Wer sich beim Reiten mit T-Shirt, Fleece und Regenjacke gegen kühle Brisen und Schauer wappnet, schält sich spätestens nach der ersten Trabstrecke aus den Kleidern. Oder schwitzt im Zwiebel-Look vor sich hin, weil er all die Klamotten im Sattel nur schwer wieder los wird.
Genau das sollen Softshell-Jacken verhindern. Laut Hersteller erleichtern sie den Wetterschutz, indem sie mindestens zwei Kleiderschichten einsparen. Und viel bequemer und praktischer als der Zwiebel-Look sind.
Ob das wirklich stimmt, ließ CAVALLO im Labor und in der Praxis untersuchen.
So hat CAVALLO getestet
Ein CAVALLO-Praxistest zeigte außerdem, wie bequem und praktikabel die geprüften
Modelle sind. Sie wurden im
Gelände sowie auf dem Platz
probegeritten und bei der Stallarbeit getragen.

Jeantex Twina
Vor allem an den Unterarmen und Ellbogen waren die Ärmel zu eng, am Oberkörper jedoch war die Jacke zu weit.Bei diesem Modell ist die Ellbogenpartie vorgeformt, ein Klettverschluss an den Ärmelbündchen fehlt. Beim Testritt wurde der Reiterin in der eher dicken Jacke sehr warm; sie würde dieses Modell daher nur an kühleren Tagen tragen. T3000 Laminat soll die Jacke winddicht, wasserdicht, aber dennoch atmungsaktiv machen. Die beiden Reißverschluss-Taschen sowie der Front-Reißverschluss lassen sich sehr gut mit Reithandschuhen öffnen. Die schicke Jacke hält Wind ab, lässt sich aber nicht an Bund oder Kragen in der Weite verstellen.
Preis: 99,95 Euro
Material: außen 100% Polyester, innen 100% Polyamid
Extras: T3000 Laminat

So unterscheiden sich Softshells von anderen Jacken
„Deswegen sind sie anschmiegsamer und rascheln nicht so sehr wie wasserdichte Funktionsjacken“, sagt Anja Klee- berg, Einkaufsassistentin im Textilbereich von Globetrotter Ausrüstung in Hamburg. „Softshell-Jacken sind das Gegenstück zu den sogenannten Hardshells, also regendichter Kleidung.“
So dicht dicke Funktionskleidung hält, kein Mensch will sie im Sommer tragen. Deswegen werden Softshells in anderen Outdoor-Sportar- ten immer beliebter. Auch Reiter werfen sich mittlerweile lieber ein schickes, leichtes Jäckchen über, wenn sie an kühlen Sommertagen eine Runde im Gelände drehen, statt unterm Gummi-Regenmantel zu schwitzen.
Der Begriff Softshell ist nicht geschützt. „Jeder kann ihn verwenden und interpretieren. Er kennzeichnet kein bestimmtes Material“, sagt Anja Kleeberg. Die Oberfläche von Softshells besteht aus strapazierfähigen Stoffen. Ihr angerautes Innenfutter soll Feuchtigkeit nach außen transportieren.
Es gibt Softshells aus Nylon, Polyamid oder Polyester. „Jacken aus Nylon sind steifer als solche aus Polyester, dafür aber abriebfester“, erklärt Anja Kleeberg. Der richtige Material-Mix macht Softshell-Jacken elastisch. So kneifen sie weder beim Reiten noch während der Stallarbeit. Baumwolle würde übrigens nicht für Softshells taugen. „Diese Hohlfaser saugt sich mit Wasser voll und klebt dann unangenehm am Körper.“
Apropos Wasser: Vor stundenlangem Regen kann keine Softshell-Jacke schützen. „Sie ist kein Allheilmittel“, sagt Anja Kleeberg. Bei Nieselregen oder einigen Schauern aber hält sie dicht, weil sie sehr wasserabweisend ist. Viele Hersteller imprägnieren ihre Modelle zusätzlich, um die Wasserdichtigkeit zu erhöhen.
Beim CAVALLO-Test kam es vor allem auf die Winddichtigkeit der Softshells an. Um diese zu messen, spannten die Prüfer alle zehn Jacken nach- einander auf das Prüfgerät und schalteten ein Vakuumgebläse ein. Eine genormte Luftströmung floss mit 200 Pascal Druck von außen nach innen durch den Stoff und wurde vom Gerät wieder abgesaugt. Wieviel Liter Luft pro Sekunde durch einen Quadratmeter Jacke fließen, dient als Maß für die Luftdurchlässigkeit (l/s qm) und hängt von drei Faktoren ab: Membran, Beschichtung und Webart. „Eine Gore-Windstopper- Membran, PU-Beschichtung oder -Membran halten Wind am ehesten auf Abstand“, erklärt Anja Kleeberg. Die größten Schlupflöcher für Windböen sind bei Softshell-Jacke Nähte und Reißverschlüsse.
Auch die Webart entscheidet, wie winddicht Softshells sind: Je dichter der Stoff, desto dichter die Jacke. „Weniger dicht gewebte Softshells lassen zwar mehr Wind durch, sind aber atmungsaktiver“, sagt Anja Kleeberg. Das ist wichtig für den Tragekomfort: „Ist die Temperatur innen höher als außen, entsteht ein Druckgefälle, Wasserdampf vom Körper entweicht.“
Im CAVALLO-Test waren alle Softshell-Jacken sehr winddicht, außer der Epsilon AR von Arcteryx. Die ließ im Vergleich mit den anderen Jacken das Vierzigfache an Luft durch. Deswegen empfand die CAVALLO-Testerin diese Jacke auch am atmungsaktivsten – und dennoch sehr windabweisend (Seite 134). Die laborgeprüfte Winddichtigkeit einer Softshell-Jacke sagt also noch lange nichts über ihren Tragekomfort aus.
Arcteryx Epsilon AR Jacket
Die Jacke fühlt sich an wie
eine zweite Haut, ist extrem leicht und macht uneingeschränkt alle Bewegungen mit. Laut Hersteller soll sie nur leicht wind und wasser-abweisend sein, dafür aber mehr
Feuchtigkeit transportieren. Beim Testritt war kein Windhauch am Körper zu spüren. Die Ärmel mit Elastikeinsatz am Bündchen werden zum Saum hin enger. Die Ellbogenpartie ist vorgeformt. Nach dem schweißtreibenden Ritt verdunstete die Feuchtigkeit schnell, die Testerin stieg trocken vom Pferd. Zwei Reißverschluss-Taschen sind an der Seite, eine ist am Ärmel. Einziges Manko: der fehlende Zwei-Wege-Reißverschluss. Doch die Jacke ist kurz genug geschnitten und stört dadurch nicht beim Reiten. Die Schnürung am unteren Saum verhindert das Eindringen von Zugluft.
Preis: 190 Euro
Material: 100% bonded Polyester mit Ripstop-Struktur
Extras: Stretch-Einsätze am Ärmel, Kinnschutz, Schnürzug im Saum

