Reitschul-Test: Reiten im Raum Stuttgart
Reitschulen im Raum Stuttgart

Tipps für Reitschüler: CAVALLO-Redakteurin Miriam Kreutzer hat drei Reitschulen im Raum Stuttgart getestet. Hier finden Sie Ergebnisse und Fotos!

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Foto: Miriam Kreutzer

Reitschule Kaufmann
Vor elf Jahren testete CAVALLO schon einmal die Reitschule Kaufmann. Wie schneidet die Reitlehrerin heute ab? Und was bringt Schulpferd Lawella zum Knirschen?

RG Hegnach-Oeffingen
Die sechsjährige Peaches schnappt und soll unterm Reiter ab und zu buckeln. Doch in der Reitstunde wendet sich das Blatt erstaunlich.

Reitanlage Stuttgart am Schwarzbach
Schulpferd Max geht gerne eigene Wege. Kann sich Miriam Kreutzer bei dem pfiffigen Wallach durchsetzen und ihn für sich gewinnen?

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Reiten im Raum Stuttgart: Reitschule Kaufmann

Die schwäbische Reitschule liegt mitten im Dorf, der Reitplatz zwischen Wohnhäusern. Nach Bedarf wird er zu Paddocks umfunktioniert. Den Reitbetrieb Kaufmann testete CAVALLO bereits im Jahr 2002. Damals schnitt die Reitschule mit siebeneinhalb Hufeisen ordentlich ab. Wie ist aktuell das Niveau?

Die Pferdeboxen sind wie gehabt einzeln auf der Anlage verstreut. Manche Pferde haben lediglich Blickkontakt zu ihren Artgenossen. „Wir haben auch Koppeln ein paar Gehminuten von hier entfernt“, sagt Betriebsleiterin Monika Kaufmann. Sie wird heute wie damals Unterricht geben. Ich reite die elfjährige Holsteiner-Stute Lawella. „Sie ist seit einem Jahr bei uns. Davor stand sie vier Wochen auf der Koppel und baute muskulär stark ab“, sagt Monika Kaufmann. Lawella ging vorher im Springsport. Weil sie keine Wasserhindernisse springen wollte, wurde sie aus dem Sport genommen. Seitdem baut Monika Kaufmann die Stute auf. „Lawella hat sich gut entwickelt, es fehlt nur noch etwas Rückenmuskulatur.“

Die Reitschule Kaufmann hat sechs Schulpferde. Jedes hat eigenes Putzzeug. Beim Putzen bleibt Lawella brav stehen. Ihre Hufe sind beschlagen und gepflegt. Den Sattel teilt sich die Braune mit Schulpferd Bronco. Auf Dauer sollten sich zwei Pferde keinen Sattel teilen. Denn dieser passt sich gleich einem Schuh an den Pferderücken an. Auch wird Lawella weiter Muskeln aufbauen und sich verändern, so dass entweder der Sattel angepasst oder ausgetauscht werden muss.

Im Reitunterricht bekommt die Stute normalerweise ein Martingal eingeschnallt, da sie offenbar gerne mit dem Kopf schlägt. Da ich mich als fortgeschrittene Reiterin angemeldet habe, soll ich ohne den Hilfszügel reiten.

Reitschul-Test: Reiten im Raum Stuttgart

Der Unterricht findet in der knapp 20 x 40 Meter großen Reithalle statt. „Führe zwei bis drei Runden, bevor du aufsteigst, Lawella soll sich erstmal strecken“, sagt Kaufmann. Ein guter Start in die Reitstunde. Im Sattel soll ich die Stute lockern und auf korrekte Biegung sowie Stellung achten. Wie ich das schaffe, verrät Monika Kaufmann nicht. Dafür greift sie die Marotte des Schulpferds auf: „Wenn Lawella den Kopf schüttelt, ignoriere das und lass die Hände am Widerrist stehen.“

Die Braune schnaubt im Schritt zufrieden ab. Beim Traben hält sie sich im Rücken fest. „Das ist bei ihr am Anfang ganz normal. Bleib mit dem äußeren Zügel dran, weil Lawella sonst über die äußere Seite wegläuft“, rät Monika Kaufmann. Damit Lawella loslässt, soll ich Schultervor im Schritt und Trab-Schritt-Übergänge reiten. Die Übergänge sind erst etwas holprig, werden mit der Zeit aber immer geschmeidiger. Dabei hilft Kaufmanns Tipp: „Treibe im Übergang vermehrt nach, dann stoppt sie nicht so abrupt.“

Beim Aussitzen knirscht die Stute mit den Zähnen. „Lobe sie, damit sie weiß, dass sie alles richtig macht.“ Das Knirschen sei ein altes Verhaltensmuster, mit dem Lawella Stress zeige, etwa durch unbekannte Reiter. Zum Ende des Unterrichts soll ich die Zügel aus der Hand kauen lassen. Erneut hält sich Lawella im Rücken fest. Dafür zeigt sie gute Nerven: Als ein Pferd an der Longe heftig buckelt, bleibt die Stute entspannt. Auf Stimmkommandos wie „brr“ reagiert sie sofort. Lawella bekommt eineinhalb Eisen. Sie ist brav im Umgang und beim Reiten, auch wenn sie unterm Sattel noch manches lernen muss.

