Test: Drei Kuppelhilfen für Anhänger
Spitz auf Knopf

Knapp vorbei ist immer daneben. Das gilt erst recht fürs Verkuppeln von Auto und Hänger. Dafür müsste es doch eine Hilfe geben...

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Foto: Kraufmann

Wer daneben zielt, bezahlt mit Kratzern im Lack oder Beulen in der Stoßstange. Ankuppelhilfen sollen das verhindern, indem sie Pferdeanhänger und Zugfahrzeug zügig verkuppeln. Weiterer Vorteil: Sie machen reisende Reiter autark von einweisenden Stallkollegen.

CAVALLO probierte drei solcher Kuppel-Gehilfen in einem Experiment aus: „Dokking friend“ von Ralf Kobuß aus Herten in Nordrhein-Westfalen (Tel. 0157-73405625), den Anprallschutz APS der Firma Weller-Technik aus dem nordrhein-westfälischen Mönchengladbach (Tel. 02161-575657) und Rangierhilfe „Lifty“, die im bayerischen Kirchheim bestellt wurde (Tel. 089-9031619).

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Alle drei kommen nur ans Fahrzeug, wenn sie tatsächlich gebraucht werden – im Gegensatz zu fest montierten Andockhilfen.

So schlug sich der Docking Friend im Test

An ihn sollte ein Vollpolyhänger Maximus der Firma Humbaur andocken, gesteuert von drei Testern aus der CAVALLO-Redaktion: John Patrick Mikisch, bislang ohne Kuppelerfahrung, Kristina Glaser, die selten ankuppelt und Kuppel-Routinier Linda Krüger. Sie ist sicher, dass Frauen genauso gut ankuppeln wie einparken können.

Ehe sie das beweisen kann, muss erst der „Docking friend“ an den Audi. Er besteht aus einem Träger aus Edelstahl, der an der Hängerkupplung befestigt wird, und einem etwa 20 Zentimeter hohen Leitblech, das in den Träger gesteckt wird.

Trotz verständlicher Anleitung ist die Montage knifflig. Die schwergängigen Schrauben lassen sich nur mit zwei Schraubenschlüsseln drehen. Erst nach 15 Minuten sitzt der Träger an der Kupplung und das Leitblech in den Führungshülsen.

Für Testerin Linda Krüger hätte sich das Team die umständliche Montage sparen können: Geschickt steuert sie den Audi drei Meter rückwärts auf den Hänger zu. Nach 30 Sekunden rutscht Deichselkopf über Kugelkopf, ohne das Leitblech des „Dokking friend“ überhaupt zu berühren. Danach kuppelt Linda Krüger wie gewohnt an.

John Patrick Mikisch stellt den „Docking friend“ dagegen auf eine härtere Probe und enttarnt sofort dessen Schwachstelle: Das Leitblech kippt Richtung Stoßstange, sobald der Deichselkopf das Blech leicht berührt. Mehrmaliges Festziehen der Schrauben kann das Kippen nicht verhindern. Auch bei wiederholten Versuchen neigt sich das Leitblech, sobald die Kupplung des Fahrzeugs schräg auf die Deichsel trifft.

Schade, denn damit ist der 195 Euro teure „Docking friend“ nutzlos. Würden die Konstrukteure den Wackelkontakt beheben, wäre „Dokking friend“ dem Hängerfahr-Neuling eine echte Hilfe. Denn Höhe und Breite des Leitblechs würden die Deichsel exakt und sicher genau auf die Kupplung führen.

So schlug sich der Weller-Technik APS im Test

Auch er besteht aus einem Leitblech, das die Deichsel zielsicher über die Kupplung führen und Schrammen verhindern soll.

Der APS ist schnell montiert und hat einen Abstandshalter zur Hängerkupplung, der ein Kippen verhindert. Dafür gibt es einen anderen Schwachpunkt: Das Leitblech ist mit etwa 8 Zentimetern so schmal, dass Hängerkupplung und Deichsel zwingend auf passender Höhe sein müssen, damit der APS funktioniert.

Das ist Millimeterarbeit, die John Patrick Mikisch Zeit und Nerven kostet. Bei seiner Kuppelei rutscht der Deichselkopf des Hängers übers Winkelblech, im zweiten Versuch ist die Deichsel zu niedrig und stößt an den Kuppelkopf.

Wegen der Form der Audi-Anhängerkupplung gelingt es den Testern auch bei weiteren Versuchen nicht, den APS so einzustellen, dass der Deichselkopf exakt auf das Leitblech trifft. Das mag bei anderen Hängerkupplungen besser funktionieren. Ein mindestens 16 Zentimeter breites Leitblech wäre jedoch in jedem Fall wirkungsvoller.

So schlug sich Lifty im Test

„Lifty“ ist ein Seilsystem, das den Pferdehänger mittels Flaschenzug über maximal 2 Meter in Richtung Fahrzeug und die Deichsel genau über den Kuppelkopf bugsiert.

