CAVALLO-Test: Reitschulen im Altmühltal
Reiten im Altmühltal

Tipps für Reitschüler: CAVALLO-Redakteurin Miriam Kreutzer hat vier Reitschulen im Altmühltal getestet. Hier finden Sie Ergebnisse und Fotos!

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Foto: Miriam Kreutzer

Bei der PSG Ellingen rennt das Schulpferd, und die Reitlehrerin ist vor lauter Lärm nicht zu verstehen. Die Reitstunde wird für Miriam Kreutzer zur Herausforderung. Ein Schulpferd, das sowohl klassisch als auch im Westernstil geritten wird? Der Reitverein Weißenburg hat solche Allrounder. Auf dem Reiterhof Jordan wirkt Haflinger Asterix behäbig und will sich nicht von der Herde trennen. Doch das Kutschpferd entpuppt sich als Traum-Reitpferd. Feine Reitausbildung und faires Miteinander schreibt sich der Lindenhof auf die Fahne. Ob er diese Prinzipien durchzieht?

Unsere Highlights

PSG Ellingen

Laut ist es auf dem idyllisch gelegenen Außenreitplatz der Pferdesportgemeinschaft Ellingen. Daran sind nicht nur Schnellstraße und ICE-Strecke schuld, sondern auch ein Traktor, der am Testtag den Acker zwischen Platz und Bahnlinie pflügt. Wir sind zu sechst in einer Gruppenstunde. Ich habe Schwierigkeiten, alle Anweisungen der Reitlehrern Ulrike Preiß zu verstehen, die zudem außerhalb des Platzes steht.

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Miriam Kreutzer
CAVALLO Reitschultest Altmühltal PSG Ellingen

Nebenbei bin ich voll mit meiner Bayerischen WarmblutStute Florina beschäftigt. Die Stute legt sich auf den Zügel und ist mehr als nur eine Spur zu flott unterwegs ist. „Ruhigeres Tempo auf der Flo“, höre ich die Stimme der Reitlehrerin von weit weg. Eine Erläuterung, wie ich das schaffen soll, fehlt. Als Ulrike Preiß auf den Platz kommt, nutze ich die Gelegenheit und frage sie, was ich konkret tun soll. „Basteln Sie an Ihrem Sitz“, antwortet die Reitlehrerin. Das bringt den Schüler nicht unbedingt weiter.

Mit der Zeit erreichen mich Korrekturen wie Puzzleteile. Ich soll Unterschenkel, Po und Schultern in eine Linie bringen und könne so das Tempo meiner Stute besser kontrollieren. Das funktioniert zwar nur bedingt, aber mittlerweile habe ich erkannt, dass die 1,75 Meter große Flo einfach unglaublich gehfreudig ist. Da sie sich trotz ihres Fleißes sehr schön biegen und stellen lässt, gewöhne ich mich mit der Zeit an das flotte Tempo. Leider wird sie im Genick dabei nicht lockerer. Auch dazu frage ich Ulrike Preiß um Rat. Die Antwort besteht aus einem Wort: „Paraden.“ Wir hören das im Verlauf der Stunde häufiger von ihr. Weitere Erläuterungen bleiben jedoch zunächst aus.

Im Galopp gibt es dann individuelle Ratschläge. Wir verteilen uns auf zwei Zirkeln und galoppieren zu zweit. Hier ist Ulrike Preiß intensiv bei ihren Reitschülern und gibt gute Tipps. Ich verlagere beim Galopp probehalber mein Gewicht nach außen. Die sensible Florina verliert umgehend ihre Innenstellung. Ulrike Preiß korrigiert auf der Stelle. Eine Mitreiterin, die immer wieder im Außengalopp landet, erhält konkrete Ratschläge für den richtigen Galopp: Sie soll das Pferd konsequent stellen, das Gewicht nach innen verlagern, mit dem inneren Schenkel Druck geben und ihr Pferd mit Stimme unterstützen. Am Ende gelingt auch ihr der Galopp. Ulrike Preiß hätte bei einer weniger großen Gruppe und unter günstigeren, also leiseren Bedingungen sicher mehr Möglichkeiten gehabt, dem Unterricht Tiefe zu geben. Am Testtag hat das gefehlt. Außer Sitzkorrekturen habe ich wenig von ihr gehört, und auch in Sachen Lektionen war die Gruppe nicht allzu sehr gefordert. Die Bereiterin wird mit einem Hufeisen für die hartnäckigen Sitzkorrekturen und ihr Bemühen bewertet, jedem Reiter die nötige Aufmerksamkeit zu schenken.

