Reitschultest Viersen
Reitschulen im Test in Viersen

Rund um Viersen bei Mönchengladbach ist Reitschultesterin Miriam Kreutzer während eines Sturmtiefs unterwegs. Zum Glück finden alle Stunden in Reithallen statt.

cav-201906-reitschultest-mit-TEASER-pferdehof-schnitzer-aussen-img3188-v-amendo (jpg)
Foto: CAVALLO

Reitschule Team Metzer

Auf dem ersten Reiterhof bekommt unsere Testerin ein 28-jähriges Pferd, das ehemalige Voltigierpferd Rolo, zugeteilt. Ein Nachteil?

Pferdehof Schnitzler

Mitten in einem Unwetter hat unsere Testerin eine Gruppenstunde gebucht – und wird positiv überrascht vom Management des Reitlehrers.

Reitschule Berger

Hier beginnt die Reitstunde unserer Testerin an der Longe. Ob der anschließende Unterricht ähnlich intensiv ist?

Lesen Sie auch:

Test: Reitschule Team Metzer

Ein neugieriger, grau melierter Pferdekopf schaut mich an. Es ist Rolo, das dienstälteste Schulpferd der Reitschule Team Metzer. Er war ursprünglich als Voltipferd ins Team gekommen. Heute wird er als Alleskönner eingesetzt.

Rolo ist stolze 28 Jahre alt und hat in seinem langen Leben als Schulpferd sicher schon einiges erlebt. Aber kann der erfahrene Wallach einem fortgeschrittenen Reiter feines Reiten vermitteln?

cav-201906-reitschultest-mit-TEASER-reitschule-metzer-paddcokboxen-img3203-v-amendo (jpg)
CAVALLO
An einer Stallseite gibt es Paddockboxen.

Reiten in Viersen

Die Schnupperstunde findet einzeln statt: „Dann können wir dich besser einschätzen und sehen, in welche Gruppe du passt“, sagt Karin Metzer, die diese Reitschule seit über 30 Jahren führt. Betreut werde ich heute allerdings von Bernadette, die hier Einstellerin ist und regelmäßig einen Teil des Unterrichts übernimmt.

Die Pferdeboxen stehen rund um die helle und offene Reithalle. Nach dem Unwetter in den vergangenen Tagen herrscht draußen Land unter. „Normalerweise reiten wir gerne auf dem Reitplatz“, sagt Metzer. Heute würde uns da aber der Wind zu sehr um die Ohren pfeifen. Rolo wohnt in einer großen, sauberen Box mit Paddock. Der ist aber wegen des Wetters ausnahmsweise zu.

Hier herrscht Ordnung: Mir fällt positiv auf, dass Putz- und Sattelzeug in einem sauberen Sattelschrank untergebracht sind. Rolo bekommt vorne Bandagen, Sattel- und Zaumzeug passen. Er könnte etwas mehr auf den Rippen haben – gerade ältere Pferde werden schwerfuttrig oder haben Zahnprobleme, Heu hat er jedenfalls reichlich. Bernadette erkundigt sich, während ich putze und sattle, nach meinen Reitkenntnissen. Danach machen wir uns auf in die Halle zu unserer 30-minütigen Einzelstunde.

Reitschule in Viersen im Test

Wir teilen uns die Halle mit einem Reitschüler, der Unterricht von Karin Metzers Tochter bekommt. Es herrscht eine gute Lernatmosphäre, der Unterricht wirkt sehr kompetent, Reiter und Pferd werden viel gelobt. Bernadette hat keinen Trainerschein, aber ein Reitabzeichen. Sie unterrichtet vor allem Kinder. Ich soll mit großen Wendungen und Zirkeln starten. Rolo soll ich gleich „aufwecken“. Ein Klaps mit der Gerte an meinem Bein und der Wallach marschiert mit gespitzten Ohren voran.

„Durch die Länge der Bahn wechseln“, sagt Bernadette, die mich das komplette Bahnfiguren-Repertoire mit Schlangenlinien, aus der Ecke kehrt und so weiter reiten lässt. Zwischendurch soll ich Rolo anhalten. Dann gurtet sie noch mal nach und lässt mich antraben. Rolo findet eine der Ecken gruselig. „So ein Schlitzohr, das würde er bei einem Anfänger nicht machen“, sagt Bernadette. Rolo ist auf der rechten Hand recht steif und lässt sich nur mühsam stellen und biegen. Um ihn durchlässiger zu machen, soll ich Trab-Schritt-Übergänge reiten. Bernadette baut ihren Unterricht logisch auf, erklärt aber wenig Hintergründe und korrigiert mich kaum. Ich gebe ihr zwei Hufeisen für ihren Unterricht, der 20 Euro kostete.

