Erstes eigenes Pferd: Experten-Tipps zum Pferdekauf
So finden Sie das passende Pferd oder Pony

Ein eigenes Pferd steht auf der Wunschliste vieler Mädchen und Jungen ganz oben. Doch welches Pferd oder Pony passt am besten zum Nachwuchs? Unsere Profis geben zehn wichtige Tipps, worauf Eltern bei der Auswahl achten sollten.

CAV Edelbluthaflinger
Foto: www.kullagulla.de

Welche Pferderasse passt?

CAV Edelbluthaflinger
www.kullagulla.de

Shetty, Haflinger oder Connemara-Pony: Wie wichtig ist die Rasse für die Wahl des richtigen Pferds? Jedes Kind hat eine Lieblingspferderasse. Trotzdem sollten Sie sich bei der Auswahl nicht ausschließlich vom Faible Ihres Nachwuchses leiten lassen. Lassen Sie sich nicht täuschen: Ein Shetty kann noch so knuffig aussehen, aber möglicherweise schwierig zu reiten sein. Viel wichtiger als die Rasse ist daher der Charakter des Tiers und dass es gut ausgebildet ist.

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Das richtige Pferdealter

Ältere Ponys sind meist gelassener, erfahrener und somit bestens für den Reiternachwuchs geeignet. Junge Reiter gehören auf erfahrene Pferde. Und die sind gewöhnlich älter. "Daher rate ich, kein Pony unter sechs Jahren zu kaufen", sagt Hendrik Falk. "Jungen Tieren fehlt die nötige Ausbildung und Gelassenheit, um Kinder sicher auf dem Rücken zu tragen." Bedenkt man, dass die meisten Ponys bis ins hohe Alter topfit sind, relativiert sich das Geburtsjahr sowieso. "Besser ist es, wenn das Pferd zwischen sechs und 15 Jahre alt ist", meint Hendrik Falk. Dann sind die Tiere auch aus den Flegeljahren raus.

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Welches Stockmaß passt?

Kind und Pony müssen harmonisch zueinander passen. Für Turniere gibt es Stockmaß-Vorschriften. Ponys sind für den Nachwuchs besser geeignet als große Pferde. Das liegt nicht nur an den Größenverhältnissen: Kinder können ein im Rücken schwingendes Warmblut oft nicht aussitzen. Will der Nachwuchs an Pony-Turnieren teilnehmen, darf das ausgewachsene Tier das zugelassene Höchstmaß von 1,48 Metern Widerristhöhe nicht überschreiten. Bedenken Sie auch: Ist das Pony sehr klein gewachsen, ist Ihr Kind in ein paar Jahren zu groß für das Tier. Gibt es dann jemanden, der das Pferdchen übernehmen kann?

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Wallach, Stute oder Hengst?

Wallache sind für Kinder ideal, Stuten können zickig sein. Hände weg von Hengsten. Wallache eignen sich ideal für junge Reitanfänger. Stuten sind auch super, können aber schwieriger im Umgang sein, wenn sie rossig sind. "Hengste gehören nur in die Hände von fortgeschrittenen Reitern, nicht in die von Kindern", findet Hendrik Falk.

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Welchen Charakter hat das Pferd?

Ein Lausbub unterm Sattel ist nicht witzig. Richtig Spaß machen brave und nervenstarke Ponys. Ein gutmütiges und cooles Pony im Umgang wie unterm Sattel ist ein absolutes Muss. Beim Putzen sollte es nicht die Ohren anlegen, beißen oder treten. Beim Reiten darf es nicht durchgehen, bocken oder steigen. "Da Kinder noch wenig Erfahrung haben, kann viel Unvorhergesehenes passieren", warnt Martina Kratzer. Deshalb brauchen gerade unerfahrene Kinder ein zuverlässiges Lehrpferd, das auch die Fehler des Reiters ausgleichen kann – und keinen Lausbub.