Die elfährige Warmblut-Stute Flo macht mir die Bewertung schwer. Einerseits ist sie fleißig und willig, andererseits legt sie sich auf den Zügel und rupft sie dem Reiter aus der Hand. Dagegen stellt und biegt sie sich wiederum nahezu von selbst. Insgesamt ist sie ein gutes Lehrpferd für fortgeschrittene Reiter, was ihr zwei Hufeisen einbringt.

Das Außengelände ist – von der Lärmkulisse abgesehen – wunderschön. Es gibt einen kleinen und einen großen Dressurplatz, einen Springplatz, einen Longierzirkel und eine Reithalle mit 20 x 40 Metern Größe. Im Winter und Frühjahr sind die fünf Pferde des Schulbetriebs täglich auf den Paddocks, im Sommer auf den weitläufigen Koppeln. Das Außengelände der Pferdesportgemeinschaft ist gepflegt, die Ställe sind sauber gemistet und ordentlich eingestreut. Florinas Box ist etwa 3 x 4 Meter groß und hat ein Außenfenster, durch das die Stute ihren Kopf steckt. Die Sattelkammer ist picobello aufgeräumt, alles ist ordentlich beschriftet. Der Betrieb muss ein halbes Hufeisen wegen der lauten Umgebung opfern, es bleiben zweieinhalb übrig.

Die Pferdesportgemeinschaft bietet nur Gruppenstunden an, Einzelunterricht ist nicht üblich. Der einstündige Unterricht mit fünf Mitreitern hat 14 Euro gekostet. Allerdings fehlten dem Unterricht Aha-Effekte. Das Preis-Leistungs-Verhältnis bekommt eineinhalb Eisen. Eine Zehnerkarte kostet für Mitglieder 100 Euro, bei einem Mitgliedsbeitrag von 55 Euro und zehn Arbeitsstunden pro Jahr.

Bewertung

Schulpferd: zwei von drei Hufeisen
Reitlehrer: eins von drei Hufeisen
Reitbetrieb: zweieinhalb von drei Hufeisen
Preis-Leistung: eineinhalb von drei Heisen

Kontakt

Pferdesportgemeinschaft Ellingen
91792 Ellingen
Tel. 09141-5610
www.psg-ellingen.net

Reitverein Weißenburg

Reitlehrerin Margit Rebec kommt eine halbe Stunde später als vereinbart zum Termin, weil sie noch mit einem Igel beim Tierarzt war. Da ich in einen Plan eingetragen war, konnte ich das zugeteilte Schulpferd Mio schon putzen und mich mit dem Haflinger bekannt machen. Gemeinsam müssen wir dann nur noch Sattel und Zaumzeug suchen. Das gestaltet sich schwierig. Ich habe heute eine Westernstunde beim Reitverein Weißenburg gebucht. Margit Rebec unterrichtet hier beides.

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Miriam Kreutzer
CAVALLO Reitschultest Altmühltal Reitverein Weißenburg

Offenbar ist die Nachfrage nach Western aber in letzter Zeit gesunken. Das ist wohl auch der Grund dafür, dass eine Staubschicht den Westernsattel überzieht und passendes Zaumzeug erst gesucht werden muss. Schließlich erscheint Margit Rebec mit einem Einohr-Zaum.

Am Telefon hatte sie mich darauf hingewiesen, dass ich keine professionellen Western-Disziplinen erwarten dürfe. Also rechne ich mit einer abgespeckten Version der Western-Reitweise – und liege damit komplett falsch. Die Reitlehrerin führt mich systematisch an das Wesentliche des Westernreitens heran.

Weil sie klassischen Reitstil und Western unterrichtet, kann sie die Reitweisen gut miteinander vergleichen und dem Reiter plausibel darstellen. „Letztendlich ist der Unterschied gar nicht so groß“, erläutert Rebec. „Die Anlehnung wie bei der klassischen Reitweise fehlt – und damit meine ich sowohl die Zügelanlehnung als auch die Anlehnung mit den Unterschenkeln.“ Ein im klassischen Stil fein gerittenes Pferd reagiere aber ebenso gut auf die Signale, wie sie beim Westernreiten verwendet werden.

