Mühelos vereint Moritz Treffinger Dinge, die scheinbar widersprüchlich sind: Er reitet mit kindlicher Freude und sportlichem Ehrgeiz. Er hat einen Sinn für Ästhetik, und wirkt dennoch bodenständig – selbst, wenn er sein Outfit und die Frisur checkt. Vom Zaunbau erzählt der "Koppelbau-Fanatiker" ebenso leidenschaftlich wie von den Persönlichkeiten edler Hengste. Aus eigener Kraft etwas schaffen, ohne verbissen zu wirken. Auch das kann er. Und ja, da war noch etwas: Mit gerade einmal 22 Jahren startet er international erfolgreich bei Dressur-Prüfungen in den höchsten Klassen. Und dass, obwohl seine Familie ihm nie teure Pferde kaufen konnte. Wie geht er mit dem Druck um? Was bedeutet ihm Erfolg?

Kleine Auszeit mit Hengst Fiderdance und Dackel Fridolin.
Mit seiner offenen und positiven Art bringt Moritz Treffinger frischen Wind in die teils so ernst wirkende Dressurwelt. Wir treffen den frischgebackenen U25-Europameister auf dem Gestüt Bonhomme nahe Berlin. Dort lebt und arbeitet der Nachwuchs-Star seit rund zwei Jahren.
Das schmiedeeiserne Tor von Bonhomme öffnet sich. Dahinter liegt eine Kulisse, die Eleganz und Größe ausstrahlt. Das Gestüt ist das Zuhause von renommierten Deckhengsten: Fiderdance, Cadeau Noir, Morricone. Dass Sportpferde auf der Weide grasen – ist hier Herzstück der Philosophie, die Respekt vor Lebewesen und Spitzensport verbinden möchte.

Der Blick auf die Einfahrt des Gestüt Bonhomme. Hinterm Tor öffnet sich eine eigene Welt.

Moritz Treffinger strahlt auf dem Rücken des Nachwuchspferdes Venezio.

Es gibt Stallungen mit Ausblick und Auslauf - etwa für Seniorenpferde.
Abreiteplätze fand er als Kind toller als Hüpfburgen
Das CAVALLO-Team steht noch staunend auf dem Parkplatz vor dem weitläufigen Gebäudekomplex, umgeben von Weiden. Wo geht’s wohl lang? Aber da kommt auch schon Moritz Treffinger zur Begrüßung. Sein Dackel Fridolin flitzt schwanzwedelnd an ihm vorbei. "Wahnsinns Gangwerk, oder", witzelt sein Herrchen – und bietet uns statt Handschlag direkt eine Umarmung an. Ein nahbarer Typ, der in den Ledersesseln der Lounge über sein Leben plaudert.
Dass er ein Beautynerd ist, versucht er erst gar nicht zu vertuschen. "Mein Credo auf dem Turnier: Egal, was passiert, das Outfit muss stimmen”, erzählt er und lacht. Er gesteht auch direkt, dass er ein Ritual hat vor Prüfungen: den Schweif bürsten. Das beruhige. "Wenn etwas in der Prüfung daneben läuft, dann haben wir wenigstens gut ausgesehen".

Eine Reithalle mit Flair: Das gefällt auch dem Reiter mit Sinn für Ästhetik.
Heute bereiten ihm meistens die Grooms die Pferde zum Reiten vor. Das war eine krasse Umstellung für Moritz Treffinger. Denn seine Familie hielt schon früh Pferde in Eigenregie. Dabei lernte er alles rund ums Management der Tiere und lebte seine Leidenschaft für Zaunbau aus. "Wir haben Feldscheune, Weiden und Waschplatz gepachtet – und zum Reiten ging ich in den Verein nebenan", erzählt er.
Mit seiner Mutter teilt er die Leidenschaft für Dressur. Der Vater habe aus Liebe mitgezogen und reite ab und zu mal ins Gelände. Schon mit drei Jahren bekam Moritz sein erstes Pony, ein Shetty namens Frisbee. Der Wallach lebt bis heute bei seiner Familie. "Eigentlich ist er meine zweite Mama, denn er hat mich auch erzogen", schmunzelt er. Frisbee zerrte ihn zwar nicht aufs Grün – aber er bestand darauf, ordentlich am Strick geführt zu werden. Sonst kooperierte er nicht. Mit Frisbee drehte Moritz oft Runde um Runde in der Führanlage. "Da mich keiner so lange führen konnte wie ich reiten wollte", erzählt er.