Im CAVALLO-Test überzeugte „Lifty“ auf ganzer Strecke: Der rund 1000 Kilo schwere Hänger rollte, von Kristina Glaser mühelos gezogen, gen Auto. Die Deichsel landete zielgenau über dem Kupplungskopf.

Auch die Montage von Lifty ist einfach: Das Plastik-U wird unter der Zugdeichsel auf das Rohr des Stützrads gesteckt. Bei Hängern, deren Stützrad nicht das Standardmaß von 48 Millimetern Durchmesser hat, kann „Lifty“ mit einer Seilverbindung direkt am Stützrad befestigt werden.

Danach muss der Umlenkhaken an der Hängerkupplung und das Seilende mit Schlinge am Umlenkhaken eingehängt werden. Das klingt komplizierter, als es ist, dauert aber in der Praxis nur 2 Minuten. Damit der Flaschenzug funktioniert, wird schließlich das Seilende mit Griff in die Rolle eingelegt – und „Lifty“ bringt Zug um Zug Deichsel und Kupplung zusammen.

Mit 60 Euro wesentlich günstiger als seine beiden metallenen Konkurrenten, macht sich „Lifty“ für Gelegenheits- und Vielfahrer bezahlt: Sie sparen umständliches Rangieren und Reparaturkosten.

Auge aufs Maul - so funktioniert die Kupplung beim Lkw-Hänger

Dieses muss beim Ankuppeln ins Zugmaul des LKWs und wird per Bolzen befestigt. „Vorher bringt der Fahrer Zugmaul und Kupplungsauge hydraulisch auf eine Höhe“, erklärt Andreas Müller, Kfz-Sachverständiger der DEKRA aus Bergisch-Gladbach. Liegt er dabei 10 bis 15 Zentimeter daneben, ist das nicht schlimm: „Die schräge Einwandung des Zugmauls zentriert die Deichsel und schiebt das Kupplungsauge in die richtige Position“, so Müller. Die Deichsel drückt auf eine Platte im Zugmaul. „Dann schnalzt der Zugbolzen automatisch nach unten und befestigt den Anhänger am Zugfahrzeug.“

Alternativen: AL-KO Easy-Pull und Truma Mover

Die Ankuppelhilfe Easy-Pull der Firma AL-KO aus Bayern wird dauerhaft an die Zuggabel montiert. Mittels Easy-Pull wird der Hänger, der nicht schwerer als 2000 Kilogramm sein darf, per Zugband an den Kugelkopf gezogen. Dazu einfach das Zugband aus der Auflaufeinrichtung herausziehen und über den Kugelkopf legen. Mit Hilfe einer Kurbel kann der Hänger mühelos in Richtung Kupplung gezogen werden. Lästiges Rangieren entfällt, da das Fahrzeug bis zu 1,5 Meter vom Anhänger entfernt stehen kann. Easy-Pull funktioniert nach dem Prinzip des Fla-schenzugs, der die Kraft des Kurblers verstärkt. Deshalb sind laut Hersteller keine zusätzlichen Helfer zum Schieben nötig. Der Easy-Pull wird an der V-Deichsel in Fahrtrichtung links montiert und kostet rund 100 Euro. Hat der Hänger ein Gesamtgewicht von mehr als 2000 Kilo, rät der Hersteller vom Easy-Pull ab.

Gänzlich ohne Handkraft funktionieren ferngesteuerte Rangiersysteme. „Mover“ heißen sie bei der bayerischen Firma Truma (www.truma.com) sowie bei Powrmovers aus Hessen (www.powrmover.de), die verschiedene Rangierhilfen anbieten. Die hessische Firma Reich (www.reichweb.com) aus Eschenburg bietet das Rangiersystem „Move Control“ in der Version Standard und Comfort an.

Beide bewegen mittels Fernbedienung über einen elektrischen Antrieb den Hänger in Richtung Zugfahrzeug. Laut Hersteller können diese Systeme ohne Bohrungen und Schweißnähte am Rahmen befestigt werden. Das hat seinen Preis: zwischen 1500 und 2000 Euro.

Warum Pkw-Parkhilfen beim Kuppeln versagen

„Nein“, sagt Kfz-Sachverständiger Andreas Müller. „Denn der Kupplungskopf sitzt genau im toten Winkel der Sensoren.“ Die vier Ultraschall-Sensoren der Einparkhilfe befinden sich an den äußeren Enden des Stoßfängers und können deshalb den Kupplungsbereich nicht überblicken. Außerdem würden sie Alarm schlagen, sobald sich das Zugfahrzeug dem Hänger auf 10 Zentimeter nähert. Beim Ankuppeln sind sie deshalb keine Hilfe.

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4 / 2023

Erscheinungsdatum 15.03.2023