1. Reitschule in Lübeck im Test: Freizeitreiten Hopp
Ein Ferienhof für Reiter bei Grömitz: Da steppt doch der Bär, oder? Ja, aber es herrscht trotzdem eine familiäre Atmosphäre. Gebucht ist ein einstündiger Ausritt, der 20 Euro kostet. Ich bin früher als verabredet da und verfolge das Geschehen auf dem Hof. Es gibt rund 20 Pferde und Ponys für Ausritte. Die Reiter wechseln häufig. Viele sind Ostseeurlauber. Wie pferdefreundlich kann so ein Konzept sein?

Kontakt mit dem Pferd erwünscht
Loben und Umarmen: Es ist 10.30 Uhr am Morgen. Eine Gruppe Mütter kommt mit Kindern aus dem Gelände zurück. Sie hatten sich Ponys geliehen. Hofchef Torsten Hopp nimmt sie in Empfang: „Umarme mal dein Pony und bedank dich, dass es dich so brav getragen hat“, sagt er im freundlichen Ton zu der etwa fünfjährgen Reiterin.
Dann fragt er das Kind, ob es noch wisse, wie das Pony heißt. Man spürt: Hier kommen und gehen viele Leute – aber die Tiere sind trotzdem mehr als eine Nummer. Die Betreiber bemühen sich trotz der kurzen gemeinsamen Zeit, Kontakt zwischen Mensch und Tier herzustellen.
Reiten in Lübeck: Vorbereitung auf dem Platz
Mein Schulpferd für heute heißt Tyra. Ich mache mich beim Striegeln mit ihr bekannt. Die Norwegerstute soll etwa 14, 15 Jahre alt sein. Sie lässt sich brav satteln und trensen. Reitlehrerin Barbara kontrolliert, ob der Sattel richtig liegt und hilft allen aufs Pferd. Wir sind zu fünft. Schonend für den Rücken der Pferde schwingen wir uns von einer Aufsitzhilfe aus in den Sattel.

„Wir gehen erst noch ein paar Runden auf den Reitplatz. Da schauen wir, ob die Steigbügellänge passt“, erklärt Barbara. Sie reicht mir eine Gerte. „Als Meinungsverstärker“, kommentiert sie.
Wir reiten erst einige Runden auf dem Platz im Schritt und Trab. Eine Frau, vermutlich die Hofchefin, beobachtet uns. Sie bespricht sich mit der Reitlehrerin: Ein Mädchen aus der Gruppe hat unruhige Hände. Das Hofteam beschließt, dass das Mädchen nicht mitgaloppiert und im Trab an den Führstrick kommt. Auf dem Familienbetrieb achten die Verantwortlichen darauf, individuell auf die Gruppen einzugehen.
Zwei Begleiter auf dem Ausritt
Neben Barbara begleitet uns Laura auf den Ausritt. Beide Rittführer nennen auf Nachfrage nur ihren Vornamen. Es geht zunächst durch den Ort und an der Straße entlang. Die Pferde zockeln hintereinander her. Eine feste Reihenfolge gibt es nicht. Die Tiere sind verträglich, keines droht.

Dann biegen wir in die Feldmark ab. Auf einer Kuhweide schlummern Kälbchen im hohen Gras. „Die gehören auch zum Hof“, erzählt Barbara. Vorm Antraben hebt Laura die Hand als Zeichen für die schnellere Gangart. Tyra reagiert auf leichten Schenkeldruck. Sie hat weiche Gänge und ist bequem zu sitzen.
Auf dem breiten Rücken der Norwegerstute fühle ich mich sicher. Das Schulpferd macht einen zufriedenen Eindruck. Tyras Ohren wackeln locker im Takt der Gangart mit.
Braves Schulpferd auf dem Ausritt
Vorm Galopp bleiben Barbara und die Anfängerin auf dem Feldweg. Wir biegen auf eine hohe Wiese ab. Laura reitet vorweg und erhöht das Tempo – dann galoppiert Tyra von selbst an. Wir fliegen durch die schöne Landschaft Ostholsteins. „Sitzen alle noch?“, fragt Laura. Nach einer Schleife durch den Wald kehren wir um und machen uns auf den Heimweg.
Das Schulpferd bekommt drei Hufeisen. Tyra ist nicht weit ausgebildet, aber gut erzogen. Sie läuft nicht auf Autopilot, sondern achtet auch in der Abteilung auf die Reiterhilfen. Ein Extra-Lob verdient sie, da sie kein einziges Mal nach verführerisch hohem Gras schnappt.
Gutes Team, aber ohne Trainerschein
Das Reitlehrer-Team bekommt drei Hufeisen. Laura und Barbara leiten die Gruppe sicher durchs Gelände. Einen Trainerschein besitzt keine der beiden. Punktabzug gibt es, da die Pferde mit dem Reiter auf dem Rücken angebunden vor dem Ritt am Putzplatz stehen. Ein Sicherheitsrisiko: Würde das Pferd in dem Moment erschrecken, hinge es samt Reiter am Strick.
Tyra kommt nach dem Ritt zurück in den Offenstall. Die Pferde haben täglich Auslauf, frische Luft und Sozialkontakt. Es gibt einen überdachten Bereich in einer angrenzenden Halle, in der auch die Putzplätze und einige Panelboxen aus Metall sind.

