GHP: Die 10 besten Übungen zur Gelassenheitsprüfung
Gerittene GHP - Stressfrei im Sattel

Bei der Gerittenen GHP stellt der Reiter das Pferd an der Hand vor und absolviert dann im Sattel im Schritt zehn Aufgaben in einer vom Veranstalter festgelegten Reihenfolge. Er soll feinfühlig und kaum sichtbar auf das Pferd einwirken. Mit etwas Geduld im Training fassen die Pferde Vertrauen und bleiben dabei ruhig.

CAV GHP
Foto: Rädlein

Bei der Gerittenen GHP darf eine Aufgabe darf maximal dreimal angeritten werden, bevor die nächste begonnen wird. Nach der zweiten nicht absolvierten Aufgabe wird das Paar ausgeschlossen. Mindestens eine halbe Stunde vor der Prüfung oder auch in den vom Veranstalter festgelegten Pausen können die Teilnehmer den Parcours zu Fuß ohne Pferd besichtigen. Die Hilfe dritter Personen bei der Absolvierung der Aufgaben ist nicht erlaubt.

Unsere Highlights

Die Höchstzeit pro Teilnehmerpaar für die Bewältigung des Parcours beträgt sechs Minuten. Beim „Vorstellen“ an der Hand wird der äußerliche Zustand der Pferde überprüft, außerdem die Reinheit der Gänge der/die Richter/Prüfer kann/können taktunreine oder in schlechter gesundheitlicher Verfassung befindliche Pferde jederzeit von der Teilnahme ausschließen.

Pflichtaufgaben der Geführten und Gerittenen GHP:
· Vorstellen an der Hand
· aufsteigende Luftballons hinter Hecke
· Klapperkarre oder Rappelsack
· Regenschirm
· Rückwärtsrichten oder Rückwärtsrichten-L
· Sprühflasche

Aufgaben-Pool der Geführten und Gerittenen GHP:
· Bälle aus Hecke
· Plane oder Wasserplane
· Brücke
· Stangenfächer
· Flatterbandvorhang
· Stangenkreuz/Knisterpassage
· geöffnete Tonne
· Stillstehen

Nur für geführte GHP: Nur für Gerittene GHPs:
· Hufe wässern
· Regenmantel
· Plane über Rücken
· Startklar

Hinweis: Reizauslösende Aufgaben müssen so zum Pferdeführer stehen, dass das Pferd bei einer Reaktion vom Pferdeführer weg ausweicht.

Bewertung bei der Gerittenen GHP:
Ein Pferd gilt als gelassen, wenn es während der gesamten Prüfung unter seinem Reiter ruhig, aber fleißig und gleichmäßig zum Schreiten kommt. Es muss willig auf die Reiterhilfen reagieren und vorsichtig, aber couragiert und aufmerksam sein. Der Reiter sollte so minimale Hilfen wie möglich und nötig geben. Das Pferd darf durchaus natürliche Reaktionen wie zum Beispiel Ohrenspiel oder kurzes Stocken zeigen, wenn es danach die Aufgaben gelassen absolviert.

Auch hier entscheidet über die Gesamtnote die gesamte Leistung eines Teilnehmer-Paares. Bewertet werden die Bereitschaft des Pferdes zur Mitarbeit, die vertrauensvolle Verständigung zwischen Reiter und Pferd sowie die feine Einwirkung des Reiters bei der Absolvierung der Aufgaben.
Der/die Richter/Prüfer fällt/fällen ein Gesamturteil und vergeben eine Note von 1 bis 6. Bei einer nicht erfüllten Aufgabe kann die Endnote höchstens 5 (= mangelhaft) ergeben. Drei nicht erfüllte Aufgaben führen zum Ausschluss von Reiter und Pferd.

Für die Gerittene GHP gelten folg ende Noten:
1 = Sehr gut Absolut gelassenes und fleißig schreitendes Pferd. Sehr gefühlvoller Reiter
gibt meist unsichtbare Hilfen.

2 = Gut Pferd, das vereinzelt winzige Spannungen zeigt, jedoch gelassen weiter schreitet.
Reiter wirkt mit leichten Hilfen ein.

3 = Befriedigend Das Pferd zeigt teilweise Spannungen und schreitet nicht immer ruhig Reiter
gibt deutliche Hilfen.

4 = Ausreichend Deutliche Spannungen, kein gelassenes Schreiten, Pferd ist teilweise widersetzlich. Reiter wirkt mehrmals mit deutlich erkennbaren Hilfen auf sein
Pferd ein.

5 = Mangelhaft Ständig verspanntes Pferd, das vor mehreren Aufgaben erschrickt. Mehrere
Aufgaben werden nicht beim ersten Versuch absolviert. Deutliche Hilfengebung
des Reiters, die vom Pferd nicht angenommen werden.

6 = Ungenügend Pferd ist dauerhaft widersetzlich.

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Das Aufsteigen und Vorstellen

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Kuczka
Wer sich so von unten aufs Pferd hangelt, verdreht ihm die Wirbel und verzieht den Sattel.

Vor das Reiten haben die Götter das Aufsteigen gesetzt. Dieser scheinbar so banale Akt sorgt in der Praxis für Ärger und Erheiterung: Die Pferde stehen nicht still, der Reiter hüpft mit einem Fuß im Steigbügel hinterher, manche Tiere drehen sich wie Kreisel, und so mancher stürzt beim Hochhieversuch samt rutschendem Sattel ab.

Was nutzen die schönsten Galoppwechsel, wenn solche Grundlagen bei Pferd und Reiter nicht sitzen? Um das zu ändern, gibt es seit Anfang dieses Jahres die Gerittene Gelassenheitsprüfung, eine Weiterentwicklung der geführten GHP.

Auch diese Prüfung wurde von CAVALLO zusammen mit der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) entwickelt, um mehr Sicherheit und bessere Horsemanship beim Reiten zu erreichen.

Die Prüfung beginnt mit einem kurzen Vorstellen des Pferds vom Boden aus. Es folgt ein kurzes Vortraben an der Hand (bei Gangpferden ist auch Tölt oder Walk erlaubt), bei dem die Richter auf mögliche Lahmheiten achten. Dann muß der Mensch aufs Pferd. Diese erste Aufgabe prüft, ob Sie per pferdefreundlicher Aufstieghilfe von links auf Ihr gelassen stillstehendes Pferd kommen.

Im Idealfall sieht das so aus: Das Pferd wird mit heruntergelassenen Bügeln neben die Aufsitzhilfe geführt und steht still, bis der Reiter im Sattel sitzt und das Kommando zum Antreten gibt. Negativ bewerten die Richter ein unruhiges Pferd, das nicht stillsteht, vor der Aufsitzhilfe Angst hat oder immer wieder um sie herumkreist.

Die Aufsitzhilfe schont das Pferd. Steigt der Reiter vom Boden auf, hängt er mit seinem Gewicht seitlich am Pferd und bringt es aus der Balance. Gleichzeitig dreht sich der Sattel dadurch um den Schwerpunkt des Pferds und verdreht dessen Wirbel. Das tut dem Pferd weh und kann im Rücken zu Blockaden oder Lahmheiten führen.

Der Übeltäter ist die Hebelwirkung: Der Hebel reicht vom Schwerpunkt des Reiters in Bauchnabelhöhe zum Schwerpunkt des Pferds (etwa 30 Zentimeter unter der Wirbelsäule). Je weiter der Reiterschwerpunkt von dem des Pferds entfernt ist, desto länger wird der Hebel, der dem Pferd die Wirbel verdreht.

Steht der Reiter auf einer Aufsitzhilfe, ist sein Bauchnabel etwa auf Höhe des Pferdeschwerpunkts. Steigt er auf, verdreht er die Wirbel des Pferds deutlich weniger. Je näher der Reiter am Pferd steht, und je weniger Schwung er nimmt, desto geringer ist die Hebelwirkung.

