Schweizer Nationalgestüt untersucht Paddock Trails wissenschaftlich

Neue Versuchsanlage in der Schweiz
Wie gehen Pferdehaltung und Bodenschutz zusammen?

Zuletzt aktualisiert am 28.11.2023
Pferd auf einem Paddocktrail
Foto: Rädlein

Bodenschutz, Biodiversität, Pferdegesundheit, Fressverhalten – diese vier Themen stehen im Mittelpunkt eines spannenden Forschungsprojekts. Die neue Versuchsanlage des Schweizer Nationalgestüts von Agroscope auf dem Terrain AgriCo in St. Aubin ist europaweit einzigartig. Jeweils fünf Warmblutstuten leben hier in vier Paddock Trails. Iris Bachmann beantwortet im Interview mit CAVALLO Fragen zu Versuchsanlage und Forschungszielen. Sie leitet die Forschungsgruppe Equiden beim Schweizer Nationalgestüt von Agroscope.

CAVALLO: Wie groß sind die einzelnen der vier Paddock-Trail-Anlagen? Mit welchem Platzbedarf pro Pferd wird also kalkuliert im Liege- und Laufbereich? Gibt es Unterteilungen nach Geschlechtern / Alter? Wenn ja, wie sehen die konkret aus?

Iris Bachmann: Eine einzelne Paddock-Anlage hat eine Grösse von 166m x 30m. Die zu beprobenden Laufwege sind dabei ca. 100m x 5m, wobei die einzelnen Testflächen eine Dimension von 16.5m x 5m haben. Die Anlage ist daher mehr als genügend gross, um fünf Pferde zu beherbergen und soll den Pferden die Möglichkeit geben, sich ausgiebig auf der Anlage zu bewegen und die Fläche zu nutzen. Unsere Pferdegruppen (jeweils fünf Pferde auf einer Paddock-Anlage) bestehen ausschliesslich aus Warmblutstuten unterschiedlichen Alters. Bevor die Pferde auf die Anlage gebracht wurden, hatten sie bereits die Möglichkeit sich an die jeweiligen Gruppen zu gewöhnen. Dies hat die Integration auf der neuen Anlage verbessert, da sich die Pferde bereits kannten.

Wird der Einfluss auf die Bodenbeschaffenheit bei der gesamten Anlage geprüft oder nur auf den Laufwegen?

Die Laufwege bestehen aus jeweils sechs verschiedenen Bodenbeschaffenheiten (mit und ohne Bodenbelag, mit und ohne Ausgleichschicht). Es wird daher die Bodenqualität auf den Laufwegen ermittelt, wobei wir verschiedenste Befestigungen und den Einfluss auf den Boden testen können.

Welches sind die zentralen Kriterien für die Bodenbeschaffenheit, die untersucht werden?

Das Ziel dieser Studie ist herauszufinden, welche Belastung Pferde in einem solchen Haltungssystem auf den Boden und dessen Qualität haben und ob man diese Qualität kurz- und langfristig durch die Verwendung von Bodenbelägen schützen kann. Die Bodenqualität wird dabei durch Kriterien wie Bodenverdichtung und Aktivität der mikrobiellen Biomasse definiert, welche in einem Abstand von 0.5 Jahren beprobt und untersucht werden.

Welche Arten der Bodenbefestigung werden untersucht?

Wir verwenden in dieser Studie zwei unterschiedliche Arten von Bodenbefestigungen. Die TTE Multi drain 3000 von Hübner-Lee ist eine sehr robuste und schwere Bodenbefestigung. Die HIT Greentrail-Variante von HIT Aktivstall ist dagegen eine leichte Bodenbefestigung. Diese beiden Befestigungsvarianten kombinieren wir mit und ohne Ausgleichschicht (Holzschnitzel) um herauszufinden, welche Art der Bodenbefestigung einen schützenden Effekt auf die Bodenqualität hat.

Welches sind die zentralen Tierwohlaspekte, um die es bei der Versuchsanlage darüber hinaus geht und welche Studien dazu werden als Erstes auf den Weg gebracht?

Die zentralen Tierwohlaspekte, um die es bei der Versuchsanlage darüber hinaus geht, liegen im Bereich Gesundheitsförderung und Prävention durch optimierte Formen der Pferdehaltung. Einerseits wird in einer Teilstudie untersucht, ob die angestrebte vermehrte Laufaktivität in solchen Haltungssystemen tatsächlich erreicht wird und wie sie sich auf die Bewegungsqualität sowie die Hufgesundheit der beschlagenen und unbeschlagenen Pferde auswirkt. Zudem wird in einem weiteren Projektteil der Einfluss der Fütterungsmethode (Slowfeeding ad libitum versus zeitgesteuerte Fütterung) auf das Sozialverhalten innerhalb von Pferdegruppen verglichen. In einer dritten Teilstudie wird untersucht, ob sich die mittels Accelerometern gemessene Rhythmizität von Aktivitätsprofilen der Versuchspferde als Tierwohl-Indikator eignet.

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