Bailey senkt den Kopf und untersucht mit der Nase: Sind diese LKW-Reifen stabil genug? Dann setzt sie jeden einzelnen Huf auf und klettert. Im Sattel sitzt CAVALLO-Autorin Christiane Wehnert, die sich zusammen mit mir, ihrer Kollegin Cathrin Flößer, auf einen ungewöhnlichen Wettbewerb im Offroadpark in der Südheide bei Wesendorf eingelassen hat: Den 1. Equiathlon, bei dem der Reiter einen Trail von fünf Kilometern bewältigen muss, danach geht der Läufer auf weitere fünf Kilometer.
CAVALLO nimmt also an diesem Team-Wettbewerb teil. Auf Christiane Wehnert wartet hier eine besondere Herausforderung – sie saß erst zwei Mal auf Bailey. „Sie wird dich testen“, gibt ihr Besitzerin Yvonne Gutsche mit auf den Weg, die ihr Showpferd für den Equiathlon im August zur Verfügung gestellt hat.

Vor dem Start geht es mit Bailey zur Trainerrunde
Der Equiathlon ist mehr als ein Wettbewerb: Es ist ein Camping-Wochenende mit Trainern, Reitern und Pferdefreunden. Organisiert haben es Luuk Teunissen und Sarah Rotterdam, mit denen die CAVALLO-Redaktion zuletzt in der „Fit2Ride“-Serie geturnt hat. Sie wollen mit ihrer Aktion „Reiter fit für den Sattel“ machen.
Neben der Team-Challenge, bei der CAVALLO als „Team Rot“ teilnimmt, gibt es die Equiathlon-Challenge, Adult-Challenge sowie die Trainer-Challenge. Rund 50 Teilnehmer sind beim 1. Equiathlon am Start.

Doch bevor es am Samstag zur Startlinie geht, finden am Freitagabend die sogenannten Trainerrunden statt. Christiane hat sich fürs Training mit Horsemanship-Experte Sebastian Nolewajka angemeldet, aber auch andere Pferdetrainer bieten Trainings an und erklären den Teilnehmern, wo die Schwierigkeiten liegen auf dem Trail.
Geritten werden darf da noch nicht, die Pferde werden geführt. Sebastian Nolewajka hat gleich einen Tipp parat: „Schickt eure Pferde an den Hindernissen voraus und gebt die Verantwortung an sie ab.“
Training für den Trail
Bailey meistert LKW-Reifen und Wasserloch. Dort würde sie aber am liebsten gleich noch das Seepferdchen-Abzeichen absolvieren und planscht munter mit den Vorderbeinen im Wasser. Wird sie am Wettbewerbstag mit Reiter genauso zuverlässig durchs Wasser gehen? Während die Reiter so üben, gehe ich die Laufstrecke ab.
Diese führt über zahlreiche Wellen in tiefem Sand und ein paar Schikanen aus Betonrollen, Baumstämmen und Reifen. Bisher bin ich fast immer auf schnellem Asphalt gelaufen – das wird mich viel Kraft kosten.
Bevor es heute zeitig in den Schlafsack geht, müssen wir CAVALLOs noch unser Zelt aufbauen, das direkt an Baileys Paddock stehen wird. Das gleichmäßige Geräusch malmender Pferdezähne lässt uns beide schnell einschlafen.

Ab auf die Strecke
Am nächsten Tag geht zuerst Christiane mit Bailey auf die Strecke. „Ein bisschen mulmig ist mir schon“, gibt sie zu. „Hoffentlich vertraut mir Bailey an den Hindernissen, wenn ich im Sattel sitze.“ Als Stuntpferd ist es Bailey gewohnt, mitzudenken und zu entscheiden, wenn ihr ein Untergrund nicht geheuer ist: In der Stuntshow galoppiert sie in einen fahrenden Hänger.
Als sie mal eine ungewohnte Rampe hoch sollte, zögerte und prüfte sie. Eine weitere Herausforderung wartet neben den Hindernissen auf dem Trail: Es darf nicht angetrabt werden, aber es geht viel rauf und runter. Die Hügel sind für Bailey nichts Ungewöhnliches: Die Ponystute ist im hügeligen Kraichgau (Baden-Württemberg) zu Hause.

