"Sofort durchgebrannt“
Das erlebe ich immer wieder, dass Handys Pferde stören. Erst vor kurzem hatte ich ein Paar fünfjährige Muli-Stuten für zwei Monate zum Einfahren bei mir. Nelly und Helene waren total artig und gelehrig. Allerdings gingen sie mir mehrmals durch, auf den ersten Blick völlig ohne Grund. Aber richtig, nicht einfach nur drei Galoppsprünge.
Die Tiere rannten wie angestochen los und waren kaum zu bändigen. Zum Glück haben wir auf der Schwäbischen Alb viel Platz, sodass ich die zwei einfach ein paar 100 Meter laufen lassen konnte. Erst im Nachhinein kam ich darauf, dass sie immer dann durchgegangen waren, wenn mich jemand auf dem Handy angerufen hatte.

Das Klingeln selbst war es aber wohl gar nicht, was sie gestört hatte. Sie starteten immer in der Sekunde vor dem Läuten durch. Ich ließ mich dann vom Beifahrer anrufen, um das zu überprüfen. Es funktionierte. Ähnliche Erfahrungen habe ich auch mit anderen Pferden gemacht. Besonders hochblütige Tiere reagieren stark aufs Handy.
"Unwahrscheinlich"

Studien über die Auswirkung von Mobilfunkstrahlen auf Pferde gibt es nicht. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) hat aber untersucht, wie sich diese auf Menschen auswirken. Demnach gibt es innerhalb der Grenzwerte keine gesundheitsschädlichen Folgen. Diese Studien lassen sich auf andere Säugetiere und damit auf Pferde übertragen.
Generell können wir sagen, dass die Strahlenbelastung durch das Telefonieren wesentlich höher ist als durch Sendemasten. Trotzdem: Nutzen Sie das Handy vorsorglich so wenig wie möglich.
Vor einem Gespräch müssen Handy und Sendemast erst eine Verbindung per Funksignal herstellen. Dass Pferde dieses Signal wahrnehmen und sich dadurch gestört fühlen, halten wir für unwahrscheinlich. Andernfalls müssten sie sogar scheuen, wenn der Reiter gar nicht mit dem Handy telefoniert: Auch dann meldet sich das Mobiltelefon regelmäßig per Funk bei der nächsten Mobilfunkanlage.
"Durchaus denkbar"

Ob Pferde elektromagnetische Funksignale von Handys wahrnehmen, darüber kann man nur spekulieren. Elektromagnetische Radiowellen lassen sich beispielsweise auch mit einem Kristalldetektor, einem ganz einfachen Radio, empfangen. Der funktioniert sogar ohne Strom: Eine Antenne fängt die Radiowelle auf; eine Kristalldiode wandelt das elektromagnetische Signal wieder in hörbare Schwingungen um.
Möglich wäre, dass Metallgebiss und Speichel ähnlich wie ein Kristalldetektor funktionieren, sobald das Handy einen elektromagnetischen Impuls sendet. Der ließe sich sogar ganz einfach bei einem Pferd nachweisen, indem man es einmal mit, einmal ohne Zaumzeug dem Funksignal des Handys aussetzt.
Reagiert es beim zweiten Versuch nicht, wäre das ein erster Hinweis darauf, dass besonders sensible Pferde unter bestimmten Umständen Handy-Signale wahrnehmen können. Den Handy-Rufton beim Versuch ausstellen. Sonst könnte es sein, dass Pferde in Wirklichkeit auf diesen reagieren.