Das funktioniert freilich nur, wenn das Pferd in jeder Situation bombensicher stillsteht. Das kann mal in der Reithalle sein, wo man sich vom Hocker in den Sattel schwingt. Es ist aber auch im Gelände unerläßlich, wenn man nach einer Rittpause von einem Stein oder Baumstumpf zurück aufs Pferd will. Um das zu trainieren, üben Sie mit ständig wechselnden Aufsitzhilfen im Alltag: Nehmen Sie mal einen grünen Hocker, dann einen gelben Stuhl, sitzen Sie mal von der Mauer, mal von einer Kiste, mal von rechts und mal von links auf. Wechseln Sie die Orte. Steigen Sie während eines Ausritts ab und von einem Baumstamm wieder auf. Bevor Sie sich an verschiedene Aufsitzhilfen wagen, muß Ihr Pferd gelernt haben, am gewohnten Hocker ruhigzustehen und zu warten, bis Sie oben sitzen.

Bringen Sie ihm vom Boden aus bei, daß es auf „Steh“ stehenbleibt – überall und egal in welcher Situation. Will es sich bewegen, korrigieren Sie sofort und dirigieren es wieder an den ursprünglichen Platz zurück. Loben Sie, wenn es brav steht. Klappt das, können Sie als nächstes einen Hocker daneben und sich drauf stellen – und das Pferd jedesmal zurückschieben, wenn es sich bewegen will.

Damit Sie nicht bei jedem Schritt des Pferds vom Hocker fallen, können Sie ihm beibringen, sich in die richtige Position dirigieren zu lassen. Dazu muß es die Vor- und Hinterhandwendung vom Boden aus beherrschen; und zwar auch auf Sie zu, nicht nur von Ihnen weg. Eine gute Vorbereitung sind Schenkelweichen und Schulterherein, bei denen das Pferd lernt, zu weichen und seitlich auf Sie zuzukommen. Dazu legen Sie die Gerte diagonal über den Rücken und geben die Hilfe dort, wo sonst der Schenkel liegt.

Klappt das Seitwärtsgehen auf Sie zu, können Sie nach dem gleichen Prinzip versuchen, die Hinterhand und später die Vorhand auf sich zuzubewegen. Schließlich können Sie sich dazu auch auf die Aufsitzhilfe stellen und mit der Gerte die gleiche Stelle antippen wie von unten. Später lassen Sie die Gerte weg – sie ist in der GHP ohnehin nicht erlaubt – und deuten nur noch mit der Hand an die Stelle.

Stellt sich Ihr Pferd auf Kommando an die Aufsitzhilfe und läßt sich dort auch hindirigieren, wenn es vorher falsch geparkt hat, üben Sie an jedem denkbaren Ort weiter. Läßt sich Ihr Pferd so leicht an Aufsitzhilfen führen wie an die Futterschüssel, haben Sie Ihr Ziel erreicht: Ihr Pferd wird Sie in der GHP nicht einsam auf dem Hocker stehen lassen.

Bedachte Fußfolge im Stangenkreuz

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Senkhorst-Wulf
Volltreffer: Das Pony visiert zielsicher die beiden Kreuzungen an.

Wenn Ihr Pferd Sie perfekt zu Kreuze trägt, haben Sie den zweiten Schritt der Gerittenen GHP geschafft: Ihr Pferd muß flüssig und stolperfrei diagonal über ein Stangenkreuz schreiten. Das ist Bestandteil der neuen Prüfung, die CAVALLO zusammen mit der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) entwickelte, um die Gelassenheit unter dem Sattel zu beurteilen.

Nach dem Aufsteigen per Aufstieghilfe muß Ihr Pferd erst einmal Taktgefühl beweisen: Sie gehen einige Pferdelängen Schritt und traben exakt an der ersten Markierung an (Gangpferde dürfen auch tölten oder walken). Je nach Länge der Bahn oder Halle parieren Sie nach etwa 20 bis 30 Metern an der zweiten Markierung durch.

Das üben Sie zuhause so: Stellen Sie zwei Hütchen oder Hindernisständer im Abstand von 20 bis 30 Metern auf die Mittellinie der Bahn. Ohne Anlehnung an die Bande fällt es dem Pferd schwerer, geradeaus zu traben. Es muß
trotzdem sofort auf Ihre Hilfe hin antraben und genauso exakt durchparieren. Die kurze Trabstrecke zeigt den Richtern bereits, ob Ihr Pferd aufmerksam auf Ihre Hilfen hört und taktklar geht – was nur klappt, wenn es gelassen ist, statt verspannt und unkonzentriert zu hibbeln. Lahmt das Pferd oder gehorcht es nicht, werden Pferd und Reiter disqualifiziert. Die volle Punktzahl gibt es für ein fleißiges Pferd, das sich mit fast unsichtbaren Hilfen locker antraben und durchparieren läßt.

Klappt alles, geht’s weiter zum Stangenkreuz. Vier Stangen bilden ein Quadrat, über das Pferd und Reiter diagonal schreiten müssen. Achten Sie von Anfang an darauf, daß Ihr Pferd ruhig läuft, weder hastig voranstürmt noch übertrieben die Beine hochreißt. Springen ist nicht erlaubt – auch wenn Springpferde das oft nicht einsehen wollen. „Springpferde haben bei Bodenhindernissen oft Probleme, sie im Schritt zu bewältigen. Aber auch sie müssen lernen, Schritt für Schritt übers Kreuz zu gehen“, erklärt Pferdetrainerin und Connemara-Züchterin Marlit Hoffmann aus Daubhausen in Hessen.

Dazu gehen Sie vor wie bei jedem anderen Pferd: Legen Sie erst einmal nur eine Stange auf den Boden. Reiten Sie darauf zu und halten direkt vor der Stange. Zählen Sie bis 10, ohne daß Ihr Pferd zappelt. Dann lassen Sie es das erste Vorderbein über die Stange setzen, halten wieder an und zählen nochmal bis 10. Jetzt schicken Sie das zweite Bein über die Stange. So bugsieren Sie alle Beine einzeln über die Stange, und Ihr Pferd begreift, daß es nicht springen soll.

Auch Pferde, die das Stangenkreuz schnell hinter sich bringen wollen, bremsen Sie Schritt für Schritt. Das kann bei einem Dressurpferd schwierig sein, wenn es sich automatisch geschlossen aufstellen will. Lassen Sie in diesem Fall beide Vorderbeine über die Stange treten, ehe Sie anhalten – so steht das Pferd mit den Vorderbeinen auf der einen, mit den Hinterbeinen noch auf der anderen Seite. Es steht geschlossen, hetzt aber trotzdem nicht über die Stangen. Wenn Sie flüssig über die Stange reiten können, ohne daß Ihr Pferd stürmt oder stockt, legen Sie ein Kreuz – erst mit zwei Stangen, später mit vier. Ordnen Sie die Stangen so an, daß immer ein Ende am Boden liegt, das andere auf der jeweils nächsten Stange. So kann nichts wegrollen, selbst wenn das Pferd versehentlich dagegen stößt.

Zögert oder stoppt Ihr Pferd vor dem kompletten Kreuz, reduzieren Sie die
Stangen wieder auf zwei. „Reiten Sie im Zirkel um das einfache Kreuz herum, verkleinern Sie bei jeder Runde den Zirkel, bis er so klein wird, daß das Pferd über die äußeren Stangenenden drüber muß“, erklärt Marlit Hoffmann. Nachdem Sie mal näher, mal weiter weg vom Kreuz über die Stangen geritten sind, steuern Sie direkt aufs Kreuz zu – mittig und kerzengerade.

„Die meisten Reiter peilen zwar das Kreuz an, verschätzen sich aber, reiten Schlangenlinien und verfehlen die Kreuzmitte knapp“, so Hoffmann. Damit erschweren sie dem Pferd die Aufgabe nur: Es muß einen viel größeren oder zwei kleinere Schritte machen. Im Training rät Marlit Hoffmann deshalb anfangs zur Spurrille. „Ziehen Sie mit dem Fuß eine Linie in den Sand, die gerade zum Kreuz führt. Dann treffen Sie leichter die Mitte.“ Alternativ können Sie aus mehreren Hütchen oder Gummieimern eine Gasse bilden, die genau zur Mitte des Kreuzes führt. „Nehmen Sie aber bitte keine Putzeimer. Die splittern, wenn ein Pferd drauftritt“, warnt Hoffmann. „Robuster sind Maurereimer mit einem hohen Gummianteil. Entfernen Sie außerdem die Henkel, damit kein Pferdefuß drin hängenbleibt.“

Wenn Sie ein Gefühl für das mittige Anreiten entwickelt haben, können Sie die Hilfslinien nach und nach abbauen. Dann gibt es immer noch zwei Tips, die Ihnen beim Treffen helfen: Reiten Sie mindestens eine Pferdelänge vor dem Kreuz genau geradeaus. Und gucken Sie dabei vor allem geradeaus. Dann treffen auch Sie die goldene Mitte.

