Leuchtfeuerhof
Schulpferd Indy bietet ein einzigartiges Kontrastprogramm: Erst zappelt sie herum und büxt aus, dann ist sie triebig und läuft schließlich zur Höchstform auf.
Pfalzhof
Auf dem Pfalzhof bekommt Miriam Kreutzer eine Westernstunde, die bei Adam und Eva anfängt. Welchen Lernerfolg bietet der Unterricht?
Erlebnisreiten
Auf dem Wanderreithof liegt der Fokus auf abwechslungsreichem Freizeitreiten. Wie setzt der Unterricht diesen Schwerpunkt um?
Reiten in der Pfalz: Leuchtfeuerhof
Acht Pferde sind nebeneinander an niedrigen Pfosten angebunden. Die Schimmelstute rechts außen zappelt und dreht sich auf der Stelle, so weit es der Strick erlaubt. Schließlich schafft sie es, sich das Halfter über den Kopf zu ziehen. „Das ist Indy, meint Miriam Beck, die meine Einzelstunde am Leuchtfeuerhof halten wird. Die 12-jährige Indy ist ein Andalusier-Mix. Sie sei sehr frech, meint die Trainerin, ein richtiger Hampelmann.
Die Pferde werden für die nachmittäglichen Reitstunden von den Mitarbeitern des Betriebs gesattelt. “Dann sind wir die ersten, die sehen, falls was nicht stimmt. Etwa wenn ein Pferd hustet oder sich draußen verletzt hat, erklärt Beck. Das ist praktisch und spart die Kontrolle der Reitschüler beim Vorbereiten der Tiere. Ein Reitschüler lernt auf diese Weise aber nicht, wie Pferde richtig geputzt und gesattelt werden. Dass die Pferde angebunden auf Reitgäste warten, entspricht zudem nicht den Vorstellungen von guter Pferdehaltung. Auch dann nicht, wenn sie wie hier ansonsten im Offenstall leben. Das Anbinden an den niedrigen Pfosten birgt darüber hinaus Verletzungsrisiken, weil die Pferde zum Beispiel leicht über den Strick treten können. Für den Betrieb notiere ich im Geiste daher Abzüge.
Als ich Indy zum Roundpen führe, läuft sie nur widerwillig mit. Auch die ersten Runden unterm Sattel sind eher schleppend. Obwohl sie eben am Anbindeplatz noch vor Energie zu sprühen schien, wirkt Indy nun lustlos und müde. „Sie ist halt ein Pony, meint Miriam Beck. “Das ist ein anderes Tempo als beim Großpferd.
Indy scheint pinkeln zu müssen und bleibt immer wieder stehen. Ich soll den Rücken der Stute entlasten, sagt die Trainerin. Das hört man häufig, obwohl es nicht nötig ist: Das Gewicht des Reiters bleibt gleich, ob er im Sattel sitzt oder in den Bügeln steht. Letztlich sind die Stopps jedesmal blinder Alarm. Schließlich beendet Beck die Pippipausen. Ich soll energisch weitertreiben, wenn Indy stehenbleiben will. Die Stute wirkt triebig, ich bekomme eine Gerte. „Wer da oben ignoriert wird, kann ruhig mal durchgreifen. Das Pferd soll Respekt vor dem Reiter haben, sagt Beck.
Ohne dass Indy sich gelöst hat, traben wir an. Es schleichen sich winzige Galoppsprünge in den Trab. “Treiben Sie nicht zu viel, sagt Beck. „Sie bringen sie sonst in den falschen Takt. Agiere ich jedoch weniger, fällt die Stute sofort aus. “Unsere Pferde sind ein bisschen faul. Außerdem sind sie gerade ziemlich platt wegen des Fellwechsels, meint die Trainerin.
Reitschul-Test: Reiten in der Pfalz
Mit der Galopparbeit nimmt die Reitstunde eine Wendung. Beim ersten Angaloppieren ist meine Anlehnung zu fest. „Nehmen Sie die Zügel in eine Hand und lassen Sie diese ganz lang, rät Miriam Beck. “Nehmen Sie jetzt beide Hände vor und halten sie so ruhig, als ob Sie ein Tablett mit vollen Wassergläsern halten müssten. Mit dieser Hilfestellung galoppiert das Schulpferd schön auf beiden Händen.