Die Grooms Gina und Lina gehören zum Team und sind für Moritz Freunde geworden.
So eine Ausdauer bewies er auch später. Hüpfburgen und Freizeitparks fand er langweilig. Aber er liebte es, mit seiner Mutter auf große Turniere zu fahren. Wiesbaden etwa. Da saß er dann von morgens bis abends im Campingstuhl am Abreiteplatz. Die Bewegungen der Pferde faszinierten ihn. Und bis in die Nacht versank er oft in Videos von Hengstpräsentationen.
Schule hingegen fand der Pferdefreak langweilig. "Das war Zeit absitzen. In der achten Klasse habe ich schon angefangen, im Unterricht Trainingspläne für die Pferde zu schreiben", erinnert er sich. Nach Schulschluss war er sofort im Stall: Half beim Fegen, Misten, Füttern. Und, er durfte reiten. Seine Mutter gab ihm Tipps, wenn etwas nicht fluppte. Etwa ein Galoppwechsel. "Aber sie hat mich viel selber ausprobieren lassen. Auch durch Fehler lernt man", ist er sich sicher.

Mit Plan: Auf der Tafel trägt Moritz Infos zum Training ein. Bei so vielen Pferden muss er den Überblick behalten.
Treffinger managte und ritt die selbstgezogenen Pferde
Seine Eltern förderten ihn so gut sie konnten. Für die Anschaffung teurer Turnierpferde fehlte aber das Geld. Also ließen sie die eigene Stute decken, zogen zwei Fohlen: Und mit ebendiesen machte Moritz später sein Goldenes Reitabzeichen. "Das ist für mich echter Erfolg. Wenn mit dem selbstausgebildeten Pferd eine Lektion gelingt, an der man lange gefeilt hat. Dann ist es egal, welche Klasse man dabei reitet", erzählt er. Sein vierjähriger Hengst Ferdinand steht auch auf Bonhomme. "Ich habe ihn selbst aus dem Mutterleib gezogen. Später konnte ich es oft kaum glauben, dass ich jetzt wirklich auf ihm sitze und reite", meint Moritz Treffinger.

If you can dream it, you can make it - lautet das Motto des Nachwuchs-Talents.
Ehrfurcht hatte der junge Reiter anfangs auch vor den edlen Deckhengsten. "Cadeau Noir habe ich beim Turnier als Zuschauer so angefeuert, dass ich abends keine Stimme mehr hatte. Und jetzt darf ich ihn reiten, unfassbar", erzählt er. Wie begeistert er von seinen "Jungs" ist, wird beim Gang durch den Stall spürbar. Er kennt jedes Tier genau. Weiß, wer sich gut versteht – und welche Hengste Konkurrenten sind.
Was Moritz Treffinger zuvor erzählte, spüren auch wir jetzt hautnah: Die Hengste sind wahre Herrschaften. Eine königliche Aura umgibt sie. Sie strahlen Sanftmut und Stärke zugleich aus. Jeder Kopf ganz charakteristisch. Wir gehen an den Fenstern vorbei, die Blick ins Grün bieten. Alle Hengste schauen hinaus. Das wirkt wie eine lebendige Ahnengalerie von Herrschern. Ein paar fehlen allerdings, die genießen gerade die Weide. Alle haben täglich Auslauf draußen.
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