Tonnen, Engpässe und mehr

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Kuczka
Achtung Tonne: Ausgiebig anschauen und beschnuppern!

Für den Ausritt müssen Pferde heute zivilisationsfest sein: An Zäunen flattern Zettel, vor Garagen parken Mülltonnen, im Wald huschen Radfahrer haarscharf an der Hinterhand vorbei. Damit Ihr Pferd hier nicht die Flatter macht, härten Sie es mit einer Flatterband-/Müllpassage ab – die dritte Aufgabe der Gerittenen
Gelassenheitspüfung
. Dabei geht das Pferd durch eine enge Gasse. Rechts stehen möglichst bunte Mülltonnen und Müllsäcke, links rascheln rot-weiße Absperrbänder an einer Leine.

Bevor Sie Ihr Pferd mutig hindurchmanövrieren, zerlegen Sie die Aufgabe in drei Elemente, die Sie einzeln üben: Mülltonne und/oder Müllsack, Flatterband, Gasse. Zunächst reiten Sie an einer Mülltonne vorbei. Das Pferd darf sie in aller Ruhe anschauen und beschnuppern, bis sie ihm geheuer ist. In gleicher Weise üben Sie mit Müllsäcken. Passiert Ihr Pferd eine ganze Reihe voller Müll und Plunder ohne zu scheuen oder skeptisch zu schielen, bauen Sie den Müll ab und die Flatterstrecke auf: Zwischen zwei Hindernisständern wird eine Schnur gespannt, an der Sie Bänder befestigen.

„Entschärfen Sie das Ganze zuerst, indem Sie einige Bänder weniger dranhängen. So kann das Pferd durchgucken“, rät Pferdetrainerin Kerstin Diacont. Erschrickt das Pferd gleich am Anfang, haben Sie es danach viel schwerer, also besser harmlos anfangen und langsam steigern. Nach und nach hängen Sie mehr Bänder auf, am Ende lassen Sie einen Helfer am Flatterband wackeln. „Lassen Sie das Pferd ruhig gucken. Sobald es sich die Hindernisse anschaut, sind sie schon nicht mehr so bedrohlich“, empfiehlt Diacont. Das Guckige legt sich, sobald das Pferd mit allem vertraut ist.

Dann kommt der nächste Schritt: Bauen Sie eine Gasse aus vertrauten Gegenständen – etwa Hindernisständer mit Stangen, Stroh- oder Heuballen. Die Gasse dürfen Sie anfangs nicht zu eng stellen. Bevor Ihr Pferd klaustrophobische Anfälle bekommt, lassen Sie es zunächst durch eine breite Gasse gehen und verengen Sie allmählich, bis das Pferd ohne Spannung durchschreitet. Zum Schluß setzen Sie die drei Elemente zur Aufgabe zusammen. Das setzt voraus, daß das Pferd sich nicht beeindrucken läßt, wenn Bänder seinen Körper berühren, Säcke umfallen oder farbige Mülltonnen auftauchen. Stellen Sie rechts Mülltonnen und -säcke auf, links das Flatterband. Auch jetzt sollten Sie die Gasse zunächst weit stellen, damit sich das Pferd an die Hindernisse gewöhnt.

Erleichtern können Sie ihm das Einfädeln, indem Sie Stangen wie einen Trichter vor die Gasse legen. So wird das Pferd automatisch hineindirigiert, und Sie können sich statt aufs Zielen aufs Vorwärtstreiben konzentrieren. Je sicherer Sie durch die breite Gasse kommen, desto enger können Sie sie beim nächsten Durchlauf stellen. Traben Sie darin zum Üben auch mal durch. Das wird in der Prüfung zwar nicht verlangt, gibt aber Sicherheit und schult die Konzentration.

Klappt alles, stellen Sie Ihr Hindernis an einem anderen Ort auf. Am besten in einem anderen Stall, zumindest aber auf der Koppel, am Putzplatz oder vor dem Hoftor. Das härtet ab und nimmt der Prüfung auf fremdem Gelände den Schrecken. Was, wenn das Pferd sich strikt weigert, die Gasse zu betreten? „Kennt das Pferd Flatterbänder und Müllsäcke schon von der Geführten Gelassenheitsprüfung, sind Sie beim Reiten meist kein großes Problem mehr“, beruhigt Kerstin Diacont. „Läuft es trotz guter Vorbereitung nicht durch, müssen Sie den längeren Atem haben.“ Sie parken das Pferd konsequent vor der Gasse – so lange, bis es lieber durchgeht, als tatenlos herumzustehen.

Beim Stehen darf es natürlich weder grasen noch abwesend durch die Landschaft gucken. „Die Aufmerksamkeit muß beim Hindernis sein und sonst nirgendwo“, sagt Diacont. Also müssen Sie die Pferdenase immer wieder Richtung Gasse zupfen. Sobald das Pferd sich anderen Dingen zuwendet, müssen Sie es wieder zur Ordnung rufen. „Irgendwann wird es auch dem ausdauerndsten Pferd zu blöd, rumzustehen und Hindernisse anzuschauen. Es wird durch die Gasse gehen.“

Rennt das Pferd rückwärts, statt manierlich durch die Gasse zu gehen, rät Diacont: „Warten Sie ab, bis es aufhört, rückwärts zu laufen, und reiten Sie entschlossen wieder auf die Gasse zu.“

Falls Ihr Pferd freilich völlig panisch wird und nichts mehr geht, lassen Sie sich einfach von einem Helfer durchführen. Hören Sie beim Üben niemals mit einer Verweigerung auf. Gehen Sie lieber ein paar Schritte zurück und entschärfen die Gasse. Sobald Ihr Pferd vorwärts geht oder auch nur vorwärts zuckt, machen Sie kurz Pause – zur Belohnung für Pferd und Reiter.

Die Luftballon-Überraschung

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Rädlein
Der Heckenschreck.

Der Heckenschreck ist bunt und rund. Er liegt geduldig auf der Lauer, bis ein Pferd vorbeikommt. Dann flattert und knattert er ihm direkt vor die Nase. Die vierte Aufgabe der Gerittenen Gelassenheitsprüfung läßt Luftballons hinter Hecken steigen und symbolisiert alles, was im Gelände plötzlich aus dem Hinterhalt springt – Vögel, Hunde, Mountainbiker.

Damit Ihr Pferd dabei nicht in die Luft geht, wenden Sie am besten die Salami-Taktik an: „Scheibchen für Scheibchen gewöhnen Sie Ihr Pferd an das Schreckliche“, empfiehlt Kiki Kaltwasser, Pferdetrainerin aus Bad
Godesberg. Erst konfrontieren Sie das Pferd mit nur einem Luftballon. Lassen Sie es schnuppern, berühren Sie es damit, lassen Sie den Ballon auch mal fallen. Dann binden Sie einen zweiten Ballon dran und zeigen das Bündel dem Pferd, schütteln, rascheln, wedeln und werfen es in die Luft.

„Hat Ihr Pferd seine Scheu vor den Ballons verloren, blasen Sie einen auf und lassen ihn los. Der fegt unkontrolliert davon. Wenn das Pferd sich dabei nicht erschrickt, können Sie problemlos die GHP-Aufgabe aufbauen“, rät Kiki Kaltwasser. Die Hecke simulieren Sie mit zwei Hindernisständern und einer Hindernisstange. Über der Stange hängen zwei Decken, die bis zum Boden reichen.

Hinter die Hecke setzen Sie einen Helfer, der mit einem Luftballon bewaffnet ist. Wenn Sie sich am Boden sicherer fühlen als auf dem Pferd, führen Sie es zunächst vorbei und sitzen erst auf, wenn es ein paarmal ruhig an der Hecke vorbei ging. Beim ersten Durchgang soll der Helfer den Ballon nur hochhalten, so daß das Pferd ihn von weitem sieht. Klappt das, kann er ihn erst sachte hin und her bewegen, später schneller wedeln.

