EquiArt, ein Aktivstall für Pferde, ist eine anspruchsvolle Reitschule mit artgerechter Hengsthaltung. Und Wallache kommen auf der Anlage ganz schön ins Laufen.
EquiArt, ein Aktivstall für Pferde, ist eine anspruchsvolle Reitschule mit artgerechter Hengsthaltung. Und Wallache kommen auf der Anlage ganz schön ins Laufen.
Hat Wallach Sunny nach der Portion Heu Durst, macht er einen kleinen Verdauungsspaziergang. Wenn ihm danach ist, schaut er anschließend bei Ed und Linus am Waldrand vorbei, steuert einmal durch den Wassergraben oder sucht die offene Wiese, um sich ein paar Grashalme zu gönnen. Bei EquiArt fühlen sich Wallache und Hengste rundum wohl. Das zeigt Corinna Hengefeld, Betreiberin des Reitstalls, als CAVALLO den Hof am Rand von Düsseldorf besucht. Ihr Stallkonzept: eine anspruchsvolle Reitschule mit artgerechter Hengsthaltung. Das I-Tüpfelchen ist der Paddock-Trail, ein Abenteuer-Spielplatz für Pferdejungs.
Angefangen hat alles mit Connemara-Wallach Sunshine Malachy. Als er in der Ausbildung Anlehnungsprobleme entwickelte, suchte Corinna Hengefeld Hilfe. Sie probierte es sowohl mit Western- als auch mit FN-Trainern, doch das Problem wurde immer schlimmer. Schließlich fing der Wallach sogar an, bei Druck in die Luft zu gehen und zu steigen. Lösungen bot ihr erst eine Trainerin, die nach Philippe Karl arbeitet. Mit ihr besuchte Corinna Hegefeld fortan auch Kurse – und war so begeistert, dass sie zunächst überlegte, eine Légèreté-Ausbildung zu absolvieren. „Doch je mehr ich mich mit dem System beschäftigt habe, umso mehr merkte ich, dass mir hier manches zu festgelegt schien“, meint sie rückblickend.
So ging die Suche nach dem richtigen Weg für sie und ihr Pferd weiter. Nach dem Abitur reiste Corinna Hengefeld schließlich nach Wales, um dort bei Janine Pendlebury Lee zu reiten. Die züchtet Lusitanos und führt ein Gestüt mit etwa 100 Pferden. Corinna Hengefeld schwärmt von der Zeit bei der Züchterin: „Sie hat mich richtig gefördert und mir schließlich eine Empfehlung geschrieben. Damit konnte ich mich bei ihrem Trainer bewerben: Luis Valença.“ Als Halbportugiesin spricht Corinna Hengefeld fließend portugiesisch und bekommt eine Chance bei dem portugiesischen Reitmeister.
Corinna Hengefeld zieht mit Sack und Pack nach Portugal. Knapp zwei Jahre verbringt sie bei Luis Valença. Sie arbeitet im Stall, lernt von dem Trainer und den Pferden. „Es war eine tolle Zeit. Eigentlich wollte ich auswandern“, gesteht sie. Der Transporter für das Connemara-Pony war schon gebucht. Allerdings erkrankte Valença und übergab den Betrieb an seine Töchter. „Das war dann nicht mehr die Reiterei, hinter der ich stehe.“
Sie sagt den Umzug ab und beginnt in Holland ein Pferdemanagement-Studium. Nebenbei gibt sie Reitunterricht – und ist schon nach zwei Monaten ausgebucht. Sie bricht das Studium ab, meldet ein Kleingewerbe an. „Was ich aus dem Ausland mitgenommen habe, ist die Idee, eine Reitschule aufzumachen, wo Reiter auf hochausgebildeten Pferden das Reiten lernen.“
Und diese Idee vom eigenen Betrieb wächst, je länger sie als mobile Reitlehrerin unterwegs ist. Nun beginnt sie auch vermehrt, ihre eigenen Pferde zur Verfügung zu stellen. Das kommt gut an. Gemeinsam mit ihren Eltern beschließt sie, ihr Konzept umzusetzen. Die drei suchen einen Stall und werden schließlich in Düsseldorf fündig.
