Test: Reitschulen in Aachen und Umgebung
Reiten rund um Aachen

CAVALLO-Redakteurin Miriam Kreutzer hat 4 Reitschulen in Aachen und Umgebung getestet. Hier finden Sie ihre Bewertung und Fotos. Zwei davon verdienen eine Empfehlung.

CAV Pferd Reiterin Reitlehrer
Foto: Rädlein

Auf einem Gutshof aus dem 16. Jahrhundert mitten in Aachen lernt Miriam Kreuzer beim Reitverein Aachen einen waschechten Ausbrecher kennen – und bekommt eine Stunde nach Dienstplan. Beißen beim Satteln, Wegknicken beim Reiten – auf dem alten Quick Boy hat man wenig Freunde. Dafür kann der Braune in Würselen aber nichts. Ein Quarter-Wallach, der nach den Prinzipien der französischen Légèreté ausgebildet ist? Bei Philippa Helg ist das kein Problem. „Das Leben ist zu kurz, um schlechten Reitunterricht zu bekommen.“ Stimmt diese Internet-Eigenwerbung des Reitstalls Röthgener Burg?

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Reitverein Aachen

Als ich mich anmelden möchte, ist Initiative gefragt: erst über den Hof, dann ins Büro, von dort weiter in die Reithalle zu Tina. Sie ­erklärt, dass Reitschüler hier Monatskarten erwerben. Wie im Fitnessstudio erteilt man eine Abbuchungserlaubnis und kann dann Unterricht nehmen. Eine Einzel-Schnupperstunde ist möglich und kostet 20 Euro.

FN-Bereiterin Michaela Hein bietet mir eine halbe Stunde für den nächsten Tag an. „Möchten Sie ein schnelles oder ein langsames Pferd?“ Tina soll Pferd und Ausrüstung zeigen, damit ich am nächsten Tag zur vereinbarten Zeit fertig bin. Schimmel Rebell, ein Reitpony (6), wird mein Partner. Er sei nicht sehr sensibel und man müsse viel treiben, sagt Michaela Hein. Im Stall hat jedes Schulpferd sei-nen eigenen Spind. Die Boxen sind gepflegt und gut gemistet. Rebells Box hat zwei Fenster. Die Boxentür ist mit einem ­Haken zusätzlich abgesperrt, da Rebell schlau ist und sich sonst befreit.

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Kreutzer
CAVALLO Reitschultest

Seine Schläue zeigt der tadellos gepflegte Wallach auch beim Putzen, wo er mehrfach den Knoten im Strick löst. Ein gut sitzender, recht neuwertiger Dressursattel gehört auf seinen Rücken. Leider ist hier ein Strupfen zur Hälfte abgerissen.

Am Testtag fühle ich mich allein gelassen. Nachdem ich mir irgendwo Putzsachen zusammengesucht habe, finde ich im Spind Bandagen und Gamaschen. Was soll Rebell tragen? Niemand in Sicht, der mir helfen könnte. Ich entscheide mich für die Gamaschen. Leider kümmert sich keiner darum, wie ich mit dem Tier umgehe und ob ich richtig sattele.

Bereiterin Michaela Hein erscheint pünktlich zur angegebenen Zeit in der Halle. Für eine halbe Stunde habe ich ihre ­ungeteilte Aufmerksamkeit. Sie redet auf mich ein, gibt mir Tipps. Rebell ist auf der linken Hand verspannt und lässt sich nicht stellen. Die Trainerin ist freundlich distanziert und vertritt die unerbittliche Schule des Gegenhaltens: Bis Rebell nachgibt, soll ich den inneren Zügel feststellen. Dann nachgeben, aber nicht zu viel, das würde er ausnutzen. Eine Grundrittigkeit ist bei dem sympathischen Wallach nur bedingt vorhanden. Ich finde Rebell jedoch nicht faul und langsam, wie angekündigt. Er nimmt nur den linken Schenkel nicht an. Beim Schenkelweichen gibt er plötzlich, als ich ihn mit der Gerte leicht antitsche, mit angelegten Ohren Gas. Ein Kind hätte hier keine Chance. Die Steifheit auf der linken Hand bleibt bis zum Schluss. Nach den 30 Minuten Unterricht ist die Trainerin schnell weg – ab zum Kinder­unterricht in der kleinen Halle: Dienst nach Plan.

