FEI-Bericht enthüllt Details im Fall Cesar Para: So brutal hat er seine Pferde behandelt

Kreative Grausamkeit
FEI-Bericht enthüllt Details im Fall Cesar Parra

ArtikeldatumVeröffentlicht am 07.10.2025
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Cesar Parra im Dressurviereck zum Festival of Champions
Foto: Icon Sports Wire/ gettyimages

Parra, der 2004 bei den Olympischen Spielen für die USA startete, war bereits im August von der FEI für 15 Jahre gesperrt worden. CAVALLO berichtete. Nun zeigt der veröffentlichte Bericht des FEI-Tribunals, mit welchen Methoden der Reiter seine Pferde gequält haben soll.

Kreative Grausamkeit und völlige Gleichgültigkeit

Das Tribunal zeigte sich "erstaunt, wie kreativ Parra darin war, Techniken und Praktiken zu finden, die Pferden Schmerzen zufügen – in völliger Gleichgültigkeit gegenüber ihrem Leiden". Die Richter stellten fest, dass Parra wiederholt und über Jahre hinweg mehrere Pferde misshandelt habe – mit übermäßigem Einsatz von Gerte und Sporen, harter Handführung, sowie dem Gebrauch von "missbräuchlicher Ausrüstung". Dazu zählten laut Bericht Metallmuttern unter dem Nasenriemen, elastische Fesseln und Riemensysteme zur Bewegungseinschränkung.

Die FEI kam zu dem Schluss, dass Parra "das physische und psychische Wohl der Pferde aufs Spiel gesetzt" habe, um vollständige Unterwerfung zu erzwingen – getrieben von Wettkampf- und Geschäftsinteressen.

Zeugenaussagen schildern systematischen Missbrauch

Die FEI legte dem Tribunal 29 Videos, 25 Fotos und vier Zeugenaussagen vor. Ehemalige Mitarbeiter berichteten von offenen Wunden, Maulverletzungen, Blutungen und täglichem Schlagen mit der Gerte. Pferde seien mit dem Kopf stundenlang festgebunden worden, teilweise gleichzeitig vom Boden aus geschlagen worden.

Eine Zeugin schilderte, die Tiere seien in einem "sehr schlechten mentalen Zustand" gewesen – sie hätten vor Angst uriniert, ihre Augen seien "riesig vor Furcht" geworden, sobald Parra sich näherte.

Andere Beobachtungen betrafen Training in Hyperflexion und ein Flaschenzugsystem, mit dem Pferde zur Bewegungseinschränkung gezwungen worden seien. Nicht alle Vorwürfe wurden bestätigt – etwa der Einsatz elektrischer Sporen oder von Stacheldraht-ähnlicher Zäumung.

Parra bestreitet Vorwürfe: "Fehler, aber kein Missbrauch"

Parra selbst bestritt sämtliche Missbrauchsvorwürfe. In seiner Verteidigung legte er 54 eidesstattliche Erklärungen vor – von Kunden, Trainern, Hufschmieden und Freunden –, die bezeugen, niemals Misshandlungen beobachtet zu haben. Seine Anwälte argumentierten, die FEI habe Videos aus dem Kontext gerissen und "selektiv Beweise" präsentiert.

Parra räumte laut Bericht zwar ein, einige Trainingsmethoden zu bereuen und "manche Fehler" gemacht zu haben, betonte jedoch, dass er seine Pferde liebe und sie für ihn "sein Leben" seien. Er sprach von "Trainingsfehlern, aber keinem Missbrauch".

Tribunal: "Schwerwiegender, wiederholter Missbrauch"

Das FEI-Tribunal kam zu einem anderen Schluss: Der Fall zeige "mehrere und wiederholte Fälle von Misshandlung über einen längeren Zeitraum". Das Verhalten Paras stelle "klaren Pferdemissbrauch" dar – eines der schwersten Vergehen im Reitsport.

Wie wir im August bereits berichteten, wurde Parra zu einer 15-jährigen Sperre, einer Geldstrafe von 15.000 Schweizer Franken sowie 10.000 Franken Verfahrenskosten verurteilt. Er hat daraufhin Berufung beim Internationalen Sportgerichtshof (CAS) eingelegt und beharrt weiterhin darauf, das Urteil anzufechten.

Kommentar: Kreative Grausamkeit getarnt als Trainingstechnik

Mit jedem einzelnen Detail, das aus dem FEI-Bericht über Cesar Parra hervorgeht, wächst mein Entsetzen und meine persönliche Abscheu diesem Menschen gegenüber. Was hier beschrieben wird, hat nichts mehr mit Reitsport, Ausbildung oder gar "Trainingstechniken" zu tun – es ist die blanke Grausamkeit.

Ich habe in den vergangenen Monaten schon mehrfach über Cesar Parra geschrieben. Und doch fehlen mir nach der Veröffentlichung des vollständigen FEI-Berichts erneut die Worte. Was dort dokumentiert ist, übersteigt alles, was man sich in einem zivilisierten und von gegenseitigem Vertrauen geprägten Pferdesport vorstellen möchte.

Mit jeder dort veröffentlichten Zeile wird deutlicher, wie systematisch und kaltblütig dieser Mann über Jahre hinweg Pferde gequält hat – und wie erschütternd gleichgültig er gegenüber ihrem Leid war. Es ist einfach ekelhaft, was diesen Tieren angetan wurde – und dass ein Mensch, der sich selbst als "Pferdeliebhaber" bezeichnet, zu so etwas fähig ist. Und genau deshalb werde ich auch nicht müde, das zu sagen: Wer Pferde so behandelt, wer ihre Körper und Seelen für sportliche oder kommerzielle Zwecke bricht, gehört für immer aus dem Sport verbannt und sollte ein allgemeines Pferdehaltungs-Verbot bekommen. Punkt.