Test: Reitschulen in Münster und Umgebung
Reiten rund um Münster

CAVALLO-Redakteurin Miriam Kreutzer hat vier Reitschulen in Münster und Umgebung getestet. Hier finden Sie ihre Bewertung und Fotos. Eine Reitschule wird von CAVALLO empfohlen.

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Foto: Miriam Kreutzer

Auf dem Islandpferdehof Vertherland bei Münster lernt Miriam Kreutzer eine geschickte Entfesselungs-Künstlerin kennen, die sich erst am Ende der Reitstunde freier bewegt. Ein feines Schulpferd erobert im Reitclub St. Mauritz das Herz der Reitschultesterin – allerdings nicht gerade im Sturm. In Ostbevern auf Reithof Haverkamp lauern Seeungeheuer auf Miriam Kreutzer – und sie lernt eine Tierärztin kennen, die auf Hintergründe schwört. Beim Unterricht auf der Vita-Farm langweilte sich das Schulpferd. Dafür lernte Reitschultesterin Miriam Kreutzer umso mehr.

Unsere Highlights

Das Vertherland

Der Hof Vertherland ist nicht leicht zu finden. Er entpuppt sich als umgebaute Baracke einer ehemals britischen Kaserne am Rande von Münster. Das sieht zunächst gewöhnungsbedürftig aus, doch die Pferde kümmert das Design nicht: Sie freuen sich über das große Platzangebot auf dem ehemaligen Militärgelände.

Abends im Stall ist von soldatischer Disziplin nichts zu merken: Überall laufen Kinder herum, werden Ponys geführt, und mittendrin steht Stallbetreiberin Angelika Uekötter, die alles im Griff zu haben scheint. Ruhig versucht sie, des Ansturms der Fragen Herr zu werden. Meine Vorbereitung auf die spontan am Nachmittag vereinbarte Stunde fällt kurz und knackig aus.

Ich werde die Isi-Stute Jörđ reiten, was isländisch „die Erde“ bedeutet. Meine drei Mitreiter reiten ihre eigenen Pferde. Sie sind schon auf dem Weg zur Ovalbahn, als ich meinen Isländer, eins von fünf Schulpferden, aus dem Paddock hole.

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Miriam Kreutzer

Angelika Uekötter bringt Sattel und Trense, während ich putzen soll. Das Gemeinschafts-Putzzeug liegt in einer schmuddeligen Tonne. Jörđ hat gerade Fressen im Sinn – und ständig den Kopf am Boden. Als ich die Länge des Anbindestricks von mittel auf ganz kurz korrigiere, zieht sie kurzerhand ihren Schädel mehrfach aus dem Halfter. Das saß eigentlich fest, war aber offensichtlich der geschickten EntfesselungsKünstlerin nicht gewachsen. Diese wird dann ruckzuck aufgesattelt und getrenst. Da Angelika Uekötter schon wieder an anderer Stelle gebraucht wird, schickt sie mich – quasi der Nase nach – zur großen Ovalbahn.

