Gebisslose Zäume gelten als sanft. Doch wie viel Druck bringen sie wirklich auf den Pferdkopf und wie verteilt er sich? Wir haben bei sechs Modellen nachgemessen: vom Bitless Bridle bis zum Bosal. Grand-Prix-Reiterin Andrea Bethge beurteilte das Reitgefühl.
Gefühlvolle Hände nötig
Der Test zeigte: Gefühlvolle Hände sind auch beim gebisslosen Reiten nötig. In Anlehnung wirkten bei allen Zäumen ähnliche Gesamtkräfte (Kraft auf der gesamten Sensorfläche) auf den Pferdekopf: Im Schritt lagen die Höchstwerte auf der Nase umgerechnet bei rund zwei, im Trab bei vier bis sechs, im Galopp bei acht bis zehn Kilo. Die Wirkung aufs Kinn variierte, im Genick landeten bei allen Modellen im Galopp nur rund ein bis drei Kilo.
"Diese Werte liegen im mittleren Bereich dessen, was wir beim Reiten mit Gebiss am Zügel gemessen haben", sagt Holger Preuschoft, emeritierter Professor für funktionelle Morphologie an der Bochumer Universität. "Bis zu fünf Kilo auf jedem Zügel, also zehn Kilo im Pferdemaul, haben oft auch gefühlvolle Reiter immer wieder, aber nur kurzzeitig in der Hand", so Preuschofts Erfahrung.
Druck auf dem Nasenrücken am stärksten
Bei den gebisslosen Zäumen erfassten die Messfolien zudem genau, wie viel Druck an welcher Stelle des Kopfs landete. Am höchsten war der Druck fast immer auf den Nasenknochen: Bei jedem Galoppsprung lagen dort je nach Zaum für einen kurzen Moment ein bis zwei Kilo auf einem Quadratzentimeter Haut. "Das sind völlig akzeptable Werte. Bei weniger feinfühligen Reitern ist aber mit mehr Druck zu rechnen", betont Preuschoft.
Bei welchen Modellen eine gröbere Reiterhand schnell zum unsanften Risiko werden könnte und welcher Zaum sich für wen eignet, lesen Sie in unserer Bildergalerie.
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Das Team: Die Messungen führte für uns Roland Kleinschroth von der auf Druckverteilungsmessungen spezialisierten Firma Savecomp Megascan durch. Testreiterin Andrea Bethge ritt Stute Nono. Bethge bildet ihre Pferde so fein aus, dass sie auch am durchhängenden Zügel piaffieren.
Die Technik: Wir befestigten Sensor-Folien zwischen Pferdekopf und Nasen-, Genick- oder Kinnriemen des jeweilien Zaums. Von diesen Folien mit Datenabnehmern führten Kabel zur Funkeinheit, die Andrea Bethge am Körper trug. Von dort wurden die Werte kabellos an einen Computer übertragen, der sie als Druckbild darstellte und aufzeichnete.
Der Ablauf: Gemessen wurde jeweils zehn Sekunden lang im Schritt, Trab und Galopp auf einer geraden Linie. Dabei lassen sich mehrere Bewegungszyklen (z.B. 20 Galoppsprünge) aufzeichnen.
Die Auswertung: Druckbilder und Diagramme zeigen, wie hoch der Druck war und wie er sich verteilte. Auf den folgenden Seiten finden Sie mit "C" markiert die Druckbilder des Nasenrückens. Links sehen Sie jeweils die Druckwerte im Schritt, rechts im Galopp. Die mit "D" gekennzeichneten Bilder zeigen das Genick: links im Schritt, rechts im Galopp.





