Das sollten Reiter nicht tun: 10 Trainings-Tipps für Pferdesportler
Das sollten Reiter im Training beachten

10 Dinge, die sich Reiter im Training besser abgewöhnen, denn manche Reit-Weisheit ist eher ungesund. Probieren Sie doch mal was Neues! Hier erfahren Sie wie das geht.

Allround-Training
Foto: Lisa Rädlein
In diesem Artikel:
  • 1. Vor dem Reiten gründlich dehnen
  • 2. Das Reit-Training um jeden Preis durchziehen
  • 3. Nach dem Reiter literweise trinken
  • 4. Immer das Gleiche trainieren
  • 5. Nach dem Füttern trainieren
  • 6. Den Atem anhalten
  • 7. Trotz Erkältung reiten
  • 8. Muskelkater wegtrainieren
  • 9. Diät halten und intensiv Sport treiben
  • 10. Nahrungsergänzungsmittel für Reiter

So mancher Trainings-Tipp, der bislang als richtig galt, ist eigentlich gar nicht zielführend. Daher haben wir hier ungeliebte Gewohnheiten von Reitern gesammelt. Diese sollten Sie sich besser schnell wieder abgewöhnen! Sie werden merken, die Umstellung tut Ihnen gut.

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1. Vor dem Reiten gründlich dehnen

Ja: Es ist eine gute Idee, sich vor dem Reiten aufzuwärmen. Ja, es ist sinnvoll, sich mit leichten Bewegungen zu lockern und sich auf anstrengendere Bewegungen vorzubereiten. Sogar ganz leichtes, sehr kurzes Dehnen ist gut, um die Muskulatur "aufzuwecken". Aber: Stark in die Dehnung reinzugehen oder für mehr als fünf Sekunden zu stretchen, entspannt die Muskulatur. Der Tonus sinkt, und die Muskulatur schaltet in den Entspannungs- und nicht in den Anspannungsmodus. Besser: Lockeres Einlaufen, Hampelmänner machen, kurz dehnen, je nach Sportart langsam und locker anfangen!

2. Das Reit-Training um jeden Preis durchziehen

Ja, natürlich sollen Sie nicht auf Ihren inneren Schweinehund hören und das Reiten zugunsten des Sofas ausfallen lassen. Es ist schon richtig, dass Sie sich eben doch aufraffen, sich überwinden, und es einfach tun: zum Reiten gehen und loslegen. Und allermeistens ist es das gut: Beim REiten schütten wir Endorphine aus, die Muskulatur lockert sich durch Bewegung, und wir bekommen den Kopf frei und dadurch gute Laune. Aber: Wenn Reiter schon vor dem Training hundemüde sind, sollte man auf seinen Körper hören. Wer nach zu wenig Schlaf und einem anstrengenden Tag noch ein intensives Training von sich fordert, braucht sich nicht zu wundern, wenn die Leistung dem entsprechend schwach ausfällt. Weniger Motivation = weniger Einsatz = weniger Erfolg. Besser: Wer sich wirklich schlapp fühlt, sollte das respektieren. Legen Sie den Reiten auf den nächsten Tag, haben Sie kein schlechtes Gewissen und tun Sie sich etwas Gutes – laufen Sie mit Ihrem Pferd einfach eine Runde spazieren.

3. Nach dem Reiter literweise trinken

Ja, natürlich dürfen und sollen Reiter nach dem Sport trinken. Wenn Sie länger als eine Stunde am Stück sporteln, sogar schon während des Trainings. Aber: Während und nach dem Training hat der Körper viel zu tun: der gesamte Organismus muss wieder runtergekühlt werden, die Stoffwechsel-Abfälle wieder aus dem System abtransportiert werden, die Glykogenspeicher wieder gefüllt werden, und so weiter. Besser: Weil der Körper schon beim Reiten schwitzt und nach dem Training genug zu tun hat, ist es besser, schon einige Stunden vor dem Training die Flüssigkeitszufuhr zu erhöhen.

4. Immer das Gleiche trainieren

Ja, manche Lektionen oder Übungen muss man einige Male wiederholen, damit sie Effekt zeigen. Aber: Wer keine neuen Trainingsreize setzt, verbessert sich nicht mehr. Wenn Pferde immer genau das Gleiche machen, dann wird Ihr Körper immer besser und effizienter in ebenjener Einheit – aber Sie werden nicht fitter, nicht besser, und wirkliche Fortschritte in der Ausbildung bleiben aus. Besser: Deshalb ist es sinnvoll, sein Training in mehrere Teile einzuteilen. Nach dem Lösen kann ein Standard-Mittelteil kommen, bis Ihr Pferd richtig auf Touren ist. Spätestens dann sollten Sie aber einen neuen Reiz setzen – beim Galopp mal ein Zulegen einbauen, beim Klettern im Gelände mal in eine schwereren Anstieg nehmen, beim Konditions-Training mal ein neuer Intervall testen.

5. Nach dem Füttern trainieren

Natürlich soll ein Pferd nicht hungrig zur Reitstunde. Die Energiespeicher der Muskulatur sollten gut gefüllt sein, damit der Reiter eine gute Leistung abrufen kann. Aber: Wenn Futter im Pferdemagen ist, dann schickt der Körper das Blut dorthin und widmet sich in erster Linie der Verdauung. Das heißt, wenn Sie jetzt von Ihrem Pferd sportliche Arbeit verlangen, dann kommt entweder nicht die volle Leistung – oder Sie stören die Verdauung. Besser: Füttern(und trinken!) Sie ausreichend vorher. Das gibt dem Pferd die Möglichkeit, sich auf alle wichtigen Dinge voll zu konzentrieren.