Geht das Pferd ohne zu scheuen vorbei, bindet Ihr Heckenschütze wie bei der GHP fünf bis sechs Luftballons an eine Gerte und läßt sie plötzlich hinter der Hecke vorschießen. Wenn Sie vorher alles Schritt für Schritt übten, dürfte Ihr Pferd jetzt nur kurz zucken. Mit etwas Übung verschwindet auch die letzte Nervosität, und es läuft ruhig und spurtreu weiter.

„Klappt es nicht, lassen Sie Ihr Pferd zu den Luftballons gucken. Da müssen Sie aber ein bißchen experimentieren“, erklärt Kaltwasser. „Manche Pferdetypen gucken der Gefahr lieber ins Auge, andere gucken weg. Wird Ihr Pferd zu unruhig, wenn es die Ballons anschaut, stellen Sie es mit Kopf und Hals in die andere Richtung. Achten Sie aber darauf, daß es an den Luftballons vorbeiläuft und nicht zu weit ausweicht.“

Regt Ihr Pferd sich trotzdem auf, üben Sie an den Luftballons Schenkelweichen. „Dann muß es sich auf seine Füße konzentrieren und starrt nicht nur die Ballons an.“ Klappt das ein paar Mal, können Sie versuchen, es wieder geradeaus vorbei zu reiten. „Am besten bereiten Sie es durch viele Bahnfiguren in neutraler Umgebung vor, so daß es gut an den Hilfen steht und nicht steif aus dem Stall an den Ballons vorbei muß“, rät Kaltwasser. Immer wenn es vor den Luftballons ausweicht, müssen Sie gegenhalten und mit dem Schenkel den Fluchtweg versperren.

In der Gelassenheitsprüfung kommen die Ballons immer von links. Beim Üben sollten Sie Ihr Pferd freilich in beiden Richtungen an der Hecke vorbei reiten. „Geben Sie nicht auf, bevor es nicht manierlich daran vorbei gegangen ist“, warnt Kaltwasser. Erschrickt es, schrauben Sie die Anforderung zurück und hören auf der Schwierigkeitsstufe auf, bei der es gut geklappt hat. Natürlich können Sie die Übungen auch auf mehrere Tage verteilen.

Fürchtet sich Ihr Pferd trotz behutsamer Vorbereitung immer noch vor den bunten Ballons, schicken Sie seinen Kumpel vor. Hinter einem erfahrenen Pferd geht fast jeder Hasenfuß an der Gefahrenquelle vorbei. Er wird beim ersten Mal noch gucken oder tänzeln. Bleibt der Mutige aber gelassen, wird auch der Hasenfuß begreifen, daß hinter der Hecke harmlose Luftballons warten.

Wenn alles klappt, variieren Sie Ort und Aufbau, um die gelernte Gelassenheit zu festigen. Garnieren Sie die Hecke mit andersfarbigen Decken, bauen Sie sie statt auf dem Reitplatz auf der Koppel auf. Sie können Ihren Helfer auch hinter echten Hecken, Haus-Ecken oder Bäumen verstecken. Am besten, Sie üben in alltäglichen Situationen. All dies härtet Ihr Pferd ab – gegen kläffende Hunde auf fremden Turnierplätzen, gegen Kindergewusel im Stall oder Vögel im Wald.

Williges Rückwärtsrichten

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Rädlein
Nur nicht im Rückwärtsgang weglaufen.

Ein kleiner Rückschritt kann ein Fortschritt sein, wenn er ruhig und entspannt verläuft. Dann fördert der Rückwärtsgang Balance, Aufmerksamkeit und Gehorsam des Pferds und bringt es ohne Kampf aus brenzligen Situationen, etwa wenn sich ein schmaler Weg als Sackgasse entpuppt. Anhalten, Stillstehen und Rückwärtsrichten ist daher eine Übung der Gerittenen Gelassenheitsprüfung für Sport- und Freizeitpferde. Für die Bestnote 1 müssen Sie Ihr Pferd in eine 2,5 Meter lange Gasse hineinreiten, sanft anhalten und kurz stehenbleiben. Danach sollen Sie rückwärts wieder heraus.

Das Pferd soll dabei ruhig Schritt für Schritt rückwärtstreten, ohne Kopfschlagen und ohne die Markierung zu übertreten. Dann halten Sie erneut an, lassen Ihr Pferd kurz stehen und wenden ab zur nächsten Aufgabe. „Rückwärtsgehen ist für ein Pferd immer unangenehm. In der Herde weicht es allenfalls vor seinem Chef zurück, manchmal beim Kampf kurz vorm Ausschlagen“, erklärt Trainerin Anja Schöne aus Singen am Bodensee. „Deshalb ist ein Pferd erst einmal grantig, wenn es rückwärts soll, und wirft den Kopf hoch.“

Um die Stimmung zu heben, müssen Sie Ihr Pferd bei der kleinsten Rückwärtstendenz loben. „Am besten üben Sie das anfangs vom Boden aus, bis das Pferd entspannt und freiwillig auf ein Signal rückwärts geht, ohne Ziehen oder Drücken.“ Um das Pferd rückwärts zu schicken, zupfen Sie leicht am Halfter und gehen selbst übertrieben rückwärts. Sie können auch sanft auf die Brust oder das Nasenbein klopfen oder den Strick vor der Nase des Pferds kreisen lassen. Ein Stimmkommando wie „Zuuur-ück“ erleichtert Ihnen später die Kommunikation im Sattel. Wie auch immer Sie zum ersten Rückschritt kommen, halten Sie danach sofort inne, und loben Sie ausgiebig.

Versteht Ihr Pferd nicht, was Sie wollen, bauen Sie ihm eine Hilfe: „Aus Bande, Hindernisständern und Bändern basteln Sie eine Gasse. Die soll anfangs 2,5 Meter breit sein, später nur noch einen Meter und direkt auf die Wand zulaufen. Führen Sie Ihr Pferd bis an die Wand.“

Dann versteht es leichter, warum es rückwärts gehen soll – vorwärts und seitwärts ist der Weg versperrt. Dann können Sie in aller Ruhe sämtliche Hilfen und Stimmkommandos etablieren. Wenn das Pferd ruhig rückwärts geht, können Sie die Gasse abbauen und Stangen auslegen, später auch ohne Markierung mitten in der Bahn oder im Gelände üben. Klappt alles am Boden, sitzen Sie auf, reiten in die Gasse zur Wand und lassen Ihr Pferd rückwärts treten. Funktioniert das, legen Sie eine Stangengasse, wie sie die GHP verlangt. Halten Sie am Ende der Gasse an, und lassen Sie das Pferd ruhig stehen.

Steht es nicht geschlossen, verzichten Sie auf lange Korrekturen. „Der Fehler war dann schon vorher, beim Schritt und beim Halten. Den auszubügeln, ist jetzt fast unmöglich. Das würde ich nur tun, wenn das Pferd ein Bein wirklich weit ausgestellt hat“, rät Anja Schöne.
Wichtiger ist, daß das Pferd ruhig steht. Das üben Sie mit viel Lob und immer längeren Steh-Intervallen. Entspannen Sie, entspannt auch das Pferd leichter.

Steht das Pferd ruhig, denken Sie ans Zurückgehen. „Das ist das Wichtigste. Wie wollen Sie rückwärts gehen, wenn Sie an vorwärts denken?“ sagt der Westerntrainer Jürgen Döring aus dem westfälischen Marl. „Dann setzen Sie sich tief in den Sattel, drücken leicht rhythmisch mit den Beinen ans Pferd und geben Ihr Stimmkommando.“

Ziel ist es, irgendwann mit passivem Bein nur durch das entspannte Einsitzen rückwärts zu befehlen. Bis Sie soweit sind, geben Sie noch Impulse mit dem Schenkel.“ Leicht mit den Schenkeln treiben sollen auch die Klassiker. „Ich halte da aber nichts von, zumindest nicht in Kombination mit einer anstehenden Hand“, kritisiert Anja Schöne. „Das können nur Profis. Alle anderen treiben und ziehen gleichzeitig. Das Pferd weicht nur widerwillig zurück und verspannt sich völlig.“

Schöne rät zu angelegten Beinen, die nur aktiv werden, wenn das Pferd seitlich weicht. Außerdem sollten Sie den Oberkörper leicht vorneigen und die Hand leicht anheben – nicht zurücknehmen. Die Beine nehmen Sie ein kleines Stück zurück, dann geben Sie Ihr Stimmkommando. Wehrt sich Ihr Pferd schon am Boden ständig gegen das Rückwärtstreten, hat es möglicherweise ein verstecktes Gesundheits-Problem, das ihm das Rückwärtstreten unmöglich macht.

