Diebstahl: So sichern Sie Sättel und Reit-Equipment
So stoppen Sie Satteldiebe

Reitställe sind dankbare Objekte für Einbrecher, die sich wertvolle Sättel oft allzu leicht schnappen können. So machen Sie es Ganoven schwer.

CAV 06_2011 Satteldiebstahl Sattelklau Diebstahl Haftung_LIR0150
Foto: Lisa Rädlein

Das organisierte Verbrechen schlägt in Pferdeställen zu: Immer wieder räumen Einbrecherbanden Sattelkammern aus. Im Januar erbeuteten Täter zum Beispiel in Baden-Württemberg binnen einer Woche Sättel im Wert von 80000 bis 100000 Euro.

Reitsportzubehör ist ein lukratives Geschäft für Hehler, die die heiße Ware europaweit versilbern. Nachschub gibt es oft schon binnen weniger Wochen: Wenn sich die bestohlenen Reiter gerade nagelneue Sättel angeschafft haben, schlagen die Verbrecher gerne erneut zu. Wie können sich Stallbesitzer und Reiter schützen?

Unsere Highlights

Diebe können Ställe ausspionieren

Vor allem in größeren Betrieben herrscht ein reges Kommen und Gehen; die Einsteller kennen sich womöglich nicht einmal untereinander, geschweige denn jede Reitbeteiligung oder jeden Gast. Wer fragt da schon einen Fremden, was er auf dem Hof zu suchen hat? Und selbst wenn: Die harmlos klingende Erklärung liegt auf der Hand. Man sei selbst Reiter und suche nach einem neuen Stall. Da kommt man schnell ins Plaudern, so unter Pferdefreunden – über die Zahl der Einsteller, bevorzugte Reitweisen (Westernsättel, iberische oder klassische Modelle). Ganoven können sich sogar vom Stallbesitzer die Anlage zeigen lassen. Sie müssen nur so tun, als wollten sie ihr Pferd einstellen oder Reitunterricht nehmen.

Ruck zuck ist der Sattelbestand gecheckt und der Hof ausbaldowert, inklusiver etwaiger Sicherheitseinrichtungen. Diese sind in vielen Betrieben ohnehin dürftig. Das Areal ist oft nicht eingezäunt, längst nicht jede Sattelkammer hat ein Schloss. Nachts sind die Ställe menschenleer, wenn nicht gerade der Betreiber oder Angestellte auf dem Hof wohnen. Nachbarn, denen verdächtige Gestalten auffallen könnten, hat auch nicht jeder Reitstall – weil viele idyllisch und einsam in weiter Flur liegen.

Sich wirkungsvoll zu schützen, klingt da erst mal illusorisch. Ist es aber nicht unbedingt. Die Polizei hat einige Tipps, um Reitställe besser abzusichern und Einbrüche zu verhindern. Zum einen gibt es diverse technische Mittel: Sichern Sie Fenster von Sattelkammern mit fest verankerten Gittern oder Systemen, wie sie auch in Wohnhäusern üblich sind. Vernünftige Sicherheitsschlösser an den Türen erschweren Einbrechern die Arbeit.

Falls die Tür zur Sattelkammer nur mittels Vorhängeschloss abzuschließen ist, sollten Sie ein Diskusschloss oder ein Schloss ähnlicher Qualität mit widerstandsfähigen Beschlägen wählen, rät die Polizei. Die Bügel solcher Schlösser sind mit einem Bolzenschneider nämlich nicht oder zumindest nur zeitaufwändig zu durchtrennen. Und kein Einbrecher hält sich gerne lange am Tatort auf. Prüfen Sie auch, ob es sinnvoll ist, eine Einbruchmeldeanlage mit Telefonwählgerät zu installieren, die Alarm auslöst. Sicherheitsberatungen bietet die örtliche Polizei.

