Ein Reiter ohne Pferd ist zwar nur ein Fußgänger. Ein Reiter ohne passendes Auto ist aber noch viel schlimmer dran: Im besten Fall ist er ein Bittsteller, der seine besser motorisierten Mitreiter um ihr Zugfahrzeug anbettelt. Im schlechtesten Fall schleicht er im Kleinwagen mit einem zu schweren Anhänger durch den Straßenverkehr. Abhilfe schafft nur das eigene Reiterauto. Doch welches Fahrzeug kommt überhaupt in Frage: Muss es der große Geländewagen sein? Oder reicht der Mittelklasse-Kombi? Und welcher Motor zieht richtig was weg: Diesel oder Benziner? Mit diesen Tipps findet jeder Reiter das passende Auto für sich und sein Pferd.
Das wichtigste Kriterium bei der Suche nach dem optimalen Wagen: Fragen Sie sich, wozu Sie das Auto in erster Linie brauchen und was es zusätzlich leisten muss. Soll es nur den Pferdeanhänger ziehen oder auch als Schultaxi für die Kinder dienen? Denn unterschiedliche Fahrer-Typen brauchen unterschiedliche Autos.
Der praktische Typ mit Familie und Pferd

Der Familientyp fährt praktisch: Er braucht ein Auto für jede Lebenslage. Der Wagen muss das Pferd ziehen können. Doch allzu lange Strecken mit dem Pferdehänger sind nicht unbedingt sein Ding. Es reicht, wenn Pferd und Reiter vom Stall zum Tierarzt kommen. Hin und wieder fährt er auch eine oder zwei Stunden zu einem Bodenarbeits- oder Dressurkurs. Wichtiger ist, dass das Auto alltagstauglich ist. Es muss genug Platz haben für den Wocheneinkauf einer fünfköpfigen Familie. Auch gemütliche Sonntagsausflüge dürfen kein Problem sein. Dabei sollen zwei Erwachsene und bis zu drei Kinder bequem und entspannt zum Baggersee kommen – ohne Pferd und Anhänger.
Auf ausgefallenes Design und technische Raffinessen jenseits von Navigationssystem und Sitzheizung legt der Familientyp weniger Wert. Einen wüstentauglichen Geländewagen ohne Komfort braucht er aber ebenso wenig. Ein passendes Gefährt für den Großstadtdschungel reicht ihm vollkommen. Ein kleiner, wendiger SUV wie der Toyota RAV4 oder ein geräumiger, bequemer Kombi wie der VW Passat sind für ihn und seine Passagiere genau die richtige Wahl. Sollen es aber mehr als nur fünf Passagiere sein, könnte er sich auch für einen größeren SUV wie den Peugeot 4007 erwärmen. Das allerdings nur, wenn der SUV nicht zu protzig wirkt. Und auch nur, weil manche Hersteller großer SUVs als Sonderausstattung oft eine dritte Sitzreihe für zwei weitere Personen anbieten: So können auch Oma und Opa beim Familienausflug mitfahren. Die zusätzliche Sitzreihe geht allerdings auf Kosten des Kofferraumvolumens: Für eine Wochenration Getränke und Lebensmittel ist dann kaum noch Platz. Mercedes bietet in der E-Klasse gegen Aufpreis zwei zusätzliche Sitze zum Ausklappen im Kofferraum an. Dort dürfen aber nur Kinder sitzen, mit Blick nach hinten auf den Trailer.
Ambitionierte Turnierreiter haben andere Ansprüche. Sie fahren regelmäßig mit Pferden zu Kursen und Wettkämpfen, oft ohne familiären Anhang. Lange Strecken quer durchs Land gehören für den Sportreiter zum Alltag. Denn Turniere finden durchaus 500 Kilometer entfernt vom heimischen Stall statt. Deshalb stellt der sportlich orientierte Reiter auch hohe Ansprüche an sein neues Auto. Das darf dann ruhig ein bisschen mehr kosten. Denn auf langen Strecken soll vor allem der Komfort nicht zu kurz kommen. Die Federung muss sanft arbeiten. Geholper über Schlaglochpisten ist für diesen Reiter kein Fahrspaß, sondern geht bloß ins Kreuz. Da lässt man sich lieber von den extra georderten Massagesitzen verwöhnen, um nicht verspannt aufs Pferd zu steigen.
Zugfahrzeug für Turnierreiter mit Stil

