Abwechslung fürs Pferdetraining
10 kreative Stangenübungen

Abwechslung für den Alltag – mit positiven Nebenwirkungen und Übungen, die weit über die gewöhnlichen Stangen in Reihe hinausgehen.

Pferd mit Reiter, das auf einem Außenplatz über Stangen geht
Foto: Thomas Hartig

Stangentraining ist toll, aber einfache Reihen sind auf Dauer ziemlich öde. Damit ist jetzt Schluss, denn unsere zehn Stangen-Kombis sind vielfältige Helfer – und bleiben durch eingängige Namen und Formen obendrein ganz einfach im Kopf.

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Kreatives Pferdetraining
10 Übungen mit Stangen für mehr Koordination
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Mehr Koordination und Geschicklichkeit

Egal auf welchem Niveau Sie und Ihr Pferd trainieren: Von den kreativen Übungen profitiert jedes Paar. Die Pferde müssen mitdenken, werden koordinierter, geschickter und geschmeidiger. Ob Schritt, Trab oder Galopp – die Möglichkeiten, Ihr Pferd zu gymnastizieren, sind fast unbegrenzt.

Inhalt

Dabei gilt: langsam herantasten und die Anforderungen nach und nach steigern. Dann gelingen die abwechslungsreichen Übungen spielerisch und machen Pferd und Reiter gleichermaßen Spaß, ohne zu überfordern.

Bei den eingängigen Aufbauten sind viele Abstände durch das Aneinanderlegen der Stangen schon automatisch festgelegt. Wenn nicht, sollten Sie beim Aufbau auf die entsprechenden Abstände für die einzelnen Gangarten achten. Folgende Maße gelten:

Schritt: 80-90cm Trab: 1,20-1,40m Galopp: 3-3,5m

Was man zusätzlich im Hinterkopf haben sollte: Je nach Schwung und Größe des Pferdes variieren auch die individuell passenden Abstände zwischen den Stangen. Bei den Aufbauten, bei denen die Stangen nicht parallel liegen, kann es deshalb sinnvoll sein, je nach Pferd nicht genau die Mitte der Stangen zu überreiten, sondern auch mal leicht links oder rechts davon, wo die Abstände größer bzw. kleiner sind. So lässt sich für jedes Pferd der passende Abstand finden.

1. Das kreative Kreuz

Beim vielseitigen Stangenkreuz geht’s kreuz und quer – aber mit System.

Kreative Stangenübungen
Thomas Hartig
Das kreative Kreuz

Die Stangengassen lassen sich geradeaus durchreiten (gestrichelte Pfeile). Sie begrenzen das Pferd und helfen so bei der Geraderichtung. Außerdem eignen sich die Stangengassen, um Übergänge zwischen den Stangen zu reiten. Parieren Sie beim Hineinreiten durch (Trab/Schritt; Galopp/Trab; Galopp/Schritt) und wechseln beim Herausreiten wieder in die höhere Gangart. Hierbei merken Sie schnell, wie durchlässig Ihr Pferd ist.

Eine weitere Möglichkeit: das Kleeblatt (oliv-grüne Pfeile). Geradeaus durch die Stangengasse reiten und dann nach links bzw. rechts abwenden. Einen großen Bogen reiten, sodass Sie durch die gesamte Länge der nächsten Gasse reiten können. Nun wieder nach den Stangen wenden (wichtig: immer in die gleiche Richtung) und erneut durch die Stangengasse. Das können Sie so lange wiederholen, bis Sie von jeder Seite einmal in die Stangengasse hineingeritten sind.

Möchten Sie die parallel liegenden Stangen nutzen, um darüber zu reiten (rosa Pfeil), kommt es beim Aufbau auf die Abstände zwischen diesen an. Liegen die Stangen im Schritt- oder Trababstand?

Eine zusätzliche Alternative ist: Quer über die Mitte des Kreuzes reiten (orange Pfeile). Dass das Pferd in der Mitte über die Ecken der Dreiecke muss, schult seine Aufmerksamkeit. Wichtig: Exakt die Mitte der äußeren Stangen anreiten, so minimieren Sie das Risiko, dass das Pferd auf die Stangen tritt.

2. Die Sonne

Über so viele Möglichkeiten werden Sie strahlen: Das Quadrat in der Mitte der Sonne können Sie von allen Seiten und inallen Grundgangarten überreiten. Besonders abwechslungsreich wird es, wenn Sie das Anreiten von verschiedenen Seiten kombinieren.

Kreative Stangenübungen
Thomas Hartig
Die Sonne

Mögliche Wege hierfür bietet z.B. eine Acht (gestrichelte Linie). Hierbei entstehen immer wieder Richtungswechsel, das sorgt für eine gleichmäßige beidseitige Gymnastizierung des Pferds.