Für den Reiter gestalteten sich die Hilfen beim Westernreiten aber eher „langsam und zum Mitschreiben“, erklärt die Reitlehrerin. Da Mio für beide Reitweisen eingesetzt wird, frage ich nach, ob Signale und Hilfengebung nicht verwässern. Aber Margit Rebec sieht das unkritisch: „Wichtig ist, dass der Reiter obendrauf gut ausbalanciert ist.“ Klingt gut, funktioniert aber bei Mio nicht überzeugend. Beim Antraben soll ich doch unterstützend mit den Schenkeln treiben, und auch bei der Hinterhandwendung soll der äußere begrenzende Zügel am Hals anliegen. „Das ist ja der Vorteil gerade für einen Umsteiger, dass er doch noch Mittel einsetzen kann, die er kennt, und auf die das Pferd reagiert“, meint die Trainerin C.

Bevor ich mich in den Sattel geschwungen habe, haben wir eine Viertelstunde Bodenarbeit gemacht. Das handhabe sie immer so, auch in den regulären Gruppenreitstunden, erklärt die Trainerin. So könne der Reiter eine Verbindung zum Pferd herstellen. Auch während des einstündigen Unterrichts demonstriert Margit Rebec vom Boden aus die Körperbewegungen und zeigt, dass beim Westernreiten alles ein wenig übertrieben ist. „Während man die klassischen Hilfen kaum wahrnimmt, sieht man jeden einzelnen Impuls beim Western.“ Ein Beispiel: Äußerer Zügel und Schenkel begrenzen, der innere Arm wird weit vom Körper weggestreckt. Eine so große Bewegung gebe es in der klassischen Reitweise nicht, sagt Rebec.

Ihr engagierter Einsatz in der Stunde, die interessante Theorie und die angenehme Art der Vermittlung wird mit vollen drei Hufeisen belohnt. Schulpferd Mio trägt anfangs die theoretischen Einlagen im Stand noch mit Fassung und bleibt aufmerksam, wird dann aber immer schläfriger. Er ist so sehr auf Margit Rebec fokussiert, dass ihre Nähe zum Reiter während einzelner Lektionen manchmal kontraproduktiv ist: Denn das Pferd hört eher der Reitlehrerin zu als dem Reiter auf seinem Rücken. Der 15-jährige Haflinger ist gutmütig und willig, braucht aber bei den Signalen Nachdruck. Der Wallach erhält eineinhalb Hufeisen. Mio kommt mit einer Gruppe anderer Pferde am Testmorgen von draußen. Bis Mai schnappen die Pferde täglich auf dem 40 x 70 Meter großen Außenreitplatz frische Luft , danach dürfen sie auf die Koppeln des Vereins. Mios Box ist mit etwa 2 x 4 Metern klein und schmal. Sie hat kein Fenster. Seine Vorderhufe sind frisch beschlagen, hinten hat er keine Eisen. Am Testmorgen wird gemistet, Mios Box ist bereits sauber und mit Heu und Kraftfutter vorbereitet. Die 20 x 40 Meter große Reithalle ist ordentlich abgezogen. Der Betrieb erhält zwei Hufeisen.

Die Reitstunde hat 60 Minuten gedauert und 30 Euro für den Unterricht sowie 5 Euro fürs Pferd gekostet. Die Stunde war individuell, das Schulpferd gelegentlich eigensinnig und nicht richtig durchlässig. Ich gebe dem Preis-Leistungs-Verhältnis zwei Hufeisen. Die Mitgliedschaft im Reitverein Weißenburg kostet 100 Euro im Jahr, eine Zehner-Reitkarte als Mitglied 90 Euro auf einem Vereinspferd, mit Privatpferd 40 Euro.

Bewertung

Schulpferd: eineinhalb von drei Hufeisen
Reitlehrer: drei von drei Hufeisen
Reitbetrieb: zwei von drei Hufeisen
Preis-Leistung: zwei von drei Heisen

Kontakt

Reitverein Weißenburg
91781 Weißenburg
Tel. 09141-86140
www.reitverein-weissenburg.de

Reiterhof Jordan

Erst einmal irre ich eine halbe Stunde herum. Der Reiterhof Jordan ist verwaist. Die Werbung im Internet hat nicht zu viel über das weitläufige Areal versprochen. Es dauert eine Weile, bis ich das unüberschaubar große Gelände nach menschlichem Leben abgesucht habe. Schließlich rufe ich Betriebsinhaber Walter Jordan auf dem Handy an und erfahre, dass er bald zurück sein werde. Also habe ich genug Zeit, mir ein Bild zu machen. Der Hof ist hervorragend ausgestattet. Neben der 20 x 40 Meter großen Reithalle gibt es einen kleinen und einen großen Außenreitplatz, eine Führanlage und mehrere Ställe. Auf den weitläufigen Koppeln stehen am Testtag alle Pferde.

