Hochgeschlossene Boxen aus gelber Plane, enge Gitter an der Front. Rockmusik dröhnt aus der Nähe, es ist gleißend hell. Nicht gerade gemütlich. Doch "Mimi" schließt halb die Augen und streckt genüsslich die Oberlippe, während er von seiner Besitzerin am Rücken massiert wird. Zwischendurch gibt es noch ein paar Küsse auf die weiche Nase. Der dunkelbraune Lusitano-Hengst fühlt sich offenbar gerade ausgesprochen wohl – mitten in einer vollen Ausstellungshalle.
Die gehört zur Pferdemesse "Hansepferd" in Hamburg. Alizée Froment ist mit drei Pferden angereist. Neben "Mimi", der eigentlich Mistral heißt, hat die französische Showreiterin noch Lusitano-Wallach "Sultan" dabei und Welsh-Pony-Hengst "Petit Pirate". Die Messe-Show "Dreams" hat an diesem Abend Premiere. Sie ist für das Quartett der Auftakt einer sechswöchigen Tournee kreuz und quer durch Europa: von Hamburg nach Österreich, Schweden und in die Normandie, zuletzt mit Nürnberg und Aachen zwei weitere deutsche Stationen.
Padam, padam, padam – Mistral galoppiert wie ein Uhrwerk. Schwupp, schwupp, schwupp – die Serienwechsel kommen so gleichmäßig wie Perlen an einer Schnur. Dann beugt sich die Prinzessin im Sattel etwas vor und ihr zügelloses Ross schießt nach vorne – ganz im Takt der Musik, die gerade etwas lauter wird.
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Feine Hilfen reichen aus
Gänsehaut ist garantiert, wenn Alizée Froment und Mistral im Showring auftauchen. Mit feinsten Hilfen, mal mit einer Art Halfter, meistens aber nur mit Halsring, zeigen sie Grand-Prix-Lektionen in Harmonie und Perfektion. Kein Wunder, dass die beiden für ihre Auftritte frenetischen Applaus ernten. Das Publikum jubelt und Mistral schwebt in eleganten Tritten durch die Bahn. Die Ovationen genießt er mit gespitzten Ohren.
Hinter diesem märchenhaften Auftritt steckt harte Arbeit. Die Show am späten Abend ist Schlusspunkt eines langen Tages. Und während beim Auftritt tatsächlich Mistral die meiste Arbeit erledigt, schuften außerhalb der Arena vor allem die Menschen. "Wir sind jetzt über sechs Wochen unterwegs, da muss ich darauf achten, dass die Pferde sich jederzeit wohl fühlen und es ihnen gut geht", betont Alizée Froment.
Also massiert sie jedes Pferd zwei- bis dreimal täglich mit ätherischen Ölen. Jede Massage dauert etwa 15 bis 20 Minuten. Bei drei Pferden sind da gut drei Stunden weg. Genauso oft kommen die Pferde raus. "Zu Hause sind sie ganztags auf der Weide, die brauchen ihren Auslauf", sagt Alizée Froment. Also gehen sie und ihre Helferinnen mit den Tieren spazieren, longieren auf dem Abreiteplatz oder machen leichtes Training. Zwischen den Tournee-Standorten stoppt der Tross dort, wo für die Pferde Freilauf und Gras winken.

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Beim Messe-Spaziergang trägt Sultan kein Halfter
Jetzt steht erst mal Füße vertreten auf
dem Freigelände der Messe an. Wallach
Sultan trägt nicht mal ein Halfter. Gelassen
folgt er seiner Besitzerin durch
den Trubel aus Aussteller-LKWs, Besuchern
und Show-Reitern. Schaut
"Mr. Su", wie Froment den Schimmel
meistens nennt, mal zu lange weg,
holt ein leises "schhhh" seine Aufmerksamkeit
sofort zurück.
Auch Sultan hat im Show-Programm
"Dreams" einen wichtigen
Job. Begleitet von einer Märchenprinzessin
im weißen Traumkleid
eröffnet der Schimmel frei laufend
den Abend mit Piaffen, Passagen,
Pirouetten und Zirkuslektionen –
immer in Harmonie mit der live
gesungenen Musik. Beim Show-
Finale legt er sich dann noch einmal
in den Sand der Manege – und
schließt einen Abend voller Reiterträume. Egal, ob geritten oder am Boden,
träumerische Choreografien, tänzerische
Leichtigkeit und große
Harmonie zwischen Mensch und
Pferd zeichnen die Auftritte von Alizée Froment mit ihren Pferden aus. Kein
Wunder, denn die Französin hat neben ihrer
Reitausbildung auch Tanz und Theater studiert.
Seit zwei Jahren konzentriert sie sich
ganz auf ihre eigenen Pferde und die Shows.
Zuvor startete sie mit Mistral bei internationalen
Dressur-Championaten, war Bereiterin
bei der französischen Dressur-Mäzenin
Bernadette Brune und trainierte die französische
Pony-Nationalequipe im Springen.















Klassische Dressur als Grundlage
Von ihrer Dressurturnier-Zeit profitiert Alizée Froment auch als Showreiterin. "Ich trainiere meine Pferde wie Spitzensportler. Denn das sind sie ja." Das Equipment verschwindet in Turnier-Kisten und hinter Boxen-Vorhängen für Turnier-Ställe – allerdings in Pink und mit Blütenschmuck. Grüne und bunte Ranken finden sich auch an Boxengittern, Blüten stecken im Zopf und zieren die Show-Kostüme.
Die aufwändigen Kleider entwirft Froment übrigens selbst. Ihre Mutter und eine Schneiderin machen ihre Träume aus Tüll und Glitzerblumen wahr. Ein Funkeln hier, eine Blüte dort – diese Details machen den Show-Alltag für die Menschen eine Spur angenehmer. Die Stimmung bleibt gut, und der Dienst am Pferd fällt leicht. Die Pferde wissen das zu schätzen. So wie Sultan, der gerade für die Show vorbereitet wird.
Doch der Schimmel hätte jetzt lieber eine Massage. Schlangengleich biegt er den Hals zum Rücken und stupst mit der Nase die Flanke an. Ein klares Signal für seine Besitzerin, genau dort kräftig Hand anzulegen. Also massiert Alizée Froment mal wieder – solange, bis Sultans Genuss-Schnute sogar die von Kumpel Mistral übertrifft.

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