Berühren & Stopp-Knopf
Hilft, wenn der Tierarzt das Fohlen untersucht und mit dem Stethoskop abhört.
+ Lassen Sie das Fohlen frei stehen und kraulen Sie es am ganzen Körper. Bei Absetzern empfiehlt sich ein Halfter. Positionieren Sie sich – immer mit Blick zum Fohlen – möglichst nah dran. Will das Fohlen treten, kann es weniger weit ausholen. "Fohlentritte sind wie Faustschläge und tun richtig weh", erklärt Yvonne Gutsche.

+ Jedes Fohlen hat einen Stopp-Knopf: seine Lieblings-Kraulstelle. Streicheln Sie es hier, steht es ruhig. Suchen und nutzen Sie die: Lernt das Fohlen Neues wie Halftern, kraulen Sie es genau da.
+ Akzeptiert das Fohlen Streicheleinheiten, berühren Sie es mit einem Stethoskop. Rahmen Sie das Fohlen dafür vorne an Brust/Hals und hinten am Po mit den Armen ein (Fohlengriff).
Ohren ausstreichen
Bereitet auf die Untersuchung bei Entzündungen oder Fremdkörpern im Ohr vor.
+ Annäherung: Streicheln Sie am oberen Teil des Halses über den zweiten und dritten Wirbel bis zum Ohr. Viele Fohlen mögen eine leichte Massage. Wenn das Fohlen sich dabei entspannt, berühren Sie das Ohr. Der Daumen wandert ins Ohr hinein, die restlichen Finger stützen das Ohr von hinten. Streichen Sie von unten nach oben das Ohr aus.

+ Tipp: Das Fohlen ist unruhig? Yvonne Gutsche krault parallel zum Ohr auch den Unterhals. "Die Stelle mögen die meisten Fohlen total gerne. So verbinden sie mit der Berührung der Ohren gleich etwas Positives."
Augen öffnen
Gute Übung, um später problemlos Augensalbe zu verabreichen. Bereitet das Fohlen auch auf Augenuntersuchungen vor.
+ Starten Sie mit kreisenden Bewegungen auf der Stirn. Von dort aus erweitern Sie nach und nach den Radius und streichen über die Augen.
+ Als zweiten Schritt lupfen Sie die Augenlider. Ziehen Sie das untere Augenlid leicht nach unten, das obere nach oben.
+ Annäherung und Rückzug sanft austesten: Schlägt das Pferd mit dem Kopf, bewegen Sie die Hand kurz von den Augen weg und kraulen wieder die Stirn. Entspannt sich das Fohlen, nähern Sie sich der empfindlichen Stelle erneut.
+ Üben Sie in kurzen Sequenzen. "Ein Fohlen kann keine fünf Minuten stillstehen. Dem fällt alle 30 Sekunden etwas anderes ein", so Gutsche.
Finger ins Maul stecken
Übt das Verabreichen von Wurmkuren oder Medikamenten übers Maul.
+ Step 1: Beim Absetzer stehen Sie auf Kopfhöhe mit Blick Richtung Pferd. Fohlen anfangs vom Helfer in den Fohlengriff nehmen lassen. Streichen Sie über die Nüstern Richtung Maul und legen die Hand von außen ans Maul.
+ Step 2: Stecken Sie einen Finger unterhalb der Oberlippe ins Maul und massieren sanft das Zahnfleisch.
+ Step 3: Stecken Sie ein bis zwei Finger seitlich ins Maul. Wenige Sekunden reichen. Dann Finger wieder aus dem Maul nehmen, sofort streicheln und loben. Pause. Beginnen Sie erst mit dem nächsten Step, wenn Sie den Finger problemlos ins Maul stecken können!
+ Step 4: Füllen Sie Bananenstampf/Apfelmus in eine Maulspritze. Berühren Sie das Fohlen damit erst nur am Maulwinkel. Entzieht es sich und geht zurück, gehen Sie mit. Bleibt das Fohlen stehen, loben Sie und nehmen die Spritze weg. Alles wiederholen, bis das Tier die Berührungen akzeptiert.

