Übung 1: Ein Fächer voller Trainings-Effekte
Der Aufbau: Yvonne Gutsche baut vier Stangen fächerförmig auf. Der Abstand sollte innen etwa 30 Zentimeter betragen, außen etwa einen Meter. Um die Stangen ungleich hoch zu legen, kommen innen Cavalettiblöcke zum Einsatz. Außen liegen die Stangen am Boden. Dabei sollte die höchste Stelle, an der das Pferd die Stangen übertritt, so hoch wie dessen Sprunggelenk sein.

So geht's: Reiten Sie Ihr Pferd in ruhigem Schritt auf einer Volten-Linie durch den Stangenfächer. Wichtig ist, dass das Pferd gelassen und konzentriert ist. Geben Sie beim Durchreiten des Fächers die Hand vor, damit sich das Pferd über seinen Hals ausbalancieren kann.
Reiten Sie etwa vier- bis fünfmal durch den Fächer, bevor Sie dem Pferd eine kurze Pause auf gerader Linie am langen Zügel geben, dann wechseln Sie die Hand. Da diese Übung koordinativ sehr anspruchsvoll ist, bleiben Sie im Schritt.
Was die Übung nützt: Durch die schrägen Stangen auf unterschiedlicher Höhe erfordert diese Übung hohe Konzentration und gute Koordination von Auge und Bein. Da das Pferd auf der Volte gebogen ist, dehnt es seine äußere Körperhälfte. Das äußere Beinpaar muss weiter vorgreifen als das innere. Durch das Anheben der Beine beugt das Pferd seine Gelenke und kann die Beweglichkeit in Hüfte, Knie und Sprunggelenk verbessern. Zudem hilft die Übung, wenn das Pferd hinten die Zehe schleifen lässt.
Übung 2: Biegung im Qudrat
Der Aufbau: Um die Verletzungsgefahr gering zu halten, nutzt Alexandra Schmid statt Holzstangen vier blau-gelbe Schaumstoffstangen, die je drei Meter lang und fürs Pferd durch die Signalfarben gut sichtbar sind. Legen Sie abwechselnd zwei blaue und zwei gelbe Stangen zu einem Quadrat.
So geht’s: Nach dem Aufwärmen beginnen Sie mit einer Volte auf der linken Hand in einer beliebigen Ecke. Nach zwei Linksvolten reiten Sie gerade durch das Viereck, wechseln auf die rechte Hand und reiten an den übrigen beiden Ecken Rechtsvolten im Schritt.

Variieren Sie bei jeder Volte bewusst die Größe, so dass das Pferd mal nah an der Ecke über die Stangen tritt, mal weiter weg. So ergibt sich jedes Mal eine andere Schrittweite. Nach drei Minuten legen Sie eine Pause im Halten oder im Schritt am langen Zügel von einer Minute ein. Für den zweiten Teil der Übung reiten Sie Ihr Pferd auf der linken Hand gerade durch das Quadrat, biegen danach nach links auf eine Dreiviertelvolte ab und lassen das Pferd an der nächsten Seite gerade über die Stangen gehen. Die Linienführung ergibt ein Kleeblatt. Sobald es vollständig ist, wechseln Sie die Hand. Nach drei Minuten machen Sie eine Minute Pause.

Gelingt diese Übung im Schritt taktsicher und ruhig, können Sie sie auch im Trab reiten. Da diese Übung sehr anstrengend ist, sollten Sie nie mehr als drei Minuten Arbeit im Kleeblatt am Stück verlangen.
Was die Übung nützt: Die Volten und das Treten über die Gassen fördern die Balance und die Koordination von Vor- und Hinterhand. Wenn Sie im ersten Teil die Volten variieren, sind die Abstände ständig verschieden und das Pferd muss seine Schrittlänge anpassen. Das Pferd lernt, sich und seinen Reiter auszubalancieren, auch wenn es die Beine heben muss. Es muss sehr aufmerksam bleiben, und durch die ständigen Handwechsel trainieren Sie beide Seiten gleichmäßig.
Übung 3: Variantenreich durchs Stangen-L
Der Aufbau: Für diese Working-Equitation-Übung von Mirjam Wittmann legen Sie zwei splitterfreie (Schaumstoff-) Stangen Ecke an Ecke zu einem L und jeweils außen eine Stange mit ca. einem Meter Abstand parallel dazu.
So geht’s: Bei dieser Übung geht’s ins Rückwärts. Reiten Sie bei der ersten Variante durch ein Stangenpaar bis zum Ende hindurch, parieren zum Halten durch und reiten rückwärts wieder heraus.

Bei der zweiten Variante reiten Sie durch das ganze L und parieren am Ende des zweiten Stangenpaars durch. Danach reiten Sie gerade rückwärts durch ein Stangenpaar wieder heraus.