Sicherheit lässt sich organisieren

Das Manko aller technischen Hilfsmittel ist wiederum dem ständigen Betrieb im Reitstall geschuldet, der morgens früh beginnt und oft erst in den späten Abendstunden endet: Schlösser muss irgendwer abends zuverlässig abschließen oder die Einbruchmeldeanlage scharf stellen – morgens früh muss das Ganze dann wieder entsichert werden. Und dies Abend für Abend, Tag für Tag. Zusätzliche Sicherheit bieten Spinde fürs Sattelzeug, die ordentliche Schlösser und Beschläge haben – und auch tatsächlich abgeschlossen werden. Doch nicht nur Technik macht es Ganoven schwer.

Seien Sie selbst wachsam: Achten Sie auf fremde Personen, und sprechen Sie diese gezielt an, rät die Kriminalpolizei. Kommt Ihnen ein Fahrzeug verdächtig vor, weil es etwa mehrmals am Hof vorbeifährt oder in Sichtweite des Stalls parkt, ohne dass jemand aussteigt, notieren Sie sich das Kennzeichen, den Fahrzeugtyp und die Farbe. Mitarbeiter, Einsteller oder Mitglieder des Reitvereins sollten Fremden nur sehr allgemeine Auskünfte über den Betrieb geben. Verweisen Sie Unbekannte besser direkt an den Stallbesitzer oder den Vereinsvorstand.

CAV 06_2011 Satteldiebstahl Sattelklau Diebstahl Haftung_LIR7769
Lisa Rädlein
Zehn Finger, ein Griff: Sättel sind für Ganoven oft leichte Beute.

Sichtbare Codes schrecken Satteldiebe ab

Spezielle Sattelkennzeichnungen bietet etwa die Vereinigung der Freizeitreiter und -fahrer Deutschlands (VFD) an. Sättel werden sichtbar codiert, um Diebe möglichst abzuschrecken; der Eigentümer erhält einen Sattelpass (weitere Info unter www.vfdnet.de). Seriennummern oder Codes verhindern zwar nicht, dass sich Einbrecherbanden die Sättel schnappen, doch solche Kennzeichen helfen den Ermittlern bei der Fahndung und dienen der Identifizierung, wenn Diebesgut wieder auftaucht. Das ist gar nicht so abwegig. Denn dass viele Satteldiebstähle auf das Konto organisierter Banden gehen, kann den Beamten auch helfen: Fassen sie einen Ganoven, gehen meist gleich mehrere mit ins Netz.

Finanziellen Ersatz für geklaute Sättel bieten Hausratversicherungen. Ersetzt wird in der Regel der Wiederbeschaffungswert gleicher Art und Güte in neuwertigem Zustand. Die Höhe der Entschädigungssumme variiert je nach Versicherung.

Doch Vorsicht: Nicht jede Hausratversicherung zahlt für einen Sattel, der nicht im Haus, sondern im Stall aufbewahrt wurde. Fragen Sie also bei Ihrer Versicherung nach, ob diese auch solchen dauernd ausgelagerten Hausrat, wie es im Fachjargon heißt, einschließt. Und erkundigen Sie sich ebenfalls, wie Ihr Sattelzeug gesichert sein muss (abgeschlossene Sattelkammer, abgeschlossener Spind), damit Sie die Entschädigung erhalten. So können Sie sich zumindest wieder einen neuen Sattel kaufen.

CAV 11_2010 Sattelgurt Messung_Aufmacher_LIR8749 (jpg)
Rädlein
Sättel werden von Hausratversicherungen versichert.

Tipp: Alarmieren Sie sofort die Polizei

Alarmieren Sie umgehend die Polizei, wenn in Ihren Reitstall eingebrochen und Sattelzeug gestohlen wurde. Verändern Sie nichts am Tatort, und lassen Sie möglichst niemanden mehr in die Nähe, bis die Beamten zur Sicherung von Beweisen da sind. Scheuen Sie sich auch nicht, sofort die Polizei zu rufen, wenn Ihnen verdächtige Personen oder Fahrzeuge auffallen.

Die aktuelle Ausgabe
4 / 2023

Erscheinungsdatum 15.03.2023

Abo ab 42,99 €