Misten leicht gemacht: Rüttelkarre im Praxis-Test
Schneller gemistet dank Rüttelkarre?

Zitterpartie für den Mist: Der hippo gold master will den zeitaufwendigen und anstrengenden Boxenputz deutlich erleichtern. CAVALLO zog mit der ungewöhnlichen Rüttelkarre zum Praxistest in den Stall.

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Foto: Lisa Rädlein

Smilla schnauft. Versuchsweise kaut die freundliche Schimmelstute an der Plastikwanne des leise vibrierenden „hippo gold master“. Der wirkt auf den ersten Blick wie eine Mischung aus Mistkarre und zu groß geratener Küchenreibe. Diese ungewöhnliche Rüttelkarre soll vollautomatisch Pferdeäpfel und Dreck von sauberer Einstreu trennen, verspricht der ungarische Hersteller „hippo gold“.

Mit der gleichnamigen Einstreu lasse sich auf diese Weise 30 bis 50 Prozent Material einsparen. Bei hippo gold handelt es sich um gehäckseltes, entstaubtes und entkeimtes Stroh, das durch seine Aufbereitung besonders saugfähig sein soll. CAVALLO bat zum Praxistest in den Stall von Marc Jäger in Fellbach bei Stuttgart.

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Äpfeln wandern in die Karre

Mehrere Tage vor dem Test streute Jäger einen Teil seiner Boxen sowie den halben Aktivstall mit hippo gold ein. Das Funktionsprinzip des auf die Spezialeinstreu abgestimmten hippo gold master ist einfach: Die Einstreu wird mit der Mistgabel auf ein 50 x 93 Zentimeter großes Lochblech geschaufelt. Darunter sitzt ein Umschwungmotor, der dieses Lochblech mit seinen 3000 Umdrehungen pro Minute in schnelle Schwingungen versetzt.

Der Effekt: Die Einstreu wird gut durchgerüttelt. Kleine, saubere Teile fallen durch die zehn bis 15 Millimeter großen Bohrungen des Lochblechs. Größere, schmutzige Klumpen und Pferdeäpfel bewegen sich durch die Vibration wie von Geisterhand in Richtung Schubkarrenbehälter.

Durch das verstellbare Lochblech lässt sich regeln, wie gründlich die Einstreu gesiebt wird. „Je stärker ich das Lochblech nach hinten kippe, desto länger wird die Einstreu am unteren Ende durchgesiebt. So wird Dreck von guter Einstreu getrennt und die Box richtig sauber“, erklärt BoŠtjan KoŠir, Mitentwickler des hippo gold master.

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Lisa Rädlein
Pferdeäpfel und dreckige Einstreu bewegen sich durch die Vibration des Lochblechs in Richtung Schubkarrenbehälter.

Fazit: Weniger Einstreu muss entsorgt werden

Die Kombination aus Schwerkraftprinzip, Vibration und Lochplatte funktioniert auch im Test einwandfrei. Allerdings verlangt das Gerät ein wenig Timing und Präzision: Die Einstreu muss auf das hintere Drittel geschaufelt werden, damit sie lang genug gesiebt werden kann. Mistet man zu schnell, stapelt sie sich dort und rieselt seitlich herunter. Das richtige Arbeitstempo ist aber schnell gefunden. Eine halbe Stunde dauert es, eine der Testboxen extrem gründlich zu misten. „Mit der Hand bräuchte ich dafür etwa eine Stunde“, sagt Marc Jäger.

Wer mehr Wert auf Geschwindigkeit legt, stellt das Lochblech einfach waagerecht. Ohne die Steigung überwinden zu müssen, wandern die Pferdeäpfel deutlich schneller in die Wanne der Mistkarre. „Dabei befördern sie jedoch auch mehr saubere Einstreu in die Wanne“, sagt BoŠtjan KoŠir. Diese Wanne fasst 280 Liter. Es gibt aber auch eine Version mit einem 350-Liter-Behälter.

Angetrieben wird der hippo gold master durch eine 12-Volt-Gel-Autobatterie mit 50 Ampèrestunden. „Wir hatten erst über einen Kabelanschluss nachgedacht, fanden das aber zu unsicher im Stall“, sagt KoŠir, der den hippo gold master im eigenen Stall im slowenischen Laibach (Ljubljana) erprobte. „Die Batterie hält etwa 600 bis 800 Ladezyklen“, so KoŠir. „Ist sie voll aufgeladen, kann man damit 25 bis 30 Standardboxen entmisten.“ Eine Anzeige am rechten Griff des Schubkarrengestells aus Nirosta-Stahl gibt an, wie voll die Batterie noch ist. Das Aufladen dauert zehn Stunden. Wer morgens und abends entmisten will, muss das Gerät entweder sofort nach der ersten Runde an die Steckdose hängen oder zwei Geräte im Wechsel benutzen. Kein billiges Vergnügen, kostet der hippo gold master doch 2980 Euro plus Mehrwertsteuer.

„Die Kosten habe ich bei 25 Boxen durch die Einstreuersparnis nach acht Monaten wieder drin“, meint KoŠir. „Pro Box benötige ich fünf Ballen im Monat. Bei einem Preis von sechs Euro pro Ballen macht das 360 Euro im Jahr, bei 25 Boxen 9000 Euro. Mit dem hippo gold master kann ich fast 50 Prozent der Einstreu einsparen. Das sind 4500 Euro“, rechnet der Tierarzt vor.

Auch Stallbetreiber Marc Jäger ist nach dem Test überzeugt. „Das Ergebnis stimmt. Ich habe weniger Einstreu, damit auch weniger Mist, den ich entsorgen muss, außerdem entlastet das Gerät noch meine Mitarbeiter. Ich habe ja nichts davon, wenn sie sich beim Misten krumm und bucklig arbeiten“, sagt der Schwabe.

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Lisa Rädlein
Der Behälter der Mistkarre lässt sich mit einem kleinen Schubs leicht leeren.

Stall-Helfer: Elektronische Mistgabel

Ein am Stiel angebrachter Motor versetzt die Kunststoffzinken der Mistforke in Schwingungen. Die Geschwindigkeit lässt sich stufenlos durch einen Druckknopf im Griff regeln. Dort sitzt auch der Akku, der sich mit einem 12-Volt-Ladegerät an die Steckdose anschließen lässt. Das Laden dauert etwa zwei Stunden.

Die Shake‘n Fork will helfen, Arbeit zu sparen – und Einstreu, in diesem Fall Sägespäne und ähnliche Materialien, die in den USA weiter verbreitet sind als in Europa. Zum Misten mit der Forke braucht man keine Muskelkraft. Es reicht, die Mistgabel einfach über den Boden zu halten und den Knopf zu drücken. Gibt man allerdings zu viel Gas, vibrieren die Zinken so stark, dass leichte Mistteile und angetrocknete Pferdeäpfel von der Forke springen.

Wer einen Gang herunterschaltet, kann jedoch ein ordentliches Ergebnis erzielen. Zeit spart man so aber nicht. Mit 167 Dollar (etwa 124 Euro) plus Versandkosten und Zoll ist die Shake‘n Fork deutlich günstiger als der hippo gold master. Sie ist jedoch eher für Pferdehalter mit ein bis zwei Boxen geeignet.

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Lisa Rädlein
Schüttelt zu stark: die Shake‘n Fork.
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4 / 2023

Erscheinungsdatum 15.03.2023

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