Was war Ihr schwierigstes Pferd?
Als junger Reiter bekam ich eine vierjährige Stute unbekannter Herkunft zur Ausbildung. Nie vorher und hinterher habe ich ein Pferd mit so vielen Wirbeln im Fell gesehen – was mir aber zunächst nicht auffiel. In der Arbeit war sie sehr leicht ablenkbar und nur schwer auf den Reiter zu konzentrieren. Über lange Zeit konnte ich nur ungenau Gangart, Tempo und Richtung bestimmen. Darüber hinaus hatte sie eine langsame Auffassungsgabe, verbunden mit hoher Bereitschaft zur Widersetzlichkeit.
Wie konnten Sie dem Pferd helfen?
Die Stute blieb drei Jahre bei mir. Eine Art Durchbruch kam, als ich im zweiten Ausbildungsjahr mit der Arbeit an der Piaffe begann. Ab da wurde sie kultivierter und in einem gewissen Maße bestimmbar. Doch nichts gelang über lange Zeit wirklich sicher. Das galt insbesondere für die Entwicklung der Piaffe. Mit keinem anderen Pferd arbeitete ich so intensiv mit unterschiedlichen Methoden an dieser Lektion, und mit wohl keinem anderen war der Erfolg so mäßig. Zuschauer lächelten mehr oder weniger offen mitleidig, wenn sie mir bei der Arbeit mit der Stute zuschauten. Einer kommentierte meine andauernden Bemühungen so: "Das Pferd geht ja nicht besonders schön, aber sein Piaffetalent fällt schon auf!" Daraufhin war ich erst mal sprachlos. Mir erschien, dass ich mit diesem Pferd wohl für sämtliche Sünden meines Lebens büßen könne. Diese Illusion nahm mir allerdings ein befreundeter Geistlicher, der mir erklärte, man könne nur für Sünden der Vergangenheit, nicht aber für solche in der Zukunft büßen. Mit dieser Erkenntnis ausgestattet, bat ich die Eigentümerin, die Stute abzuholen.
Was lernten Sie daraus?
Im Umgang mit der Stute lernte ich Geduld zu entwickeln und bescheiden zu bleiben. Außerdem achte ich seitdem darauf, ob Pferde, mit denen ich arbeiten soll, Wirbel im Fell haben. Zu viele und unregelmäßige Fellwirbel lassen Spannungen erwarten.
Kontakt:
Richard Hinrichs
Dorfstraße 46
30938 Fuhrberg
www.IfkR-Hannover.de
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