„Geht es ohne Reiter willig rückwärts, liegt es meist am schlechten Reiter“, erklärt Dr. Heike Kühn von der Tierklinik München-Riem. Geht es ohne Reiter nicht rückwärts, steckt oft eine Erkrankung dahinter: „Muskelstoffwechselerkrankungen, Rücken- oder Hinterhandschmerzen, verkippte Halswirbel oder auch Zahnprobleme verstecken sich oft hinter der Weigerung, rückwärts zu gehen.“

Dann sollten Sie den Tierarzt rufen. „Die meisten Pferde gehen nicht rückwärts, weil der Reiter zu schlecht ist oder sie mit zuviel Zwang rückwärts geschickt wurden“, sagt Kühn. Eine Ausnahme gibt es aber: „Rennpferde wurden oft so auf vorwärts getrimmt, daß der Rückwärtsgang auf der Festplatte gelöscht wurde. Da hilft nur: viel Üben, viel Lob und viel Geduld.“

Angst vor Regenschirmen?

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Rädlein
Achtung Schirm!

Wie wetterfest Ihr Pferd ist, prüft die Gerittene Gelassenheitsprüfung für Sport- und Freizeitpferde (GHP) mit dieser Aufgabe: Auf dem Boden liegen bunte Regenschirme, an denen Sie vorbeireiten müssen. Sobald Sie auf Höhe der Schirme sind, nimmt ein Helfer einen weiteren Schirm hoch und spannt ihn ruckartig auf. Führt Ihr Pferd jetzt einen Regentanz auf, verlieren Sie Punkte. Die Höchstnote gibt es, wenn Ihr Pferd gelassen vorbeigeht, ohne zu verspannen oder sich zu verbiegen. Gucken darf es.

Zum Üben hilft die Offensiv-Strategie: Verfolgen Sie den Schirm, statt vor ihm zu fliehen. „Ein Helfer geht dazu mit einem aufgespannten Schirm durch die Halle oder über den Platz, und Sie reiten hinterher“, rät Connemara-Züchterin und Pferdetrainerin Marlit Hoffmann aus dem hessischen Daubhausen. Anfangs bleibt der Abstand groß: „Läuft der Helfer bei A, dürfen Sie ruhig bei C reiten.“ Bleibt das Pferd ruhig, geht der Helfer langsamer, und Sie versuchen, ein Stück aufzuschließen. Läßt sich das Pferd näher an den Schirm treiben, sind Sie auf dem richtigen Weg. Sobald das Pferd zögert, behalten Sie den Abstand bei oder vergrößern ihn wieder. „Bei manchen Pferden geht dieses Spielchen fünf Runden lang, andere haben es nach wenigen Metern begriffen“, beobachtet Marlit Hoffmann.

Ist Ihr Pferd übertrieben unruhig, lenken Sie es ab, reiten Schenkelweichen oder Schulterherein, damit es sich auf Sie konzentriert. Dann merkt es auch, daß der Schirm für Sie keine Gefahr ist. „Dazu müssen Sie aber selbst ruhig bleiben. Haben Sie Angst, sprechen Sie sich selbst Mut zu. Das hilft. Und üben Sie nur allein mit Pferd und Helfer, Zuschauer bringen nur Unruhe rein.“

Wenn das Pferd zu zappelig ist und Sie zu ängstlich sind, steigen Sie ab und führen das Pferd hinterm Schirm her. Oder bereiten Sie die Übungsstunde vor, indem Sie einen Schirm in Koppel- oder Boxennähe hängen. Natürlich so, daß die Pferde nicht drankommen, den Schirm aber beobachten können. Sobald Ihr Pferd ruhig hinter dem Schirmträger herläuft, kann der Helfer kurz stehenbleiben. „Geht das Pferd nur ein oder zwei Schritte weiter, sind Sie schon auf dem Erfolgsweg“, erklärt Hoffmann. Dann wird Ihr Pferd langsam neugierig. Will es das unbekannte Objekt erst einmal kennenlernen, hat es auch keine Angst mehr davor.

„Stoppt es dagegen immer sofort, wenn der Helfer stoppt, sollten Sie noch eine Weile länger Abstand halten. Die meisten Pferde verfolgen nach kurzer Zeit brav den Schirm. Dann ist es Zeit, die Hand zu wechseln, damit es sich von beiden Seiten daran gewöhnt.
Lassen Sie den Helfer auch auf der anderen Hand immer langsamer gehen oder öfter mal anhalten. Ist der Abstand zum Helfer auf eine Pferdelänge geschrumpft, soll er auf dem dritten oder vierten Hufschlag gehen und das Pferd weiter aufrücken lassen. Irgendwann geht der Helfer auf Kopf-, dann auf Schulter-, schließlich auf Reiterhöhe.

„Je näher der Helfer ist, desto mehr muß er aufpassen. Schirme haben immer Spitzen. Kriegt das Pferd die ins Gesicht oder gar ins Auge, kann es sich schwer verletzen“, warnt Hoffmann. „Deswegen muß man den Schirm immer so halten, daß er vom Pferd wegzeigt, und die Bewegungen des Pferds im Auge behalten, damit nichts passiert.“ Ist das Pferd auch noch ruhig, wenn der Schirm auf Reiterhöhe ist, können Sie Ihr Pferd anhalten. Lassen Sie den Helfer mit Schirm ums Pferd herumgehen, in normalen Geh-Tempo und mit genügend Abstand zur Hinterhand. Klappt alles, kann der Helfer den Schirm auf Augenhöhe des Pferds langsam zuklappen. „Dann soll er Ihr Pferd damit abstreichen. Aber nicht übertrieben vorsichtig, ruhig beherzt wie mit einer Kardätsche. Sonst denkt das Pferd noch, da säße eine Fliege“, sagt Hoffmann.

Läßt das Pferd das ruhig über sich ergehen, können Sie die GHP-Prüfung aufbauen. Jetzt muß das Pferd am Helfer vorbei durch eine zwei Meter lange Gasse. Markieren Sie die Gasse mit Sägespäne, dann kann es sich nicht verletzen, wenn es aus der Gasse hüpft. Am Rand der Gasse steht ein Helfer und spannt den Schirm auf: anfangs langsam, später ruckartig. Aber niemals so, daß die Spitze das Pferd treffen könnte. Klappt das, lassen Sie den Helfer den Schirm öfter aufspannen und schließen und weitere Schirme auslegen. Wichtig ist, daß Sie auch verschiedene Farben und Größen ausprobieren. Manche Pferde bleiben bei ihrem gewohnt roten Schirm ruhig, finden blaue aber furchterregend.

Damit Sie auch die GHP bestehen, müssen Sie die Schirme jetzt noch in anderer Umgebung aufspannen: Postieren Sie Ihren Schirmhalter an einem Feldweg, und reiten Sie vorbei. Ist Ihr Pferd auch dann ruhig, lassen Sie ihn hinter einer Hecke hervorhüpfen. Und gehen Sie zur Übung ruhig mal wieder bei Regen ausreiten. Jetzt können Sie ja ganz gelassen einen Schirm mitnehmen.

Hier finden Sie alle Infos zur GHP im Überblick:

Problemlos über die Plane

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Rädlein
Besonders erschreckend: Farbige Planen.

"Entweder sie erstarren vor der Plane, oder sie werden hektisch“, beschreibt Pferdetrainerin Barbara Heilmeyer aus dem badischen Forst die beiden größten Probleme bei der Aufgabe "Plane" der Gerittenen Gelassenheitsprüfung für Sport- und Freizeitpferde (GHP). Gefordert wird, daß das Pferd ruhig über eine Plastikplane schreitet. Es darf kurz stocken und gucken, aber es darf weder vor dem Plastik Wurzeln schlagen noch panisch darüberrennen der zur Seite ausreißen.

Legen Sie zum Üben eine etwa 2 x 3 Meter große Plane aus, die so fest und stabil sein muß, daß das Pferd nicht mit Hufeisen-Stollen oder -Stiften hängenbleiben kann. Wichtig ist, daß Sie die Plane beschweren: Wickeln Sie die Enden um Stangen, oder graben Sie sie in den Sand ein. Fliegt die Plane durch einen plötzlichen Windstoß hoch, bekommt das Pferd nämlich noch mehr Angst davor. Danach haben Sie es schwer, ruhig darüberzureiten.

