Auf dem Skandalvideo war zu sehen, wie die Britin ein Pferd während eines Trainings mehr als 24 Mal mit einer langen Peitsche schlug. Der Fall wurde kurz vor den Olympischen Spielen öffentlich – und zog nicht nur harte Sanktionen der FEI (Fédération Equestre Internationale) nach sich, sondern auch einen massiven Imageschaden für die einstige Vorzeigereiterin.
Der Fall Dujardin: Ein Jahr Sperre und 10.000 Franken Strafe
Nach Veröffentlichung des Videos sprach die FEI eine Sperre vom 23. Juli 2024 bis 22. Juli 2025 aus und belegte Dujardin mit einer Geldstrafe in Höhe von 10.000 Schweizer Franken. Die Reiterin räumte ihr Fehlverhalten ein und entschuldigte sich öffentlich. Sie sprach von einer der "dunkelsten und schwierigsten Zeiten" ihres Lebens.
Rückzug aus der Öffentlichkeit
Seit dem Vorfall ist Charlotte Dujardin aus der Öffentlichkeit weitgehend verschwunden. Ihr Instagram-Kanal, früher ein Fenster in ihr sportliches Leben, liegt seither brach. Auch der britische Reitsportverband (British Equestrian Federation) zeigte sich ratlos. "Wir haben keinen Kontakt zu ihr", teilte eine Sprecherin zuvor den britischen Medien mit.
Nationales Comeback – Wie geht es weiter?
Zunächst war also unklar, ob Dujardin nach Ablauf der Sperre überhaupt zurückkehren würde – doch nun hat sie sich überraschend schnell zurückgemeldet: Am 27. Juli, nur wenige Tage nach Ende der Sanktion, gab sie beim nationalen Turnier in Cirencester, rund 150 Kilometer nordwestlich von London, ihr nationales Dressur-Comeback.
Mit einem neuen Pferd namens Special Effect trat die mehrfache Olympiasiegerin in zwei Prüfungen der Klasse S an – und gewann beide überzeugend: mit 74,46 % und 76,71 %, jeweils mit deutlichem Vorsprung auf die Konkurrenz.
Top-Pferde verkauft – neue Partnerschaft mit Alive and Kicking möglich
Im Zuge des Skandals wurden zwei von Dujardins wichtigsten Pferden verkauft. Der talentierte Wallach Imhotep, den sie noch bei der EM 2023 ritt, wird nun von der Österreicherin Diana Porsche trainiert. Auch die Nachwuchshoffnung Times Kismet wechselte den Stall – und zwar auf die Anlage von der vierfachen Olympiasiegerin Jessica von Bredow-Werndl.

Diese Aufnahme entstand kurz vor den Olympischen Spielen 2024: Charlotte Dujardin und Ausnahmewallach Imhotep, der nun im Besitz von Diana Porsche ist.
Ein möglicher Hoffnungsträger für ein internationales Comeback könnte neben dem kürzlich vorgestellten Pferd Special Effect das Ausnahmetalent Alive and Kicking sein – eine Stute von All At Once, an der Dujardin laut Verbandssprecherin 45 Prozent der Anteile hält. Ein möglicher Start bei den britischen Meisterschaften im September steht im Raum, ist aber noch nicht bestätigt.
Kommentar:
Auch wenn die Sperre nun offiziell abgelaufen ist und die Reiterin erste natonale Erfolge feiert, bleibt die Frage unbeantwortet: Wird Charlotte Dujardin je wieder auf internationalem Niveau reiten? Ihre sportliche Vergangenheit ist legendär – auch für mich war sie bis zu dem Video-Leak ein echtes Vorbild, ihre Runden harmonisch, ihr Reiten fein – zumindest war das in der öffentlichen Wahrnehmung so. Ob die ersten nationalen Erfolge nun ein Testlauf für eine größere Rückkehr auf die internationale Bühne waren, bleibt offen – doch es ist das erste klare Zeichen: Charlotte Dujardin ist zurück im Viereck. Nach diesem massiven Image-Schaden dürfte der Weg zurück in den internationalen Spitzensport jedoch schwer werden.