Lisa Rädlein setzt seit 2006 Pferde und Reiter für CAVALLO ins Bild. Sie ist gelernte Fotografin, selbst Reiterin und Pferdebesitzerin. Sie weiß daher genau, wie man Pferde im richtigen Augenblick mit der Kamera einfängt. Hier kommen ihre Tipps für gelungene Porträts von Ihrem eigenen Pferd:
Ein ruhiger Hintergrund ist das A und O
Suchen Sie sich als erstes einen geeigneten Ort. Das bedeutet: Sie brauchen einen möglichst ruhigen Hintergrund. Vor einer voll gerümpelten Maschinenhalle kommt das tollste Pferd nicht zur Geltung. Wenn Sie auf der Weide fotografieren, achten Sie darauf, dass im Hintergrund möglichst keine Zäune, Strommasten und Ähnliches stehen. Sie wirken unruhig und müssen sonst bei der digitalen Bildbearbeitung entfernt werden. Behalten Sie bei der Location-Wahl den Sonnenstand im Auge: Ein Platz, der morgens toll beleuchtet ist, liegt abends im Schatten
Ohne Helfer geht es nicht
Sichern Sie sich für das Shooting mindestens einen Helfer, denn als Fotograf sind Sie vollauf mit der Kamera beschäftigt und Ihr Helfer mit dem Pferd. Da kommen ein paar Extra-Hände beim Putzen, Ausrüstung schleppen, Fliegen vertreiben und Ähnlichem gerade recht.
Putzen Sie Ihr Pferd heraus
Warum sehen Models auf Fotos so unverschämt gut aus? Weil sie perfekt geschminkt und frisiert sind. Das ist auch bei Porträts von Pferden so, es sei denn, Sie möchten Bilder im wild-und-verwuschelt-Look fotografieren. Für alle anderen gilt: Putzen Sie Ihr Pferd ausgiebig, achten Sie für Porträts dabei auf Details am Kopf. Das heißt: Entfernen Sie Krusten aus den Augen, putzen Sie Schnodder mit einem feuchten Tuch aus den Pferdenüstern. Gehen Sie mit einer weichen Bürste über die Haare am Kopf. Mit Mähnenspray bekommen Sie Glanz und Volumen in die Mähne.
Die richtige Perspektive wählen
Wenn Sie einen Pferdekopf fotografieren, dann möglichst auf Augenhöhe oder von leicht schräg oben. Aus der Froschperspektive wirkt der Kopf optisch verzerrt: viel Nase und wenig Ohren. Sieht lustig aus, ist aber kein Porträt. Stellen Sie das Pferd leicht seitlich zu Ihrer Position auf – ungefähr in einem 45-Grad-Winkel – , so dass es den Kopf zu Ihnen wenden muss. So kommen Hals und Mähne gut zur Geltung. Der Abstand zum Pferd bemisst sich individuell nach dem Zoom Ihrer Kamera: Mit einem Normal-Objektiv müssen Sie bis auf wenige Meter ans Pferd herangehen, mit einem Tele-Objektiv können Sie auch aus viel weiterer Distanz fotografieren. Das ist gerade fürs Porträt wichtig, damit die Köpfe nicht gestaucht wirken. Zoomen mit dem Smartphone bringt nichts, denn dadurch leidet die Bildqualität. Effekt, wenn Sie mit der Handykamera einfach näher ans Pferd gehen: Der Kopf ist groß, der Körper klein.
Sonne von hinten oder von der Seite gibt Glanz
Die Sonne sollte hinter Ihnen sein oder von der Seite kommen. So ist das Pferd am besten ausgeleuchtet, und Sie bekommen schöne Details. Ist der Himmel bewölkt, fehlt für ausdrucksstarke Porträts der Glanz. Fotografieren Sie nicht mit Gegenlicht, also mit der Sonne von vorne. Sie bekommen sonst nur Schattenumrisse zu sehen. Wenn Sie es doch tun, benötigen Sie auf jeden Fall Hilfe: Entweder ein Helfer reflektiert einen Teil des Gegenlichts mit einer weißen Styroporplatte auf den Pferdekopf; oder Sie müssen mit Blitzlicht fotografieren. Morgens und abends ist das Licht für Porträts am schönsten: Zu diesen Zeiten steht die Sonne tiefer und leuchtet das Pferd optimal aus. Mittags ist das Licht sehr hart und wirft lange, scharfe Schatten.