Sonnenreiter Malmö
Die Ärmel sind für die Konfektionsgröße etwas zu lang und können nicht enger gestellt werden. Die vier Reißverschluss-Taschen sind recht klein, für einen Geldbeutel ist dort kein Platz. Während des schweißtreibenden Testritts spürte die Reiterin die Jacke kaum, nach dem Reiten trocknete das Shirt unter der Jacke schnell. Windböen und kleinen Schauern hält die knallrote Jacke mit den auffälligen Reiß-verschlüssen problemlos stand. Das Material ist glatt, grober Dreck verschwindet einfach mit einer Bürste vonder Oberfläche.
Preis: 149 Euro
Material: 100% Polyester
Extras: -

Georg Schumacher Apache
Auf beiden Seiten sind Reißverschlüsse mit Netzgewebe. Sie regulieren die Taillenweite und lassen Luft an den Körper. Nach der anstrengenden Test-Reitstunde trocknete der Schweiß schnell. Die Ärmel haben Stretchbündchen und Klettverschlüsse. Die Schiebergriffe der beiden Reißverschluss-Taschen und der seitlichen Ventilationsöffnungen sind sehr klein und lassen sich mit Reithandschuhen nicht greifen. An Bund oder Kragen lässt sich die Jacke nichtverstellen. Weicher Stoff schützt das Kinn am Ende des Front-Reißverschlusses.
Preis: 149,95 Euro
Material: Oberstoff aus 100% Polyester, Membran aus 100 % Polytetrafluorethylen
Extras: GoreTex Windstopper Skyrun, seitliche Ventilationsöffnungen mit Mesh-Einsätzen

Krämer Pferdesport Felix Bühler Serfaus
Sie lässt sich zwar abnehmen, aber nicht im Kragen verstauen und hüpft beim Reiten auf und ab. Der hinten längere Schnitt schützt die Lenden vor Zugluft. Kurzen, aber heftigen Regenschauern hielt die Jacke beim Testritt stand, auch starke Windböen drangen nicht durch den Stoff. Zwei seitliche Reißverschluss-Taschen bieten nur wenig Platz. Die Reißverschlüsse der Taschen sind getaped, der Front-Reißverschluss ist verdeckt. Der Stehkragen der Jacke ist sehr weit, ein Schnürzug fehlt. Kühle Luft kriecht an dieser Stelle durch den Kragen. Nur die Ärmel lassen sich enger stellen, Schnürzüge für Taille und Kragen fehlen. Die sonst gut verarbeitete Jacke kassiert an den Nähten der Tasche Minuspunkte. Hier wurde der Stoff abgeschnitten und nicht versäubert.
Preis: 54,90 Euro
Material: 100% Polyester
Extras: abnehmbare Kapuze, verschweißte Reißverschlüsse an den Taschen, Vorderseite gefüttert.

