An heißen Tagen sind schattige Plätzchen und genügend Wasser für unsere Tiere wichtig. Pferde kommen nämlich mit Hitze schlechter klar als wir Menschen und neigen eher zum Überhitzen. Lesen Sie, was ein kanadischer Forscher übers Schwitzen herausgefunden hat, was genau bei Hitze im Körper passiert und wie Sie Ihr Pferd richtig abkühlen. Und wenn es kritisch wird: Wie erkenne ich, dass mein Pferd dehydriert, und wie reagiert man bei einem Hitzschlag?
Pferde überhitzen zehn Mal schneller als Menschen
Prof. Michael Lindinger von der Universität von Guelph in Kanada veröffentlichte im Jahr 2010 einen Artikel zum Thema Schwitzen. Pferde sind sehr große Tiere und haben einen prozentual höheren Anteil an Muskeln als Menschen. Sobald diese arbeiten, produzieren sie Wärme. Eine gute Viertelstunde bei heißer und feuchter Witterung reicht, um die Körpertemperatur bei extremer Belastung in einen gefährlichen Bereich zu bringen – drei bis zehn Mal schneller als beim Menschen. Wenn die Körpertemperatur des Pferds von 37 oder 38 Grad auf 41 Grad ansteigt, erreichen die Muskeln an die 43 Grad. In diesem Bereich beginnen die Muskel-Proteine fast schon zu kochen.
Robustrassen vertragen Hitze generell schlechter als zum Beispiel Araber. Pferde mit Kreislauf- oder Stoffwechselproblemen oder schwache, ältere Tiere sind anfälliger bei Hitze. Untrainierte Pferde kommen generell schneller ins Schwitzen und neigen eher zum Dehydrieren.
So viel schwitzen Pferde
Distanzpferde etwa verlieren auf einem vier- bis fünfstündigen Ritt 30 bis 40 Liter Schweiß. Kritisch wird es, wenn Pferde an einem Tag mehr als 10 Prozent ihres Körpergewichts (bei einem 500-Kilo-Warmblut 50 Kilo) verlieren. Messungen nach einem Distanzrennen haben gezeigt, dass Pferde nach dem Ritt 10 bis 20 Kilo leichter waren. Übers Schwitzen verlieren Pferde viele wichtige Salze, und die Konzentration von Salz im Pferdeschweiß ist höher als im Menschenschweiß. Im Leistungssport bekommen Pferde daher oft Elektrolytlösungen zum Ausgleich.
Richtig Abkühlen: So geht’s
Um einen Kühl-Effekt zu haben, sollten Sie Ihr Pferd mehrfach abspülen (kein zu kaltes Wasser) und immer wieder mit dem Schweißmesser abziehen. Sonst bleibt das Wasser im Fell und heizt sich schnell wieder auf. Mit dieser Methode können Sie Ihr Pferd innerhalb von zehn Minuten um bis zu zwei Grad abkühlen.
Bei einem Hitzschlag eignet sich eine Kaltwasserdruckmassage: Dabei spritzen Sie das Pferd komplett nass und massieren den Körper danach etwa fünf Minuten lang mit einer Bürste. Diesen Vorgang wiederholen Sie nach einer halben Stunde bis Stunde erneut.
Grasen kühlt von innen ab: Lassen Sie Ihr Pferd Gras fressen. Es besteht zu 90 Prozent aus Wasser und enthält viele Elektrolyte.
So erkennen Sie Hitzeprobleme
Drücken Sie eine Hautfalte am Hals zwischen Daumen und Zeigefinger. Glättet sie sich nicht sofort, könnte das Pferd dehydriert sein. Weitere Anzeichen von Hitzeproblemen: Leistungsschwäche, Koliksymptome, Verdauungsprobleme, Krämpfe, Taumeln, Schwitzen, Bewusstlosigkeit, Apathie, schwacher oder schneller Puls, langsame Erholung nach Belastung, erhöhte Körpertemperatur, schnelle oberflächliche Atmung, verfärbte Schleimhäute.
So erkennen Sie Hitzeprobleme beim Pferd
Dehydrieren: Verlieren Pferde mehr als zehn Prozent ihres Körpergewichts durch Schwitzen (Durchfall kann ebenso schuld sein), verdickt das Blut. Es erreicht die lebenswichtigen Organe nicht mehr und kann sie nicht mit Sauerstoff versorgen. Der Stoffwechsel bricht zusammen, im weiteren Verlauf der Kreislauf.
Bei einem Hitzschlag legt der Wärmestau im Körper die Blutzirkulation lahm. Die Organe können nicht mehr versorgt werden und nur das Gehirn füllt sich übermäßig mit Blut. Folge ist ein Kreislaufschock.
Weil stark ausgetrocknete Pferde nichts mehr saufen möchten, gibt der Tierarzt per Nasenschlundsonde oder Infusion 30 bis 50 Liter Kochsalzlösung. Vorher nimmt er Blut um festzustellen, welche Elektrolyte fehlen. Bewusstlose Pferde bekommen Infusionen mit kreislaufstärkenden Mitteln sowie Medikamenten, die den Herzmuskel anregen.
So beugen Sie vor
Sorgen Sie auf der Weide für Schatten durch Bäume oder Unterstände. Im Hochsommer sind Pferde manchmal tagsüber lieber im kühlen Stall und nachts auf der Weide. Stellen Sie ausreichend Wasser zur Verfügung.
Trainieren Sie das Trinken: Bringen Sie Ihrem Pferd bei, überall zu trinken – auch aus Bächen.
Wasser mitbringen: Es gibt Pferde, die trinken nur ihr "heimisches" Wasser. Bringen Sie zum Wanderritt oder auf Turnieren genug Wasser von zu Hause mit.
Legen Sie Trinkpausen ein: Bei einem längeren Transport sollten Sie Ihr Pferd alle zwei Stunden tränken.
Richtig füttern: Dünnes Mash, Möhren und Äpfel enthalten viel Wasser und Elektrolyte.
Richtig trainieren: Bereiten Sie Ihr Pferd auf längere Ritte oder anstrengende Reitstunden durch regelmäßiges Training vor.