Reitlehrerin Flora Wörner erscheint kurz darauf. Sie ist erst 21 Jahre alt und wirkt sympathisch. Freundlich hilft sie mir beim Einstellen der Bügellänge und beim Nachgurten. Sie fragt, ob ich schon einen Tölter geritten sei? Ja, habe ich. Schließlich hat mich Stallbetreiberin Angelika Uekötter in diese Reitstunde für Fortgeschrittene eingeteilt.Jörđ ist ein nettes Pony, aber ihr scheint das Gebiss nicht angenehm zu sein; sie schlägt mit dem Kopf. Flora Wörner fordert, mit beiden Ringfingern zu spielen. Gibt Jörđ nicht nach – was sie tatsächlich nicht tut – soll ich mich durchsetzen und „einfach außen mal gegen halten“. Ich folge dem Rat, die Stute wirft den Kopf noch höher. Flora Wörner ist keine gelernte Reitlehrerin. Sie hatte von klein auf durch ihren Vater mit Islandpferden zu tun. Dafür macht sie ihre Sache gut und kümmert sich um jeden der vier Reiter. Sie erklärt, dass Islandpferde den Kopf nicht hoch tragen müssen. „Früher hat man das so gemacht, aber davon ist man jetzt schon seit über zehn Jahren weg.“ Ihre Aufforderung, dauernd mit den Händen zu spielen, macht allerdings wenig Sinn – und lenkt Jörđs Kopf nicht in die Tiefe. Mein Pony wehrt sich während des gesamten Unterrichts gegen die Hand. Sobald ich die Zügel lockerer lasse, geht es besser. Die Reitlehrerin hilft mir hier nicht weiter. Jörđ reagiert allerdings gut auf die Tölthilfen und wird durch die Übergänge auch etwas geschmeidiger. Der Galopp ist hingegen eine rumpelige Angelegenheit. Da ihr Sattel ständig hin und her rutscht, ist zunächst auch die richtige Gewichtshilfe schwierig. Jörđ springt zweimal falsch an. Einmal richtig angaloppiert, schaffen wir sogar Galopp-Tölt-Übergänge. Am Ende trabe ich leicht und merke, dass Jörđ sich streckt und entspannt. Auf die Nachfrage bei Flora Wörner, ob dies etwas mit dem Sattel zu tun haben könnte, bekomme ich eine seltsame Antwort: Sie meint, dass Aussitzen nie angenehm für das Pferd sei. Von einer Reitlehrerin hätte ich eine qualifiziertere Aussage erwartet – auch wenn Flora Wörner keinen Trainerschein hat. Aber: Sie hat sich stets bemüht, war freundlich und aufmerksam. Für die ansonsten solide Reitstunde gebe ich ihr eineinhalb Hufeisen. Jörđs Kopfschlagen und fehlende Losgelassenheit kosten die Isländer-Stute ein Hufeisen, obwohl sie ansonsten wirklich gut auf die Hilfen reagiert hat. Der Betrieb bekommt zwei Hufeisen. Ein passender Sattel für Jörđs Rücken sollte selbstverständlich sein – und könnte sicher vieles für die Stute leichter machen. Jörđs Offenstall ist sauber gemistet, die Tiere kommen täglich auf die Koppeln. Zu bemängeln ist das schmutzige Gemeinschafts-Putzzeug. Ich habe 14,50 Euro für eine solide Gruppenstunde zu viert bezahlt. Das bringt zwei Hufeisen für Preis-Leistung.

Bewertung

Schulpferd: zwei von drei Hufeisen
Reitlehrer: eineinhalb von drei Hufeisen
Reitbetrieb: zweieinhalb von drei Hufeisen
Preis-Leistung: zwei von drei Hufeisen

Kontakt

Das Vertherland
48157 Münster
Tel. 0251-3270060
www.islandpferdehof-vertherland.de

Reitclub St. Mauritz

Von der Webseite des Reitvereins St. Mauritz erschallt lautes Wiehern und Hufgetrappel. Zu lesen ist dort, dass ich als Reitschüler Mitglied im Verein St. Mauritz werden muss. Telefonisch vereinbare ich einen Termin mit Reitlehrer Marc-Patrick Fritz. Am Testtag streckt mir als erstes eine hübsche schwarzbraune Stute die Nase entgegen: Santa Maria heißt sie – und ich muss bei diesem Namen sofort an einen alten Schlager denken. Die Frau des Reitlehrers, Charlotte Fritz, begrüßt mich freundlich.

Sie hat mich schon erwartet und teilt mir Santa Maria zu. Die neunjährige Hannoveraner-Stute lässt sich die Trense nicht über die Ohren streifen; der Zaum muss jedes Mal auseinandergenommen werden. „Wir haben die Stute vor einem Jahr gekauft, weil sie so unglaublich brav ist. Wir dachten, dass wir die Ohrempfindlichkeit in den Griff bekommen, aber wahrscheinlich hat sie mal schlechte Erfahrungen gemacht“, erklärt Charlotte Fritz. Santa Maria hat eine empfindliche Sattellage, die offenbar früher häufiger durch drückende Sättel belastet wurde. Heute trägt sie einen passenden Sattel mit Gel-Unterlage.

