Starr und meist staubig grenzt sie die Reitbahn von ihrer Umgebung ab – die Reithallenbande. Sie ist nicht einfach ein Konstrukt aus Holzbohlen, welches das Pferd in seine Schranken weisen soll. Die meisten Banden sind so gebaut, dass sie dem Reiterbein einen gewissen Schutz bieten sollen – entweder über die Neigung der Hölzer von unten nach oben oder eine Wölbung im unteren Bandenbereich. Doch wie sinnvoll ist das?
In den USA sind die meisten Banden gerade
Schaut man sich in anderen Ländern um, sieht man selten geneigte Wände: In den USA etwa kräht kaum ein Cowboy nach einer schrägen Bande. Dort ist senkrecht Standard. Vor allem Reining-Reiter nutzen die Wand für eine extrem umstrittene Methode zum Stopp-Training, das "Fencing" oder "Running to the Wall". Die Pferde sollen beim Galopp auf die Wand zu lernen, nicht vorab langsamer zu werden. "Wäre die Bande schräg, würden die Pferde sie beim Stopp womöglich hochlaufen", meint Reitanlagen-Experte Georg W. Fink.
Eine gerade Bande in Deutschland durchzusetzen, wie es Julia Kaiser von der Freestyle Ranch in Erbach im Odenwald getan hat, kann schwierig sein. Die Landwirtschaftliche Berufsgenossenschaft wollte diese zuerst nicht genehmigen. "Dabei ist so eine Bande nicht verboten", sagt Fink. "Sie wird in den Orientierungshilfen Reitanlagen und Stallbau sogar als Möglichkeit angeboten. Theoretisch hätte eine gerade Bande kein Problem sein dürfen." Auch in der Spanischen Hofreitschule in Wien ist die Bande senkrecht – das gibt dem Pferd mehr Anlehnung. "Denn dort wird und wurde sehr viel am Langen Zügel vom Boden aus gearbeitet", sagt Fink.
Aber ist die Schräge denn so wichtig für den Schutz? "Ja, die Abwinklung der Bande dient tatsächlich der Sicherheit", so Georg W. Fink. "Sie ist nicht nur für junge Pferde besser und sicherer, sondern auch für den Reiter." Denn während das Pferd mit den Hufen und Beinen bereits die äußere Begrenzung spürt, hat das Reiterbein noch Luft.
Doch im Laufe der Zeit hat sich die Bauweise der Reithallenbande weiterentwickelt. Von integrierten Aufsteighilfen mal abgesehen, sieht man in vielen Reithallen Banden, die im unteren Drittel gewölbt sind. "Ich habe das Gefühl, dass die Designer immer mehr zuschlagen", sagt Georg W. Fink. "Das mag zwar optisch wunderschön sein, aber ich persönlich empfinde diese Art der Bande eher als unangenehm. Meist ist die Wölbung an der falschen Stelle, so dass eher die Gefahr besteht, dass das Bein des Reiters eingeklemmt wird." Das sei vor allem in Betrieben ein Problem, in denen Pferde und Ponys unterschiedlicher Größe in der Halle unterwegs sind.
Platz für den Reiter, Gefahr fürs Pferd
Für richtig gefährlich hält Georg W. Fink Reithallenbanden, die unten offen sind und überstehen. Vor allem junge, unerfahrene Pferde können mit den Beinen unter den Überstand geraten und sich verletzen. Konstruiert wurden solche Banden, damit der Bahnplaner den Hufschlag ordentlich glattziehen kann. "Aber in dem Fall geht die Sicherheit der Pferde vor", so Fink. "Denn immer wieder kommt es zu Unfällen mit schweren Verletzungen an den Pferdebeinen."
20 Zentimeter Freiheit fürs Reiterbein
Wie genau sieht die ideale Bande einer Reithalle aus? "Planen Sie für die Sicherheit des Reiterbeins 20 Zentimeter Freiheit ein", erklärt Georg W. Fink. Die Neigung sollte etwa 13 bis 15 Grad betragen, die Gesamthöhe 1,80 bis 2 Meter.
"Ich rate zu Banden, die nicht komplett schräg sind", sagt der Experte. "Ideal ist ein Betonsockel von circa 50 Zentimetern über dem Hufschlag, bei Ponys etwa 30 Zentimeter. Beton, weil der nicht verrottet." Auf den Sockel folgt der schräge Teil der Bande mit der Neigung von 13 bis 15 Grad. Damit die Stützen der Halle nicht zu nah in die Reitbahn ragen, empfiehlt Fink, die Bande nach der Schräge bis zu einer Höhe von 2 Metern wieder senkrecht laufen zu lassen. Diese Konstruktion stammt von Prof. Ulrich Schnitzer aus Karlsruhe, Architekt und Reitanlagenbauer. Sie stellt sicher, dass Pferd und Reiter sich an Kopf und Schulter beim Reiten oder Springen auf dem Hufschlag nicht verletzen.
Der Experte

Georg W. Fink, 73, ist Inhaber und Geschäftsführer des Ingenieurbüros Fink Reitanlagen mit Sitz im bayerischen Aufkirchen. Seit mehr als 45 Jahren arbeitet er als Sachverständiger in Sachen Planung und Bau von Reitställen. Der Agraringenieur ist außerdem Parcourschef, Amateurreitlehrer und Richter.