Danach dehnt sich Indy ans Gebiss, kaut und schnaubt. Weitere bungen am langen Zügel folgen, die das Schulpferd zusätzlich beflügeln, etwa beim Traben im Takt zweimal sitzenbleiben und zweimal aufstehen. Ich frage, warum wir diese Maßnahmen nicht früher ergriffen haben. „Bei fremden Reitern muss ich erst prüfen, ob sie dem Pferd Grenzen zeigen können, bevor ich sie ohne Anlehnung reiten lasse, sagt die Reitlehrerin.
Eine vernünftige Einstellung. Dennoch frage ich mich, weshalb Miriam Beck den mangelnden Arbeitseifer der Stute in der ersten Hälfte der Stunde mit Faulheit und Fellwechsel begründete. Reitlehrerin und Schulpferd bekommen am Ende anderthalb Eisen. Ich hätte mir von Anfang an hilfreiche Tipps und insgesamt mehr Hinweise für feines Reiten gewünscht. Die zuerst triebige Indy blühte im Lauf der Stunde auf, zeigte sich aufmerksam und gehfreudig.
Die 13 Schulpferde leben mit etwa 20 anderen Pferden im Offenstall. Ein großer Unterstand bietet Schutz für alle und ist am Testtag sauber gemistet. Manche Pferde haben neben einem Dressursattel einen eigenen Westernsattel. Indys Barhufe sind ordentlich ausgeschnitten. Abzüge gibt es für das Anbinden an Nachmittagen, was laut Reitstundenplan bis zu fünf Stunden sein dürften. Der Betrieb erhält ein Eisen.
Reitschul-Test: Reiten in der Pfalz
Die 45-minütige Einzelstunde kostete 39 Euro. Weil ich erst im zweiten Teil etwas lernte, bewerte ich das Preis-Leistungs-Verhältnis mit einem Hufeisen. In der Gruppe mit maximal sechs Reitern bezahlt man 16,50 Euro für 45 Minuten, beim Zahlen per Bankeinzug 14,95 Euro.
Bewertung
Schulpferd: eineinhalb von drei Hufeisen
Reitlehrer: eineinhalb von drei Hufeisen
Reitbetrieb: eins von drei Hufeisen
Preis-Leistung: eins von drei Hufeisen
Kontakt
Leuchtfeuerhof
67071 Ludwigshafen
Tel. 06237-979899
www.nalahdaspferd.com
Reiten in der Pfalz: Pfalzhof
Am Tor des Western-Betriebs Pfalzhof nimmt mich Inhaberin Sabine Scheffel in Empfang. Auf dem Weg zum Stall fragt sie mich nach meinen Kenntnissen im Westernreiten und teilt mir anschließend Quarter-Stute Anne zu. “Die Pferde sind ausnahmsweise mal zwei Nächte in den Boxen, erklärt Scheffel. Der Koppelzaun werde derzeit repariert. „Ansonsten sind sie Tag und Nacht auf der Koppel, wo sie einen Unterstand haben.
Wir holen Anne aus einer etwa 3 x 4 Meter großen Box und binden sie am Putzplatz an. Dabei erfahre ich, dass die Fuchsstute trächtig ist und in drei Monaten ein Fohlen bekommt. Auf dem Hof sind alle Stuten gemeinsam mit dem Palomino-Hengst auf der Koppel. Der Nachwuchs wird verkauft oder von Sabine Scheffel für den eigenen Betrieb ausgebildet.
Auf dem 28 x 50 Meter großen Außenreitplatz findet bei fast jedem Wetter Unterricht statt. Bei Regen und Schnee geht es entweder ins Gelände oder es wird Bodenarbeit gemacht. Ich wärme Anne im Schritt auf, wir üben Schritt-Halt-bergänge. “Wir fangen bei Adam und Eva an, sagt die Reitlehrerin. „Halten Sie an, indem Sie den Bauchnabel einziehen, sich damit automatisch fester in den Sattel setzen und Druck auf die Bügel geben. Dazu ein ‚Whoa‘ und die Hände schließen. Die Hände muss ich nicht schließen, Anne hält auch mit den anderen Hilfen an. Sabine Scheffel legt Wert darauf, dass das Pferd nur das tut, was der Reiter möchte. Ansonsten soll es umgehend korrigiert werden.
Das Pferd muss nach dem Anhalten ruhig stehenbleiben, bevor es weiter geht. Das sei sehr wichtig, um keine hibbeligen Pferde zu erziehen, sagt Sabine Scheffel. Anne dehnt sich fein an die Hand heran. Bevor wir traben, warnt mich die Reitlehrerin: “Anne ist ein gehfreudiges Pferd. Wenn es Ihnen zu schnell wird, geben Sie dieselben Hilfen wie zum Anhalten.