Reiten Sie über die breite Seite der Plane, dort kann das Pferd nicht so leicht vorbeirennen. Voraussetzung für die Planen-Überquerung ist, daß Ihr Pferd Ihnen vom Boden aus sicher über das knisternde Plastik folgt und sich möglichst auch darüberschicken läßt, ohne daß Sie voraus oder nebenher gehen. Für die beiden Problemtypen – Standhafte und Flüchtlinge – gibt es zwei unterschiedliche Trainingsmethoden: „Blütigere Pferde neigen zum Davonstürmen. Bei denen muß man Ruhe reinbringen“, sagt Barbara Heilmeyer.

Also tief durchatmen, das Pferd in einiger Entfernung zur Plane ruhig zum Stand parieren und lange gucken lassen. Später erst Schritt für Schritt zur Plane und am Schluß langsam darüber. Nach jedem Schritt in die richtige Richtung loben und ein Leckerli geben. Will das Pferd schnell drüberflitzen, wieder durchparieren und warten, bis es sich beruhigt hat. „Wenn das Pferd schnell drüberrennt, denkt es nicht und lernt auch nichts dabei. Schnelligkeit bedeutet in dem Fall Flucht, und Flucht heißt Angst – die das Pferd natürlich nicht haben sollte“, sagt Trainerin Heilmeyer.

Bleibt das Pferd in unbekannten Situationen dagegen wie erstarrt stehen, ist Durchparieren vor der Plane der falsche Weg und signalisiert solchen Charakteren, daß die Plane gefährlich ist. „Die Stehenbleiber sind oft Ponytypen, deren entwicklungsgeschichtliche Wurzeln in der Tundra liegen. Wären die damals kopflos geflohen, wären sie im nächsten Sumpf versunken. Also versteckten sie sich und blieben stehen“, spekuliert Barbara Heilmeyer.

Um solche Pferde aus ihrer Erstarrung zu lösen, hilft Futter. „Hafer, der einfach auf die Plane gestreut wird, funktioniert fast immer.“ Er ist deshalb gut geeignet, weil sich Pferde nicht daran verschlucken können und sie die einzelnen Körner länger auf der Plane suchen müssen als große Futterstücke.

„Wenn Sie ein besonders cleveres Pferd haben, wird es sich merken, daß auf der Plane Futter lag, und das nächste Mal wieder darauf zustürmen.“ Damit es danach nicht alle Planen nur nach Futter absucht, sollten Sie es möglichst noch am gleichen Übungstag auch ohne Futter über die Plane reiten und kräftig loben. Will Ihr Pferd, egal ob hektisch oder starr, partout nicht über die Plane, hilft ein Trick: „Legen Sie zwei Planen aus, die trichterförmig aufeinander zulaufen. In der Mitte bleibt ein Gang frei“, rät Barbara Heilmeyer.

Reiten Sie das Pferd durch die Gasse. Läuft es ruhig und gelassen, ohne einer der beiden Planen ausweichen zu wollen oder durch die Gasse zu hechten, können Sie die Planen am Ende enger zusammenlegen. So wird der Gang immer enger, bis sich die Planen am Ende überlappen.

„Das Pferd muß dann einen großen Schritt über die Planenenden machen, wenn es noch nicht draufsteigen will.“ Bleibt es dabei auch ruhig, legen Sie die Planen so aus, daß sie sich ein ganzes Stück überlappen. Jetzt muß das Pferd die Plane betreten – und wird es auch tun, wenn es vorher wirklich ruhig über die Plane gestiegen ist. Die Methoden funktionieren freilich alle nur dann, wenn Ihr Pferd gut genug an den Hilfen steht und sich mit Schenkel, Zügel und Gewicht einrahmen läßt.

Bricht es vor der Plane immer zu einer Seite hin aus, müssen Sie es genau auf die Seite stellen, zu der es ausbrechen will. Versucht es also, nach rechts vor der Plane auszuweichen, stellen Sie es auch nach rechts und legen den rechten Schenkel wie beim Schulterherein an. Die meisten Pferde weichen so seitwärts – in die Richtung, in der die Plane liegt. Hilft das nicht, oder sind Sie zu unsicher, steigen Sie besser nochmal ab und üben vom Boden aus, bis das Pferd wirklich planensicher ist. Lassen Sie es auf dem Plastik anhalten, rückwärtsrichten und traben.

Klappt das, hören Sie auf: Das Pferd unterscheidet nicht, ob Sie am Boden oder im Sattel die Führung übernommen haben. Es wird Sicherheit gewinnen und beim nächsten Mal vielleicht auch unter dem Reiter problemlos über die Plane schreiten.

Besser ist es aber, bei der nächsten Übungseinheit wieder zuerst vom Boden aus zu überprüfen, ob das Pferd mutig genug ist, über die Plane zu gehen. Ist es das, können Sie auch beim Reiten auf der Plane halten, rückwärtsrichten oder traben. Wenn Sie danach noch eine Herausforderung suchen, üben Sie auf der Plane eine Hinterhandwendung oder sprühen Sie mit bunter Farbe grelle Muster darauf.

Hier finden Sie alle Infos zur GHP im Überblick:

Das Rappeln aus der Kiste

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Cavallo
Das macht Krach.

Erträgt Ihr Pferd jedes Rappeln ohne zu zappeln, sind Sie bereit für die Gerittene Gelassenheitsprüfung (GHP). Bei der achten Aufgabe müssen Sie durch eine markierte Gasse reiten, während neben Ihnen ein Helfer mit viel Getöse einen Klappersack zieht. Das hört sich schlimmer an, als es ist. „Es gibt Pferde, die sich überhaupt nicht vor Geräuschen fürchten“, beruhigt die Pferdetrainerin Bess Klingmüller aus dem schwäbischen Mössingen. „Sie müssen also nicht erwarten, daß Ihr Pferd sich ängstigt. Dann tut es das vielleicht auch gar nicht, weil Sie von Anfang an ruhig bleiben.“

Weil in der Prüfungssituation freilich die wenigsten Reiter ruhig bleiben, müssen Sie vorher üben. Erst am Boden, dann im Sattel. Selbst wenn Sie die Geführte GHP mit Note 1 bestanden haben, heißt das nicht, daß das Pferd das Geklapper auch dann über sich ergehen läßt, wenn Sie oben sitzen. „Zerlegen Sie die Aufgabe mit dem Klappersack in ihre Bestandteile“, rät die TTEAM-Lehrerin Bea Borelle. „Erst hören, dann gucken lassen.“ Zu Hörtest befüllen Sie eine leere Getränkedose mit Steinchen und rappeln leise. Ihr Pferd soll dabei auf der Stelle stehen. Danach dürfen Sie heftiger rappeln und dabei auch um Ihr Pferd laufen.

Bleibt es gelassen stehen, holen Sie eine Plastiktüte, zeigen sie Ihrem Pferd und laufen auch mit der Tüte um das Pferd. Erschrickt es bei einem der beiden Aufgabenteile, legen Sie Tüte oder Dose wieder weg, stellen das Pferd ruhig an den Ausgangsort zurück und fangen von vorne an.

„Geben Sie Ihrem Pferd zwischendurch Pausen, und zählen Sie langsam bis 20. In den 20 Sekunden muß Ihr Pferd nichts tun und wird mit nichts konfrontiert. Diese Zeit braucht es, um drüber nachzudenken“, erklärt Bea Borelle. Ist es zappelig, nutzen Sie die Zeit ruhig, um Ihrem Pferd den Kopf abzustreichen und es zu beruhigen. Im nächsten Schritt füllen Sie Dosen in einen Sack. Damit es ordentlich klappert, müssen Sie zum Üben einen Kartoffel- oder Karottensack mit etwa 15 leeren Konservendosen füllen. Die Dosendeckel dürfen keine scharfen Kanten haben, sonst zerschneiden diese den Sack, und die Dosen fallen heraus.

