Abschwitzdecken gibt es in unterschiedlichen Preisklassen und aus den verschiedensten Materialien. Aber bewirken sollen die Decken alle dasselbe: Nämlich die Feuchtigkeit vom Pferd weg und nach außen leiten, also atmungsaktiv sein. Ob Abschwitzdecken dieses Versprechen tatsächlich einlösen, testete der TÜV Rheinland/Berlin-Brandenburg im Auftrag von CAVALLO vor einigen Jahren.
Im Labor untersuchte der TÜV, wie gut das Decken-Material Feuchtigkeit durchließ oder aufnahm. Das Resultat: Egal ob Microfleece, Baumwolljersey oder Acryl – die Decken enttäuschten beim Test nicht und bewiesen, dass sie Feuchtigkeit effektiv durchlassen. Das heißt für den Einsatz am Pferd: Abschwitzdecken funktionieren tatsächlich und transportieren Schweiß nach außen, damit die Haut darunter nicht auskühlt.
Naturmaterial wie Webpelz erwies sich im Test dagegen als weniger atmungsaktiv; das Material saugte sich zu sehr mit Feuchtigkeit voll.
Tester:

Weil kaum ein Vierbeiner unter seinem dicken Winterfell eindrucksvoller schwitzt als ein Islandpferd, waren CAVALLO-Grafikerin Anke Wirtz und ihr 8-jähriger Island-Wallach Hjalti das perfekte Team für den Abschwitz-Test.















Heizdecke "Dry 6 Care"
Besonderheit: Sieht aus und lässt sich händeln wie eine normale Abschwitzdecke, kann aber mehr: Die Decke hat eingenähte Heizelemente, die sich auf etwa 38 Grad erwärmen. Darunter soll das Pferd innerhalb von nur 20 Minuten abtrocknen.
Wie gut schwitzt das Pferd ab? Isländer Hjalti braucht mit seinem sehr langen Fell unter einer normalen Abschwitzdecke etwa zwei Stunden, bis er halbwegs trocken ist. Unter der beheizten Decke ist er an Rücken und Flanken nach etwa 40 Minuten so weit trocken, dass die Decke runter kann. An der Brust sind allerdings keine Heizelemente eingenäht, daher ist das Fell hier noch nass.
Anwendung: Die Decke lässt sich ganz leicht in Betrieb nehmen. Ein Manko ist allerdings, dass man nicht ohne Weiteres überprüfen kann, ob die Decke funktioniert – ein Temperaturanstieg auf 38 ist nicht fühlbar. Dem Testpferd passt die Decke nicht ganz optimal, hier wäre statt einheitlicher Kleinpferdegröße eine Zwischengröße gut gewesen. Vor allem stört, dass die Heizelemente nicht bis an die Brust reichen. Hier ist die Decke nach der Anwendung sehr nass; die restliche Decke ist allerdings trocken.
Infos: ab 498 €, für Klein- und Großpferde erhältlich, www.dry-and-care.de
















Abschwitzdecke "Rambo Dry Rug"
Besonderheit: Die „Dry Rug“ ist auf den ersten Blick eine ganz normale Abschwitzdecke. Spannend ist aber das Material: Spezieller Mikrofaser-Frottee soll das Pferd in Rekordzeit trocken bekommen.
Wie gut schwitzt das Pferd ab? Das stark verschwitzte Fell des Isländers ist nach nur 40 Minuten am ganzen Körper gut abgetrocknet, sodass die Decke runter kann. Das Abschwitzen dauerte damit etwa nur halb so lang wie unter der gewöhnlichen Abschwitzdecke.
Anwendung: Die Decke in Größe S passt dem Islandpferd wie angegossen und hält perfekt, ohne zu verrutschen. Dank der lückenlos verschließbaren Brustschnallen zieht kein Lüftchen an Hals und Brust. Nützliches Detail: Die verlängerten Seitenteile können mithilfe der Kreuzbauchgurte so eingeklappt werden, dass auch das nasse Fell am Bauch fast komplett mit abgedeckt ist. Die gute Saugfähigkeit der Decke hat allerdings auch einen kleinen Haken: Nach der Anwendung ist die Decke innen trocken, aber an den Außenseiten ordentlich nass. Nachdem man sie aufgehängt hat, trocknet das Material aber wieder relativ fix ab.
Infos: etwa 85 €, in den Größen S (115-125), M (130-145) und L (155-165) erhältlich, www.horseware.com
