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Miriam Kreutzer
CAVALLO Reitschultest Altmühltal Reithof Jordan

Als Walter Jordan schließlich ankommt, entschuldigt er sich: „So sind wir normalerweise nicht“, beteuert er. Er sei mit ein paar Hühnern beim Schlachter gewesen, und der habe ihn warten lassen. Mit einem Mitarbeiter hole ich Schulpferd Asterix von der Koppel. Der entpuppt sich als rundlicher, neunjähriger Haflinger-Wallach, der eher aussieht wie ein Obelix. Und er hat zunächst überhaupt keine Lust, sich von der Herde zu trennen. Er rührt sich nicht, lässt sich regelrecht von den Kumpels wegziehen. Beim Putzen ist er aber brav und verschmust.

Wir gehen auf den kleineren der beiden Außenplätze, wo Reitlehrer Jordan mich als Neuling besser im Blick hat. Walter Jordan erzählt seine Lebensgeschichte, während er mich 60 Minuten lang unterrichtet. Es war eigentlich die Idee seiner Frau, einen Reiterhof zu eröffnen. Jordan konnte dem Ganzen ursprünglich nichts abgewinnen.

Der Unterricht profitiert vor allem von seinem fein ausgebildeten, sensiblen Pferd. Asterix macht es unmöglich, Fehler beim Reiten zu machen. Am Anfang möchte er ein einziges Mal eine Ecke bkürzen. „Innen Druck, den äußeren Schenkel leicht wegnehmen“, schreitet Walter Jordan sofort ein. Dies fruchtet umgehend. Ich soll den äußeren Zügel stehenlassen und innen arbeiten. Auch Jordans Korrekturen im Galopp sind leicht umzusetzen, weil Asterix auf die Hilfen umgehend anspringt und fleißig vorwärts galoppiert. So kann ich mich gut auf die Tipps des Reitlehrers konzentrieren. Haflinger Asterix ist wie die anderen Pferde von Jordan selbst ausgebildet. Sein kurzweiliger Unterricht, den der Reitwart nach eigenen Worten eher spielerisch als professionell gestaltet, und die gute Ausbildung seiner Pferde sind mir zwei Hufeisen wert.

Bei Asterix muss ich keine Sekunde zögern. Der auf den ersten Blick behäbig wirkende Haflinger ist  fleißig, durchlässig und ausgesprochen sensibel. Ein Paradebeispiel hierfür ist das Schenkelweichen: Kaum stelle ich ihn aus dem Zirkel heraus am Zaun nach außen und nehme den linken Schenkel einen Hauch zurück, geht der Wallach vorwärts-seitwärts. Schritt-Trab-Übergänge sind ebenfalls keine Herausforderung für ihn. Für den Galopp drückt mir Jordan eine Gerte in die Hand, die ich aber überhaupt nicht brauche. Alle 20 Schulpferde seien so feinrittig, versichert der Reitlehrer. Asterix kaut entspannt auf der Trense. Er ist wunderbar zu stellen und reicht ziemlich nah an meine Vorstellung von einem Traumpferd. Das verdient volle drei Hufeisen.

Die Pferde sind ganzjährig draußen. Im Winter auf der Matschkoppel mit großem Unterstand, im Sommer dürfen sie sich noch dazu über zwei zusätzliche Weiden freuen. Einzelne Pferde kommen bei Minustemperaturen in den Stall, aber nur, damit die Wasserleitungen nicht einfrieren. Die Schulpferde gehen barhuf und erwarten in den nächsten Tagen den Hufschmied. Vor allem die Haflinger sehen übergewichtig aus. Laut Jordan bekommen alle Pferde täglich zweimal je zwei Schippen Kraftfutter. Diese Fütterungspraxis, die nicht individuell auf die – teils mehr als wohlgenährten – Pferde abgestimmt ist, bringt Abzüge. Asterix‘ Ausrüstung punktet ebenfalls nicht. Das Leder des Sattels ist rissig, beide Nähte der Sattelblätter sind oš en, das Innenleben tritt heraus. Dem ansonsten einwandfrei geführten Betrieb bleiben zwei Hufeisen.

Für die 60-minütige Einzelstunde auf einem ausgezeichneten Lehrpferd habe ich 15 Euro bezahlt. Zweieinhalb Hufeisen fürs Preis-Leistungs-Verhältnis. Unser Tipp: Wer für den Unterricht mehr verlangt, hat mehr Geld für Sättel. Einzelstunden sind beim Reiterhof Jordan jederzeit möglich. An Wochenenden gibt es Gruppenunterricht und einstündige Ausritte.