Bei der dritten Variante geht’s Rückwärts um die Kurve.

Was die Übung nützt: Die Hinterbeine befinden sich beim Rückwärtsrichten abwechselnd unter dem Körper. Das dehnt und kräftigt Rücken- sowie Hinterhandmuskulatur. Außerdem senkt das Pferd die Kruppe ab und die Lendenwirbelsäule wird aufgewölbt. Alles in allem wird das Pferd viel beweglicher. Besonders in Rückwärtskurven muss sich das Pferd zudem sehr koordiniert bewegen.
Übung 4: Ein Kreuz für alle Fälle
Der Aufbau: Dressurausbilderin Sabine Ellinger baut ein Kreuz aus Stangen in der Mitte der Bahn oder eines Zirkels auf.
So geht’s: Reiten Sie im Schritt über die erste Stange, wenden dann auf eine Dreiviertelvolte nach links ab und reiten daraus über die nächste Stange. Sie bleiben auf der linken Hand und reiten alle vier Stangen durch. Danach lassen Sie die Zügel aus der Hand kauen und wechseln die Hand. Klappt die Übung im Schritt flüssig, können Sie im Trab weiterarbeiten. Je größer Sie die Dreiviertelvolten anlegen, desto leichter wird es fürs Pferd. Je enger Sie die Volten reiten, desto mehr muss sich Ihr Pferd biegen. Sie können variieren und Übergänge vom Schritt zum Trab einbauen oder sogar Trab-Galopp- oder Schritt-Galopp-Übergänge. Genauso gut können Sie die Volten im Schenkelweichen, Schulterherein oder Travers reiten. Auch Profis kommen auf ihre Kosten: Sie können statt einer Volte ein Kurzkehrt reiten oder Galopp-Pirouetten drehen.

Was die Übung nützt: Der Wechsel zwischen kurzen Geraden und Biegungen sorgt für eine gute Gymnastizierung. Das Pferd muss die ganze Zeit aufmerksam sein, weil es immer wieder über die Stangen tritt. Die Volten verbessern die Längsbiegung und fördern den Aufbau der Tragemuskeln. In den Pausen im Schritt am langen Zügel kann das Pferd die Muskeln wieder entspannen. Die vielen Übergänge fördern die Durchlässigkeit, weil das Pferd zuhören muss.
Übung 5: Darf's auch mal schräg sein?
Der Aufbau: Legen Sie wie Hero Merkel vier Stangen als großzügiges Zick-Zack. An der spitzen Seite lassen Sie gut einen Meter Platz zwischen den Stangen, an der offenen Seite etwa drei Meter.
So geht’s: Dieser Aufbau bietet vielerlei Varianten: Reiten Sie im Schritt um jede Stange eine halbe Volte und um die letzte eine ganze, um den Rückweg anzutreten.

Oder reiten Sie im Schritt oder Trab geradeaus über die schrägen Stangen.

Variante drei: Im Schritt oder Trab gerade über die erste Stange reiten, über eine Volte zur nächsten wechseln.

Geben Sie Ihrem Pferd nach jedem Durchgang eine kurze Pause am langen Zügel und wechseln die Hand.
Was die Übung nützt: Durch die vielen Varianten bleibt das Pferd sehr aufmerksam. Die erste Übung schult besonders die Biegung und gibt durch die Stangen für den Reiter eine optische Hilfe. Die zweite Variante ist koordinativ sehr anspruchsvoll, weil das Pferd gerade über schräg zulaufende Stangen tritt, die sehr schwer einzuschätzen sind. Bei der dritten Übung wechseln sich gerade und gebogene Linien ab, was Durchlässigkeit und Biegung verbessert.
Unsere Expertinnen

Mirjam Wittmann ist Pferdewirtschaftsmeisterin und erfolgreiche Working-Equitation-Reiterin. Sie liebt abwechslungsreiches Training. https://mirjam-wittmann.de/

Yvonne Gutsche bildet Pferde zu sicheren Freizeitpartnern aus. Koordinationstraining mit Stangen gehört natürlich dazu. www.yvonne-gutsche.de

Alexandra Schmid ist Ausbilderin für Dual-Aktivierung. Stangen- bzw. Gassen-Training ist also ihr Ding. www.pferdetraining-allgaeu.de

Sabine Ellinger ist Dressurausbilderin und betreibt ein Rehazentrum für Pferde. Gesunderhaltende Gymnastizierung ist ihr wichtig. www.dressur-design.de

Hero Merkel ist Show- und Stuntreiterin und legt viel Wert darauf, ihre Pferde rundum fit und geschmeidig zu halten. www.hero-merkel.de