Elektrischer Pferdeföhn "Horse Dryer"
Besonderheit: Der Pferdeföhn der italienischen Firma Hair-Tech kommt optisch wie ein kleiner Handstaubsauger daher, nur dass die Luft hier nicht eingesaugt, sondern ausgepustet wird. Damit lassen sich gezielt einzelne Körperstellen mit Warmluft trocknen. Darüberhinaus könnte der Föhn an ein spezielles Gestell angeschlossen werden. Unter jede beliebige Abschwitzdecke gelegt, soll das die warme Luft gleichmäßig auf dem Fell verteilen. Allerdings wurde diese Variante im Test aus Sicherheitsgründen nicht berücksichtigt, da das Gestänge nicht am Pferderücken befestigt werden kann: Isländer Hjalti fühlte sich mit der wackeligen Konstruktion auf seinem Rücken sichtlich unwohl.
Wie gut schwitzt das Pferd ab? Vor allem an der nassgeschwitzten Brust und am Hals war Hjalti dank Warmluft schon nach etwa 15 Minuten trocken. Wurden die verklebten langen Haare gleichzeitig mit einer Bürste geglättet, ging es sogar noch schneller.
Anwendung: Das Trocknen selbst funktioniert prima. Für den täglichen Gebrauch gilt aber: Einfach loszupusten, wird nicht jedes Pferd mitmachen. Föhnen müssen Sie womöglich geduldig üben. Testpferd Hjalti etwa lässt sich problemlos scheren, fürchtete sich aber vor dem lauten Föhn. Störend ist das kurze Stromkabel. Hier braucht es ein Verlängerungskabel. Bei einem hibbeligen Pferd droht damit allerdings Kabelsalat.
Infos: ab 639 €, für jeden Pferdetyp geeignet, www.horsedryer.com
















Pferdesolarien, Föhn, Scheren und mehr
Sonnenstudio für den Vierbeiner
Pferde-Solarien sind eine feine Sache: Unter Infrarotlicht verdampft Feuchtigkeit besonders gut, vor allem, wenn das Gerät auch eine Heißluftfunktion hat. Aber Vorsicht: Halten Sie immer einen Sicherheitsabstand von mindestens 80 Zentimetern zwischen Pferd und Lampen ein. Sonst drohen der Haut Ihres Vierbeiners schmerzhafte Verbrennungen!
Der Föhn in der Box - gruselig, aber gut
Er sieht aus wie ein großes Solarium und hängt an der Decke: der Pferdeföhn in meinem alten Stall. Mein Wallach Donald fürchtete sich allerdings anfangs vor der gefliesten Föhnbox. Also gab es mehrere Tage Gewöhnungstraining. Als Donald sich im Raum entspannt hatte, konnte ihn das Gebläse nicht mehr irritieren.
Im warmen Luftstrom trocknet feuchter Winterpelz deutlich schneller als normal. Und der Reiter kann sich auch gleich noch aufwärmen. Eine echte Wohltat! Auch wenn nach dem Föhnen nicht alle Haare knochentrocken waren – mein Pferd konnte danach ganz ohne Decke problemlos in seinen luftigen Kaltstall.
Wann sollte ich mein Pferd scheren?

Klar, der beste und natürlichste Wetterschutz des Pferds ist sein Winterfell. Bei manchen Vierbeinern lohnt es sich aber, über eine Teilschur nachzudenken, mit der man dem Pferd das Leben erleichtern kann: Wenn Ihr Pferd unter dem dicken Winterpelz sehr stark schwitzt, verliert es dadurch zum Beispiel reichlich wichtige Mineralstoffe. Schwedische Forscher haben außerdem herausgefunden, dass geschorene Pferde sich nach Anstrengung deutlich schneller erholen und weniger Gefahr laufen zu überhitzen als ungeschorene.
Mit einem einfachen Ralleyschnitt (siehe Foto) schwitzen Pferde bereits deutlich weniger. Bei dieser Variante wird lediglich ein Streifen Fell an Unterhals, Brust, über den Bauch bis zur Hinterhand geschoren. Eine Winterdecke braucht das Pferd damit nicht.
Abschwitzen ganz ohne Decke?
Für viele Pferde ist das sogar die angenehmere Variante. „Ein robust gehaltenes Pferd können Sie meist problemlos ohne Decke abschwitzen lassen“, sagt Tierärztin Dr. Daniela Danckert. „Grundsätzlich kommen Pferde mit Kälte nämlich deutlich besser zurecht als mit Hitze.“ Erst bei niedrigen Temperaturen um die null Grad zusammen mit einer starken Luftbewegung, die zusätzlich kühlend wirkt, trocknen Pferde besser in Ruhe unter Decke oder Solarium.
Stallmeister-Trick: mit Stroh abreiben

Stroh saugt zwar nicht schell genug, um Schweiß sofort aufzunehmen; dafür erfüllt ein Bündel Stroh einen ganz anderen Nutzen: Die rauhen Halme richten das verschwitze und verklebte Fell wieder auf. So wird Feuchtigkeit besser von der Haut weg und hin zu den Haarspitzen geleitet. Ein weiterer Trick ist es, eine Schicht Stroh unter die Abschwitzdecke zu stopfen. Das so enstehende Luftpolster isoliert und sorgt dafür, dass Schweiß besser verdunsten kann.














