Die landwirtschaftliche Untersuchungs- und Forschungsanstalt Nordrhein-Westfalen (LUFA NRW) hat alle im vergangenen Jahr 2022 eingeschickten Heu- und Heulageproben ausgewertet und kommt zu dem Schluss: "Auffällig in diesem Zeitraum sind die durchschnittlich sehr hohen Zuckergehalte und durchschnittlich sehr niedrigen Rohproteingehalte." Je nachdem wo und wie Heu erzeugt, geschnitten und gelagert wird, könne die Qualität und Nährstoffzusammensetzung stark schwanken, so die LUFA. Die Spannbreiten der Analysenergebnisse sei außerordentlich groß. Es lohne sich daher genau zu untersuchen, was man den Pferden tagtäglich in so großer Menge zu fressen gibt. "Je mehr man über die Inhaltsstoffe weiß, desto besser können Futterergänzungen ausgewählt werden. Die Gesundheit der Pferde wird so gestärkt und gleichzeitig Krankheitsrisiken reduziert", schreibt die LUFA. Geringe Rohproteingehalte könnten beispielsweise zu Problemen beim Muskelaufbau sowie bei der Haar- und Hufbildung führen, während hohe Zuckergehalte Verdauungsstörungen und Stoffwechselerkrankungen begünstigen könnten.
Kommentar von CAVALLO-Gesundheitsredakteurin Barbara Böke:
"Bevor ich meinem Pferd Heu zufüttere, stecke ich die Nase hinein. Riecht es gut? Das vermittelt einen ersten Eindruck; aber was an Nährstoffen drin ist, wissen wir erst nach einer Laboranalyse. Die sollten wir regelmäßig machen: Die Werte können extrem schwanken, wie die aktuelle Auswertung aller eingeschickten Heu-Proben der LUFA NRW fürs Jahr 2022 zeigt. Der Zuckerwert im Heu sollte eigentlich bei maximal 10 % liegen. Schon der durchschnittliche Wert der Proben hielt das mit 13,7 % nicht ein; der Maximalwert für Zucker lag sogar bei unglaublichen 33,4 %. Ein Drittel Zucker! Auch beim Rohprotein schwankte der Wert von 2,2 % bis 22,3 %; der Durchschnitt lag mit 7,0 % knapp unterm Soll von 8 bis 12 %. Wer gut füttern will, kommt an einer Heu-Analyse nicht vorbei."
Je nach Art der Gräser ändert sich der Nährstoffgehalt
Heu besteht aus getrockneten Wiesengräsern oder Luzernen. In Letzteren ist der Eiweißgehalt meist hoch. Wie viel Protein oder auch Mineralstoffe und Vitamine im Heu stecken, schwankt von Ballen zu Ballen. Hier spielen die Art der Gräser und der Trocknung genauso eine Rolle wie der Erntezeitpunkt. Auch wenn Sie auf den ersten Blick nicht sehen, was im Heu steckt: Ob es gutes Heu ist oder besser nicht mehr verfüttert werden sollte, verraten Ihnen Ihre Sinne. Wer es genauer wissen will, sollte sein Heu im Labor untersuchen lassen. Denn Qualität ist ein Muss: Ohne das Grundfutter Heu kann kein Pferd überleben.
Eine gute Heuernte beginnt schon mit der Pflege
Wird die Wiese überdüngt, werden stängelige Grassorten und Kräuter durch Gräser verdrängt, die reich an Proteinen und Zucker sind. Die Wiesen sollten Zeit zum Wachsen bekommen. Viele Kräuter sind einjährig; werden sie vor dem Aussamen gemäht, verschwinden sie langsam von den Wiesen.
Geschnitten werden sollte das Gras idealerweise etwa zur Mitte des Blütenstands. Meist wird zwischen Ende Mai und Ende Juni geerntet; vorausgesetzt, das Wetter spielt mit. Regnet es, wenn das Gras idealerweise geschnitten werden sollte, verschiebt sich der Erntezeitpunkt. Ungünstig für die Heuqualität: Je später es eingefahren wird, desto weniger Nährstoffe stecken darin, weil die Pflanzen verholzen.
Wann das Heu geschnitten wurde, lässt sich an der Farbe ablesen: Hat das Heu eine dunkelgrüne Farbe, wurde es eher früher geerntet. Eine blasse Farbe lässt darauf schließen, dass es während des Trocknens geregnet hat.
Nicht nur das Wetter, auch die Art der Trocknung wirkt sich auf die Heugüte aus. Nach dem Mähen muss der Wassergehalt im Heu gesenkt werden. Dazu wird das Heu mehrere Tage getrocknet. Dabei muss es immer wieder gewendet werden. Auch dann darf Heu noch nicht gefüttert werden:
Es muss mehrere Wochen durchschwitzen, bis es ganz trocken ist.