Nur zur Verdeutlichung öfter mal auch den Zügel dazu nehmen. Die Quarter-Stute sprintet los. Ich soll beim Leichttraben langsamer aufstehen und so das Tempo drosseln. Das ist ein guter Tipp, um die Geschwindigkeit sanft zu steuern. Beim Aussitzen wird Anne noch schneller. Um mir ihre Tipps zu veranschaulichen, steigt Sabine Scheffel selbst auf. Sie setzt sich fest in den Sattel und gibt Druck in die Steigbügel. Anne wird langsamer.
Reitschul-Test: Reiten in der Pfalz
Nun geht Scheffel leicht mit dem Oberkörper vor, wie ich es zuvor getan habe, und Anne legt sofort wieder an Tempo zu. Reagiere das Pferd nicht auf die Gewichtshilfen, gebe es eine Skala von 0 bis 10, anhand derer man die Zügelhilfe steigere, erklärt die Trainerin. „0 ist noch ganz freundlich, 10 sehr energisch, sagt Scheffel. “Scheuen Sie sich nicht, auch mal bis 10 zu gehen. Wichtig ist, dass Sie danach wieder bei 0 anfangen.
Ich steige wieder auf und konzentriere mich auf den Sitz, der mir eben gezeigt wurde. Annes Tempo lässt sich damit wunderbar regulieren. Nur beim Antraben kommen meine Hilfen noch zu stark – Anne schlägt mit dem Schweif und spurtet los. „Versuchen Sie nur an Trab zu denken, ohne weitere Hilfen zu geben, rät Scheffel. Tatsächlich trabt Anne cool an. “Es schadet nicht, auch ein so feines Pferd mal anzupacken. Es sucht die angenehmen Situationen, zum Beispiel, wenn der Druck wegfällt. Wichtig ist Scheffel, dass der Reiter stets fair gegenüber dem Pferd bleibt. Am Ende gibt es eine Hausaufgabe: Ich soll mich auf die vordere Kante eines Stuhls setzen und darauf kippeln. So trainiere man einen guten und festen Sitz im Sattel.
Die lehrreichen 60 Minuten sind wie im Flug vergangen: drei Eisen für die EWU C-Trainerin. Schulpferd Anne ist feinfühlig und arbeitswillig. Abzug gibt es nur, weil sie auch mit korrekten Hilfen an Tempo zulegt und korrigiert werden muss. Ich gebe ihr zwei Hufeisen.
Sabine Scheffel reitet ihre zwölf Schulpferde regelmäßig Korrektur. Sie leben im Herdenverband auf einer Koppel. Annes Ausrüstung passt, ihre Barhufe sind gepflegt. Für längere Geländeritte gibt es Hufschuhe. Dem Betrieb fehlt eine Reithalle und dem Reitplatz eine Drainage, weswegen der Unterricht im Winter nicht durchgehend gewährleistet ist. Das macht zwei Hufeisen für den Betrieb.
Reitschul-Test: Reiten in der Pfalz
Für eine 60-minütige Einzelstunde habe ich 35 Euro bezahlt. Das ist ein guter Preis für die sehr gute Leistung der Trainerin und das feine Schulpferd: Für das Preis-Leistungs-Verhältnis notiere ich zwei Hufeisen. 60 Minuten mit bis zu zehn Teilnehmern kosten 14 Euro.
Bewertung
Schulpferd: zwei von drei Hufeisen
Reitlehrer: drei von drei Hufeisen
Reitbetrieb: zwei von drei Hufeisen
Preis-Leistung: zwei von drei Hufeisen
Kontakt
Pfalzhof
67158 Ellerstadt,
Tel. (0176) 23156655
www.pfalzhof.de
Reiten in der Pfalz: Erlebnisreiten
Pferde und Reiter brauchen Abwechslung. Das findet Dina Uhland, Bereiterin und Trainerin C von Erlebnisreiten beziehungsweise „Wanderreiten à la Carte, wie sich der Betrieb auch nennt. “Ein Pferd ist nicht dafür gemacht, stur im Kreis zu laufen, sagt sie. Deshalb werde bei ihr Abwechslung großgeschrieben mit einem Mix aus Reiterspielen, Bodenarbeit, Springen und Geländetraining. Es gehe auch nicht darum, wie gut jemand reiten könne, sondern welche Einstellung er gegenüber dem Pferd habe, betont Uhland.