Michaela Hein ist in der ­gebuchten Zeit freundlich. Sie gibt einen durchschnittlichen Unterricht, der leider über die übliche Arbeit in Schritt, Trab und Galopp nicht hinausgeht. Sie bekommt ein Hufeisen.

Rebell ist zu schlau für den Schulbetrieb und scheint bisher nicht einmal den zweiten Punkt der Ausbildungsskala, die Losgelassenheit, zu kennen. Ein Schulpferd sollte jedoch so ­ausgebildet sein, dass man auf ihm Losgelassenheit fühlen lernt. Auch Schimmel Rebell erhält daher nur ein Hufeisen.

Der Branderhof liegt mitten in Aachen und ist der Heimatstall des Reitvereins Aachen mit FN-anerkannter Reitschule. Der Gutshof aus dem 16. Jahrhundert ist wunderschön gepflegt und besticht mit einer tollen, 20 x 60 Meter großen Reithalle, deren Boden kürzlich komplett erneuert wurde. Eine weitere kleine Reithalle dient dem Gruppenunterricht, hier werden aber auch mal die Schulpferde frei laufengelassen. Wiesen­paddocks sind laut Website vorhanden, werden aber wohl im Winter nicht benutzt. Assistentin Tina erzählt, dass zu wenig Wiesen vorhanden seien. „Aus Liebe zum Pferd“ lautet der Slogan des Vereins, der im Internet damit wirbt, dass seine Reitschule „seit 1949 zu den führenden der Region gehört“. Die Aktivitäten, die auf der Webseite beschrieben sind, lassen den Schluss zu, dass der RV Aachen tatsächlich sehr um seine Mitglieder bemüht ist, gerade auch um Kinder. Dem Betrieb mit seinen sehr gut gepflegten Pferden gebe ich zwei Eisen.

Das Preis-Leistungsverhältnis ist mit 20 Euro für eine halbe Stunde durchschnittlichen Reitunterrichts auf einem mäßig ausgebildeten Pony eher durchschnittlich und bekommt eineinhalb Hufeisen.

Bewertung

Schulpferd: eins von drei Hufeisen
Reitlehrer: eins von drei Hufeisen
Reitbetrieb: zwei von drei Hufeisen
Preis-Leistung: eineinhalb von drei Hufeisen

Kontakt

Reitverein Aachen
52066 Aachen
Tel. (0241)63904
www.rv-aachen.de

Reiterverein Würselen

Angemeldet habe ich mich für eine Gruppenreitstunde, in der laut Reitlehrerin Anja Dohms „nicht so viel los“ ist. Als ich am Testtag ankomme, kümmert sich niemand um mich. Ein Mädchen hilft mir schließlich und schaut in der Sattelkammer in einem Buch nach, welches Pferd mir zugeteilt wurde. „Oh, Quick Boy, der ist total lieb und toll!“ Das Mädchen führt mich zur Box eines neugierig guckenden braunen Hannoveraners. Es greift in einen Wandschrank und holt eine Putzkiste hervor, auf welcher der Name meines Pferds steht. Hierin befinden sich auch Gamaschen und Streichkappen.

Quick Boy hat ein Stockmaß von rund 1,60 Meter. Schnell stelle ich fest, dass der Wallach sich nicht gerne putzen lässt und dass er Geschwülste um die Gurtlage hat. Als ich nachfrage, was das ist, heißt es nur lapidar: „Das hatte der schon immer.“ Ich folge dem Rat der mittlerweile aufgetauchten Trainerin: „Trensen Sie ihn zuerst, satteln Sie ihn danach. Dabei zappelt er immer ein wenig.“ Das Satteln wird eine Tortur für mich: Quick Boy beißt nämlich, wenn man ihm den Sattel auflegt und versucht, den Gurt zu schließen.

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Kreutzer
CAVALLO Reitschultest

Ich achte penibel darauf, die Geschwülste frei zu lassen. Dann stelle ich fest, dass die Gamaschen und Streichkappen eigentlich zu klein sind für Quick Boys Beine.Er ist, wie ich später herausfinde, ein ehemaliges Springpferd, das heute sein Dasein in einer kleinen Eckbox fristet und jedes Pferd angiftet, das vorbeigeführt wird oder ihm zu nahe kommt. Dabei ist er sehr menschenbezogen und verschmust. Auf die Wiese kommen die Pferde hier im Winter nicht, sommers laut Angaben der Kinder schon.

