Die Internationale Reiterliche Vereinigung (FEI) überarbeitet derzeit wieder ihr Regelwerk – wobei der Schwerpunkt der diesjährigen Anpassungen auf dem Wohlergehen der Pferde liegen soll. So heißt es. "In diesem Jahr hatten wir das Glück, aufschlussreiche, auf das Wohlergehen der Pferde ausgerichtete Vorschläge von den nationalen Verbänden und Interessenvertretern zu erhalten", sagte FEI-Generalsekretärin Sabrina Ibáñez in einer offiziellen Stellungnahme. "Eine wichtige Entwicklung ist die vorgeschlagene Ergänzung des allgemeinen FEI-Reglements um eine Pferdesport-Charta als Anhang O, wonach alle am Pferdesport Beteiligten den FEI-Verhaltenskodex für das Wohlergehen des Pferdes einhalten und anerkennen und akzeptieren, dass das Wohlergehen des Pferdes jederzeit an erster Stelle stehen muss, indem sie sich zur FEI-Charta für den Pferdesport bekennen."
Kling vielversprechend, obschon dies eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte. Und ja, es soll (endlich!) eine allgemeinen Bestimmung geben, die "den Ansatz zur Messung der Straffheit von Nasenriemen in allen FEI-Disziplinen unter Verwendung eines FEI Objective Measuring Tools harmonisiert." So weit, so gut.
Metallketten und harte Seile am Pferdekopf
Dass aktuell Metallketten oder harte Seile Springpferden auf die empfindliche Nase geschnallt werden, sieht die FEI allerdings nicht als so gravierenden Einschnitt ins Pferdewohl, um akuten Handlungsbedarf zu begründen. "Die Überarbeitung der Regeln zur Ausrüstung erfordert eine breitere Konsultation und wird auf die nächste vollständige Überarbeitung des Regelwerks verschoben." So nimmt die FEI Stellung zu einem Vorstoß des International Jumping Owners Club (IJOC) sowie des irischen Reiterverbands, nur noch flache Nasenriemen aus Leder oder lederähnlichem Material in Springprüfungen zuzulasssen. Im irischen Ponysport ist dies schon so geregelt. Der IJOC forderte zudem, dass die Ground Jury berechtigt sei, auf Basis tierärztlichen Rats, den Gebrauch eines Gebisses oder Nasenriemens zu verbieten, wenn diese das Pferd verletzen könnten.
Dass es für eine solche Situation überhaupt eines Regelwerks bedarf, mutet schon seltsam an – gerade im Hinblick auf die gesellschaftliche Akzeptanz des Pferdesports und die wichtige Social License-Debatte. Dass solche Regelungen seitens der FEI aber nicht einmal als dringlich fürs Pferdewohl eingestuft werden, sondern Entscheidungen darüber aufgeschoben werden, ist überhaupt nicht nachvollziehbar. Und führt den FEI-Verhaltenskodex fürs Pferdewohl ad absurdum.