Ein Futterexperiment des Schweizer Nationalgestüts von Agroscope in Zusammenarbeit mit Universität Neuenburg zeigt, dass koppende Pferde komplexe Lernaufgaben gut lösen können. Die Tiere merkten sich zunächst, hinter welchem Symbol (Weiß oder Schwarz) es Futter gab. Und sie dachten um, wenn die Farben vertauscht wurden, das Futter also hinter einer anderen Klappe lag.
Alle Pferde, ob Kopper oder nicht, konnten die Lernaufgaben der Wissenschaftler lösen. Auch hinsichtlich Puls oder bei der Variabilität der Herzfrequenz gab es keine Unterschiede. „Wir konnten keine Lernschwierigkeiten feststellen, was uns erstaunt hat. Der entscheidende Unterschied unserer Untersuchung im Vergleich zu früheren Studien anderer Forschenden ist, dass wir die Pferde koppen ließen, wenn sie das Bedürfnis dazu hatten“, resümierte Sabrina Briefer, Leiterin der Studie.
Bereits in einer früheren Studie des Schweizer Nationalgestüts entdeckte Briefer, dass koppende Pferde stressempfindlicher sind und Koppen für sie eine Strategie darstellt, um Stress abzubauen. Wird das Koppen unterdrückt, können sich die Pferde schlechter konzentrieren und haben Stress.
Koppen ist wie eine Sucht
Koppen gehört zu den stereotypes Verhaltensstörungen. Koppen brennt sich ins Hirn ein, verändert die Gehirnchemie und beruhigende Botenstoffe werden freigesetzt. Daher kommen Pferde nicht mehr von ihren Zwängen los. Sie gieren nach Hormonen. Wissenschaftler sind sich inzwischen sicher, dass bestimmte Pferde anfällig für solche Psychomacken sind. Dr. Jeannine Berger, Verhaltensforscherin an der amerikanischen University of California stellte in der Vergangenheit fest, dass die Vorfahren solcher Pferde ebenfalls schlecht mit Umwelteinflüssen zurechtkamen. Die Vorbehalte vieler Reiter, ihr Pferd würde etwa durch einen koppenden Boxennachbarn selbst zum Kopper, sind unbegründet. Weil die Anlage zur Stereotypie vererbt wird, ist sie nicht ansteckend. Sie tritt nur bei anfälligen Pferden auf.