Betriebsleiterin Monika Kaufmann ist Trainerin C. Sie betreute mich am Testtag gut, ihr Unterricht war durchdacht. Zu Beginn der Stunde fehlten mir Tipps zum Lösen, Stellen und Biegen. Wie beim Test vor elf Jahren gibt es zwei Hufeisen für die Reitlehrerin.

Der Betrieb macht am Testtag einen gepflegten Eindruck. Die Schulpferde werden Korrektur geritten und kommen regelmäßig auf die Koppeln abseits des Hofs. Neu ist, dass der Reitplatz bei Schmuddelwetter zu Paddocks umfunktioniert wird, damit die Pferde täglich Auslauf haben. Die Betriebsleitung hat so eine Möglichkeit gefunden, die Pferdehaltung trotz beengter Verhätnisse zu verbessern. Abzüge gibt es für die Gitterboxen, bei denen die Pferde oft nur Blickkontakt zu ihren Boxennachbarn haben. Der Betrieb erhält zwei Hufeisen.

Reitschul-Test: Reiten im Raum Stuttgart

Die 60-minütige Einzelstunde kostete 26 Euro. Für guten Unterricht auf einem braven Schulpferd könnte der Betrieb durchaus mehr verlangen ohne Abzug beim Preis-Leistungs-Verhältnis: zwei Hufeisen. Gruppenstunden für Jugendliche kosten 13 Euro, für Erwachsene 17 Euro.

Bewertung

Schulpferd: eineinhalb von drei Hufeisen
Reitlehrer: zwei von drei Hufeisen
Reitbetrieb: zwei von drei Hufeisen
Preis-Leistung: zwei von drei Hufeisen

Kontakt

Reitschule Kaufmann
Imkerstraße 14
70439 Stuttgart
Tel. 0711-804347
www.reitstall-stuttgart-stammheim.de

Reiten im Raum Stuttgart: RG Hegnach-Oeffingen

Autsch! Peaches Zähne treffen meine Schulter. Zum Glück dämpft meine Outdoorjacke, die als Regenschutz dienen sollte, den Biss.

Die Vereinsreitlehrerin wird heute durch Jacki vertreten, deren Nachnamen ich nicht erfahre. Angemeldet bin ich für eine Gruppenstunde – als sattelfeste Reiterin und nach einigen Monaten Reitpause. Peaches ist eine sechsjährige Warmblutstute und seit einem Dreivierteljahr im Schulbetrieb. „Vielleicht hat Peaches schlechte Laune, weil sie wegen des Regens nicht auf die Koppel durfte“, vermutet Jacki. Tatsächlich kann es Pferden die Stimmung vermiesen, wenn der gewohnte Auslauf fehlt. Beißen darf ein Pferd dann trotzdem nicht.

Doch die Schimmelstute schnappt immer wieder in die Luft oder nach mir. Auch weicht sie aus, wenn ich die Flanken berühre oder eine Hand mit dem Striegel hebe. Da ich beim Putzen alleine bleibe, bin ich etwas ratlos. Ich bewege mich ruhig und massiere einen Akupunkturpunkt unter der Oberlippe. Das beruhigt Peaches, sie kaut und entspannt sich. Gestern soll sie in der Reitstunde gebuckelt haben. Was kommt nun auf mich zu?

Beim Trensen drängt Peaches nach vorne. Ich schnalle den Kinnriemen bewusst falsch herum ein. Jacki merkt das und korrigiert den Sitz der Trense. Auch prüft sie sorgfältig, ob der Sattel richtig liegt. Damit punktet die Trainer-Vertretung.

Reitschul-Test: Reiten im Raum Stuttgart

In der 20 x 40 Meter großen Reithalle soll ich Dreieckszügel einschnallen und aufsitzen. Im Schritt ist Peaches steif, auch die ersten Trabrunden sind eher holprig. Peaches Rücken ist fest und schwingt nicht, die Hinterhand schleift. Die Zunge der Stute ist umso aktiver und schlabbert links aus dem Maul. Die Sechsjährige stützt sich so schwer aufs Gebiss, dass ich nach vorne gezogen werde und fast die Balance verliere.

