedet, wird aggressives Reiten pauschal verurteilt. Künftig soll bei Jähzorn und unfairem Verhalten gegenüber Pferden auf Turnierplätzen kein Auge mehr zugedrückt werden. Es wird eine Handreichung für Stewards ausgearbeitet.
Anhand dieser kann man schon auf den Abreiteplätzen Verwarnungen aussprechen. Das wurde von allen Disziplinen unterstützt. Ein Zusammenknallen“ der Pferde mit aufgerolltem Hals wird abgelehnt. Das ist, wenn man sich die Liste der Teilnehmer anschaut, ein wirklicher Durchbruch.
Dass heißt aber auch, dass Rollkur-Befürworter umdenken müssen?
Das ist richtig. Wir haben jetzt eine Basis geschaffen, anhand derer es möglich ist, eine ganz klare Linie zu fahren. Turnier-Stewards müssen geschult werden, um diese Beurteilung vornehmen zu können. Auch für jeden Turnierteilnehmer ist dann klar, ob er sich mit seiner Reiterei im positiven oder im negativen – und damit im nicht tolerierbaren – Bereich befindet.
Die Stewards haben bis heute Angst, Reiter auf dem Abreiteplatz zu korrigieren. Das muss sich ändern. Wir müssen den Stewards Richter an die Seite stellen und ihre Position stärken.
Ihre Bilanz des FEI-Treffens?
Wir haben den größtmöglichen gemeinsamen Nenner gefunden. Das ist ein maximaler Erfolg in dieser Zusammensetzung des Gremiums. Deshalb sage ich: Wir sind einen riesigen Schritt in Richtung Tierschutz weitergekommen. Der Weltreiterverband hat begriffen, dass der Sport ein grundsätzliches Problem hat, das gelöst werden muss. Und dass es sich hier nicht nur um einen Imageschaden handelt.
Die Teilnehmer der Sitzung im Überblick:
HRH Princess Haya, FEI President
Alex McLin, FEI Secretary General
Margit Otto-Crépin, International Dressage Riders Club Representative
Linda Keenan, International Dressage Trainers Club Representative
Sjef Janssen, Dressage Representative
Frank Kemperman, FEI Dressage Committee
François Mathy, International Jumping Riders Club Representative
David Broome, Jumping Representative
Jonathan Chapman, Eventing Representative
Roly Owers, World Horse Welfare Representative
Tony Tyler, World Horse Welfare Representative
Ulf Helgstrand, President, Danish Equestrian Federation
John McEwen, Chairman, FEI Veterinary Committee
Dr Sue Dyson, Veterinary Representative
Dr Gerd Heuschman, Veterinary Representative
Prof. René van Weeren, Veterinary Representative
Jacques van Daele, FEI Honorary Steward General Dressage
Graeme Cooke, FEI Veterinary Director
Trond Asmyr, FEI Director Dressage and Para-Equestrian Dressage
John Roche, FEI Director Jumping and Stewarding
Catrin Norinder, FEI Director Eventing
Carsten Couchouron, FEI Executive Director Commercial
Richard Johnson, FEI Communications Director
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