Was war Ihr schwierigstes Pferd?
Vor rund zwölf Jahren habe ich einen Kurs auf der australischen Insel Tasmanien gegeben. Für das Seminar suchte ich ein Pferd und bekam drei Tiere vorgestellt. Eines davon war eine etwa achtjährige Quarter-Horse-Stute namens Magic. Sie ist übrigens das gleiche Pferd, das ich bei der diesjährigen EQUITANA geritten bin. Vier Trainer hatten zuvor versucht, sie zu zähmen – ohne Erfolg. Magic sei verrückt, sagten sie. Nach dem ersten Seminartag war mir klar: Diese Stute ist ein ganz besonderes Pferd. Sie war sehr sensibel, aber auch extrem skeptisch. Wahrscheinlich, weil die Trainer zu viel von ihr gefordert hatten. Ich wollte die Stute kaufen. Zwei Monate nach dem Kurs rief mich ihr Besitzer an und sagte, dass ich sie haben kann.
Wie konnten Sie dem Pferd helfen?
Ich folgte meinem Ausbildungssystem. Als erstes spielte ich mit Magic das Fangspiel: Sie rannte um mich herum, und ich wartete, bis sie mir Aufmerksamkeit schenkte. Sobald sie mich anschaute, entfernte ich mich, und plötzlich folgte mir die Stute überall hin. Am ersten Tag arbeitete ich nur 20 Minuten mit Magic. Wichtig war, sie nicht zu langweilen. Magic sollte sensibel, neugierig und stets zufrieden sein. Von Tag zu Tag forderte ich ein kleines Stückchen mehr von ihr. Zudem hatte die Stute Angst vorm Verladen. Ich arbeitete mit Magic viel am Boden, bis sie mehr Selbstvertrauen hatte.
Was lernten Sie daraus?
Zuvor hatte ich noch nie ein Pferd gesehen, das so sensibel ist wie Magic. Sie brachte mir bei, nicht zu viel zu fordern, ganz nach dem Motto: Weniger ist manchmal mehr. Magic ist meine Lebensaufgabe. Stolz war ich, als ich sie vor Jahren auf einer Pferdemesse in Australien vorgestellt habe. Sie piaffierte, während uns drei ihrer alten Trainer von der Tribüne zuschauten.
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