„Setz dich mehr nach hinten und treibe mit dem inneren Schenkel an den äußeren Zügel“, rät Jacki. „Schultern zurück.“ Der Rat ist richtig, hilft mir jedoch zunächst nicht weiter. Ich soll auf den Zirkel abwenden. „Reite Übergänge und denk an Pausen, in denen du und das Pferd sich entspannen können.“ Mit feinen Paraden am inneren Zügel und einer konstanten äußeren Hand soll ich Peaches durchlässiger machen. Leichter wird das nach dem ersten Galopp, wobei ich jeden Sprung deutlich heraustreiben muss, weil Peaches sonst ausfällt. Das nehme ich dem Lehrpferd nicht übel. Im Gegenteil erzieht Peaches Reiter so zu konsequenten und verständlichen Hilfen. Dann lässt die Stute allmählich los und wird fleißg.

Jacki ist keine Profitrainerin, hat aber ein gutes Auge und merkt sofort, wenn Hilfen oder Sitz nachlässig werden. Das beobachte ich auch, wenn sie meine Mitreiterin korrigiert. Jackis Tipps sind hilfreich, könnten manchmal jedoch etwas anschaulicher sein. Beim Putzen hätte sie einen neuen Reitschüler nicht alleine lassen sollen. Sie bekommt eineinhalb Eisen.

Das junge Schulpferd ist nach 30 Minuten wie ausgewechselt. Jacki schnallt die Dreieckszügel aus. Peaches unterlässt die Zungenspiele, kaut auf dem Gebiss und schwingt durch den Rücken. Unterm Sattel ist sie aufmerksam und willig. Weil sie konsequente Hilfen fordert, zwingt sie zu korrektem Reiten.

Gegen Ende soll ich wenige Tritte Schulterherein in Schritt und Trab probieren. Darin ist die Sechsjährige noch ungeübt, bemüht sich jedoch eifrig und setzt die Hilfen gut um. Zum Abschluss üben wir Zulegen und Einfangen im Galopp. Weich komme ich mit den Paraden durch, der starke Galopp ist angenehm und gut durchgesprungen. Peaches bekommt ein halbes Hufeisen, weil sie beim Reiten gut mitmachte. Punkte kostet das Beißen im Stall. Dieses Verhalten ist im Schulbetrieb gefährlich. Reaktionen der Stute wie das Ausweichen vor erhobenen Händen deuten auf schlechte Erfahrungen aus der Vergangenheit hin; bevor Reitschüler die Stute sicher händeln können, müsste sie erst Vertrauen zum Menschen aufbauen.

Reitschul-Test: Reiten im Raum Stuttgart

Der Betrieb erhält zwei Hufeisen. Das Sattelzeug ist gepflegt, es gibt eigenes Putzzeug und ein Tagebuch, in dem steht, wer sich wann um die Pflege der Schulpferde und ihre Ausrüstung kümmert. Die Pferde kommen täglich auf die Koppel.

Der 60-minütige Unterricht mit zwei Teilnehmern kostete 20 Euro. Vereinsmitglieder zahlen 58 Euro im Monat für eine Reitstunde wöchentlich. Das Preis-Leistungs-Verhältnis bewerte ich mit zwei Hufeisen.

Bewertung

Schulpferd: ein halbes von drei Hufeisen
Reitlehrer: eineinhalb von drei Hufeisen
Reitbetrieb: zwei von drei Hufeisen
Preis-Leistung: zwei von drei Hufeisen

Kontakt

RG Hegnach-Oeffingen
Hartweinbergstraße 11
71334 Waiblingen,
Tel. 07151-57291
www.rg-hegnach.de

Reiten im Raum Stuttgart: Reitanlage Stuttgart am Schwarzbach

Kaltblut-Mix Max will einfach nicht anhalten. Er macht seinen kräftigen Hals lang, ignoriert meine Paraden und läuft weiter. Anhalten? Das ist nicht sein Ding, wie er
zuvor schon beim Putzen und Satteln bewies. Das kann vor allem für unerfahrene Reitschüler gefährlich werden. Alexandra Föll, die mich heute unterrichten wird, sieht die Zappelei gelassen: „Max macht das immer so. Es ist nicht schlimm, wenn er noch ein paar Meter weiter läuft.“ Ich bin anderer Meinung: Ein Pferd sollte von klein auf vor allem eins lernen: auf Kommando stehenbleiben.