Bewertung

Schulpferd: drei von drei Hufeisen
Reitlehrer: zwei von drei Hufeisen
Reitbetrieb: zwei von drei Hufeisen
Preis-Leistung: zweieinhalb von drei Heisen

Kontakt

Reiterhof Jordan
91710 Gunzenhausen
Tel. 09836-1380
www.reiterhof-jordan.de

Reitschule Lindenhof

Nehmen Sie lieber eine Gruppenstunde“, rät die Mutter von Reitlehrerin Anke Jochum-Müller am Telefon. „Meine Tochter triezt Sie schon ordentlich.“ Diese Aussage verlockt mich erst recht zu einer Einzelstunde. Aber am Testtag erscheinen dann doch zwei andere Reiterinnen, mit denen ich eine Gruppe bilden werde. Als Anke Jochum-Müller aus dem Stall mit Schulpferd Don Perez auftaucht, verschlägt es mir vorübergehend die Sprache. Der Westfalen-Wallach hat ein Stockmaß von 1,85 Metern.

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Miriam Kreutzer
CAVALLO Reitschultest Altmühltal Reitschule Lindenhof

„Ein ganz lieber Kerl“, versichert mir Anke Jochum-Müller. Don Perez‘ gemächlicher Trab ist zunächst alles andere als Arbeitstempo. Ich kann nur schwer aussitzen. Die Reitlehrerin holt uns zu sich und zeigt, wie Don Perez eine bessere Innenstellung bekommt: Der innere Schenkel hält das Pferd gerade, am inneren Zügel annehmen und nachgeben. Wir gewöhnen uns allmählich aneinander. Schenkelweichen und Schlangenlinien klappen im Schritt und im Trab ganz gut. Der Galopp aber nicht. „Nur das äußere Bein zurücknehmen, dadurch kommt das Gewicht auf die innere Hüfte, und dann leichter Druck mit dem inneren Schenkel,“ sagt die Reitlehrerin. Doch damit fällt der 18-Jährige lediglich in einen flotteren Trab.

Anke Jochum-Müller ist Trainerin B und versteht es, mehrere Reiter im Blick zu haben und sie so lange zu korrigieren, bis die Lektionen stimmen. Zweieinhalb Hufeisen ist mir ihr Unterricht wert. Don Perez muss sich mit weniger Eisen begnügen: Weil er den Galopp verweigert und im Trab wegen einer großen Bewegungen unmöglich auszusitzen ist, ziehe ich ihm ein Hufeisen ab. Ein weiteres halbes verliert er, weil er Gewichtshilfen schlecht annimmt. Es verbleiben dem Westfalen-Wallach eineinhalb Hufeisen.

Don Perez trägt einen neuwertigen Springsattel, das Zaumzeug ist tipptopp. Seine Hufe sind frisch beschlagen. Die Pferde sind täglich auf der Koppel und kommen nachmittags zum Unterricht in den Stall. Deutlich spürbar ist eine positive Stimmung zwischen den Reitschülern auf dem Hof. Die Boxen wirken zusammengestückelt. Sie reichen vom einfachen Bretterverschlag bis zur großen Paddockbox. Alle Ställe sind sauber gemistet. Die einzige Einschränkung betrifft ein paar Boxen, die mit gerade einmal 2 x 2 Metern Größe klein und zudem dunkel sind; am Testtag sind sie noch nicht frisch eingestreut. Am Ende ziehe ich hierfür ein Hufeisen ab, weil die zehn Pferde des Schulbetriebs die wenigste Zeit in den Boxen verbringen. Die fehlende Reithalle schlägt ebenfalls mit einem halben Hufeisen Abzug zu Buche, so dass der Betrieb am Ende eineinhalb Eisen erhält.

Für die 45-minütige Gruppenstunde habe ich 15 Euro bezahlt. Zwei Hufeisen fürs Preis-Leistungs-Verhältnis hätte es auch bei einem höheren Preis gegeben, den qualifizierter Unterricht wert ist.

Bewertung

Schulpferd: eineinhalb von drei Hufeisen
Reitlehrer: zweieinhalb von drei Hufeisen
Reitbetrieb: eineinhalb von drei Hufeisen
Preis-Leistung: zwei von drei Heisen

Kontakt

Reitschule Lindenhof
91802 Meinheim
Tel. 09146-662
www.lindenhof-jochum.de

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4 / 2023

Erscheinungsdatum 15.03.2023

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