Was war Ihr schwierigstes Pferd?
Mein schwierigstes Pferd war Solidad, damals eine sieben Jahre alte Criollo-Stute. Als ihre Besitzerin sie kaufte, war sie ein verschrecktes Pferd, das erst wieder Vertrauen fassen musste. Das funktionierte ganz gut. Allerdings war die Besitzerin zu nett zu ihrem Pferd. Solidad war eine Führungspersönlichkeit und vertraute ihr zwar, war aber nicht bereit, sich wirklich anzuvertrauen. Das schlug sich dann darin nieder, dass die Stute nicht mehr ohne ihren Offenstallfreund ins Gelände wollte. Sie wurde dann hektisch bis zum Durchgehen. Erschwerend hinzu kamen körperliche Mängel: eine hohe Hals- und Kopfhaltung sowie ein Ansatz zum Senkrücken.
Wie konnten Sie dem Pferd helfen?
Mein Lösungsweg war zunächst Bodenarbeit, um Vertrauen aufzubauen. Weil sie sich im Roundpen durch Weglaufen entziehen wollte, zwang ich sie zum Schrittgehen. Sie sollte ruhig werden und mir zuhören. Danach arbeiteten wir an der Körperhaltung und nebenbei an der Dominanz. Wir übten Seitengänge, Rückwärtsrichten, Viereck vergrößern und verkleinern. Wichtig war, dass Solidad lernte, den Kopf herunterzunehmen. Pferde, die den Kopf hoch tragen, verlieren erst einmal das Gleichgewicht, wenn sie ihn tiefer tragen sollen. Sie müssen viel üben, damit ihnen die neue Körperhaltung angenehm wird. Außerdem ging ich mit ihr im Gelände spazieren. Und zwar ohne Führpferd, damit sie sich nur auf mich konzentriert. Nach ein paar Wochen war ihr Problem beseitigt, auch mit der Besitzerin klappte die Bodenarbeit gut. Nur wenn sie drauf saß, wurde die Stute wieder hektisch. Die Anspannung der Reiterin übertrug sich aufs Pferd. Um das zu lösen, ließ ich sie Rechenauf gaben und Ähnliches lösen. Die Besitzerin sollte lernen, einfach zu reiten.
Was lernten Sie daraus?
Was ich daraus lernte war, dass starke Pferde leichter durch Überzeugen als durch überzogene Dominanz zu korrigieren sind. Und dass manchmal ein wenig Ablenkung genügt, um eingeschliffene Verhaltensmuster des Reiters zu durchbrechen.
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Tamara Ebert
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