Eine Alternative bildet das Kleeblatt (oliv-grüne Linie). Reiten Sie hierfür geradeaus über die beiden parallelen Stangen des Quadrats und wenden nach dem Überreiten der zweiten Stange immer in dieselbe Richtung, um von der angrenzenden Seite aus wieder über das Quadrat zu reiten – bis Sie von jeder Seite einmal angeritten sind. Die Strahlen werden dabei nicht überritten, sondern sorgen bei beiden Varianten dafür, dass man genug ausholt und so Platz für die Wendung entsteht.

Beide Übungen können Sie in allen Gangarten reiten, wobei das Pferd bei den Handwechseln auf der Acht im Galopp umspringen muss.

Sie können auch über die Sonnenstrahlen reiten. Entweder separat über einzelne (rosa Linie) oder über zwei nebeneinanderliegende Strahlen in Kombination (orange Linie). Dabei sollten Sie sich bewusst machen, dass die Abstände umso größer werden, je weiter außen Sie die Stangen anreiten. Möchten Sie im Galopp anreiten, sollten Sie sich beim Aufbau am Abstand für einen Galoppsprung (ca. 3 Meter) orientieren.

Hinweis: Durch einen flacheren bzw. steileren Bogen können Sie den Abstand beim Reiten noch etwas ausgleichen. Wählen Sie einen flacheren Bogen, wird der Abstand kürzer, reiten Sie einen deutlicheren Bogen, wird der Weg länger und Sie gewinnen etwas Platz.

3. Die Fischgräte

Kreative Stangenübungen
Thomas Hartig
Die Fischgräte

Sie wirkt auf den ersten Blick kompliziert – ist es aber nicht. Immer durch die Gasse zweier Stangen hineinreiten und geradeaus über die querliegenden Stangen wieder heraus.

Als zusammenhängende Übung gelingt’s, wenn Sie nach den Stangen immer abwechselnd im großen Bogen links, dann rechts wenden und direkt wieder in die nächste Stangengasse hineinreiten, bis Sie am Ende angekommen sind. Das häufige Umstellen macht das Pferd geschmeidig und sorgt für eine gleichmäßige Gymnastizierung auf beiden Seiten.

Die Abstände sind wieder so gewählt, dass die parallelen Fischgräten im Trababstand liegen.

4. Der Kelch

Kreative Stangenübungen
Thomas Hartig
Der Kelch

Die Stangen des Stiels liegen, je nach Gangart, im Trab- oder im Schrittabstand. Sie können waagrecht darüber reiten (rosa Linie) oder senkrecht zwischen den Stangen hindurch (braune Linie). Das ist in allen Gangarten und von beiden Seiten möglich. Die seitliche Begrenzung der Stangen unterstützt dabei die Geraderichtung des Pferds.

Die Seitenwände der Schale können ebenfalls in allen Gangarten überritten werden (oliv-grüne Linie). In Kombination nacheinander (orange Linie) schulen sie die Aufmerksamkeit und helfen den richtigen Rhythmus auf gebogener Linie zu finden, ohne dass extrem enge Wendungen verlangt werden.

All diese Übungen lassen sich wunderbar kombinieren und wie ein kleiner Parcours nacheinander reiten. Das macht aufmerksam und fordert Konzentration von Pferd und Reiter.

5. Die Ziehharmonika

Kreative Stangenübungen
Thomas Hartig
Die Ziehharmonika

Legen Sie die Stangen im 45-Grad-Winkel wie eine Ziehharmonika in Reihe. Bei der Anzahl der verwendeten Stangen können Sie beliebig variieren. Eine Möglichkeit ist, längs über die Stangen zu reiten (gestrichelte Linie). Dass die Stangen nicht ganz gerade liegen, fördert die Aufmerksamkeit der Pferde, denn sie müssen genau hinschauen. Reiten Sie leicht rechts oder links neben der Mitte der Stangen an, damit die Abstände für ein bzw. zwei Trabtritte passen.

Eine andere Möglichkeit ist es, einzeln über die Stangen zu reiten. Eine zusammenhängende Übung über alle Stangen entsteht daraus, wenn Sie nach der Stange jeweils eine große Volte einleiten, um daraus über die nächste Stange zu reiten (oliv-grüne Linie). Das können Sie wiederholen, bis Sie am Ende der Ziehharmonika angekommen sind. Wichtig: Nach der Stange jeweils ein bis zwei Meter geradeaus reiten. Das verschafft Platz für die Wendung und Sie treffen fast von allein die nächste Stange.