Ein schöner Zaum macht was her
Wenn Sie Ihr Pferd mit Trense porträtieren möchten, achten Sie darauf, dass sie genau so sauber ist wie Ihr Pferd. Ob Sie den Nasenriemen weglassen, ist Geschmackssache. Bei Pferden mit sehr langen Köpfen kann der Nasenriemen allerdings als optischer Verkürzer wirken. Iberer und Araber machen besonders viel her, wenn sie mit einem landestypischen, oft prunkvollen Zaumzeug präsentiert werden. Aber auch ein Warmblut sieht mit einer schicken Trense besser aus als mit dem Alltagsmodell. In allen Fällen gilt: Wenn ein Helfer das Pferd an den Zügeln hält, sollten diese locker durchhängen. Mit straff gespannten Zügeln sieht auch ein ausdrucksvoll fotografierter Pferdekopf schnell gezwungen aus. Oder Sie montieren die Zügel ab; dann geht’s weiter wie bei Fotos ohne Zaum. Am natürlichsten ist ein Porträt ohne sichtbares Zaumzeug. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder Sie fotografieren Ihr Pferd an einem Ort, an dem es nicht weglaufen kann, wie eine Koppel. Es wird sich wahrscheinlich nach kurzer Zeit bewegen. Dann bleibt nur eines: Positionieren Sie Ihr Pferd wieder an der vorgesehenen Stelle und beginnen Sie von vorne. Das kann ziemlich häufig vorkommen. Die größte Gabe eines Pferdefotografen ist – neben dem richtigen Auge fürs Motiv und dem Timing fürs Foto – die Geduld. Achtung: Wenn Sie merken, dass das Pferd unleidig wird, brechen Sie ab und gönnen dem Pferd ein Pause, bevor Sie erneut beginnen. Ein nervöses, gereiztes Pferd sieht im Porträt auch so aus. Einfacher ist es daher, wenn ein Helfer das Pferd mit einem Führstrick um den Hals festhält. Wenn Sie durch den Sucher der Kamera sehen, sollte der Helfer nicht zu sehen sein. Ein sichtbares Stück vom Führstrick können Sie später retuschieren.
Tiergeräusche lassen die Ohren spitzen
Pferde haben nur eine geringe Konzentrationsspanne, deswegen ist es so schwer, einen guten Schuss zu bekommen. Damit das Pferd in die Kamera schaut und dabei die Ohren nach vorne spitzt, gibt es ein paar Tricks: Binden Sie an einer Gerte Flatterband oder eine Plastiktüte fest. Wenn Sie damit wedeln, wird das Pferd darauf schauen. Aber Obacht: Nicht gleich wild loswedeln. Tasten Sie sich langsam heran, wie viel Gewedel Ihr Pferd verträgt, ohne das Weite zu suchen. Oder Pferdegewieher: Funktioniert todsicher, um Ihr Pferd aufmerksam zu machen. Gibt es als Download auf dem Smartphone. Noch besser: Heulen wie ein Seehund. Gibt es auch als Handydownload, bekommt man aber auch mit der eigenen Stimme hin.
Diese Dinge sollten Sie bei jedem Foto-Shooting dabei haben:
- Kamera
- Objektiv
- Batterien/Akkus (geladen)
- Speicherkarten
- Styroporplatte Putzzeug
- Halfter, Strick, Trense
- Gerte mit Flatterband/Tüte oder etwas Ähnliches, um das Tier aufmerksam zu machen
- Leckerlis