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Miriam Kreutzer

Der Stall ist leer. Nur Marc-Patrick Fritz, der später unterrichten wird, wandert ab und an mit seinen kleinen Zwillings-Töchtern im Kinderwagen vorbei. Er hat seine Prüfung zum Pferdewirtschaftsmeister in Warendorf mit Auszeichnung bestanden und ist seit März 2008 Ausbilder im Reitclub. Der Reitlehrer ist ruhig und distanziert, hilft mir beim Aufsitzen und schnallt Gummiausbinder ein. Ich soll zum Aufwärmen zunächst viel Schritt reiten, sagt er. Ich möchte wissen, warum er die Stute ausbindet. „Es gibt Pferde, die einfacher an den Zügel zu reiten sind als Santa Maria“, antwortet er und ergänzt: „Wenn sie nachher etwas lockerer ist, können wir die Dinger abmachen.“

Tatsächlich ist die Stute anfangs zäh, ihre Bewegungen sind eckig. Ich stelle mich innerlich auf Muskelkater und eine Tortur-Reitstunde ein. Doch es kommt anders. Marc-Patrick Fritz erklärt genau und korrigiert gezielt. Ich soll nicht ständig treiben, sondern nur, wenn das Pferd nicht von selbst weiterläuft. Wir traben leicht auf gebogenen Linien. Ich soll auf genaue Zirkelführung achten und immer den nächsten Punkt im Auge haben, damit Santa Maria nicht abdriftet. Dass ich zu viel nach unten gucke und meinen Kopf nicht gerade halte, korrigiert er immer wieder. Schon bald fordert er Übergänge und Tempounterschiede. Fritz erklärt, wie ich den Galopp aus dem Schritt am besten vorbereite: „Legen Sie das äußere Bein schon leicht verwahrend hinter den Gurt. Das Pferd reagiert, soll aber noch nicht angaloppieren. Dadurch wird Spannung aufgebaut und im nächsten Moment wird der Galoppsprung heraus gelassen.“ Das funktioniert, und Santa Maria reagiert prima. Aus den eckigen Bewegungen wird ein Trab, der sich weich sitzen lässt. Die Stute ist aufmerksam und arbeitet brav mit. Fritz nimmt die Ausbinder ab. Santa Maria gibt schön nach und lässt sich fallen. Die anfängliche Verspanntheit kostet die Stute ein Hufeisen Abzug; sie sollte häufiger von einem erfahrenen Reiter Korrektur geritten werden.

Marc-Patrick Fritz war sehr aufmerksam und führte mich mit guter Anleitung zum Ziel der Stunde – einem lockeren und zufriedenen Pferd. Seine Frau Charlotte war äußerst offen und freundlich, was ich mir auch von ihm gewünscht hätte. So fehlte ein wenig der Eindruck eines wirklich motivierten Reitlehrers. Nach der Reitstunde verschwindet er umgehend aus der Halle und kümmert sich erneut um seine beiden Töchter. Ich gebe Reitlehrer Fritz zwei Hufeisen. Die bekommt auch der Betrieb mit seinen neun Schulpferden. Die mir schon häufig begegnete Gemeinschafts-Putzkiste steht in der Stallgasse mit Gitterboxen. Santa Marias Fell zeugt aber von einem staubig entspannten Morgen auf dem Paddock oder der Weide. Das Sattelzeug ist gut in Schuss, passend und wird ordentlich aufbewahrt. Die 20 x 40 Meter große Halle, die Stallgasse und der 20 x 60 Meter große Außenreitplatz sehen gepflegt und sauber aus.

Erwachsene Mitglieder des Reitclubs St. Mauritz zahlen für eine Gruppenstunde 17 Euro, eine Einzelreitstunde kostet 45 Euro. Die gute Einzelstunde auf dem guten Schulpferd hat mich ebenfalls 45 Euro gekostet. Ich notiere zwei Hufeisen für das Preis-Leistungs-Verhältnis.

Bewertung

Schulpferd: zwei von drei Hufeisen
Reitlehrer: zwei von drei Hufeisen
Reitbetrieb: zwei von drei Hufeisen
Preis-Leistung: zwei von drei Hufeisen

Kontakt

Reitclub St. Mauritz
48157 Münster
Tel. 0251-315181
www.reitclub-st-mauritz.de

Reithof Haverkamp


Auf dem Reithof Haverkamp gibt heute eine Tierärztin und Chiropraktikerin Reitunterricht: Katja Dobberstein. Sie ist Einstellerin auf dem Bauernhof im Grünen und vertritt die Tochter des Hauses Haverkamp; die hat wegen ihres Studiums aktuell keine Zeit zum Unterrichten. Katja Dobberstein erklärt, dass sie mir keine weiterführende Dressur-Stunde geben könne, sondern nur Anweisungen in biomechanisch sinnvollem Reiten.