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Rittigkeits-Check

Erst sollten die Eltern oder der Trainer auf den Pferderücken, danach darf der Nachwuchs testen. Wenn möglich, sollten Sie oder der Reitlehrer Ihres Kindes das Pony als erstes unterm Sattel testen. Schließlich weiß man nicht, wie sich das Tier beim Reiten verhält. Danach ist der Nachwuchs dran: Schon während der ersten Schrittrunde sollte Ihr Kind ausprobieren, wie das Pony auf Schenkel-, Gewichts- und Zügelhilfen reagiert. "Bei einem neuen Handy drückt man schließlich auch sofort alle Knöpfe", sagt Hendrik Falk. "Aus dem Schritt halten oder antraben sind gute erste Lektionen." Eltern und Trainer können dabei beobachten, ob sich das Kind auf dem Pferd wohlfühlt. Während des Proberitts sollten die Erwachsenen nicht ständig eingreifen, um ihren ersten Eindruck und den des Kinds nicht zu verzerren.

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Ankaufsuntersuchung

Gehen Sie auf Nummer sicher, und lassen Sie das Pony vor dem Kauf von einem Doc untersuchen. Beim ersten Besuch sollten Sie das Pony genau unter die Lupe nehmen. Sieht es gesund aus? Glänzt das Fell, und ist es gut genährt? Streichen Sie das Tier mit den Händen ab. Lässt sich das Pony überall anfassen? Zieht es das Bein weg, wenn Sie es berühren? All das gibt Ihnen erste Hinweise auf den Gesundheitszustand. Gefällt Ihnen das Pony, sollten Sie es vor dem Kauf vom Tierarzt Ihres Vertrauens gründlich untersuchen lassen.

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Pferdekauf

Sparen Sie nicht am falschen Ende: Fitte und gut ausgebildete Ponys gibt‘s nicht zum Billig-Tarif. Wer ein Pony für sein Kind kaufen möchte, sollte auf keinen Fall nur auf den Preis achten. Junge Tiere sind meist günstig, aber für Kinder ungeeignet. Gut ausgebildete, artige und gesunde Ponys kosten mehr. "Die weitläufige Meinung, dass Ponys klein sind und deshalb auch weniger kosten als ein großes Pferd, ist Blödsinn", sagt Kerstin Kremser. Denn gerade ein Tier, dem man sein Kind anvertrauen möchte, sollte eine gute, lange und faire Ausbildung genossen haben. Das kostet Zeit und Geld – genau wie bei den großen Verwandten.

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Welche Disziplinen beherrscht das Pferd?

Sportponys gehören nur in die Hände von Kindern, die im Sattel schon viel Erfahrung haben. Hat Ihr Kind neben der Liebe zu Pferden auch sportliche Ambitionen, ist es talentiert und zielstrebig, sind erfahrene Sportponys oder gut ausgebildete Haflinger die idealen Partner. "Solch ein Pferd sollte man seinem Kind aber nur schenken, wenn es über die nötigen reiterlichen Erfahrungen verfügt und eventuell schon Erfolge eingeheimst hat", rät Martina Kratzer."„Aus Erfahrung weiß ich: Der Kauf eines teuren Sportcracks bewährt sich oft nicht, weil viele Kinder damit überfordert sind und die Ponys nicht bedienen können." Ist das Tier sehr teuer, werden Sie sicherlich auch viel von dem Pferd und Ihrem Kind erwarten. Dabei kann sich ein immenser Druck aufbauen, den der Nachwuchs spürt. Möglicherweise geht dadurch die spielerische Leichtigkeit beim Reiten verloren. Schlimmstenfalls bleibt die Beziehung zum Pony auf der Strecke.

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Welcher Reitlehrer passt zu mir?

Bitten Sie den Reitlehrer Ihres Kindes um Rat, und nehmen Sie ihn zum Proberitt mit. Damit Sie bei der Auswahl des neuen Familienmitglieds keinen Fehlgriff landen, sollten Sie sich fachlich beraten lassen. Erste Tipps gibt‘s beim zuständigen Zuchtverband oder bei der Interessengemeinschaft einer Ponyrasse. Der beste Berater ist jedoch der Trainer des Kindes. Der Reitlehrer kennt den Nachwuchs schließlich, weiß, wie talentiert ein Kind ist und was für ein Pony am besten zu ihm passt. Beim Ausprobieren sollte der Ausbilder daher nicht fehlen.

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4 / 2023

Erscheinungsdatum 15.03.2023

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