Mit der Bückeburg-Methode ins Gleichgewicht finden

Bückeburg-Methode für gebogene Linien
Diese Hilfe hat Gewicht

Veröffentlicht am 10.07.2024
CAVALLO Diese Hilfe hat Gewicht: Bückeburg-Methode
Foto: Lisa Rädlein

Grundlage der Bückeburg-Methode

Außen, innen oder in der Mitte? Auf gebogenen Linien, Wendungen und in Seitengängen muss nicht nur das Pferd sich neu ausbalancieren und koordinieren. Auch der Reiter muss sich so sortieren, dass er sein Pferd nicht aus dem Gleichgewicht bringt – im Idealfall also immer schön im Schwerpunkt. Aber genau darin liegt die Krux: Solange es geradeaus geht, bleibt der Reiterpopo in der Mitte des Sattels. Verlagert das Pferd jedoch seinen Schwerpunkt, wenn es etwa durch die Ecke geht oder seitlich die Beine kreuzt, muss der Reiter hinterher. Doch wohin?

Die Grundlage der Hilfengebung ist der Sitz, sagt Christin Krischke, die Direktorin der Hofreitschule Bückeburg. "Ich hole das Pferd mit meinem Sitz da ab, wo es ist, und ich lade es ein, eine neue Balance zu finden.” Eine Sitzhilfe, die anfragt, ob das Pferd die Richtung ändern und sich biegen möchte, ist eine möglichst feine Gewichtsverlagerung. "Wir schubsen das Pferd nicht in ein Schulterherein oder ein Travers hinein, sondern begleiten es mit unserem Sitz nur so viel und so lange, wie es nötig ist, um dann die Hilfen sofort wieder auszusetzen”, betont sie. Zügel oder Schenkel kommen erst zum Einsatz, wenn die Gewichtshilfe alleine nicht ausreicht. Wie gut ein Pferd alleine auf eine kleine Gewichtsverlagerung des Reiters reagiert, zeigt eine spezielle, aber ganz einfache Methode, die sich in der Hofreitschule Bückeburg bewährt hat: das Aufstehen und nach innen sitzen.

Soll das Pferd sich biegen, stehen Sie kurz im Sattel auf und setzen sich ein wenig außerhalb der Mitte wieder hin. "Diese Hilfe ist, geschmeidig und unauffällig ausgeführt, kaum sichtbar”, erklärt Christin Krischke. "Der Reiterpo rückt dadurch etwa drei bis fünf Zentimeter in die Richtung, in die das Pferd sich biegen soll, also immer nach innen.” Das ist die Bückeburg-Methode. Der Effekt: Durch die Gewichtsverlagerung erhöht der Reiter den Druck auf den inneren langen Rückenmuskel des Pferds. Es reagiert darauf, indem es kurz gegendrückt, also diesen Muskel anspannt und verkürzt. "Dadurch biegt das Pferd sich von allein, ohne dass es mit dem Zügel oder Schenkel dazu aufgefordert wurde”, so Krischke.

Wie weit Sie nach innen sitzen, hängt vom Typ und Ausbildungsstand des Pferds ab, vom Grad der Biegung und vom Tempo. Diese besondere Art der Gewichtsverlagerung hat auch den Vorteil, dass Sie im Sattel gerade bleiben und nicht so leicht in der Hüfte einknicken. Sie können das innere Bein besser nutzen, wenn Sie es sich wie eine lange Säule vorstellen, mit der Sie die Biegung unterstützen.

Innensitzen – wie geht das?

Das Innensitzen unterstützt das Pferd auf beiden Seiten. Auf der hohlen Seite möchte das Pferd mit dem äußeren Vorderbein tragen und hält seinen Kopf nach innen. Reiten Sie einen Seitengang zur hohlen Seite, verhindert der Schenkel als lange Säule, dass der Widerrist nach außen kippt und das Pferd außen tragen kann. Bei einem Seitengang zur festen Seite möchte das Pferd auf dem inneren Vorderbein stützen. Das Innensitzen belastet den inneren langen Rückenmuskel, der dadurch angespannt wird – und erleichtert dem Pferd die Biegung.

Vieles spricht dafür, auch im Schulterherein innen zu sitzen. Doch in diesem Punkt scheiden sich die Geister. In der Schule der Légèreté wird das Sitzen in die Bewegungsrichtung gelehrt, im Schulterherein also nach außen statt nach innen."Unserer Erfahrung nach ist das fürs Pferd wenig hilfreich”, sagt Christin Krischke. Der Reiter bringe sein Pferd damit eher aus der Balance und begünstige, dass es mit dem äußeren Hinterbein seitlich am Schwerpunkt vorbeitritt. Das Innensitzen hingegen animiere das innere Hinterbein zum Untertreten, weil das Pferd instinktiv unter das nach vorne und innen verlagerte Reitergewicht trete. Viele Pferde würden im Schulterherein bei einem außen sitzenden Reiter eiliger, weil sie sich aus der Balance gebracht fühlen, so die Ausbilderin und Befürworterin der Bückeburg-Methode.

Der Reiter biegt sich mit

Ihr Pferd kann Ihre Gewichtshilfe nur schwer deuten, wenn zwar Ihr Popo richtig im Sattel sitzt, Ihre Hüfte und Ihre Schultern aber eine andere Sprache sprechen. Damit Sie nicht in der Hüfte einknicken und so die Hilfe verfälschen, kommt es auf den korrekten Drehsitz an: In der Grundposition auf der geraden Linie richten Sie sich mittig im Sattel aus und schauen durch die Ohren Ihres Pferds. Soll das Pferd sich biegen, drehen Sie Ihren Oberkörper leicht in die Biegungsrichtung, sodass Sie Ihre Schultern und Ihre Hüfte wieder parallel zu den Schultern und Hüften Ihres Pferds ausrichten. Ihr Blick und Ihre Schultern richten sich auch in der Biegung immer durch die Pferdeohren. Achten Sie darauf, nicht nur den Kopf zu drehen: Ihre Nase zeigt dahin, wo Ihr Brustbein hinzeigt. Drehen Sie sich nur so viel in die Biegung hinein, wie nötig – "weniger ist immer mehr”, so Krischke. Auch Ihr Pferd ist dankbar, wenn Sie es nicht zu stark biegen und stellen. Wird es langsamer, kann das ein Hinweis darauf sein, dass es zu stark gestellt war.

Die Expertin

CAVALLO Diese Hilfe hat Gewicht: Bückeburg-Methode
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