Die Warmblüter mit ihren langen Beinen sind im Vorteil
Am ersten Wasserloch zögert Bailey. Kann sie Christiane vertrauen? Ich feuere Bailey an. Die Stute senkt den Kopf, testet mit dem ersten Huf – und befindet den Untergrund als sicher. Christiane und Bailey kommen ohne Strafpunkte durch. Das Geläuf des ehemaligen Militärgeländes besteht hauptsächlich aus tiefem Sand.
Da nur Schritt geritten werden darf, haben die langbeinigen Warmblüter hier einen großen Vorteil. Klein-Bailey klettert tapfer die Wellenbahnen hoch und runter. Das Gewieher und die Unruhe anderer Pferde auf der Strecke beeindruckt sie nicht. Christiane und Bailey kommen ohne Strafsekunden, aber mit einer eher gemütlichen Zeit in die Wechselzone, von wo es dann für mich auf die Laufstrecke geht.

Laufpfad durch Wald und tiefen Boden
Der Trail zieht sich auf einer Geraden durch den Wald, dann schlängelt er sich durch tiefen Boden, es geht bergauf und -ab. An den Hindernissen setze ich zügig und elegant meine langen Beine ein. Mit jedem Kilometer werden diese zwar schwerer, aber es macht Spaß, über die Schikanen zu balancieren und über Hügel zu laufen.

Nach dem tiefen Sand ist es eine wahre Freude, den schnellen Asphalt auf der Zielgeraden unter den Füßen zu fühlen. Nur noch wenige Meter … Ich sprinte mit letzter Kraft Richtung Ziel. Dort fallen wir CAVALLOs uns glücklich in die Arme. Ich brauche aber noch ein paar Minuten, bis ich wieder sprechen kann, der Trail hat mir alles abverlangt. „War einfach nur geil“, schnappatme ich.

Trainer auf dem Trail
Nachdem alle Teams im Ziel sind, starten die Trainer. Mit am Start sind Sebastian Nolewajka, Anja Rudolf, Vivian Gabor, Lina Wloch, Hannah Catalina, Luuk Teunissen und Tanja Riedinger. Auf der Reitstrecke punktet hier Trakehnerstute Ebony von Anja Rudolf, während Lina Wloch und Tanja Riedinger unglaublich schnell auf der Laufstrecke unterwegs sind.
Am Ende steht aber Vivian Gabor ganz oben auf dem Treppchen, die mit ihrem Pablo einen fehlerfreien Ritt absolvierte und mit einer soliden Laufleistung glänzte.

Party nach gelungenem Event
Bevor es Sonntagfrüh für alle ans Packen geht, feiern am Samstagabend Teilnehmer und Trainer eine ausgelassene Party. Die Platzierungen rücken in den Hintergrund, alle sind stolz und glücklich. „Würde der Wettbewerb näher an meinem Zuhause stattfinden, wäre ich mit meiner Shimi dabei“, sagt Christiane.
Unser Team CAVALLO hat übrigens am Ende den 8. Platz belegt. Mein Fazit: „Es war ein großes Erlebnis, das ganze Wochenende mit den Pferden und tollen Menschen zu verbringen.“
Ob es nächstes Jahr wieder einen Equiathlon gibt? „Wir stehen noch am Anfang der Planung“, hält sich Luuk Teunissen bedeckt. Team CAVALLO könnte sich vorstellen wieder dabei zu sein – allein schon wegen des Camping-Wochenendes! Selten hat man ja die Möglichkeit, mal drei Tage so intensiv mit seinem Pferd zu verbringen.

Die Challenges
Team-Challenge: Einer reitet, der andere absolviert die Laufstrecke.
Platz 1: Matthes Röckener & Ines Bekermann;
Platz 2: Stephanie Weddige & Linus Burchard;
Platz 3: Sandra Löhr & Jan Müller
Equiathlon Challenge: U-40-Einzelwettbewerb mit 5 Kilometer reiten und 5 Kilometer laufen. Hier gewinnt Anne Röder vor Sandra Gebert und Sara Mrozik.
Adult-Challenge: Ü-40-Einzelwettbewerb mit fünf Kilometern reiten und drei Kilometern laufen. Siegerin ist Sandra Berner vor Nina Strack und Myriam Parak.
Trainer-Challenge: Trainer-Wettbewerb mit fünf Kilometer reiten und fünf Kilometer laufen:
Platz 1: Vivian Gabor/Pablo;
Platz 2: Anja Rudolf/Ebony;
Platz 3: Tanja Riedinger/Dreamie.





