Artikel: Rittigkeits-Probleme durch Seitengänge lösen
AUSGANGSLAGE:

Eowin ist acht Jahre alt und ein echter "Feuerstuhl": leicht erregbar und abzulenken, schnell auf 180. "Beim Reiten stand sie ständig unter Strom, zackelte im Schritt und konnte keine Sekunde stillstehen", erzählt Michaela Göllnitz von ihrer Hannoveraner-Stute. Durch Seitwärts-Arbeit ist Eowin heute viel gelassener.
LÖSUNGSSCHRITT 1: Stehen lernen dank Vorhandwendung.
"Wenn Eowin im Schritt zackelt, kann man sie über Paraden nicht beruhigen", sagt Andrea Bethge. "Stattdessen ließ ich Michaela immer, wenn Hektik aufkam, eine Vorhandwendung reiten". Weil die Stute anfangs nicht stillstand, leitete die Reiterin die Übung aus der Bewegung ein: "Den Zackelschritt vorsichtig etwas abbremsen und dann mit weichen Hilfen sanft in die Wendung ‚fließen‘ lassen", beschreibt Andrea Bethge.
Dafür musste die Reiterin die richtigen, minimal dosierten Hilfen geben. Wichtig war vor allem, dass Gewicht und Schenkel vorherrschten und die Zügel relativ passiv agierten.
Der entscheidende Moment kam nach der Wendung. "Wir versuchten, Eowin am Ende der Übung immer einen Augenblick lang stehen zu lassen", erzählt Bethge. Diese Pausen nach der Wendung wurden systematisch verlängert. Bald konnte Michaela Göllnitz ihr Pferd auch schon vor der Wendung in Ruhe anhalten. Inzwischen steht Eowin oft wie ein Denkmal. Und wenn sie doch mal hektisch wird, bringen einige Wendungen sie wieder zur Ruhe.
LÖSUNGSSCHRITT 2: Schritt-Takt dank Schenkelweichen.
Als Eowin durch die Vorhandwendung die seitwärts treibenden Hilfen kannte, nutzte Michaela Göllnitz diese auch in Bewegung. "Immer wenn Eowin den Takt verlor, ließen wir sie Schenkelweichen gehen", sagt Andrea Bethge. "Das holte sie aus dem Fluchtmodus heraus." Neben dem Schenkelweichen an der langen Seite verkleinerte und vergrößerte Michaela Göllnitz auch den Zirkel, indem sie ihre Stute übertreten ließ. Beruhigte sich Eowin dabei nicht, konnte sie aus der Übung nahtlos die Vorhandwendung anhängen. Diese Abfolge von Schenkelweichen und Vorhandwendung kann der Reiter bei Bedarf mehrfach wiederholen, bis sich das Pferd wieder entspannt.
LÖSUNGSSCHRITT 3: Trab beruhigen durch Schenkelweichen.
Auch im Trab war Eowin oft viel zu schnell unterwegs. Als sie das Schenkelweichen im Schritt sicher beherrschte, baute Andrea Bethge die Übung auch im Trab immer wieder ein. "Wir ließen Eowin an den langen Seiten dem äußeren Schenkel weichen." Wichtig dabei: Die Abstellung bleibt flach. "Der Blick zur Bande bremst das Pferd. Aber es darf nicht das Gefühl bekommen, es würde mit dem Kopf in die Wand gelenkt. Dann steigt der Stress nur noch weiter", sagt Andrea Bethge. Beruhigt sich der Trab nach einigen Tritten, kann man wieder geradeaus reiten. Bleibt die Hektik, pariert man in der Übung zum Schritt durch, lässt im Schritt weiter dem Schenkel weichen und reitet ggf. auch eine Vorhandwendung. Erst wenn das Pferd sich entspannt, wird es wieder geradeaus geritten.