An den Sack knüpfen Sie ein etwa drei Meter langes Seil. Zeigen Sie Ihrem Pferd den Sack, lassen Sie es schnüffeln und gehen dann samt Sack in der Hand wieder ums Pferd herum – einmal links-, einmal rechts herum. Dann folgt der nächste Schritt: Nehmen Sie Ihr Pferd an die Longe, gehen Sie ein paar Schritte weg, und halten Sie den Sack an der Schnur zwischen sich und dem Pferd. Drehen Sie sich zum Pferd um, gehen Sie rückwärts und ziehen dabei den Sack vom Pferd weg. Mit der anderen Hand zupfen Sie an der Longe und fordern das Pferd auf, dem Sack zu folgen.

„Die Pferde fühlen sich nicht vom Sack bedroht, wenn er sich von ihnen wegbewegt. Das macht die meisten Pferde neugierig, und sie wollen den Sack erkunden“, erklärt Bea Borelle. Spielen Sie ruhig mit der Neugierde Ihres Pferds und lassen es eine Weile hinterherlaufen, bis Sie wieder stoppen und das Pferd den Sack erkunden lassen. Verfolgt es den Sack nicht freiwillig, sondern bleibt wie angewurzelt stehen, lassen Sie es ruhig auf dieser Warteposition. Fordern Sie aber mit sanftem Zupfen an der Longe und am Rappelsack die Aufmerksamkeit des Pferds. Es darf nicht zum nächsten Grashalm laufen und auch keine Koppelgenossen beobachten, sondern soll sich auf Sie und den Sack konzentrieren.

Hat das Pferd auch keine Angst mehr vor einem Sack, der sich am Boden bewegt, können Sie es neben sich führen und den Sack zwischen sich und dem Pferd ziehen – erst auf Kopfhöhe des Pferds, dann auf Schulterhöhe. Anschließend lassen Sie das Seil länger, so daß der Sack hinterm Pferd rappelt. „Spielen Sie immer wieder mit der Geräuschkulisse, rappeln Sie mal lauter, mal leiser. Reagiert Ihr Pferd ängstlich, können Sie auch mal ganz aufhören, um dann das Geräusch wieder anschwellen zu lassen“, empfiehlt Bess Klingmüller.

Nach diesem Stufentraining üben Sie die komplette GHP-Aufgabe. Engagieren Sie einen Helfer, der den Sack über vorher ausgelegte Backsteine ziehen soll. Diese Hindernisse verstärken das Rappeln. Der Helfer sollte den Sack so ziehen, daß er hinter Ihrem Pferd rappelt. Ist für Ihr Pferd der Klappersack so wenig bedrohlich wie das Geklapper des Futterwagens, können Sie aufsitzen. Dann dürfte es kein Problem mehr sein, an einem Helfer, der den Sack zieht, vorbeizureiten – selbst wenn der Helfer heftiger rappelt. Erschrickt das Pferd dennoch, hilft wie immer ein Übungsschritt zurück.

Bauen Sie den Rappelsack ruhig in den Alltag ein. „Ich habe beispielsweise schon den Sack an meinen Fuß gebunden und so das Pferd longiert“, verrät Bea Borelle. „Ganz normal, im Schritt, Trab und Galopp, mal ganze Bahn und so weiter. Bei jedem meiner Schritte klap perte es mal lauter, mal leiser. Das Pferd gewöhnt sich nicht nur an den Sack, sondern auch daran, daß es sich konzentrieren soll – egal was in der Umgebung passiert.“

Das erfordert Routine und Körperbeherrschung beim Longenführer, damit der nicht über seine eigenen Beine stolpert. Wer dabei weniger versiert ist, nimmt den Rappelsack mit zum Putzen, zum Spaziergang oder läßt einen Helfer klappern, während man Dressurlektionen reitet. „Eins dürfen Sie aber nie: den Sack am Pferd festbinden“, schärft Bea Borelle ein. „Egal wie gelassen es ist, wenn der Sack nicht sofort an Schrecken verliert, sobald das Pferd sich ängstigt, haben Sie es anschließend um so schwerer.“

Hier finden Sie alle Infos zur GHP im Überblick:

Über Brücken gehen

Vier Bohlenbretter, drei bis vier Kanthölzer, ein paar Schrauben und eine gute Trainingsanleitung – mehr brauchen Sie nicht, um die neunte Aufgabe der Gerittenen Gelassenheitsprüfung für Sport- und Freizeitpferde (GHP) zu meistern. Aus den Bohlenbrettern bauen Sie eine etwa drei Meter lange und ein Meter breite Brücke, über die Ihr Pferd ruhig schreiten soll. Am besten nehmen Sie geriffelte Bretter oder bestreuen die Brücke vor dem Training mit Sand oder Sägespänen, damit Ihr Pferd nicht rutscht.

Die Bretter legen Sie einfach nebeneinander und schrauben sie an darunterliegende Kanthölzer. Für den Anfang nehmen Sie besser flache Kanthölzer, das erleichtert dem Pferd die ersten Schritte über die Holzbrücke. Geht Ihr Pferd sicher über die flache Brücke, können Sie höhere Kanthölzer darunterschrauben. Zwei der Kanthölzer sollten jeweils knapp vor der Außenkante angeschraubt werden, das dritte ungefähr in der Mitte. Schrauben Sie neben das dritte noch ein viertes Kantholz in 10 Zentimetern Abstand, können Sie dazwischen ein Rundholz legen und die Brücke später auch als Wippe nutzen – aber erst, wenn Ihr Pferd ohne mit der Wimper zu zucken über die Brücke geht.

Dann ist auch bei der GHP die Note 1 fällig: Das Pferd muß ohne Zögern oder Zackeln über die Brücke. Es darf den Kopf senken und vorsichtig gehen, aber weder scheuen noch verweigern. Um ihm den Schrecken vor der Brücke zu nehmen, hilft Ablenkung. „Konzentrieren Sie die Aufmerksamkeit des Pferds auf sich, nicht auf die Brücke“, erklärt Westerntrainer Claus Theurer, der im rheinland-pfälzischen Neustadt/Wied Trailkurse anbietet. „Sobald sich das Pferd an dem Hindernis stört, wende ich es ab und beschäftige es mit etwas anderem, reite Zirkel oder Volten, genauso wie ich trainieren würde, wenn da keine Brücke auf dem Reitplatz stünde.“ Das Pferd soll die Brücke vergessen und merken, daß von ihr keine Gefahr ausgeht.

„Regt sich das Pferd auf, und Sie reiten es auch noch zu seinem Schreckgespenst hin, wird der Streß immer größer. Statt sich zu beruhigen, regt es sich noch mehr auf. In dem Moment bestimmt das Pferd, wohin es flieht und wie es sich verhält“, warnt Claus Theurer.

„Den Spieß müssen Sie umdrehen: Sie entscheiden, wann die Brücke an der Reihe ist, reiten in die Nähe und halten an. Dann ist Pause.“ Das Pferd verbindet die Brücke mit Erholung und verliert die Scheu. „Reiten Sie anschließend ein paar Tritte an die Brücke heran“, rät Claus Theurer. Will Ihr Pferd nicht, wenden Sie es ab und arbeiten weiter: Zirkel, Schlangenlinien, Handwechsel, ein kurzer Galopp. Danach gibt es wieder eine Pause neben der Brücke – diesmal noch näher dran als beim letzten Mal.

Bleibt es ruhig und guckt sich entspannt die Brücke an, können Sie versuchen, auf die Brücke zu reiten. Am besten überqueren Sie diese zunächst quer. Da kann das Pferd schwerer zur Seite ausweichen oder daneben treten. Außerdem ist bei der kurzen Brücke das Ende in Sicht, das Hindernis erscheint überwindbar. Bleibt das Pferd stehen oder scheut vor der Brücke, müssen Sie wieder eine Runde arbeiten. Bleibt es dagegen ruhig und entspannt, schicken Sie es über die Brücke. „Wird das Pferd dabei hektisch und zackelt, wende ich es nach der Brücke zur Seite ab und reite sofort wieder drüber. Das mache ich so lange, bis das Pferd ruhig darüber geht“, erklärt Theurer.

Trabt das Pferd am Ende der Brücke an, um schnell wieder herunter zu kommen, sollten Sie es sofort nach der Brücke zum Stand durchparieren. Wenn Sie es sich zutrauen, können Sie auch so durchparieren, daß die Vorderbeine schon unten, die Hinterbeine noch auf der Brücke sind. Üben Sie das mehrmals hintereinander, wird Ihr Pferd wissen, daß Antraben zwecklos ist.