Meine Stunde beginnt, und ich führe Quick Boy in die alte Halle, deren Tor kaputt im Wind wackelt. Da Quick Boy versucht, mir beim Nachgurten in die Füße zu beißen, hilft mir Reitlehrerin Anja dabei. Das Pferd ist steif, und von einer Grunddressur ist nichts zu merken. Das Tier versucht, durch schnelles Schütteln des Kopfs, auf und ab, sich dem Zügel zu entziehen. Sonst bleibt es fest im Genick und hält von Anlehnung wenig.

Glücklicherweise muss in dieser Reitstunde – wahrscheinlich aus gutem Grund – nicht ausgesessen werden. Quick Boys Trab ist unsitzbar und außerordentlich unbequem. Der Galopp, obwohl nicht superweich, ist verglichen mit dem Trab eine Wohltat. Ich teile die Halle mit sieben weiteren Schülern. Reitlehrerin Anja Dohms kümmert sich um jeden und scheint alles zu sehen. Ihre Ratschläge sind nachvollziehbar, lassen sich auf einem Pferd wie Quick Boy aber zum größten Teil nicht umsetzen. Zu sehr muss ich mich konzentrieren, wie das Tier läuft, als dass ich mich um meinen Sitz und meine sonstige Einwirkung kümmern kann. Daher kommt schnell Frustration auf.

Jeder Versuch, das Pferd zu stellen und zu biegen, wird durch Kommentare wie „Sie dürfen die Zügelfäuste nur ganz leicht eindrehen, stellen Sie
die Zügelfäuste nebeneinander, nicht so eine breite Zügel­führung“ zunichte gemacht, weil ich mit feinen, angedeuteten Hilfen bei Quick Boy nicht weiterkomme. Etliche Male knickt der Wallach mit einem Hinterbein weg. Ich kann den Grund nicht feststellen, aber vermutlich hat er eine schwache Hinterhand. Er kann einem Schüler nicht zeigen, was falsch und was richtig ist; damit ist er kein geeignetes Schulpferd – auch wenn er brav seine Runden läuft und zu jedermann lieb ist. Deshalb bekommt der braune Quick Boy null Hufeisen.

Das Sattelzeug des Wallachs ist alt. Die Bügelriemen fallen auseinander, seine Gamaschen und Streichkappen sind zu klein. Die Hufe wurden gut gepflegt, die Box ist gemistet. Laut Webseite plant der Reiterverein eine Sanierung und sammelt Spenden. Der Betrieb bekommt ein halbes Eisen.

Reitlehrerin Anja Dohms bemüht sich und gibt einen übersichtlichen Reitunterricht. Sie bemerkt aber nicht, dass sich einige Gamaschen und Streichkappen lösten oder von Schülern falsch angebracht wurden. Sie bekommt ebenfalls ein halbes Eisen. Ihr Satz „Das hat doch schon ganz gut geklappt“ am Ende der Stunde ist sicher nett gemeint. Doch erfolglos versucht sie, mich für weitere Stunden zu begeistern. Zu groß sind die Defizite in Ausbildung und Haltung der Pferde.

Das Preis-Leistungsverhältnis bewerte ich bei 15 Euro für ein Gruppenstunde im Vergleich zu den anderen getesteten Reitschulen im Raum Aachen mit einem halben Hufeisen.

Bewertung

Schulpferd: null von drei Hufeisen
Reitlehrer: null von drei Hufeisen
Reitbetrieb: null von drei Hufeisen
Preis-Leistung: ein halbes von drei Hufeisen

Kontakt

Reiterverein Würselen
52146 Würselen
Tel (02405) 84262
www.reiterverein-wuerselen.de

Reitstall Helg


Cherokee steht sonst im Offenstall, aber morgens darf er in die Box, um ein wenig seine Ruhe von den anderen Pferden zu haben“, sagt Philippa Helg, Reitstallbetreiberin und Ausbilderin.

Ich habe mich bei ihr an­gemeldet für eine Unterrichtsstunde nach den Prinzipien der „Ecole de Légèreté“, die sich an die traditionelle fran­zösische Schule und den Ausbilder Philippe Karl anlehnt. Philippa Helg holt den elfjährigen Quarter-Wallach Cherokee aus der Box. Ich bin etwas verwundert, als sie mich fragt, ob ich denn auch bereit wäre, mein Pferd selber zu putzen. Sie drückt mir eine Tasche mit alten Bürsten und Kardätschen in die Hand.