Max Hufe sind beschlagen und gepflegt. Sein Sattel ist mit einem dicken Pad gepolstert und am linken Sattelblatt zerschlissen. Auch wenn das kein Sicherheitsrisiko darstellt, sollte die Ausrüstung keine Mängel haben. Das Putzzeug teilt sich Max mit einem anderen Schulpferd. „Eigentlich haben alle Tiere ihr eigenes, hier wird jedoch viel vertauscht“, sagt Alexandra Föll, die keinen Trainerschein besitzt. Sie ist selbst Einstellerin und hilft im Betrieb.

Am Testtag sind wir in der 20 x 40 Meter großen Halle. Das ist der einzige Ort, an dem die Schulpferde laut Alexandra Föll geritten werden. „Auf dem Platz oder im Gelände wäre es zu gefährlich.“ Ich soll Max lösen und warm reiten. Beim Leichttraben versucht Max, sich meinen Hilfen zu entziehen. Er galoppiert immer an derselben Stelle an. „Unsichere Reiter bekommen dann Angst und lassen ihn in Ruhe“, sagt Alexandra Föll. Max weiß sich offenbar zu schonen und hat dazu – wie viele Schulpferde – einige Tricks auf Lager. „Trabe ihn ruhiger und nehme Spannung heraus.“ Nach einigen Runden merkt Max, dass er mich nicht austricksen kann und gibt nach ein paar weiteren Anläufen zum Galopp auf.

Reitschul-Test: Reiten im Raum Stuttgart

Ab jetzt benimmt sich der Kaltblut-Mix mustergültig. Er läuft taktrein, wenn auch etwas schwerfällig. Ich habe Mühe, Max in Schwung zu bringen. „Treibe impulsartig, damit die Beine nicht permanent am Pferdeleib kleben.“ Das ist leichter gesagt als getan, denn Max fällt sofort in den Schritt, sobald ich nicht treibe.

Auch beim Abwenden von der Bande komme ich ins Schwitzen. Max will lieber geradeaus laufen. „Bleibe mit dem äußeren Zügel dran und treibe ihn beim Abwenden energischer“, sagt Alexandra Föll. Tatsächlich, mit stärkeren Impulsen lässt sich Max willig abwenden. Im Laufe der 40-minütigen Reitstunde lässt er sich immer leichter von der Wand weg dirigieren und wird lockerer. Nur ab und zu stützt er sich noch auf den Zügel. Ich vermute, dass er häufig mit Hilfszügel und von schwächeren Reitern geritten wird.

Unterm Sattel ist Max ein ruhiges Lehrpferd, das seinem Reiter ein sicheres Gefühl gibt. Der Wallach hat sich aber ein paar unangenehme Tricks angewöhnt, mit denen nur fortgeschrittene Reiter zurechtkommen. Um die Reaktionen auf Reiterhilfen zu verbessern, bräuchte er Korrekturberitt. Abzüge gibt es vor allem dafür, dass der Braune weder beim Putzen und Satteln noch unterm Sattel gelassen stehenbleibt. Max bekommt ein Hufeisen.

Alexandra Föll betreute mich vor und nach der Reitstunde, beantwortete alle Fragen. Ihren Unterricht strukturierte sie logisch, erkannte Probleme und hatte gute Lösungen parat. An wenigen Stellen, etwa beim Halten, hätte ich mir bessere Tipps gewünscht. Die Trainerin punktet mit Fürsorge: Bevor Max auf die Schulpferdekoppel darf, soll er sich etwa zehn Minuten in der Box erholen, abdampfen und trinken. Das ist klug, denn am Testtag ist es draußen ungewöhnlich heiß für die Jahreszeit. Alexandra Föll bekommt zwei Hufeisen.

Max steht in einer Gitterbox mit Außenfenster; sie misst nur etwa 3 x 3 Meter, so dass der Kaltblut-Mix wenig Platz hat. Freigang gibt‘s bei gutem Wetter stundenweise. Max Sattel ist am Sattelblatt beschädigt. Der Betrieb bekommt ein Hufeisen.

Reitschul-Test: Reiten im Raum Stuttgart

Für 40 Minuten strukturierten Einzelunterricht auf einem durchschnittlichen Schulpferd zahle ich 30 Euro: eineinhalb Eisen fürs Preis-Leistungs-Verhältnis. Eine 60-minütige Gruppenstunde kostet 25, das Monatsabo 70 bis 80 Euro.

Bewertung

Schulpferd: eins von drei Hufeisen
Reitlehrer: zwei von drei Hufeisen
Reitbetrieb: eins von drei Hufeisen
Preis-Leistung: eineinhalb von drei Hufeisen

Kontakt

Reitanlage Stuttgart am Schwarzbach
Handwerkstraße 39
70565 Stuttgart-Möhringen
Tel. 0177-6239511
www.reitanlage-stuttgart.de

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4 / 2023

Erscheinungsdatum 15.03.2023

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