So ist das auch mit anderen technischen Spielereien: Diese dürfen an Bord, aber nur, wenn sie tatsächlich mehr Komfort bieten, leicht zu bedienen sind und die Sicherheit erhöhen wie ein Navigationsgerät mit extragroßem Display, Abstandsradar oder die obligatorische Klimaautomatik. Stilvoll sollte das Auto des Sportreiters dennoch sein. Man will schließlich nicht nur im Sattel eine gute Figur machen, sondern auch am Steuer. Zumal es beim Dressurturnier oft um einiges schicker zugeht als auf dem Parkplatz des örtlichen Discounters: Die Pferde sind sauber eingeflochten, die Hufe ebenso auf Hochglanz poliert wie die Lederreitstiefel. Da darf am Auto ruhig Chrom blitzen.
Solch luxuriöse Wagen haben als Zugfahrzeuge aber auch ganz praktische Vorzüge. Ihr Leergewicht ist vergleichsweise hoch. Das ist die beste Voraussetzung, um schwere Anhänger zu ziehen. Bei einer maximalen Zuglast von oftmals mehr als drei Tonnen kommen zwei Warmblüter sicher ans Ziel. Große Außenabmessungen bieten den Passagieren zudem viel Platz auf den Sitzplätzen. Gleichzeitig hilft ein langer Radstand beim Zugfahrzeug, den Zug stabil zu halten. Das Gespann kommt nicht so schnell ins Schlingern und fährt insgesamt ruhiger. Das freut die Pferde, die komfortabler im Trailer reisen.
Ein weiterer Vorteil großer Autos: Große SUVs bieten meist einen besseren Rundumblick als ihre kleinen Kollegen oder Kombis. Das erleichtert das Rangieren mit dem Anhänger auf Turnierplätzen und hilft auch, vorausschauend zu fahren. Sein Zugfahrzeug findet der ambitionierte Turnierreiter unter den großen Oberklasse-Kombis wie der Mercedes R-Klasse oder bei den mächtigen SUVs wie dem Porsche Cayenne oder dem Volvo XC90. Mit diesen Fahrzeugen dürfte es auch nicht am gewünschten Komfort fehlen. Schließlich sind es immer solche Fahrzeuge, die als erstes von neuen technischen Spielereien profitieren.
Obendrein bieten SUVs und Oberklasse-Kombis mit Allradantrieb einen weiteren Vorteil: Sie ziehen den Pferdeanhänger zuverlässig über unsicheres Geläuf. Parkmanöver auf glitischigen Wiesen sind für sie kein Problem, wenn alle vier Räder und ein großer Motor gekonnt zusammenspielen. Auch im Winter hat der Sportreiter so leichtes Spiel, wenn es darum geht, den schweren Anhänger vom Fleck und zum nächsten Reitkurs zu bewegen.
Neben dem Allradantrieb schätzt der ambitionierte Sportreiter noch ein weiteres technisches Detail in den Oberklasse-Gefährten: Die Motoren sind meist schon im Basismodell bärenstark. Das hilft besonders bei Steigungen. Zudem verbraucht ein unangestrengter Motor tendenziell weniger Sprit als eine kleine Maschine, die mit dem schweren Trailer ständig am Limit läuft und einen kleineren Gang verlangt.
Der abenteuerlustige Offroad-Fahrer