Diese Übung ist in allen Grundgangarten möglich, wobei es je nach Ausbildungsstand von Pferd und Reiter v.a. im Galopp sinnvoll sein kann, etwas größere Bögen zu wählen, indem Sie um die Stangenreihe herum und erst wieder von der anderen Seite über die nächste Stange reiten (orange Linie).

6. Die Sanduhr

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Thomas Hartig
Die Sanduhr

Hier können Sie Ihr Pferd im Trab auf vielfältigen Linien biegen und benötigen dafür nur sechs Stangen, die Sie zu zwei aneinander liegenden Dreiecken zusammenlegen – schon kann es losgehen. Auch das lästige Abmessen von Abständen entfällt.

Sie können jeweils im Bogen über die Ecken der entstandenen Sanduhr reiten (orange Linie) oder über die zueinander laufenden Stangen in der Mitte der Sanduhr. Dabei können Sie z.B. einmal um das gegenüberliegende Dreieck herumreiten und dann erneut über dieselbe Stelle (oliv-grüne Linie). Achten Sie darauf, den Bogen immer so anzulegen, dass das Pferd zum Stangenwinkel hin gestellt und gebogen ist.

Zusätzlich können Sie auch verschiedene Wege miteinander kombinieren, z. B. indem Sie eine Schlangenlinie über die zwei oberen oder auch unteren Ecken reiten (gestrichelte Linie). Die Bögen dabei nicht zu groß, sondern eher flach anlegen.

Durch die aufeinander zulaufenden Stangen können Sie für jedes Pferd den passenden Abstand wählen, indem Sie weiter außen oder innen anreiten. Wenn Sie den Bogen so anlegen, dass Sie an einer sehr breiten Stelle über das Dreieck reiten, muss das Pferd einen Zwischentritt zwischen den Stangen machen. Diese Variation fordert die Aufmerksamkeit des Pferds und es muss mitdenken.

7. Haus und Blume

Der beliebte Klassiker unter den kreativen Stangenübungen kommt mit sechs Stangen aus. Angeritten wird im Trab entweder von einer senkrechten Hauswand zur gegenüberliegenden (oliv-grüne Linie) oder von unten, um dann über das Dach oder den Kamin wieder herauszureiten (orange Linie). Beim Herausreiten über die Dachschrägen müssen Sie das Pferd rechtzeitig auf die Wendung vorbereiten und sich entscheiden, ob Sie einen kleineren Bogen oder einen größeren mit einem Trabtritt zwischen den Stangen reiten möchten.

Kreative Stangenübungen
Thomas Hartig
Das Haus

Waagrecht durchs Haus (oliv-grüne Linie) können Sie die Stangen auch als eine Art In-Out nutzen und im Galopp darüber reiten. Das Pferd springt dabei über die eine Hauswand hinein und über die gegenüberliegende wieder heraus.

Erweitern Sie das Haus um drei weitere Dreiecke an den noch freien Seiten des Quadrats, entsteht eine BLUME.

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Thomas Hartig
Die Blume

Diese bietet viele Möglichkeiten, um vor allem im Trab auf gebogenen Linien über die Stangen zu reiten. Sie können über die einzelnen Blütenblätter reiten (oliv-grüne Linie) oder auf gebogener Linie durch die Blume hindurch, sodass ein großer Links- bzw. Rechtsbogen entsteht (orange Linie).

Alternativ können Sie im Inneren auch einen Handwechsel vornehmen, indem Sie zum Beispiel. mit einem Linksbogen beginnen und auf dem Rechtsbogen wieder herausreiten (gestrichelte Linie). Denken Sie auch hier daran, rechtzeitig mit dem Umstellen zu beginnen, denn nur wenn Sie Ihr Pferd auf der gebogenen Linie über den Stangen ausreichend an den Hilfen haben, können Sie sicherstellen, dass das Pferd nicht über die äußere Schulter davonläuft.

8. Die Mühle

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Thomas Hartig
Die Mühle

Für diesen Aufbau benötigen Sie zwölf Stangen und können im Schritt, im Trab und als geübter Reiter auch im Galopp durch die Stangengassen der Mühle ins Innere des Quadrats reiten. Dort reiten Sie geradeaus über die nächste gegenüberliegende Stange wieder heraus (orange Linie).

Hierbei sollten Sie Ihr Pferd gut einrahmen, um gerade durch die Stangengasse reiten zu können. Durch die querliegenden Stangen muss das Pferd aufmerksam sein und mitdenken. Am besten immer zunächst durch die Stangengasse und dann über die Stangen reiten. So können Sie verhindern, dass das Pferd auf eine senkrecht liegende Stange tritt, wenn es beim Überreiten der Stangen nicht gelingt, das Pferd gerade zu halten und genau die Mitte zwischen den Stangen zu treffen. Das Durchreiten der Flügel hilft, die Pferde gerade zu halten und das Überreiten der quer liegenden Stangen fordert gleichzeitig die Aufmerksamkeit.

