Nicht neu, aber besser. Das soll die neue Trainingshilfe "CoraLe" sein: ein elastisches Band, das man links und rechts in Longier- oder Sattelgurt einhakt. Der simple Powickel soll das Pferd animieren, die Hinterhand zu aktivieren und den Rücken aufzuwölben. Sitzt das Bewegungsmuster, bauen die Tiere korrekte Reitpferdemuskeln auf. Was ist der Vorteil gegenüber anderen Systemen, die ebenfalls um die Hinterhand laufen? CAVALLO hat das schwarze Band getestet.
Hinter der Idee steckt Corinna Lehmann, Dressurausbilderin und CAVALLO-Expertin aus Langenberg/Nordrhein-Westfalen, die mit abgekürztem Vor- und Nachnamen auch Namensgeber von "CoraLe" ist. "Das Grundprinzip ist tatsächlich nichts Neues", erklärt sie. "Man kann zum Beispiel auch eine elastische Stallbandage oder ein Theraband um die Hinterhand legen und an Longier- oder Sattelgurt festknoten", sagt Lehmann. "Ich wollte ein System entwickeln, das leichter zu handhaben ist als Selbstgebasteltes. Beim Anlegen von CoraLe kann man das Pferd mit einer Hand halten und mit der anderen das System auf die passende Größe verschnallen und am Gurt fixieren."
Trainingssysteme, die um den Po des Pferds herumlaufen, sollen die Hinterhand aktiv einbinden. Vor allem beim Longieren werden Hinterhand und Rücken oft vernachlässigt, da die meisten Hilfszügel ihre Wirkung nur vorm Longiergurt zeigen. Durch ein Hilfsmittel, das um die Hinterhand gespannt wird, erhält das Pferd bei jeder Bewegung Informationen über seinen Rücken und seine Hintergliedmaßen. Nach und nach vermittelt der Powickel ein sicheres Gefühl. Das Pferd kommt leichter ins Gleichgewicht und gewinnt an Selbstvertrauen. "Außerdem bleiben Pferde besser in der Spur", sagt Corinna Lehmann.
Viele Pferde treten hinten aus der Spur, vor allem zu Beginn ihrer Ausbildung, wenn sie noch nicht ausbalanciert sind. Oder wenn die Kraft fehlt. Der Grund: Zur Lastaufnahme treten schwache Pferde auf der Suche nach Gleichgewicht breit an den Vorderbeinen vorbei, andere laufen schief und brechen mit dem äußeren Hinterbein aus. "Die Trainingsbandage rahmt Pferde hinten ein", sagt Corinna Lehmann.
Band simuliert Reiterhilfen
Wichtig: Das Trainingsband dürfen Sie erst anwenden, wenn Ihr Pferd an der Longe alle Grundgangarten sicher beherrscht. Zusätzlich können Sie Hilfszügel einschnallen, zum Beispiel wenn ein Pferd gegen die Hand läuft. Andreas Frey, Schüler von Corinna Lehmann und Reitausbilder in Baiersbronn/Baden-Württemberg, verwendet die Kombination von Band und Dreieckszügeln beim Longieren nur kurz, um im Pferderücken die gleiche Bogenspannung wie unterm Reiter aufrechtzuerhalten. "Richtig angewandt simuliert die Kombi aus Trainingsband hinten und Hilfszügel vorne Reitersitz, Schenkel und Zügelhilfen", sagt Frey. Auch unterm Sattel hilft der Powickel Pferden beim korrekten Bewegungsmuster. Dann kann der Reiter spüren, wie sich ein richtig gewölbter Pferderücken anfühlt.
Andreas Frey führt vor, wie CoraLe in der Praxis funktioniert. Vorzeigepferd ist sein elfjähriger PRE-Wallach Bucephalo. Willig lässt sich der Schimmel das Band um die Hinterhand wickeln. "Beim gestrigen ersten Versuch war er zunächst irritiert und stellte sich bockbeinig wie eine Ziege hin", sagt Andreas Frey, der andere Pferde auch schon mit Hilfe von Stallbandagen trainierte. "Ich konnte ihn jedoch schnell zum Weiterlaufen bewegen. Das ist reine Gewöhnungssache."
Beim ersten Anlegen sollten Sie unbedingt zu zweit sein: Einer hält und beruhigt notfalls das Pferd, der andere legt das Trainingsband behutsam an. Haken Sie das System auf einer Seite ein und nehmen Sie vorsichtig Spannung auf. Laufen Sie gelassen um das Pferd und streicheln nervösere Tiere an Flanken und Hinterhand, wo das Band hinterher entlangläuft. Loben Sie Ihr Pferd, wenn es ruhig stehenbleibt. So desensibilisieren Sie das Tier für die ungewohnte Berührung. Ist das Band eingehakt, führen Sie Ihr Pferd ein paar Runden im Schritt, damit es sich an das System gewöhnen kann. Danach wie gewohnt longieren oder reiten.

Bandage sitzt in jeder Gangart
Das Band lässt sich individuell ans Pferd anpassen. Die Länge ist einstellbar von 1,50 bis 3 Meter. Es sollte unter leichter Spannung stehen. Richtig ist, wenn die Schnalle an der Flanke des Pferds sitzt. Ziehen Sie es nicht mit Gewalt um den Pferdepo. Sobald Sie Kraft zum Einhaken benötigen, ist es zu kurz. Sitzt das Band zu locker, hat es keinen Trainingseffekt und baumelt um die Sprunggelenke.
Korrekt verspannt entdeckt Andreas Frey einen weiteren Pluspunkt: "Der Vorteil ist, dass das Band unterhalb des Sitzbeinhöckers liegt und nicht nach oben rutschen kann." Andere Systeme sitzen höher oder wippen mit, um das Treiben zu simulieren. "Sie rutschen leicht ungewollt unter die Schweifrübe", beobachtete Corinna Lehmann. CoraLe bleibt in allen Gangarten sicher am Patz.
Das Trainingssystem aus speziellem Elastikmaterial gibt es für 15,50 Euro bei der Firma USG (www.usg-reitsport.de). Weil CoraLe die Redaktion auch im Test auf ganzer Linie überzeugte, bieten wir das Trainingsband CAVALLO-Lesern an. Für ein Happy End.
CAVALLO-Test: Gute Nerven und Muskeln für Sahira
Vollblutaraber-Stute Sahira ist aus dem Training. Nachdem sie im Frühjahr ihr Fohlen verlor, wird die 13-Jährige nun mit Hilfe von CAVALLO-Redakteurin Regina Kühr aufgebaut. Das schien zunächst schwieriger als gedacht: Sahira fehlten wichtige Muskeln, weshalb sie im Training den Rücken wegdrückte und den Kopf hochriss. Das Trainingsband akzeptierte Sahira sofort. Bereits in der ersten Trainingseinheit bewegte sich die nervöse Stute deutlich balancierter und wirkte konzentrierter. Nach zwei Wochen täglichem Training mit CoraLe und Kappzaum an der Longe ist Sahira beim ersten Reitversuch wie ausgewechselt: Sie ist gelassen, hat muskulär deutlich zugelegt, sucht die Reiterhand und wölbt bei aktiver Hinterhand ihren Rücken.