Waldhausen Talisa
Die Ärmel waren zu lang und am Saum
sehr weit. Ein Klettverschluss stellt sie enger, unangenehm ist dann allerdings der aufgeschoppte Stoff am Handgelenk. Positiv fällt die sehr gute Verarbeitung mit sauberen Nähten und Säumen auf. Talisa punktet durch viele praktische Details: vier Reißverschluss-Taschen sowie eine Tasche am Ärmel, in die das Handy passt. Die Brusttaschen sind jedoch recht klein; in die unteren Taschen lässt sich vor allem im Sattel nur schwer hineingreifen. Kragen und Bund sind mit Schnürzug verstellbar
Preis: 69,90 Euro
Material: 100% Polyester, Awatex
Extras: Kragen und
Bund mit Schnürzug verstellbar, Netzstofffutter an der Vorderseite.

Ekkia Equi-Thème Tina
Der Stoff ist allerdings sehr elastisch, die abgesetzten Nähte in Kontrastfarbe ein Hingucker. Einzige Extras der Jacke sind Reißverschlüsse zur Weitenregulierung und zwei Hohlnieten unter den Achseln zur Belüftung. Taschen, um Handy oder Geldbeutel unterzubringen, hat die
Jacke nicht. Weder Ärmel noch Kragen oder Bund können enger gestellt werden. Die Reißverschlüsse lassen sich mit Reithandschuhen einwandfrei öffnen und schließen. Die gut wind-abweisende Jacke brachte die Testerin beim Reiten ordentlich ins Schwitzen.
Das Modell ist mit einer Art Pikeestoff gefüttert, der beim Reiten unangenehm am Körper klebte.
Preis: 49,90 Euro
Material: 100% Polyester
Extras: Reißverschlüsse zur Weitenregulierung, Hohlnieten unter den Achseln zur Belüftung

Mountain Horse Zenith
Sie ist jedoch an den Ärmeln etwas zu lang und am Oberkörper zu weit. Beim Anziehen störte die Ärmeltasche, an deren Innenfutter die Testerin grundsätzlich mit dem Daumen hängenblieb. Diese Tasche eignet sich höchstens für ein Taschentuch, Handy oder Geldbeutel stören. Die seitlichen Fronttaschen sind groß, das Handy passt in die entsprechende Innentasche. Kragen und Bund lassen sich mit einem Schnürzug enger stellen, die Ärmelbündchen mit einem griffigen Klettverschluss. Die Reißverschlüsse laufen sehr gut und sind durch die genoppte Plastikfähnchen schön griffig. Hinter dem Front-Reißverschluss schützt ein Windfang vor Zugluft. Er ragt am Ende über den Reißverschluss und schützt so das Kinn vor Kratzern.
Preis: 129 Euro
Material: Außenstoff 100% Nylon, Futter 100% Polyester
Extras: Schnürzug an Kragen und Bund, reflektierende Biese anSchultern

Busse Anky Technical
Das figurbetont geschnittene Modell sitzt tadellos und ließ der Testerin genügend Bewegungsfreiheit. Ein Klettverschluss aus griffigem Gummi stellt die Ärmel enger. Die Reißverschlüsse der Jacke sind
wasserdicht verschweißt und daher schwer zu öffnen und zu schließen. Der Schieber ist in jedem Fall zu klein. Am Ende des Reißverschlusses schützt ein Fleecepolster das Kinn. Hinter den Front-Reißverschluss ist ein Windschutz genäht. Ein Schnürzug am Bund zieht die Jacke an der Taille enger und sperrt Zugluft aus. Die Jacke bietet mit nur zwei Reißverschluss-Taschen kaum Stauraum.
Preis: 129,95 Euro
Material: 94% Polyester, 6% Spandex
Extras: Windschutz hinter dem Front-Reißverschluss, Fleeceschutz am Kinn, Kordelzug in der Taille

Kerbl Cavalliero
Zwei seitliche Reißverschluss-
Taschen und eine Brusttasche verstauen
Handy und Geldbeutel. Der Reißverschluss der Brusttasche ist verschweißt und schwer zu öffnen. Schnürzüge an Kragen und Bund machen
die Schotten dicht. Beim Testritt
kam die Reiterin kaum ins Schwitzen, jedoch war die Jacke innen noch Stunden nach dem Reiten unangenehm feucht. Heftige Windböen ließ die Jacke mit Windfang hinterm Front-Reißverschluss nicht durch. Das Modell eignet sich durch das Innenfleece für kühlere Sommertage.
Preis: 59,95 Euro
Material: 94% Polyester,
6% Spandex
Extras: TPU-Membran für Wasserdichtigkeit bis 5000 Millimeter, Atmungsaktivität bis 1000 Gramm pro Quadratmeter.

Die Luftdurchlässigkeit der Jacken im Vergleich
- Liter pro Sekunde auf den Quadratmeter