Vom festen Steiftier zum feinen Lehrer: Rolo fühlt sich anfangs altersbedingt recht steif an, entwickelt sich aber über die Stunde zu einem guten Lehrer. Ich merke seine solide Ausbildung, der Wallach lässt sich wunderbar lenken und in allen Gangarten reiten. Ansätze zum Schenkelweichen gelingen gut, nachdem wir ihn mit einem Gertenklaps geweckt haben. Für Anfänger ist er sicher ein toller Lehrer. Da er auch im Umgang tadellos ist, bewerte ich seine Leistung mit drei Hufeisen. Die notiere ich auch für Pflege und Haltung. Ein Teil der Schulpferde – ich schätze 20 – lebt in Innenboxen ohne Paddocks. Die Tiere dürfen normalerweise jeden Tag raus. Rolos Hufe sind gepflegt, er dürfte jedoch gerne etwas dicker sein.

Die Reitschule bekommt die volle Hufeisen-Zahl. Neben der hellen Halle gibt es einen Außenplatz und viele Weiden. Der Betrieb ist gut organisiert: Ein Anruf genügte, um eine Stunde zu vereinbaren, die pünktlich stattfand. Ich eile zu meinem Auto zurück, der Wind bläst mir fast die Mütze weg.

Bewertung

Schulpferd: drei von vier Hufeisen
Reitlehrer: zwei von vier Hufeisen
Reitbetrieb: vier von vier Hufeisen
Pflege & Haltung: drei von vier Hufeisen

Kontakt

Reitschule Team Metzer
Schirick 29
41751 Viersen
Telefon: 02162 / 50 26 643
www.reitschule-team-metzer.de

Test: Pferdehof Schnitzler in Viersen

Zum Glück bin ich früh dran, denn ich traue mich erst mal nicht aus meinem Wagen. Starkregen prasselt und Hagel ist jetzt auch dabei. Ich stehe vor dem Reiterverein St. Johannes Waat, der auf dem Gelände der Reitanlage Schnitzler beheimatet ist.

Neben den vielen Privatpferden leben hier zehn Schulpferde der Schnitzlers. Ich bin zu einer Gruppenstunde angemeldet und soll 15 Minuten vorher erscheinen. „Das Satteln übernehme ich dann“, sagt Ludwig Schnitzler. Da bin ich neugierig – lernen die Schüler das Satteln hier nicht selbst?

cav-201906-reitschultest-mit-TEASER-pferdehof-schnitzer-aussen-img3188-v-amendo (jpg)
CAVALLO
CAVALLO Reitschultest Viersen

Test: Pferdehof Schnitzler in Viersen

Schulpferd Caspar war früher Springpferd: Ich darf heute ein Pferd aus der vorherigen Stunde übernehmen und kann so noch etwas beim Unterricht zuschauen. Ludwig Schnitzler ist Pferdewirtschaftsmeister und Trainer A. Er unterrichtet acht Schüler gleichzeitig und ich bin überrascht, wie gut das ohne Abteilung klappt. Alle Reiter scheinen die Bahnregeln zu kennen und reiten auf der gleichen Hand. Dann darf ich Caspar übernehmen. Bevor ich aufsteige, erklärt mir Schnitzler: „Caspar hat eine sehr empfindliche Haut und droht beim Nachgurten und Aufsteigen.“ Ich solle es einfach ignorieren.

Dann verschwindet der Reitlehrer, führt Gespräche und beobachtet uns vom Reiterstübchen aus. Die anderen Reiter wissen, was zu tun ist, und beginnen selbstständig zu reiten. Also starte ich wie meine vier Mitreiter ebenfalls. Jeder kann einen Handwechsel ansagen, dann wechseln alle die Richtung. Zu Caspar bekomme ich schnell eine Verbindung und er ist leicht in der Anlehnung. Ich reite Zirkel und Schlangenlinien, was gut klappt.

Reiten in Viersen

Als die anderen antraben, wechsel ich auch in die zweite Gangart. Dann kommt der Reitlehrer zurück und ruft mich zu sich. Habe ich was falsch gemacht? „Sie reiten ganz nett, aber Sie dürfen den ein bisschen mehr anpacken. Ihre Anlehnung ist nicht konstant genug.“ Schnitzler fasst selbst die Zügel kurz vor Caspars Maul an und zeigt mir, wie es sich anfühlen muss. „So schwer und weich wie ein Stück Butter“, sagt er. „Und reiten Sie ihn ruhig etwas mehr vorwärts.“

Der Reitlehrer hat recht. Als ich mehr „Go“ fordere, bekomme ich eine bessere Anlehnung von Caspar. Und eine neue Aufgabe: Ich soll Schritt-Galopp-Übergänge reiten, um ihn auf den Außengalopp vorzubereiten. „Was trainieren Sie durchs Angaloppieren?“, fragt mich der Reitlehrer und möchte hören, dass das äußere Hinterbein dabei arbeiten muss. Immer wieder fragt er theoretische Hintergründe ab und gibt mir neue Aufgaben.