Hintergründe sind Katja Dobberstein wichtig. Sie ärgerte sich früher über ihre Reitlehrer, die nie erklärten, warum etwa der Kopf des Pferds unten sein sollte. „Weil das so ist“, lautete die unbefriedigende Antwort. Ich bin gespannt, wie viel ich bei ihr erfahren werde. Ich reite die polnische Stute Konia; das schwarzbraune Pferd ist zwölf Jahre alt. Für Anfänger sei sie nicht geeignet, sagt Katja Dobberstein: „Sobald jemand am Zügel zerrt und die Beine wegstreckt, ist das ein Zeichen für Konia loszulaufen.“ Erst einmal muss ich mindestens zehn Minuten Schritt reiten.

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Miriam Kreutzer

Ich soll im hinteren Bereich des Reitplatzes aufpassen, da „im Teich Seeungeheuer sitzen, vor denen sich Konia liebend gern erschrickt“, warnt mich Katja Dobberstein vor. Außer der Katze ist heute kein Ungeheuer zu sehen, Konia bleibt ruhig. Doch unvermittelt trabt die Stute an. Meine Versuche, sie über ein Anspannen des Kreuzes durchzuparieren, schlagen fehl.

Dennoch beruhigt sie sich bald wieder. Ich soll eine Acht reiten und beim Umstellen daran denken, die innere Hand anzuheben, rät Dobberstein. Das wirke nicht auf die Laden, sondern leicht auf die Maulwinkel, was ausreiche, um Konia zu stellen. Das klappt gut, und Katja Dobberstein verlangt die ersten Schritte Schulterherein. Das sei die beste aller Lektionen zur Gymnastizierung des Pferds. Von Schenkelweichen hält sie nicht viel: Das sei zwar gut für den Schenkelgehorsam, gymnastiziere das Pferd aber nicht. Ich zucke innerlich zusammen, weil das schlicht falsch ist. Von einer Lehrerin, die biomechanisch sinnvolles Reiten vermitteln möchte, hätte ich eine qualifiziertere Aussage erwartet. Schenkelweichen ist natürlich kein echter Seitengang wie Schulterherein, der Versammlung und Biegung verlangt, doch zum Lösen ist Schenkelweichen im langsamen Tempo ideal. Im Schulterherein haben Konia und ich Probleme.

„Reiten Sie eine Volte, dann noch eine, und wenn Sie die zweite angefangen haben, reiten Sie einfach geradeaus weiter. Dann sind Sie im Schulterherein“, rät Dobberstein. Sie macht ihre Sache gut, geht auf das Pferd ein und ebenso auf mich. Man merkt, dass sie aus dem Unterricht mit Kindern gelernt hat, Vorgänge gut zu veranschaulichen. Sie versuchte, eine Verbindung zwischen dem Pferd und mir herzustellen. Die Reitstunde machte sehr viel Spaß. Ihre falsche Aussage zum Schenkelweichen kostet sie allerdings ein Hufeisen. Zwei Hufeisen bekommt auch der Betrieb: Er bietet artgerechte Offenstallhaltung im Herdenverband; in einer Scheune gibt es zudem gitterlose große Boxen, von denen einige leider recht dunkel sind. Der Hof hat keine Reithalle, und der Reitplatz hat auch nicht die kompletten Maße einer 20 x 40 Meter großen Reitbahn.

Konia ist kein Anfängerpferd, aber für den fortgeschrittenen Reiter ideal, um die Hilfen zu verfeinern. Macht der Reiter etwas falsch, oder wirkt er zu grob ein, ist die Stute sofort in einer schnelleren Gangart unterwegs und lässt sich nur schwer stoppen. Katja Dobberstein lässt mich am Ende Ruheübungen machen, mit denen ich Konia schon alleine dadurch durchpariere, dass ich ans Anhalten denke. Die Stute verdient zwei Hufeisen. Die Reitstunde kostet mich 18 Euro. Das gibt drei Hufeisen für Preis-Leistung.