Ein paar Punkte ziehe ich ab für das Gemeinschaftsputzzeug und das Stangengebiss, das Tyra im Maul hat. Vor allem auf einem Ferienhof kann der Reitlehrer nicht einschätzen, wie gefühlvoll ein Reiter damit umgeht: zweieinhalb Hufeisen für Haltung und Pflege.
Ausritte am Strand nur morgens oder abends
Der Freizeitreiterhof punktet mit einem breiten Angebot von Strandritten bis Kutschfahrten. Es gibt einen Reitplatz. Das Sattelzeug wirkt schon etwas älter, ist aber ordentlich verstaut. Die Organisation von Terminabsprache bis zur Betreuung vor Ort läuft reibungslos: drei Hufeisen für den gepflegten Betrieb.
Beim nächsten Besuch würde ich früh morgens oder abends kommen – dann sind Strandritte möglich, für die der Hofchef eine Sondergenehmigung hat.
Kontakt:
Freizeitreiten Hopp
Langenredder 48
23743 Grömitz/Lenste
Telefon: 0172 / 2 11 54 30
www.freizeitreiten-hopp.de
Bewertung:
Schulpferd: drei von vier Hufeisen
Reitlehrer: drei von vier Hufeisen
Reitbetrieb: drei von vier Hufeisen
Pflege & Haltung: zweieinhalb von vier Hufeisen
2. Reitschule in Lübeck im Test: Lübecker Reiterverein
Die Sonne knallt auf den hellen Sandplatz. Ein Mann sitzt auf einem Schimmel und trabt ohne Steigbügel leicht, Schweißperlen stehen ihm auf der Stirn. Reitlehrerin Melanie Sieling gibt Anweisungen. Der Ritt sieht anstrengend aus! Ob ich auch gleich einen so roten Kopf haben werde wie der Schimmelreiter?

Vorbereitung auf den Unterricht
Die Reitlehrerin begrüßt mich. Bereits im Vorfeld hatte Sieling angekündigt, dass sie vor der Gruppenstunde bereits unterrichtet und ich mein Schulpferd selbst putzen und satteln muss. „Die anderen Reiter können dir helfen“, sagt sie.
Neben der Ausbilderin gibt es drei weitere Reitlehrer in dem Reitverein. An einer Tafel in der Stallgasse ist angeschlagen, wer wen reitet. Mein Schulpferd heißt Galicio. Eine Mitreiterin zeigt mir, wo er steht. Ich soll ihn in der Box putzen. Das Warmblut trägt eine Ekzemerdecke. Als ich diese abnehme, schnellt sein Maul in Richtung meines Arms. Eine Drohung, aber der Braune beißt nicht zu.