Große Motoren mag der Offroad-Fahrer. Auf Massagesitze kann er allerdings gut verzichten. Den Rücken trainiert er bei der täglichen Arbeit selbst, wenn er neue Zaunpfähle einschlägt oder Wasser und Heu zum Offenstall fährt.
Entsprechend ist sein Hauptkriterium fürs Zugfahrzeug: Es soll etwas leisten können und muss etwas aushalten. Über kleine Beulen und Kratzer im Lack schaut der abenteuerlustige Offroad-Fahrer hinweg. Schrammen holt er sich bei der täglichen Stallarbeit schließlich selbst genug. Sein Auto muss genauso funktional sein wie er selbst. Schicki-Micki ist so fehl am Platze wie der schmutzanfällige Teppich im Kofferraum. Der sollte stattdessen so pflegeleicht sein wie die Autositze. Denn der Hund des Offroad-Fans fährt selbstverständlich mit – immer. Er ist ja auch beim Wanderritt und beim Westernturnier dabei. Vom Horse-and-Dog-Trail ganz zu schweigen. Für solche Veranstaltungen nimmt der Offroad-Fahrer sogar notfalls längere Strecken in Kauf.
In der Regel ist er aber nur auf den Feldwegen und Wiesen rund um seinen Stall unterwegs und auf kurzen Strecken zum Einkaufen in den nächsten Ort. Geht es doch einmal zum Tierarzt oder zum Turnier, soll vor allem das Pferd bequem fahren. Deshalb kann er auch gerne auf aufwändige, komfortbetonte Fahrwerke oder gar Luftfederung in seinem Reiterauto verzichten. Technische Spielereien braucht er nicht. Das maximale Zugeständnis an Technik und eigenen Komfort ist eine Klimaanlage und ein gutes Radio.
Mit derart spartanischen Ansprüchen gesegnet, findet der Offroad-Fahrer seinen vierräderigen Seelenverwandten in einem Pick-up mit Allradantrieb oder einem klassischen Geländewagen wie zum Beispiel dem Landrover Defender oder der Mercedes G-Klasse. Geländewagen haben ebenso wie die großen SUVs unschlagbare Zugeigenschaften. Doch auch Pick-ups sind nicht zu verachten. Sie ziehen, wenn es sein muss, zwischen 2500 und 3000 Kilogramm.
Pick-up und Geländewagen nehmen auf ihren robusten und leicht zu reinigenden Ladeflächen auch gerne allerhand sperrige Ladung auf. Kräftig beladen zu fahren, hat bei diesen Autos einen angenehmen Nebeneffekt: Je mehr Last auf den stabilen Achsen lastet, umso besser dämpft die Federung Unebenheiten der Straße. Hin und wieder schätzen selbst Puristen etwas Komfort.
Auto-Typen: Pick up – Kombi – SUV
Zugfahrzeuge für Reiter müssen unterschiedlichen Ansprüchen gerecht werden. Sie sind eine Klasse für sich. Am besten eignen sich Kombi, SUV und Pick-up, um den Pferdeanhänger von A nach B zu ziehen. Jede Fahrzeugklasse hat ihre besonderen Vorteile: Der Kombi glänzt mit seiner Alltagstauglichkeit, SUVs können ordentlich ziehen, während Pick-ups die Praktiker unter den Reiterautos sind. Die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale sind die Anhängelast, der Komfort und der Kraftstoffverbrauch. Wo welche der drei Klassen punktet, lesen Sie in diesem Überblick.
Kombi: Allrounder für Familien mit Pferd