Auch die anderen Reiter fordert er individuell und ich bin überrascht, wie viel man in einer Gruppenstunde mitnehmen kann. Für den guten Unterricht darf sich Ludwig Schnitzler über vier Hufeisen freuen.

Reitschulen im Test in Viersen

Caspar wird auch immer mehr zu Butter: Dann soll ich einfache Schlangenlinien reiten und darauf achten, Caspar dabei umzustellen und ihn zu lockern. Der Wallach wird immer rittiger und lockerer und nimmt meine Hilfen sehr gut an. Der 20-Jährige ist ohne Frage ein gutes Schulpferd. Da er im Umgang beim Putzen, Nachgurten und Aufsteigen droht, ziehe ich ihm ein Hufeisen ab.

Nach dem Reiten sattelt Schnitzler alle Pferde der Reihe nach ab. „Ich möchte, dass sie korrekt auf- und abgesattelt werden“, sagt er. Noch besser wäre es, er würde den Schülern zeigen, wie es richtig geht. Sonst können sie es ja nicht lernen. Caspar wohnt in einem dunklen Stall mit wenig Tageslicht und Luft. Die Pferde kommen angeblich regelmäßig raus. Ich bin etwas skeptisch, da ich nur rund fünf kleine Matsch-Paddocks entdecke. Für über 80 Pferde, die hier untergebracht sind. Caspars Box ist groß genug und sauber, Sattel- und Zaumzeug passen ihm, seine Hufe sind gepflegt. Ich gebe zwei Hufeisen für Pflege und Haltung.

Der Betrieb bietet viel für sportlich ambitionierte Reiter: Die Reitanlage hat Platz für über 80 Pferde. Der Betrieb ist sehr groß und bietet neben zwei Hallen auch zwei Außenplätze, eine Führanlage, Weiden sowie Ausreitgelände, ein Kasino und wenige Paddocks. Um hier regelmäßig zu reiten, muss man kein Vereinsmitglied sein. Für meine Reitstunde, die 60 Minuten dauerte, habe ich 17 Euro bezahlt. Günstiger wird es mit einer Zehnerkarte, die 150 Euro kostet. Ich notiere drei Hufeisen für den Betrieb. Dann verabschiede ich mich von Caspar, dem ich noch eine Stalldecke überwerfen soll. Zum Glück hat der Starkregen aufgehört. Nach der anstrengenden Reitstunde sind meine Beine schwer, ich kann aber noch entspannt zu meinem Auto gehen.

Bewertung

Schulpferd: drei von vier Hufeisen
Reitlehrer: vier von vier Hufeisen
Reitbetrieb: drei von vier Hufeisen
Pflege & Haltung: zwei von vier Hufeisen

Kontakt

Pferdehof Schnitzler
Waat 281
41363 Jüchen
Telefon: 0151 / 62 62 82 05
www.pferdehof-schnitzler.de

Test: Reitschule Berger in Viersen

Schulpferd Abel läuft im Kreis, denn meine Stunde beginnt heute an der Longe. Das wusste ich schon vorher. „Ich nehme Sie in der ersten Stunde auf jeden Fall an die Longe“, betont Hermann Berger am Telefon. Er klingt fast schon, als wolle er sich dafür entschuldigen.

Ich finde es positiv, dass er sich erst mal ein Bild machen möchte, denn schließlich kann ich ihm am Telefon ja viel über meine jahrelangen Reitkünste erzählen. Auch sonst scheint dieser Hof eine klare Struktur zu haben: „Bringen Sie Zeit mit, unsere Pferde werden 15 Minuten warmgeführt“, sagt er.

cav-201906-reitschultest-mit-TEASER-reitbetrieb-hermann-berger-schulpferd-alternativ-img3176-v-amendo (jpg)
CAVALLO
Zum Putzen wird Schulpferd Abel doppelt angebunden.

Reiten in Viersen

Alles hat hier seine Ordnung: Eine junge Reitschülerin zeigt mir jeden einzelnen Schritt zur Vorbereitung: Wo ich Abel anbinden, wie ich die Kreise mit dem Striegel ziehen soll und wie man sattelt und zäumt. Sie selbst ist kaum groß genug, um den Haflinger zu satteln, hat die Situation aber voll im Griff. Denn Abel ist nicht gerade zurückhaltend. Im Gegenteil, er wirkt recht aufdringlich und hätte seine Nase am liebsten in allen Taschen.