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Kreutzer
CAVALLO Reitschultest

Cherokees Hufe wurden vor Kurzem auf Barhuf umgestellt und sehen vorne ungewohnt schräg und stark abgenutzt aus. Zaumzeug und Sattel hängen im kleinen Aufenthaltsraum mit Blick in die kleine Halle und sehen ordentlich gepflegt aus. Philippa beginnt schon, während sie mir beim Satteln hilft, mit dem Unterricht: „Wissen Sie, warum wir Schenkeltrensen verwenden?“ Ich verneine.

„Philippe Karl benutzt keine Nasen- oder Sperr-Riemen, da sie das Pferdemaul zuschnüren. Er möchte wissen, wie das Pferd auf den Zügel reagiert, vor allem mit der Zunge. Deswegen bleiben Nasenrücken und Unterkiefer frei. Die Schenkel sind da, damit die Trense nicht durchs Maul rutscht.“ Sie erklärt weiter, dass für die Stellung die innere Hand aus dem Ellbogen heraus leicht gehoben wird. „So wird die Zunge frei, und das Pferd gibt im Genick nach.“ Trotz der leichten Zügelführung hält auch Philippa Helg eine ständige Verbindung mit dem Maul. Hilfen werden über das Gewicht und leichten Schenkeldruck gegeben. „Zum Anhalten nehmen wir die Oberschenkel leicht zurück und sitzen tief ein.“ Zur Zügelführung muss ich noch einmal absitzen. „Ist das okay, wenn wir heute erst einmal ganz viel ­theoretische Basisarbeit machen?“ Ich nicke. „Ich möchte, dass Sie zuerst einmal genau verstehen, worum es eigentlich geht. Deswegen kommen wir heute nicht so sehr zum Reiten.“

Neben dem Pferd stehend, soll ich nun den Zügel in beide Hände nehmen und vor mich strecken. „Ihre Hände sind jetzt das Pferdemaul.“ Philippa Helg hat die Enden des Zügels in der Hand und fängt an, daran zu ziehen. Die breite Zügelführung ist bei Philippe Karl durchaus erwünscht, da sie einen stabilisierenden Effekt hat. Nun darf ich wieder aufsitzen. Es folgen Trab-Schritt-Übergänge, Galopp und zum Abschluss ein Konterschulterherein, für dessen Umsetzung mich Philippa Helg noch einmal absitzen lässt, um mir vorzureiten, wie es geht.

Die Ausbilderin achtet sehr auf Sicherheit, besteht auf einer Reitkappe und geht als gutes Beispiel voran: Sogar für die drei Minuten Konterschulterherein-Demo holt sie ihren Helm. Ihr Umgang mit dem Schulpferd Cherokee ist sehr sanft, dabei besteht sie auf konsequenten Hilfen. „Wenn Cherokee nicht auf den Schenkel reagiert, dann müssen Sie ihm mit der Gerte sagen, dass eine Reaktion erwünscht ist.“ Weiter: „Konsequenz und viel Lob ist wichtig.“

Die Trainerin ist sanft und behutsam. Fast scheint sie anfangs etwas unsicher. Ihre Ausführungen beim Unterricht sind aber klar und verständlich; sie ist mit Herz und Seele dabei. Da sie mich rundum sehr gut betreut hat sowie viel theoretisches und praktisches Wissen vermitteln konnte, bekommt Philippa Helg volle drei Hufeisen.

Cherokee ist wohlgenährt, brav im Umgang, macht alles mit und reagiert gut auf die – von mir sicher zum Teil noch etwas unbeholfen gegebenen – Hilfen. Der Wallach bekommt daher zweieinhalb Hufeisen.

Der Betrieb ist ordentlich geführt. Sattler, Zahnarzt, Ostheopath und Hufschmied betreuen die Pferde nach Philippa Helgs eigener Aussage regelmäßig. Leider gibt es kein eigenes Putzzeug für Cherokee, und der Hang des Offenstalls tritt sich offensichtlich bei matschigem Wetter herunter. Die Box, in der Cherokee den Morgen verbrachte, wurde seit Längerem nicht gemistet; die Halle ist dunkel und verhältnismäßig klein. Der Betrieb hat daher nur eins von drei Hufeisen verdient.

35 Euro für die Einzelstunde sind ein ziemlich hoher Preis. Da Philippa Helg sich aber die größte Mühe gibt und ich einen guten ersten Eindruck von der Reit-Philosophie Philippe Karls gewonnen habe – zudem noch auf einem geduldigen, netten und wohlerzogenen Pferd –, ­notiere ich hier zweieinhalb Hufeisen.

