Angaben zum Inhalt sind selten Pflicht
Auch bei Pflegeprodukten für Pferde gibt es keine Grenzwerte für Schadstoffe. Dazu kommt: "Die Hersteller müssen die genauen Inhaltsstoffe nicht auf der Verpackung angeben, es sei denn, sie sind deklarationspflichtig wie etwa Permethrin", erklärt Ulrike Siemers. Das erschwert die Orientierung für Pferdehalter enorm.
Insektenschutz mit Nervengift
Wirksame synthetische Insektizide sind zum Beispiel Diethyltoluamid (DEET) und Icaridin. Sie gelten als unschädlich, können jedoch in Einzelfällen Hautreizungen auslösen.
Umstritten ist dagegen Permethrin, eine künstlich hergestellte Variante des Pyrethrums, das in Chrysanthemen vorkommt und auf Insekten tödlich wirkt. Permethrin ist deklarationspflichtig, das heißt, es muss auf der Packung angegeben werden. Erhältlich ist Insektenschutz mit Permethrin nur über den Tierarzt oder die Apotheke. Der Wirkstoff wird auch zum Holz- und Pflanzenschutz angewendet. Auch Fliegendecken für Pferde können mit Permethrin behandelt sein. Der Stoff ist im Gewebe verankert und übersteht mehrere Wäschen.
"Permethrin kann auf das Nervensystem wirken. Beim Menschen können sich bei hohen und langanhaltenden Belastungen Symptome von Zittern der Muskeln bis hin zu Muskelkrämpfen, Erschöpfung, Übererregbarkeit, Störungen der Bewegungskoordination und eventuell Muskellähmung zeigen", sagt Ulrike Siemers. Aufs Pferd könnte das Nervengift ähnlich wirken.
Natürliche Pflege mit Allergie-Potenzial
Natürliche Insektenrepellents und Pflegeprodukte sind nicht zwangsläufig harmloser als synthetische: "Ätherische Öle mit insektenabwehrender Wirkung wie Nelkenöl können die Haut reizen", erklärt Professor Kienzle.
Vorsicht ist vor allem beim Teebaumöl geboten, das in Insekten- und Hautpflegemitteln enthalten sein kann: "Teebaumöl ist eines der stärksten Allergene, die wir kennen – für Pferde und für Menschen", erklärt Professor Kienzle. "Ich habe schon starke Hautschädigungen gesehen, die Narben hinterlassen haben."
Beim Aufsprühen von teebaumölhaltigem Insektenschutz besteht zudem die Gefahr, dass es von Mensch und Pferd eingeatmet wird. Auch hier drohen Allergien.
Shampoo mit Formaldehyd:
Shampoos enthalten waschaktive Substanzen, Duftstoffe und Konservierungsmittel. Bedenklich ist zum Beispiel das krebserregende Formaldehyd, das zur Konservierung zum Einsatz kommen kann.
"Leider ist die Verwendung von Formaldehyd für viele Bedarfsgegenstände bei uns noch nicht verboten", erklärt Ulrike Siemers. Sind die Inhaltsstoffe nicht auf der Packung angegeben, kann man beim Hersteller nachfragen, ob kritische Substanzen enthalten sind.
Grund zur Panik besteht jedoch nicht, denn kein Pferd wird jeden Tag komplett mit Shampoo gewaschen. Wichtig ist, zur Pferdepflege Produkte mit einem leicht sauren pH-Wert zu verwenden, der dem der Pferdehaut entspricht. Basische Produkte können den natürlichen Säureschutzmantel der Haut stören.