„Das Stroh muss noch aus dem Schweif, sonst musst du nächstes Mal einen Kuchen backen“, erklärt mir die Mitreiterin. Also lese ich jeden Halm aus dem dicken Schweif. Was mir auffällt, sind Abels ausgebrochene Hufe. „Der steht schon auf der Liste beim Schmied“, sagt Ingrid Berger – die Frau des Chefs –, als ich sie anspreche. Die Pferdewirtin unterrichtet mich heute.

Reitschule Berger im Test

Eine Viertelstunde vor Beginn der Reitstunde führe ich Abel in der Halle warm und kann den Unterricht beobachten. Hermann und Ingrid Berger unterrichten gleichzeitig. Beide haben je einen Schüler an der Longe, die direkt am Gebiss eingehängt ist. Besser wäre, einen Kappzaum oder ein Halfter zu nutzen, falls das Pferd doch mal am Gebiss zieht oder sich erschreckt.

Die jungen Reitschüler üben das Leichttraben oder Galoppieren. Dann komme ich an die Reihe. Abel reagiert recht wenig auf meinen Schenkeldruck. Dafür umso mehr auf die Gerte, mit der ich ihn beherzt antippe und er heftig nach vorne geht. Damit hätte ich nicht gerechnet.

„Das Bein mehr dran“ oder „Hände ruhiger“, sagt Ingrid Berger. Zusammenhänge oder Hintergründe erklärt sie nicht. Dann darf ich ohne Longe weiterreiten und soll die Ecken ausreiten. „Damit du ihn mehr stellst und biegst“, sagt sie, erklärt aber nicht, warum das wichtig ist. Abel reagiert zwar nicht prompt auf meine Hilfen, aber ich komme gut mit ihm zurecht. Er lässt sich leicht lenken und linksherum auch gut biegen. Rechts herum ist er steif. Auf dieser Hand fällt es ihm zudem schwer, den Galopp durchzuspringen. Egal wie sehr ich treibe, nach ein paar Sprüngen fällt er wieder aus. Ich suche Rat bei der Reitlehrerin. „Die Zügel und das Bein müssen mehr dran sein“, sagt sie.

Abel fällt mir trotzdem immer wieder aus. „Da fehlt ihm etwas die Gymnastizierung. Er wird viel von Anfängern geritten.“ Links herum galoppiert Abel zuverlässig. Anscheinend springt er gerne und geht Abzeichenprüfungen. Der neunjährige Wallach ist ein solides Schulpferd, der etwas feiner auf Schenkeldruck reagieren könnte und im Umgang zurückhaltender sein dürfte. Ich gebe ihm zwei Hufeisen. Reitlehrerin Ingrid Berger gebe ich ein Hufeisen für den Unterricht, bei dem ich wenig mitnehmen konnte. Im Anschluss führe ich Abel ohne Sattel trocken.

Test: Reitschule in Viersen

Der Wallach hat in der Box keinen Kontakt zu anderen Pferden: Die Innenbox hat seitlich hohe Mauern und vorne Gitterstäbe. Sie ist zwar groß genug, aber am Nachmittag des Testtags liegen ziemlich viele Pferdeäpfel drin – hier wurde länger nicht gemistet. Auf Nachfrage heißt es, die Schulpferde kämen regelmäßig auf die Weide. Sattel und Zaumzeug des Wallachs passen, Abzug bekommt der Betrieb für die ungepflegten Hufe. Für Pflege und Haltung notiere ich ein Hufeisen.

Die Reitschule Berger ist schon über 25 Jahre auf der Anlage des Reit- und Fahrvereins Dülken-Viersen beheimatet. Hier gibt es zwei Reithallen, zwei Außenplätze, eine Führanlage, Weiden und Paddocks. Die meisten Schulpferde leben in Innenboxen, doch es stehen auch einige Außenboxen und wenige Paddockboxen zur Verfügung. Die 45-minütige Einzelstunde hat mich 20 Euro gekostet.

Eine Reitstunde pro Woche kostet im Monatsabo 83 Euro, eine Mitgliedschaft im Verein ist nicht nötig, um regelmäßig zu reiten. Der Betrieb wirkt gut organisiert: Alle Reitschüler wissen, wie die Pferde versorgt werden. Ich notiere dafür drei Hufeisen. Hier bleibt man auch als Reitschüler gut in Bewegung – dank Warm- und Trockenführen.

Bewertung

Schulpferd: zwei von vier Hufeisen
Reitlehrer: eins von vier Hufeisen
Reitbetrieb: drei von vier Hufeisen
Pflege & Haltung: eins von vier Hufeisen

Kontakt

Reitschule Berger
Schirick 114
41751 Viersen
Telefon: 0172 / 63 00 752
www.reiten-in-viersen.de

Die aktuelle Ausgabe
4 / 2023

Erscheinungsdatum 15.03.2023