Putzen in der Box
Beim Putzen bin ich nun vorsichtig. An einem Putzplatz draußen würde ich mich wohler fühlen. In der Box kann das Pferd den Reiter schnell in die Enge treiben. Beim Striegeln und Trensen ist Galicio brav. Er gibt jeden Huf tadellos. Nur beim Satteln droht er erneut. Eigentlich wirkt der Braune freundlich. Aber beim Gurten hat er scheinbar schlechte Erfahrungen gemacht.
Galicio ist bereits 25 Jahre alt. „Er war ein Weideunfall. Keiner weiß genau, welche Rassen drin stecken“, berichtet eine Frau, die gerade in der Stallgasse fegt.
Warmreiten zum Lockerwerden
Der Unterricht findet auf dem gepflegten etwa 20 x 60 Meter großen Dressurplatz statt. Wir sind heute fünf Reiter. Drei müssen abgesagt haben, ursprünglich waren acht Leute eingeplant laut Melanie Sieling. Die Gruppenstunde kostet 35 Euro.
Die Reitlehrerin baut die Stunde gut auf. Rückenschonend für die Pferde steigen alle von einer Aufsitzhilfe auf. Wir reiten am langen Zügel durcheinander die Pferde warm. Auf dem großen Platz verteilen sich die Reiter gut. „Galicio ist schon älter. Er braucht etwas mehr Zeit, um locker zu werden“, sagt die Trainerin.
Tipps, aber ohne Erklärung
Dann üben wir Übergänge. „Treib Galicio mehr vorwärts und nimm die Zügel kürzer“, fordert Melanie Sieling. Da das Schulpferd kaum im Genick nachgibt, verspanne ich. Mir liegt ganz schön viel Gewicht auf der Hand. Das ist anstrengend.
Sieling rät, dass ich Galicio in der Ecke mehr stellen soll. Wie genau das geht, erklärt sie nicht. Zu einer Mitreiterin sagt sie: „Du bist doch nicht schwach, du hast doch Kraft, nutz das.“ Solche Hinweise fördern freilich kein feines Reiten.
Gemütlicher Unterricht – für die Trainerin
Die Reitlehrerin erhält zwei Hufeisen. Sie korrigiert den Sitz und baut die Stunde klassisch auf mit Aufwärm-, Arbeits- und Entspannungsphase. Den gesamten Unterricht sitzt sie an der kurzen Seite.
„Wenn ihr hier bei mir auf dem Zirkel bleibt, kann ich euch besser korrigieren“, sagt sie zwischendurch. Dabei besteht allerdings die Gefahr, dass alle nur um den Trainer zirkeln. Perspektivwechsel wären zudem wichtig, um Fehler wie Schiefe zu erkennen.
Solides Schulpferd
Schulpferd Galicio erhält zwei Hufeisen. Er hat einen bequemen Galopp und reagiert bei Übergängen gut auf die Gewichtshilfen. Die meiste Zeit liegt er aber stark auf der Hand. Abzug gibt es zudem fürs angedeutete Schnappen in der Box.
Der Wallach wohnt in einer Innenbox. Diese ist frisch eingestreut, der Stall ist hell und sauber. Hohe Gitter ermöglichen aber kaum Sozialkontakt. Auf der Anlage gibt es Paddocks, auf denen die Pferde sich bewegen können.
Auf die Weide kommen die Schulpferde laut Melanie Sieling nur sporadisch. Galicio ist gepflegt und in einem guten Futterzustand. Mehr Weidezeit mit Artgenossen wäre wünschenswert. Für Pflege und Haltung gibt es zwei Hufeisen.

Super-Anlage, gute Organisation – mit Tendenz zur Rollkur
Die Anlage bekommt dreieinhalb Hufeisen. Sie punktet mit Top-Reitmöglichkeiten. Es gibt zwei Hallen (20 x 60 Meter und 20 x 40 Meter), mehrere Außenplätze inklusive Springplatz. Die Böden sind gut geebnet. Das Sattelzeug ist ordentlich in der Sattelkammer verstaut.
Die Terminvereinbarung lief problemlos. Die Ausbilder unterrichten vom Anfänger bis zur Klasse S. Auf dem Dressurplatz trainieren am Testtag mehrere Reiter – keiner reitet sein Pferd mit der Nase vor der Senkrechten. Für die Schüler, die zuschauen, ist das kein gutes Vorbild.
Ich kraule Galicio noch die Stirn. Der Wallach schließt genüsslich die Augen. Sympathisch ist er ja, dieser Braune, der mir heute schwere Arme gemacht hat.
Kontakt:
Lübecker Reiterverein e.V.
Am Rittbrook 25
23566 Lübeck
Telefon: 0451 / 6 55 81
www.luebecker-reiterverein.de
Bewertung:
Schulpferd: zwei von vier Hufeisen
Reitlehrer: zwei von vier Hufeisen
Reitbetrieb: dreieinhalb von vier Hufeisen
Pflege & Haltung: zwei von vier Hufeisen