Nachdem Sie mit Ihrem Pferd quer über die Brücke geritten sind und alles geklappt hat, wird es Zeit für eine Pause: Entweder galoppieren Sie ein paar Runden oder traben leicht, damit das Pferd sich entspannen kann. Oder Sie reiten auf die Brücke, halten in der Mitte, loben das Pferd und steigen ab. Am nächsten Tag können Sie das Ganze in Kurzform wiederholen und danach längs über die Brücke reiten wie in der GHP gefordert.

Peilen Sie dafür vom Boden aus die Mitte der Brücke an, und reiten Sie kerzengerade darauf zu. Damit Sie keine Schlangenlinien reiten, ziehen Sie sich am besten eine Spurrinne in den Sand, an der Sie langreiten. Auch Ihrem Pferd helfen Markierungen: Stellen Sie eine Gasse aus Hütchen oder Gummieimern ohne Henkel auf, die trichterförmig auf die Brücke führen. Dann trifft Ihr Pferd garantiert die Mitte. Damit es auch auf der Brücke bleibt, können Sie diese mit ein paar Hütchen oder Eimern rechts und links begrenzen.

„Reite ich das Pferd das erste Mal längs auf die Brücke, pariere ich es in der Mitte durch zum Stand“, erzählt Claus Theurer. Das hat zwei Vorteile: Das Pferd hechtet nicht hektisch darüber und lernt, daß es auf der Brücke eine Pause bekommt. „Dann ist die Brücke der schönste Platz der Welt“, sagt Theurer. „Wiederhole ich das ein paar Tage, freut sich mein Pferd auf die Hindernisse, und ich kann mit ihm über jeden Parcours reiten.“

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Wenn das Spray zischt

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Kuczka
Pferde fürchten sich vor Sprühgeräuschen.

Das „Zscht“, das jede Sprühwolke begleitet, schlägt Mücken und Pferde meist gleichzeitig in die Flucht. Warum Pferde so empfindlich auf Insekten- oder auch Mähnensprays reagieren, weiß keiner: Manche Reiter machen das ähnlich klingende Geräusch von Schlangen dafür verantwortlich, andere verdächtigen den Sprühnebel oder den Geruch als Auslöser für Fluchtversuche.

Bei der Gerittenen Gelassenheitsprüfung für Sport- und Freizeitpferde (GHP) ist das Einsprühen mit Spray eine schwierige Aufgabe und versetzt der schon sicher geglaubten Eins öfters einen Dämpfer: Pferde, die sich daheim brav einsprühen lassen, scheuen auf dem Turnierplatz trotzdem. Deswegen muß das Sprühen ebenso wie alle anderen GHP-Aufgaben in allen Lebenslagen geübt werden; nicht nur zuhause, sondern auch in fremder Umgebung.

Bei einer GHP muß der Reiter vor der letzten Aufgabe absteigen und sein Pferd aufstellen. Dann nimmt er eine Sprayflasche in die Hand und besprüht Hals und Schulter von beiden Seiten je zweibis dreimal. Mit der freien Hand hält er die Zügel, die wahlweise auf dem Hals liegenbleiben oder über den Hals genommen werden.

Genauso können Sie bei jedem beliebigen Anlaß üben, wenn Ihr Pferd bereits fortgeschritten gelassen ist und die Prozedur am heimischen Putzplatz manierlich duldet: Steigen Sie während des Ausritts ab und besprühen Ihr Pferd mit einer mitgebrachten Sprühflasche. Bei der GHP ist die Flasche mit Wasser gefüllt, was Verhaltenstrainer Gerd Römbke aus dem niedersächsischen Isernhagen auch fürs Training empfiehlt: „Fliegen- oder Mähnenspray ist zu teuer. Außerdem schreckt schon der Geruch manche Pferde. Füllen Sie besser warmes Wasser in einen Blumensprüher.“

Das ist auch der Einsteiger-Tip bei allen Pferden, denen beim Sprühen die Nerven flattern: Warmes Wasser spürt das Pferd weniger als kaltes, es reagiert gelassener. Ein weiterer Tip: Sprühen Sie das Wasser zunächst auf die Mähne. Da kann sich das Pferd an das Geräusch gewöhnen, ohne viel zu spüren.

„Hat ein Pferd richtig Angst vor der Sprühflasche, ist der erste Schritt immer, ihm die Flasche zu zeigen“, rät Gerd Römbke. Großen Angsthasen zeigen Sie die Flasche erst leer, dann werden sie nicht durch das Geglucker erschreckt. Dann gehen Sie mit der Flasche um das Pferd, berühren es damit und lassen es immer wieder gucken. „Hüpft es weg, lassen Sie es ruhig gehen. Wenn Sie es in so einem Moment festhalten oder sogar anbinden, dann ist das Vertrauen kaputt; das Festhalten verschlimmert nur die Angst“, erklärt Römbke. „Das Vertrauen zu Ihnen muß vor diesen Übungen schon so groß sein, daß das Pferd in gefährlichen Situationen zwar wegzuckt, aber nicht kopflos davonstürmt. Fordern Sie es auf, anschließend wieder auf Sie zuzugehen und sich mit der schrecklichen Sprühflasche zu beschäftigen.“

Damit es genug Platz zum Ausweichen hat und Sie nicht hinter sich herschleift, nehmen Sie am besten einen vier bis fünf Meter langen Strick, den Sie abrollen, wenn das Pferd vor der Sprühflasche zurückweicht. Laufen Sie nicht hinterher, sondern bleiben Sie stehen. Anschließend zupfen Sie leicht am Strick, bis das Pferd wieder zu Ihnen kommt. Dann zeigen Sie ihm noch einmal die Sprühflasche.

Ist Zeigen und Abstreichen kein Problem mehr, füllen Sie die Flasche mit Wasser, packen Ihr Pferd am Strick und gehen spazieren. Nehmen Sie Ihr Pferd in die rechte, die Flasche in die linke Hand, und sprühen Sie zwischendurch unaufällig in die Luft – auf die dem Pferd abgewandte Seite. Gehen Sie unverändert weiter, atmen Sie locker und lassen die Schultern hängen. Dann versteht auch Ihr Pferd, daß keine Schlange im Gebüsch lauert.

„Viele Pferde sind im Gelände abgelenkter und nehmen das zischende Geräusch gar nicht als Gefahr wahr“, sagt Römbke. Ist Ihr Pferd im Gelände hibbelig, können Sie auch mit ihm in der Reithalle spazieren. „Aber lassen Sie mindestens zwei Hufschläge Platz zur Bande, damit es nicht an die Bande springt.“ Das erste Mal direkt ans Pferd sprühen dürfen Sie, wenn es locker neben Ihnen hergeht, während Sie häufig in die Luft sprühen. Stellen Sie die Sprühflasche so ein, daß nur feiner Nebel herauskommt, und sprühen Sie einmal kurz auf die Mähne. Anschließend gehen Sie weiter, als sei nichts geschehen. Nach ein paar Metern sprühen Sie nochmal. Wenn das Pferd gelassen weiterläuft, können Sie auch das Fell besprühen.

Klappt das, kehren Sie zum Anbindeplatz zurück. Zeigen Sie dem Pferd die Flasche, sprühen Sie in die Luft, und wenn es ruhig bleibt, auch auf das Pferd. Wenn nicht, gehen Sie einfach wieder einen Schritt zurück. Stört sich Ihr Pferd nicht am Zischen, sondern wird erst hektisch, wenn der Strahl das Fell erreicht, bürsten Sie über die Stelle erst drüber und sprühen dann. Das Bürsten desensibilisiert die Haut kurzzeitig, sie reagiert nicht mehr so empfindlich.

Bleibt es auch dann noch ruhig, wenn Sie Beine, Kruppe und Bauch besprühen, füllen Sie Fliegenmittel in die Flasche. Um es an den Geruch zu gewöhnen, tränken Sie zunächst einen Schwamm in dem Mittel und lassen das Pferd riechen. Schreckt es jetzt massiv zurück, hilft ein schlichter Marken-Wechsel zu einem anders riechenden Mittel. Bei der GHP haben Sie damit gar kein Problem. Dort wird ja nur mit Wasser gesprüht.

Hier finden Sie alle Infos zur GHP im Überblick:

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4 / 2023

Erscheinungsdatum 15.03.2023

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