Hafer, Luzerne und Reiskleie, ein hochkonzentriertes Vitalfutter, dazu Öl, ein Ergänzungsfutter für die Muskeln und auch noch was für die Leber: Die Shoppingliste von Isabel Bergmann ist ganz schön lang. Und teuer. Mehr als 300 Euro fallen monatlich an Futterkosten an – und zwar nur für eins ihrer beiden Pferde. Als wir die Excel-Auflistung der Futtereinkäufe und die Summe am Ende sehen, fragen wir uns automatisch: Wann lohnen sich Zusatzfuttermittel eigentlich, wann bringen sie unseren Pferden echten Mehrwert – und wann wird uns im ein oder anderen Fall nicht doch etwas angepriesen, das nicht ganz so viel nutzt? Wir haben mit Fütterungsspezialistin Dr. Anne Mößeler ein paar Futtermitteldeklarationen und -bestandteile genauer unter die Lupe genommen – und verraten euch, was sich wirklich lohnt.
Eiweiß- und Aminosäuren-Präparate als Zusatz
Eiweiß-Ergänzungsfuttermittel stehen bei uns Reitern seit einigen Jahren hoch im Kurs. Und das in vielen Fällen auch zurecht, meint Tierärztin Dr. Anne Mößeler: etwa nach der verregneten Raufutter-Ernte im vergangenen Jahr. "Da wurde das Heu oft erst spät reingeholt, hat daher in vielen Fällen einen geringen Eiweiß-Anteil und einen noch niedrigeren Gehalt an dünndarmverdaulichem Rohprotein”, sagt die Fütterungsspezialistin. Auch Pferde, die wieder auftrainiert werden, oder Tiere auf Diät brauchen oft mehr Eiweiß.
Reicht für solche Fälle ein Futter wie Sojaextraktionsschrot oder Leinkuchenpellets? Hier liegt der Rohproteinanteil schließlich auch bei 40 bzw. 30 Prozent, ähnlich wie bei speziellem Muskel-Futter; nur ist der Preis pro Futter-Kilo erheblich günstiger. Eiweiß liefern diese beiden Beispiel-Futter auf jeden Fall, sagt Dr. Anne Mößeler, aber: "Man muss sich klar sein, dass so ein Einzelfuttermittel nicht hundertprozentig das ‚passende’ Aminosäuremuster für das Pferd bieten kann.”
Kurzer Futter-Theorie-Einschub: Die rund 20 Aminosäuren sind Bausteine von Proteinen. Ohne sie läuft nicht viel im Pferdekörper. Neun von ihnen sind essenziell, heißt: Das Pferd kann sie nicht selbst bilden, sondern muss sie übers Futter aufnehmen. Von diesen neun gelten wiederum vier als erstlimitierend (Lysin, Threonin, Methionin, Tryptophan). Sind sie nicht vorhanden, kann der Körper viele Proteine nicht bilden, weil jedes Protein einen anderen Bauplan hat. Menge und Relation der einzelnen Aminosäuren bilden das Aminosäuremuster.
Ist ein Zusatzfutter besonders nah dran an diesem spezifischen Muster, wirkt es auch gut. "In der Nutztierfütterung, also etwa bei Schweinen oder Geflügel, wird daher seit Jahren auf synthetisch zugesetzte Aminosäuren gesetzt”, weiß Dr. Mößeler. Die haben einen weiteren Vorteil: Reine Aminosäuren sind nicht an Futterbestandteile wie Fasern gebunden, müssen also nicht aufwändig im Verdauungstrakt aufgeknackt werden, sondern lassen sich leichter absorbieren. Es kommt also mehr davon im Pferd an.
Heißt: Wer gezielt die Leistungsfähigkeit oder den Muskelaufbau seines Pferds steigern will, erreicht das mit einem Aminosäuren-Präparat besser und genauer als "nur” mit einem Eiweiß-Lieferanten.
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Futterzusatz für den Darm: Bierhefe und inaktivierte Hefe
Bierhefe, Hefeerzeugnisse, Lebendhefe, inaktivierte Hefe – und am Ende steht doch bei jeder Deklaration "Saccharomyces cerevisiae” (SC). Also alles das Gleiche? Zwar gibt es im europäischen Futtermittelrecht keine Deklarationsunterschiede, was etwa die Produktion oder den Stamm der Hefen angeht. Aber bei genauerem Hinschauen finden sich doch Unterschiede.
Bei Lebendhefe (Probiotika) sollen aktive Hefezellen den Darm erreichen; davon sind allerdings nur wenige zugelassen, und der Nutzen solcher Futterzusätze ist umstritten. Echte Bierhefe zählt zu den Präbiotika und enthält viele Zellwandkohlenhydrate. Relativ neu ist die Gruppe der Postbiotika: Hier ist die Hefe ebenfalls inaktiv, soll aber noch deren Stoffwechselprodukte enthalten und damit das Mikrobiom im Darm unterstützen.