+ Step 5: Schieben Sie die Spritze seitlich ins Maul. Geben Sie dem Fohlen einen Teil der Paste. Lecker! Wiederholen.
Fieber messen
Zur Überprüfung der Körpertemperatur, etwa bei Infekten und Entzündungen.
+ Ein Helfer nimmt das Fohlen in den Fohlengriff. Absetzer halten Sie am Halfter. Nehmen Sie den Strick in eine Hand: nicht durchhängend, aber auch nicht auf Zug (sonst dreht sich das Pferd). Üben Sie schrittweise. Nächsten Step nur anfangen, wenn der vorige ohne Widersetzlichkeit klappt.
+ Step 1: Popo kraulen und Schweif zur Seite nehmen. Positiv bestärken und loben.

+ Step 2: Muskeltonus prüfen und abtasten, ob die Muskeln an der Hinterhand entspannt oder angespannt sind.
+ Ist das Fohlen entspannt, Fieberthermometer kurz in den After einführen, wieder raus und loben. Schleckt das Fohlen? "Das ist ein Zeichen, dass es Gelerntes verarbeitet", erklärt die Ausbilderin.
Traben an der Hand
Fürs Vortraben bei der Lahmheitsuntersuchung. Üben ab etwa fünf Monaten bzw. Absetzeralter.
+ Das Fohlen trägt ein Halfter. Sie halten es am Strick und streichen es mit einer Bodenarbeitsgerte ab. So gewöhnt es sich daran.
+ Stellen Sie das Pferd an den Zaun oder eine Bande. Zum Losgehen bewegen Sie die rechte Hand leicht nach vorne, lehnen den Oberkörper vor und machen sich zugleich groß. Täuschen Sie einen Schritt an. Reagiert das Fohlen nicht, ticken Sie es mit der Gerte (in der linken Hand) leicht am Po an. Bleiben Sie auf Kopf/Schulterhöhe.
+ Genau so auch den Trab entwickeln und mitlaufen. Loben Sie, wenn das Fohlen mittrabt. Zieht es aus Unsicherheit zurück, gehen Sie mit und treiben mit der Gerte am Po nach.
Piksen mit dem Stift
Stressfrei bei der nächsten Impfung.
+ Ausrüstung: ein dicker Holzstift, der nicht angespitzt ist.
+ Sie stehen seitlich auf Halshöhe neben dem Fohlen. Streicheln Sie den Hals.
+ Nehmen Sie eine Hautfalte, lassen diese los und berühren das Pferd mit dem Stift am Hals. Leicht piksen. Dann sofort wieder kraulen und loben. Mehrfach wiederholen. "Erst nur leicht piksen, dann nach und nach Stärke erhöhen", rät Yvonne Gutsche.

Hängergewöhnung
Bereitet die Fahrt in die Tierklinik im Notfall vor.
+ Vorbereitung: Deichsel abpolstern und (mit Plane) einwickeln, damit sich die Pferde nicht verletzen. Hänger hinten unterbauen, damit er nicht wippt.
+ Variante A: Yvonne Gutsche gewöhnt Fohlen nebenbei an den Hänger. Modelle mit Frontausstieg stellt sie zwischen Paddock und Weide. Rampen öffnen. Pferde durchlaufen lassen auf dem Weg zur Weide. Läuft die Mama problemlos durch den Hänger, folgt das Fohlen.
+ Variante B: Hänger ohne Frontausstieg auf die Weide stellen. Rampe öffnen. Futter hineinlegen. "Fohlen sind neugierig und erkunden gerne Gegenstände. Schwupps, stehen sie drin – und das Gefährt wird zum Alltagsgegenstand."
+ Wichtig: Nicht losfahren! Das Fohlen darf einfach den Hänger erkunden.

Die Expertin

Yvonne Gutsche bildet in ihrem Double Divide Trainingsstable in Bad Wimpfen Reiter und Pferde reitweisenübergreifend aus. Dort toben einige Youngster aus eigener Zucht über die Weide. Ob Fohlen, Absetzer oder Jährling – alle lernen die Basics für den Tierarztbesuch. Für die Ausbilderin ist Medical Training ein Muss und Teil der Verantwortung, die Reiter für ihre Pferde tragen. doubledivideranch.de