Bewertung

Schulpferd: zwei von drei Hufeisen
Reitlehrer: zwei von drei Hufeisen
Reitbetrieb: zwei von drei Hufeisen
Preis-Leistung: drei von drei Hufeisen

Kontakt

Reithof Haverkamp
48346 Ostbevern
Tel. 02532-8035
www.reiterhof-haverkamp.de

Vita-Farm


Die Vita-Farm in der Nähe von Warendorf verbindet Wellness für den Reiter mit klassischer Reitausbildung. Betreiber Heinrich Bergmann-Scholvien ist Pferdewirtschaftsmeister. Sein Unterricht basiert auf mehr als 40 Jahren Reiterfahrung bis zur höchsten Klasse. Als ich am Testtag etwas zu früh ankomme, treffe ich erst nur die Auszubildende Lisa, die gerade die Boxen mistet. Die Stallgasse ist penibel sauber, die Reithalle sieht gepflegt aus. Wir holen Bommel von der Weide, den ich heute reiten werde. Aus einer großen Kiste fischt Lisa für mich Kardätsche und Wurzelbürste. Wallach Bommel ist ein zwölfjähriger brauner Hannoveraner.

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Miriam Kreutzer

Während ich striegele, erscheint mein Reitlehrer in der Stallgasse. Beim Satteln legt er selbst Hand an; anschließend geht es auf den 20 x 60 Meter großem Außenplatz, der inmitten der Weiden liegt. Runde um Runde reite ich hier mit Bommel Schritt; der wiehert immer wieder so lautstark nach seinen Weide-Kollegen, dass ich anfangs nicht alles verstehen kann, was Bergmann-Scholvien sagt.

Ich höre jedoch, dass ihm alles zuwider ist, wo das Pferd einfach nur funktionieren muss. Schüler, die sofort lospiaffieren wollen, machen ihn wütend. „Wenn die Basis nicht stimmt, brauche ich mit dem Rest gar nicht anfangen“, betont er. Zwischendurch lässt er mich anhalten, korrigiert meinen Sitz, meine Zügelhaltung – kurzum einfach alles. Vor allem aber bekomme ich intensiven theoretischen Unterricht, bei dem der Ausbilder mit schier unerschöpflichem Wissen aufwartet. Bommel langweilt sich, schnuppert an meinen Füßen und legt seinen Kopf immer wieder an den dozierenden Lehrer. „Oh je, jetzt habe ich die Stunde verquatscht“, entfährt es Bergmann-Scholvien, als wir bei Baucher angelangt sind. „Hand ohne Bein, und Bein ohne Hand“, zitiert er den französischen Lehrmeister. Jetzt wird es wieder praktisch. Ich soll Rückwärtsrichten. „Wir treiben nicht vorwärts, da wir ja nicht vorwärts gehen wollen. Wir entlasten den Rücken des Pferds und legen die Unterschenkel leicht hinter den Gurt.“ Bommel tritt rückwärts. Der Wallach reagiert bei allem, ob Schenkelweichen oder Zirkel, nur auf die korrekten Hilfen, die er gelernt hat. Alles andere ignoriert er. Erst als ich meine Beine sortiert habe und den Anweisungen des Reitlehrers exakt folge, folgt mir auch Bommel. Er bekommt dafür drei Hufeisen. Heinrich Bergmann-Scholvien vermittelt umfassendes Wissen, ist sehr bemüht, aufmerksam – und verdient drei Hufeisen. Die 60-minütige Reitstunde, die deutlich länger dauerte, kostete 60 Euro – war aber jeden Cent wert. Zwei Hufeisen bringt das für Preis und Leistung. Bommels Paddock-Box ist hell und luftig, doch Paddocks gibt es nur auf einer Seite der Boxengasse. Alle Pferde dürfen aber auf die Koppel. Weil es auch kein eigenes Putzzeug gibt, bekommt der Betrieb zweieinhalb Hufeisen.

Bewertung

Schulpferd: drei von drei Hufeisen
Reitlehrer: drei von drei Hufeisen
Reitbetrieb: zweieinhalb von drei Hufeisen
Preis-Leistung: zwei von drei Hufeisen

Kontakt

Vita-Farm
33442 Herzebrock-Clarholz
Tel 05245-858925
www.vita-farm.de

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4 / 2023

Erscheinungsdatum 15.03.2023

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