Hier noch ein Pülverchen, da noch ein Schippchen: Skeptisch sollte man vor allem bei schnellen Wirkversprechen sein. Wundermittel fallen nämlich selten in den Futtertrog.
Die Idee, gezielt Fermentationsprodukte wie flüchtige Fettsäuren in den Darm "einzuschleusen”, ist nicht neu und kommt aus der Nutztierfütterung, sagt Tierärztin Dr. Anne Mößeler. Sie findet es allerdings schwierig, die Wirkweise von solchen Zusatzfuttermitteln abzuschätzen: "Stoffwechselprodukte der Mikroflora werden im Darm in großer Menge gebildet. Bei einer gesunden Darmflora ist der Zusatz solcher Präparate sicher nicht notwendig. Bei Dysbiosen oder nach schweren Koliken kann es gegebenenfalls in Ausnahmefällen sinnvoll sein, dann aber gerne in Kombi mit Präbiotika.” Sie würde eher auf eine Kombi aus echter (inaktiver) Bierhefe und Biertreber setzen: "Da verbinde ich den hohen B-Vitamin-Gehalt mit bestimmten Kohlenhydratverbindungen, die sich positiv aufs Immunsystem auswirken können.”
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Unterstützende Zusätze für die Gelenke
Arthrose ist bei Pferden leider weit verbreitet. Glücklicherweise gibt’s zahlreiche Futterzusätze dagegen: MSM (Methylsulfonylmethan, eine Schwefelverbindung), Glucosamine (Bestandteil von Knorpel und Gelenkflüssigkeit sowie Baustein für Glykosaminglykane (GAG)), Kollagen oder Grünlippmuschel. Es kann sein, dass diese Bestandteile helfen. Aber, so Dr. Mößeler: "Bei Gelenkgeschichten ist die Wirkung von bestimmten Zusätzen immer etwas tricky, da ist längst nicht jede angebliche Wirkung bewiesen.”
Bei der Grünlippmuschel beispielsweise und den darin enthaltenen Glykosaminoglykanen fehlen etwa im Humanbereich fundierte Studien, die einen eindeutigen Zusammenhang zwischen Muschelpulvern oder -extrakten und dem Erhalt gesunder Gelenke nachweisen. Hersteller dürfen daher laut Europäischer Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) nicht mit gesundheitsbezogenen Angaben werben. Allerdings, so Dr. Anne Mößeler, könnte die Muschel auf eine andere Art und Weise wirken: durch den hohen Gehalt an Omega-3-Fettsäuren.
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Auch Öl ist Zusatzfutter: Von Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren
Leinöl ist preislich nicht günstig. Also lieber zum Sonnenblumenöl aus dem Supermarkt greifen? In punkto Kalorien sind die Öle vergleichbar, aber da hört’s dann auf. Denn während beispielsweise Sonnenblumenöl einen hohen Anteil an zweifach ungesättigten Fettsäuren (Omega-6-Fettsäuren) enthält, punktet Leinöl mit mehrfach ungesättigten Fettsäuren, insbesondere Alpha-Linolensäure (Omega-3-Fettsäuren). Die gilt als entzündungshemmend; weil sie auch in Heu oder Gras vorkommt, ist der Pferdekörper vermutlich auf ihre Aufnahme gepolt. Diese Fettsäure ist eine Vorstufe von Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA),und die sind essenziell für den Pferdekörper.
Leichter machen wir unseren Pferden die Aufnahme, wenn wir zu Seealgenölen als Zusatzfuttermittel greifen: Hier sind EPA und DHA bereits biologisch verfügbar, müssen also nicht erst umgewandelt werden. Beide Fettsäuren können positiv bei chronischen Lungenerkrankungen oder Arthrose wirken. "Bei einem hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren in der Ration muss ich für ausreichend Vitamin E als Antioxidans sorgen”, sagt Dr. Anne Mößeler.
Die Fütterungsexpertin plädiert aber dafür, sein Geld statt in Ergänzungsfuttermittel erst in eine Grundfutteranalyse zu investieren, um zu wissen, was dem Pferd wirklich an Nährstoffen fehlt. Und wir sollten uns nicht täuschen lassen: "Mit fünf Gramm Pulver lässt sich kein multifaktorielles Kotwasser beheben, und so mancher Energie-Booster hat letztlich nur dieselbe Wirkung wie zwei Stück Würfelzucker.” Das ist dann wirklich nix für die Futtertonne.

Dr. Anne Mösseler ist Fachtierärztin für Tierernährung und Diätetik sowie European Veterinary Specialist in Comparative Nutrition (ECVN). Sie berät Pferdebesitzer bundesweit in Fütterungsfragen. Mehr Infos unter praxis-moesseler.de