Wissenschaftler der Royal Agricultural University (RAU) in Gloucestershire (England) und der Universität von Aberystwyth (Wales) haben neurologische Unterschiede bei koppenden und nicht koppenden Pferden gefunden. Bei ihrer Studie untersuchten sie einen Teil der Großhirnrinde im Gehirn, der eine wichtige Rolle bei Motivation, Emotion, Kognition und Bewegungsverhalten spielt. Die Forscher konnten bestätigen, dass Koppen einen selbststimulierenden und belohnenden Effekt hat und eine so genannte neuronale Sensibilisierung stattfindet. Diese verändert das Belohnungssystem im Körper so stark, dass Koppen zur Sucht wird. Unterdrückt man die Stereotypie mit einem Kopperriemen oder Maulkorb, geraten die Pferde in Stress und können sich in andere Stereotypien stürzen.
Stereotypes Verhalten wie Koppen brennt sich ins Hirn ein, verändert die Gehirnchemie und beruhigende Botenstoffe werden freigesetzt. Daher kommen Pferde nicht mehr von ihren Zwängen los. Sie gieren nach Hormonen. Wissenschaftler sind sich inzwischen sicher, dass bestimmte Pferde anfällig für Psychomacken sind. Dr. Jeannine Berger, Verhaltensforscherin an der amerikanischen University of California stellte in der Vergangenheit fest, dass die Vorfahren solcher Pferde ebenfalls schlecht mit Umwelteinflüssen zurechtkamen. Die Vorbehalte vieler Reiter, ihr Pferd würde etwa durch einen koppenden Boxennachbarn selbst zum Kopper, sind unbegründet. Weil die Anlage zur Stereotypie vererbt wird, ist sie nicht ansteckend. Sie tritt nur bei anfälligen Pferden auf. Zum Ausbruch braucht es kein traumatisches Ereignis wie das Absetzen von der Mutter. Bei sensiblen Pferden reicht eine kleine Unsicherheit, etwa, wenn ein Fremder sie betreut.
Doch wie können Reiter betroffenen Pferden helfen? Wichtig ist vor allem, Stress zu reduzieren. Eine möglichst artgerechte Haltung in einer harmonischen Gruppe ist für verhaltensauffällige Pferde optimal – selbst wenn die Macke dadurch nicht mehr verschwindet. Denn raus aus der Box und rein in die Herde kuriert längst nicht jedes Pferd. Forscher fanden heraus, dass zum Beispiel nur 41 Prozent aller boxenlaufenden Pferde ihr Verhalten auf den Stall beschränken. 59 Prozent kreisen auf der Weide weiter.
Versuchen Sie nie, den Zwängen mit Zwang beizukommen. Eine Stereotypie darf nicht gewaltsam unterdrückt werden, etwa mit Kopperriemen oder baumelnden Backsteinen, die Weben verhindern sollen. Wird das Pferd an der Ausübung gehindert, flüchtet es sich bald in ein anderes zwanghaftes Verhaltensmuster.
Mit hundertprozentiger Sicherheit lassen sich Stereotypien nicht vorbeugen, da die Anlage auch in den Genen steckt. Reiter können dennoch einiges tun, damit Pferde keine Zwänge entwickeln. Das Wichtigste ist eine pferdegerechte Haltung. Fohlen sollten so artgerecht wie möglich aufwachsen und nicht schon mit sechs Monaten abgesetzt werden. Jedes Pferd braucht unbedingt Kontakt zu Artgenossen, nicht nur durch Gitterstäbe hinweg. Achten Sie zudem auf viel freie Bewegung winters wie sommers und reichlich Raufutter. Das entspannt.