Kombis haben im Vergleich zu Limousinen einen wesentlich größeren Kofferraum. Dies verdanken sie ihrer Kastenform. Sie sind deshalb auch besonders familientauglich. Sollen allerdings mehr als fünf Personen mit an Bord, stößt der Kombi an seine Grenzen. Zwar haben manche Modelle eine dritte Sitzreihe. Dafür schrumpft der Kofferraum dann stark. Kombis haben im Vergleich zu SUV und Pick-up die geringsten Anhängelasten. Das reicht oft nur, um ein einzelnes Großpferd im Anhänger zu ziehen. Es sei denn, das Fahrzeug verfügt über einen starken Motor, Automatikgetriebe und Allradantrieb. Das setzt die Anhängelast herauf, treibt aber auch den Preis nach oben. Kombis verbrauchen im Vergleich zu den schwereren SUVs und Pick-ups weniger Sprit.
Pick-up: Praktiker mit Ladefläche

Mit ihrer riesigen, abgetrennten Ladefläche sind Pick-ups die perfekten Arbeitstiere. Sie ziehen bis zu drei Tonnen schwere Anhänger. Auf die Ladefläche passen auch sperrige, schmutzige Dinge wie beispielsweise Strohballen oder Hindernisstangen. Der Komfort für den Fahrer hält sich im Vergleich zu den luxuriöseren SUVs in Grenzen. Meist fahren Pick-ups auf robusten, aber harten Blattfedern. Sie werden erst dann richtig weich, wenn genug Gewicht an der Anhängerkupplung hängt oder auf der Ladefläche liegt. Auch im Innenraum bieten die stabilen Autos nicht den vollen Komfort. Pick-ups gibt es oft nur als Zweisitzer oder mit engen Rücksitzen. Technische Spielereien von SUVs findet man im Pick-up selten. Dafür ist die Ausstattung robust. Manche Pick-ups können günstig als Lkw zugelassen werden, dürfen dann aber nicht einfach sonntags den Pferdeanhänger ziehen.
SUV: Zugmeister, der Eindruck macht

SUV steht für Sport Utility Vehicle. Das ist ein Auto, das den Fahrkomfort einer Limousine mit Geländegängigkeit verbindet. Diese massigen Fahrzeuge sind dank ihres hohen Gewichts und Allradantriebs gut geeignet, bis zu 3,5 Tonnen schwere Anhänger zu ziehen. Zudem sind sie oft mit Automatikgetriebe ausgestattet. Die großen Autos haben meist starke Motoren unter der Haube, die ordentlich Sprit schlucken. Dafür zeichnen sie sich durch Langstreckenkomfort und sanfte Federung aus. Die größeren Modelle sind variabel: Auf Wunsch gibt es in der Regel eine dritte Sitzreihe. So passen bis zu sieben Personen ins Auto – bei deutlich geschrumpftem Laderaum. Im Gelände können allerdings nicht alle punkten. Das bleibt die Spielwiese von echten Geländewagen wie Mercedes G-Klasse und Landrover Defender. Rutschigen Untergrund und Feldwege meistern aber auch SUVs mit Allrad locker.
PS zum Ziehen: Welcher Motor darf es sein?
Ob ein Motor gut zieht, hängt nicht nur von der Leistung ab. Wir zeigen Ihnen, worauf es ankommt.
Benziner: Leistung nur durch Drehzahl
Auf den ersten Blick haben Benziner viele Vorteile. Sie sind billiger als gleichgroße Dieselmotoren und haben als Saugmotor gleichzeitig eine höhere Leistung pro Liter Hubraum. Benzinmotoren arbeiten nach dem Otto-Prinzip. Kraftstoff wird beim Ansaugen in die angesaugte Luft im Motor eingesprüht. Luft und Benzinnebel bilden im Zylinder ein zündfähiges Gemisch. Anders als beim Diesel entzünden Zündkerzen das Gemisch, das in einer kleinen Explosion verbrennt. Benzin hat einen geringeren Energieinhalt als Diesel. Das erklärt den höheren Verbrauch. Zudem brauchen Benzin-Saugmotoren hohe Drehzahlen, bis sie volle Leistung haben. Sie eignen sich eher für leichte Pkw als für Gespanne.

Diesel: Die Kraft kommt aus dem Keller

Für schwere Fahrzeuge sind Turbo-Dieselmotoren die erste Wahl – am besten verbunden mit einem Automatikgetriebe. Eine Automatik überträgt die Kraft des Motors sanfter als ein Schaltgetriebe und schont so Technik und Passagiere. Entscheidend ist nicht die reine PS-Zahl. Dieselmotoren bringen sehr früh deutlich mehr Drehmoment als Benziner. Hohes Drehmoment bedeutet, dass das Auto schwere Lasten schneller beschleunigen kann. Ein weiterer Vorteil des Diesels ist sein niedriges Drehzahlniveau. Er kommt je nach Auto mit etwa 2000 Umdrehungen pro Minute weniger aus als ein Benziner. Das senkt den Verbrauch. Allerdings sind Diesel etwas lauter und brummiger.
