Bewertung

Schulpferd: zweieinhalb von drei Hufeisen
Reitlehrer: drei von drei Hufeisen
Reitbetrieb: eins von drei Hufeisen
Preis-Leistung: zweieinhalb von drei Hufeisen

Kontakt

Reitstall Helg
52076 Aachen
Tel. (0241) 404054
www.reitstall-helg.de

Reitanlage Röthgener Burg


Die Burg mit dem Reitstall von Heinz-Peter Kugel liegt, von einem Wasser­graben umgeben, neben einer Bahnstrecke. Die alten Ställe wirken dunkel und eng. Hier sind größtenteils die Schulpferde untergebracht. Viele Pferde haben allerdings eine Außenbox mit Blick in den Innenhof, in den ein zusätzlicher Boxenstall gebaut wurde.

Alles ist sauber; die Boxen werden während meiner Anwesenheit gemistet. Ich treffe den Stallbetreiber und Sportpferdezüchter Heinz-Peter Kugel in einer der Reithallen und melde mich für eine Einzelstunde an. Auf seine mit einem Augenzwinkern gestellte Frage, ob ich mich auf eine gemütliche Ausreitsaison vorbereiten oder lieber „dressurmäßig gezwiebelt“ werden möchte, bitte ich um das Zwiebeln.

Kugel ist sehr sympathisch und macht einen lustigen Eindruck. Stolz stellt er mir Lennox vor: Der selbstgezogene, braune Rheinländer-Wallach ist sechs Jahre alt und rund 1,70 Meter groß. Ein Gemeinschafts-Putzkasten steht vor seiner Box; im Spind hängt das Sattelzeug. Beim Satteln stelle ich fest, dass Lennox‘ Stalldecke an Widerrist, Brust und Schultern leicht scheuert.

Der Sattel berührt die Scheuerstellen nicht und liegt deutlich weiter hinten. Lennox hat leichte Verdickungen auf den Rückseiten der ­Beugesehnen. Er ist aber nicht druckempfindlich und geht klar. Vertrauensvoll trottet er hinter mir zur Halle und ist außerordentlich brav im Umgang.

Kugel erzählt, dass er Lennox seit Kurzem im Schulbetrieb einsetzt, da er ihn als Kopper schlecht verkaufen könne. Es sei aber auch gut, ein Pferd für die fortgeschrittenen Reiter zu haben. Ich soll ihn ohne Sporen und ohne Gerte reiten.

Der Unterricht ist logisch und durchdacht. Kugel erklärt viel und achtet sehr auf eine leichte Hand. Ihm ist wichtig, dass der Schub aus der Hinterhand kommt und die Zügel nur eine leichte Verbindung darstellen. Lennox ist leichtrittig, dehnt sich schnell und leicht, lässt sich auf beiden Seiten gut stellen. Durch Körperspannungsübungen im Leichttraben bringt mich Kugel dazu, Lennox‘ Tempo nur über mein Gewicht zu regulieren und Tempounterschiede zu reiten. Der Wallach wird immer weicher in seinen Bewegungen. Kugel lässt uns über Stangen traben und anschließend galoppieren. Lennox reagiert äußerst fein auf den leisesten Schenkeldruck. Wir beenden die Stunde mit ein paar Runden im Leichttrab, wobei Lennox mir die Zügel aus der Hand kaut. Über langsamer werdende Bewegungen soll ich ihn zum Schritt bringen. Eine anspruchsvolle Stunde ist rum.

20 Euro für eine Einzelstunde dieser Qualität – das ist sehr günstig und bringt dem Preis-Leistungsverhältnis volle drei Hufeisen. Lennox ist ein hervorragendes Schulpferd; er verdient ebenfalls drei Eisen.

Reitlehrer Heinz-Peter Kugel bekommt zweieinhalb Eisen, der Betrieb nur eins, da Putzzeug und Boxen der Pferde teilweise zu wünschen übrig ließen.

Bewertung

Schulpferd: drei von drei Hufeisen
Reitlehrer: zweieinhalb von drei Hufeisen
Reitbetrieb: eins von drei Hufeisen
Preis-Leistung: drei von drei Hufeisen

Kontakt

Reitanlage Röthgener Burg
52249 Eschweiler
Tel. (02403) 37614
sportpferde-kugel.de

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4 / 2023

Erscheinungsdatum 15.03.2023

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