Im Schritt können Sie alternativ auch über eine Stangengasse in das Quadrat hinein und nun schräg durch das Quadrat reiten, sodass Sie am gegenüberliegenden Flügel durch die zwei Stangen wieder herausreiten. Für Fortgeschrittene: Das Pferd im Schritt von der einen Ecke des Quadrats zur gegenüberliegenden Seite übertreten lassen, ähnlich wie beim Viereck vergrößern (gestrichelte Linie).

Außerdem können Sie die Flügel der Mühle im Trab oder Schritt überreiten (rosa LInie). Der Abstand der parallelen Stangen sollte dabei für den Trab bzw. Schritt angepasst sein.

Wenn Sie die einzelnen Flügel problemlos überreiten können, können Sie auch versuchen, nach jedem Überreiten der beiden Stangen in eine Wendung zu gehen, so dass Sie auf den nächsten Flügel zureiten können. Das können Sie beliebig oft fortsetzen, sodass Sie nacheinander alle Flügel der Mühle überqueren (oliv-grüne Linie). Diese Übung fördert die Durchlässigkeit und in der Wendung muss das Pferd sich korrekt biegen.

Tipp: Immer so anreiten, dass die Stange, mit der die Ecke des Vierecks abschließt, die hintere ist. Dann fällt es leichter, lange genug geradeaus zu reiten. Denn wenden Sie sofort und zu eng, machen Sie es Ihrem Pferd unnötig schwer.

9. Der Fisch

Kreative Stangenübungen
Thomas Hartig
Der Fisch

Sieben Stangen reichen aus, um ganz einfach einen Fisch zu formen und schaffen verschiedene Möglichkeiten zur Gymnastizierung des Pferds auf gebogener oder gerader Linie. Und das wiederum ganz ohne Abmessen. Sie können das Quadrat im rechten Winkel zu den Stangen von allen Seiten anreiten. Am einfachsten ist es, wenn Sie geradeaus über die gegenüberliegende Stange wieder herausreiten (orange Linie).

Tipp: In einer Acht über das Viereck zu reiten, ist in allen Grundgangarten möglich und sorgt für eine beidseitig gleichmäße Gymnastizierung (oliv-grüne Linie).

Die Anforderungen steigen, wenn Sie über eine Stange herein und über die daran angrenzende auf gebogener Linie wieder heraus reiten (rosa Linie oben). Hierbei gilt es, das Pferd mit den äußeren Hilfen zu begrenzen, damit es nicht über die äußere Schulter wegläuft.

Sie können jede Ecke auf gebogener Linie überreiten (rosa Linie unten). Das gilt auch für die Flossen-Enden, wo der Winkel steiler und der Abstand dadurch etwas kleiner ist. Beides sollten Sie beim Anreiten bedenken.

Reiten Sie in einer Art Schlangenlinie zunächst über die Flosse und dann über den Körper des Fischs (gestrichelte Linie), müssen Sie das Pferd mehrmals schnell nacheinander umstellen. Eine schöne Möglichkeit, die Durchlässigkeit zu überprüfen.

10. Das Z

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Thomas Hartig
Das Z

Diese Art von Aufbau eignet sich wunderbar für Übergänge. Vor dem Einritt in die Stangengasse zum Schritt parieren. Diese im Schritt passieren und danach wieder antraben bzw. angaloppieren (gestrichelte Linie). Das fördert die Durchlässigkeit. Um durch die Gasse zu kommen, ohne die Stangen zu berühren, muss sich das Pferd biegen und der Reiter sollte mit dem äußeren Schenkel einem Ausweichen der Hinterhand nach außen entgegenwirken.

Eine andere Möglichkeit ist, in die Stangengasse hinein und geradeaus über die querliegende Stange wieder hinaus zu reiten (oliv-grüne Linie). Die seitlichen Stangen stellen dabei sicher, dass Sie wirklich gerade auf die Stange zureiten, egal in welcher Gangart.

Werden die Abstände zwischenden parallelen Stangen so gewählt, dass sie für den Trab passend sind, so können Sie diese als Trabstangen nutzen und jeweils quer darüber reiten (orange Linie). Verschiedene Varianten lassen sich wunderbar miteinander kombinieren.

Die Abmessungen können Sie natürlichauch für den Schritt anpassen. Dadurch wird die Stangengasse schmaler und das Hindurchreiten etwas anspruchsvoller, da sich das Pferd vor allem in den Wendungen noch mehr biegen muss, um nicht an die Stangen zu stoßen.

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10 / 2023

Erscheinungsdatum 13.09.2023