Hartes Leder quält Reiter-Kniekehlen oder die Finger an sperrigen Trensen- schnallen. Aber wie wird Leder weich? Hier verraten fünf CAVALLO-Experten ihre Tipps!
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Kaufberatung: Wie gut sind baumlose Sättel?
Tipp vom Schuhmachermeister: Einen Fersenkeil in den Stiefel zu legen, ist hilfreich. So kommt man mit dem Bein ein Stück weit über den starren Schaft hinaus. Das Eintragen von Stiefeln kann man auch durch Weichklopfen beschleunigen. So wird die Faserstruktur weicher. Außerdem versenken sich durch das Klopfen harte Nähte tiefer ins Leder. Spezielle Lederweicher dehnen das Material. Das hilft vor allem am Ende des Stiefelschafts, dort scheuern sich Reiter oft die Kniekehlen wund. Das Leder wird mit dem Lederweicher eingesprüht und im nassen Zustand geklopft. Wichtig ist, dass ein Metallfuß von innen gegen das Stiefelleder gehalten wird und der Hammer eine runde Schlagplatte besitzt. Sonst haut man Kanten ins Leder.
Werfen die Stiefel am Knöchel unangenehme Falten, kann man hier ebenfalls mit einem Lederweicher arbeiten. Auch eine wachshaltige Creme fördert die Geschmeidigkeit: Das Fett, das beim Gerben zugeführt wird, muss man immer wieder erneuern. Sonst wird das Leder spröde. Grundsätzlich sagt die Härte des Leders allerdings nichts über dessen Qualität aus.
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Kaufberatung: Wie gut sind baumlose Sättel?
Hochwertiges Leder stammt aus der obersten Hautschicht des Rindes. Sie ist aufgrund ihres Aufbaus die strukturstärkste und damit beste. Man spricht dann auch von vollnarbigem Leder. Trensen aus solchem Material halten einfach länger. Je tiefer die verwendete Hautschicht, desto mehr nimmt die Struktur ab. Importleder aus Indien ist viel weicher und die Unterseite rauer. Der Grund: Die Tiere wachsen in einem feuchtwarmen Klima auf, dadurch ist die Hautstruktur loser als bei den von uns verarbeiteten mitteleuropäischen Ledern. Das mag sich beim ersten Griff weich anfühlen, wird aber mit Sicherheit nicht so lange halten, denn weiches Leder leiert schneller aus als hartes.
Früher verwendeten wir bei einigen Sattelmodellen Leder vom Wasserbüffel. Das war allerdings sehr hart, aber auch robust. Die Nachfrage nach weichem Leder ist eindeutig größer, daher verarbeiten wir nun Rindsleder. Um das Leder geschmeidiger zu bekommen, ist häufige Pflege von Anfang an wichtig, und zwar mit einem rückfettenden Pflegemittel. Sattelseife wirkt alkalisch und öffnet die Poren des Leders. So kann Fett gut ins Material eindringen. Lederöl hingegen greift die Struktur des Leders an und macht es mit der Zeit gummiartig.
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Kaufberatung: Wie gut sind baumlose Sättel?
Woraus müssen also Trense und Sattel geschaffen sein? Das Leder für eine Trense muss dünn sein, soll aber auch etwas aushalten können. Dünne Riemchen leiern schnell aus, daher wird Trensenleder stark gegerbt, hat keinen so hohen Fettgehalt und wirkt so steifer. Damit es geschmeidiger wird, darf es auf keinen Fall zu sehr eingeölt werden, da es sonst nur aufquillt. Besser ist es, die Trensen lediglich an den häufig beanspruchten Stellen mit ein bisschen Fett einzureiben. Leider kann man nicht davon ausgehen, dass steifes Leder automatisch hochwertig ist. Viele Trensen aus Indien oder Argentinien sind sehr trocken und daher auch sehr steif, aber keineswegs gut.
Wer eine Trense oder ein Halfter kauft, sollte die Riemen zum Test einmal hin- und herbiegen. Wirft das Leder in sich Falten oder droht es gar zu platzen, handelt es sich um Billigware.
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Kaufberatung: Wie gut sind baumlose Sättel?
Fett zerstört die Lederstruktur, es wird schwammig und geht kaputt. Dressurreitstiefel sind zu Beginn einfach hart, da müssen Reiter durch. Für Dressur- und Springstiefel benutzen wir unterschiedliches Leder. Einen Dressurstiefel fertigen wir aus härterem Material, damit er länger stabil bleibt und schön aussieht. Springreiter dagegen sitzen mit kurzem Bügel im Sattel und bewegen sich auch mehr. Da ist ein weicheres Leder von Vorteil.
Die Härte hängt von der Gerbart, der Stärke und der entnommenen Hautschicht ab. Rindbox oder Boxcalf ist von Natur aus härter als das Känguru-Leder für unsere Springstiefel. Auch die Gerbdauer spielt eine Rolle; je länger, desto härter ist das Leder. Wichtig für die Pflege ist, dass man nach dem Reiten keine Sattelseife verwendet und auch kein Lederfett, sondern die Stiefel mit Wasser abwäscht, trocken reibt und mit einer rückfettenden Schuhcreme pflegt; wir empfehlen Produkte von Kiwi. Dann können auch Pferdeschweiß und Urin dem Leder nichts anhaben.
Constanze Berger - Stiefel-Modelleurin bei Cavallo in Bad Oeynhausen/Nordrhein-Westfalen.
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Günstige Trensen sind totgegerbt, sie fühlen sich an wie Karton und werden schnell brüchig. Solches Leder stammt meist aus Indien und ist mit Chemikalien gegerbt, die in Europa gar nicht zugelassen sind; das Leder wird beim Gerben fast schon verbrannt, nicht gefettet und mit Farbe übertüncht. Durch die Farbschicht sind die Poren verstopft, und das Fett kann nicht einziehen. Dieses Material wird nicht weicher. Von Beginn an weiches Leder dagegen ist offenporig, also nur wenig mit Farbe bedeckt, und das Fett kann eindringen. Der Nachteil: Es ist weniger zugfest. Das muss der Hersteller berücksichtigen. Eine neue Trense aus solchem Leder sollte daher anfangs satt sitzen.
Manche Trensen aus schlechtem Leder werden mit Chrom gegerbt; das macht sie reißfester. Zaumleder, das direkt mit dem Pferd in Kontakt ist, sollte allerdings rein pflanzlich gegerbt sein, da Chrom Allergien auslösen kann. Bei billigen Trensen können Sie davon ausgehen, dass sie Chrom enthalten.
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