Das Wohl der Tiere ist für sie oberstes Gebot
Nach diesen Ausführungen bin ich sehr neugierig auf den Unterricht. Der startet schon beim Putzen von Quarter-Mix-Wallach Luca, den ich heute reiten werde. „Beim Putzen sehen Sie, wie das Pferd drauf ist und das Tier spürt, wie es Ihnen geht. Außerdem wird dabei seine Durchblutung angeregt. Uhland zeigt mir eine frische Bissverletzung am Widerrist, die ich großzügig aussparen soll. “Luca ist als Herdenführer zwar dominant, bekommt dennoch auch mal eins auf die Nase.
Die Reitstunde mit einer Mitreiterin findet auf dem Außenplatz statt, der etwa 12 x 38 Meter misst. Uhland erklärt zunächst die Phasen des Unterrichts: „Erst wollen wir das Pferd kennenlernen und lösen. Dann folgt die Arbeitsphase und am Ende die Erholungsphase. So handhabt sie den ganzen Unterricht: Alles wird erläutert, hinterfragt und erklärt. Die Schritt-Halt-Übergänge klappen beispielsweise nicht auf Anhieb. Uhland erklärt, wie Reiter beim Pferd ein Kommando in bis zu drei Stufen durchsetzen: “Erst bitten wir. Passiert nichts, fordern wir auf. Und wenn dann immer noch nichts geht, verlangen wir es. Die Praxis: Ein „Whoa und leichtes Einsetzen in den Sattel zum Anhalten. In der nächsten Stufe energischer einsitzen und das “Whoa deutlicher ausrufen. Hält das Pferd immer noch nicht, wird der Zügel eingesetzt.
Die letzte Stufe ist bei Schulpferd Luca nicht nötig. Ich reite mit Knotenhalfter und Seil ohne Anlehnung. Das Seil brauche ich nur unterstützend für die Richtungsangabe beim Abwenden oder Figurenreiten. Luca reagiert so fein auf Schenkel und Gewicht, dass auch diese Unterstützung nur minimal ausfällt.
Die Pferde richtig vorwärtsabwärts zu reiten, ist einer der Schwerpunkte des Unterrichts. Wir üben außerdem Galopp-Schritt-Wechsel und Rückwärtsrichten. Wieder erfahren wir den Sinn der Übung: Der Reiter soll sich so beim Pferd durchsetzen lernen und sein Pferd parallel gymnastizieren.
Reitschul-Test: Reiten in der Pfalz
Dina Uhland sorgt mit ihrem Unterricht für einen Aha-Effekt nach dem anderen, liefert viel Hintergrundwissen und zu jeder Zeit konkrete Hilfestellungen. Der anschauliche, lehrreiche Unterricht der Trainerin verdient drei Hufeisen. Die Bestnote bekommt auch der 16-jährige Luca. Der Quarter-Mix ist ein gut ausgebildetes, sensibles und durchlässiges Schulpferd, das wie am seidenen Faden läuft. Er reagiert auf feine Hilfen ebenso gut wie auf Stimme.
Bei der Pferdehaltung punktet der Betrieb: Die Tiere stehen tagsüber im Herdenverband auf einer Koppel mit Unterstand, nachts im Offenstall. Lucas Hufe sind gepflegt und frisch beschlagen. Spätestens alle sieben Wochen kommt der Schmied, weil die Pferde viel im Gelände sind. Das Reitangebot selbst ist umfangreich. Man kann sowohl regelmäßig Unterricht nehmen als auch im Gelände trainieren und an Halbtages- oder Tagesritten teilnehmen. Alle Angebote sind individuell miteinander kombinierbar. Dem Hof fehlen für die Bestnote lediglich eine Reithalle und ein größerer Reitplatz. Das ergibt zweieinhalb Hufeisen für den Betrieb.
Reitschul-Test: Reiten in der Pfalz
Der 60-minütige Unterricht zu zweit hat 20 Euro gekostet. Diese Pauschale ist unabhängig von der Anzahl der Reiter, maximal werden jedoch nur drei pro Gruppe angenommen. Für den herausragenden Unterricht ist das sehr günstig. Hier könnte der Betrieb durchaus mehr verlangen und mit der Zeit in eine Halle investieren. Zweieinhalb Hufeisen für das Preis-Leistungs-Verhältnis. Ein zweistündiges Geländetraining und ein Halbtagesritt kosten jeweils 50 Euro, ein Tagesritt 85 Euro.
Bewertung
Schulpferd: drei von drei Hufeisen
Reitlehrer: drei von drei Hufeisen
Reitbetrieb: zweieinhalb von drei Hufeisen
Preis-Leistung: zweieinhalb von drei Hufeisen
Kontakt
Erlebnisreiten
67071 Ludwigshafen
Tel. 0621-524308
www.erlebnisreiten.de