6. Den Atem anhalten

Es passiert meist unwillkürlich: Bei besonders großer Anstrengung halten Reiter – ohne es zu merken – die Luft an. Ist die schwere Bewegung dann gemeistert, prustet man die Luft meist mit einem Laut der Erschöpfung aus den Lungen. Das mag sich zwar "natürlich" anfühlen. Aber: Besonders hilfreich ist diese Art der Atmung nicht. Kampfsportler und Profi-Sportler wissen, dass sie sich die Kraft des Atems zunutze machen können, um den Körper zu beruhigen oder auch in Angriffslaune zu versetzen. Bei Kraftspitzen nutzen Kampfsportler nicht umsonst einen lauten Schrei, um all ihre Kraft zu fokussieren. Besser: Achten Sie auf entspannte Atmung. Sind Sie zu "lasch" unterwegs, können Sie sich mit etwas energischerer Atmung auf Touren bringen. Versuchen Sie, bei anstrengenden Bewegungen auszuatmen. Wenn Sie als Reiter außer Atem kommen, versuchen Sie, beides zu verringern: Anstrengung und Atemfrequenz.

7. Trotz Erkältung reiten

Da läuft dem Reiter die Nase – und doch steigt er aufs Pferd. Manchmal fühlt man sich auch tatsächlich fit, obwohl man die ganze Zeit hustet. Aber: Hartes Training bei geschwächtem Organismus ist nicht empfehlenswert. Es gehört etwas dazu, zwischen einem "harmlosen" Infekt und einer richtigen Krankheit zu unterscheiden. Grundsätzlich ist Vorsicht angebracht, denn mit verschleppten Krankheiten oder gar Ausdauersport bei einer Erkältung können sich Reiter ernsthafte Probleme bis zu bleibenden Schäden am Herz einfangen. Besser: Suchen Sie Ihren Hausarzt auf, schildern Sie ehrlich ihre Beschwerden. Bei Fieber ist Sport tabu, bis drei Tage nach der letzten erhöhten Temperatur. Wer sich schlecht fühlt sollte sich schonen.

8. Muskelkater wegtrainieren

Muskelkater ist ein Zeichen für Überbelastung. Meistens hilft es, nach einer anstrengenden Einheit (die den Muskelkater verursacht hat), eine lockere Ausdauer-Sportart einzulegen. Die so "erwärmte" Muskulatur erholt sich dann schneller. Mit regenerativem Sport kann man also den Muskelkater besänftigen. Aber: Richtig Gas geben, um den Muskelkater "auszutreiben", ist kontraproduktiv. Es mag die geschundene Muskulatur danach zwar weniger schmerzen, aber an Trainingseffekt ist dabei nicht zu denken. Muskelkater ist ein Feedback-Signal, dass das Bedürfnis nach Pause und Erholung signalisiert. Besser: Wenn der Muskel katert, verschieben Sie ihre nächste Reit-Einheit um einen oder zwei Tage, bis die Schmerzen nachlassen. Allgemeines lockeres Ausdauer-Training ist okay, aber nur, wenn Sie dabei nicht die betroffene Muskulatur beanspruchen müssen.

9. Diät halten und intensiv Sport treiben

Klar: Reiter, die abnehmen wollen, versuchen auch, mehr Sport zu treiben, um die Kalorienverbrennung anzukurbeln. Aber: Wer Reit-Anfänger ist oder intensiv trainiert, setzt seinen Körper unter Stress. Um die Energiespeicher der Muskulatur zu füllen, sich zu erholen oder gar Muskeln aufzubauen, braucht der Körper Nahrung, und zwar vielfältige und reichhaltige. Besser: Wenn Sie erst mit Reiten beginnen, machen Sie einen Fitness-Check beim Arzt. Wenn Sie mit Abnehmen beginnen, am besten auch. Wenn Sie intensives Reiten und Abnehmen kombinieren möchten, informieren Sie sich umfassend, und tasten Sie sich langsam voran.

10. Nahrungsergänzungsmittel für Reiter

Mittlerweile können Reiter fast alles in Form von Tabletten, Pülverchen oder Ampullen zuführen. Ob Omega-3-Fette, Vitamine, Eiweiß oder wichtige Mineralstoffe: Fragen Sie Ihren Apotheker. Und richtig, in gewissen Situationen (Anfänger, Wettkämpfer, Schwangere, Sportler mit Unverträglichkeiten oder Unterfunktionen) sind Nahrunsmittelzusätze ein Segen. Aber: Der Körper ist über viele Jahrhunderte zum idealen Verwerter geworden. Das heißt, wenn Sie unter der Woche zu zum Fast-Food-Essen kommen, und dann mit möglichst vielen Vitaminpräparaten die wichtigen Stoffe zuführen wollen, dann führen Sie Ihren Körper an der Nase herum.
Besser: Sehen Sie Ihren Körper nicht als Maschine, den man nur ölen muss, damit er funktioniert. Sehen Sie ihn als Partner. Seien Sie gut zu ihm, und geben Sie ihm gute und vollwertige Nahrung. Dann brauchen Sie nämlich keinerlei Nahrungszusätze – und Ihr Portemonnaie dankt es Ihnen auch.

Ideale Tipps und Pläne zur Ernährung finden Reiter unter upfit.de

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Erscheinungsdatum 17.05.2023