Seitdem gibt Corinna Hengefeld auf der gepachteten Anlage Unterricht. Ihre Pferde sind alle bis Grand Prix ausgebildet, fein zu reiten und darauf trainiert, vom Boden aus Lektionen auszuführen. So kann Corinna Hengefeld ihren Schülern vermitteln, wie sich Bewegungsabläufe im Sattel anfühlen, während sie die Hilfen von unten gibt.
Reitunterricht ist allerdings nur ein Teil des Konzepts. Weil sie aus eigener Erfahrung weiß, wie schwer es ist, einen Stall zu finden, in dem Hengste artgerecht gehalten werden, hat sich Corinna Hengefeld auf ihrer Anlage auf Hengste und Wallache spezialisiert. Stuten nimmt sie nicht auf, damit sich die Pferde besser entspannen und konzentrieren können. Die Hengste kommen täglich raus und können sich frei auf Paddocks bewegen. Für die Wallache hat sich Corinna Hengefeld von verschiedenen Offenstall-Konzepten inspirieren lassen. So entstand die Idee vom Paddock-Trail.
Hier werden gezielt Bewegungsanreize geschaffen. „Die meisten Krankheiten entstehen durch zu viel Weidegras“, erklärt die Stallbetreiberin, warum es bei ihr keine 24-Stunden-Weidehaltung gibt. Dafür gibt’s reichlich gutes Heu: „Wir füttern rund um die Uhr hochwertiges Eifelheu aus Netzen.“ Weil sich die Pferde aber nicht bewegen würden, wenn die Heunetze einfach im Paddock hängen, erstreckt sich der Paddock-Trail mit seinen Stationen insgesamt über knapp vier Hektar, also etwa 40 000 Quadratmeter.
Auf etwa 1,5 Kilometern Länge verlaufen ein Haupt- und vier Nebentrails – was die Pferde wunderbar in Bewegung hält. Die Wasserstelle ist der am weitesten von den Fressplätzen entfernte Punkt. Das sorgt für ein ständiges Kommen und Gehen in der Herde: Vertreibt ein ranghöheres Tier ein rangniederes, marschiert dieses einfach weiter zum nächsten Fressplatz. Ein natürlicher Unterstand am Waldrand und breite Wege von etwa fünf bis sieben, an Fress- und Wasserstellen sogar 13 Metern, sorgen für Ruhe. Es gibt keine Ecken, in die ein Pferd gedrängt werden kann. Und weil sich alle Pferde aus dem Weg gehen können, entstehen erst gar keine Rangeleien. Abends kommen alle Tiere in ihre Boxen, von denen viele mit Paddock ausgestattet sind. Der Trail ist nämlich nur tagsüber geöffnet. Das ist Corinna Hengefeld wichtig, damit sie eventuelle Verletzungen oder Erkrankungen rechtzeitig sieht.
Corinna Hengefeld nimmt maximal 22 Pferde auf, obschon auf der Anlage 33 Boxen zur Verfügung stehen. Die Trainerin möchte sich jedoch für jedes Pferd ausreichend Zeit nehmen können. Die übrigen Boxen sind für die Pferde von externen Seminar-Besuchern reserviert. Eingestreut werden ausschließlich Späne. Corinna Hengefeld ist überzeugt: „Das ist hygienischer als Stroh und geeignet für Allergiker.“ Das Bio-Heu für die Tiere stammt immer von denselben Wiesen. „So können wir sicher stellen, dass die Pferde die richtigen Mineralien bekommen. Das wird extra ausgerechnet“, erklärt die Stallbetreiberin. Ihre Hengste, die voll im Training stehen, brauchen kaum zusätzliches Getreide. Gutes Raufutter ist für Corinna Hengefeld die Grundlage artgerechter Pferdefütterung.
Equi-Art Reitkunst GmbH
Corinna Hengefeld
Gut Rothenhof
40629 Düsseldorf
www.equi-art.eu
Monatspreis inkl. Rau- und Kraftfutter: ab 395 Euro
Haltung: Pensionsstall mit 22 Boxen, davon 2 Offfenstallboxen und 9 Boxen mit Paddocks, Hengst-Ausläufe, Weide, täglicher Auslauf im Paddock-Trail für Wallache
Anlage: Reithalle (20 x 40 m), Roundpen (18 Meter), Außenreitplatz (30 x 70 m), Solarium
Freie Plätze: auf Anfrage
Ein Video zum Thema finden Sie hier: www.cavallo.de/stallscout