Nach Sperre: Andreas Helgstrand ist zurück im EM-Team!

Nach Tierschutz-Eklat und Sperre
Andreas Helgstrand ist zurück im EM-Team!

Veröffentlicht am 15.07.2025
FEI European Championships Dressage 2023 - Andreas Helgstrand mit Jovian in der Dressurprüfung im Seitenprofil
Foto: DeFodi Images/ gettyimages

Helgstrands Rückkehr nach umstrittener Sperre wegen Tierschutzverstößen

Der international bekannte Dressurreiter Andreas Helgstrand wird bei der Dressur-Europameisterschaft 2025 (26.–31. August) wieder für Dänemark antreten. Helgstrand war nach Enthüllungen über tierschutzwidrige Trainingsmethoden durch eine TV2-Reportage im November 2023 vom Dänischen Reiterverband (Dansk Ride Forbund, DRF) suspendiert worden.

Die Aufnahmen zeigten problematisches Verhalten auf seiner Anlage Helgstrand Dressage, woraufhin der DRF ihn aus dem Nationalteam ausschloss. Die Sperre wurde zunächst bis Ende 2024 verhängt, später jedoch um drei Monate verlängert – aufgrund eines "Trainerverstoßes" im Zusammenhang mit einem weiteren geleakten Video, das unter anderem die Reiterin Carina Cassøe Krüth beim wiederholten Einsatz der Gerte zeigte.

Sportliches Comeback mit Jovian

Am 3. Januar 2025 endete Helgstrands Sperre. Bereits im Februar zeigte er bei einem nationalen Turnier in Hjallerup mit dem Hengst Jovian eine starke Leistung: 77,97 % im Grand Prix bedeuteten den Sieg. International traten sie seither unter anderem in Herning, Hagen und Aachen an. Beim Nationenpreis in Aachen erzielte das Paar mit 72,59 % die höchste Wertung im dänischen Team, das den fünften Platz belegte.

Star-Reiterin Nanna Skodborg Merrald fehlt im EM-Kader

Nicht im dänischen EM-Aufgebot ist Nanna Skodborg Merrald, die bei den Olympischen Spielen in Paris mit Blue Hors Zepter die Silbermedaille gewann. Sie pausiert seit März, da der Stall Blue Hors alle Pferde aus dem Turniersport zurückzog – als Reaktion auf die laufende Diskussion um Pferdewohl im Leistungssport in Dänemark.

Cathrine Laudrup-Dufour setzt auf Klasse statt Quantität

Die einzige Reiterin aus dem olympischen Silberteam, die bei der EM in Crozet dabei ist, ist Cathrine Laudrup-Dufour mit der 16-jährigen Stute Mount St. John Freestyle. Das Paar stellte im Februar in Göteborg mit 91,14 % eine neue persönliche Bestmarke auf, verzichtete jedoch auf einen Start in Aachen. "Wir hatten eine Trainingseinheit, bei der Freestyle nicht in Bestform war – daher wollten wir nichts überstürzen", so Laudrup-Dufour.

Dänisches Dressurteam für die Europameisterschaft 2025

Das dänische Team für die Dressur-EM 2025 in Crozet (in alphabetischer Reihenfolge):

  • Rikke Dupont mit Grand Galiano
  • Cathrine Laudrup-Dufour mit Mount St. John Freestyle
  • Andreas Helgstrand mit Jovian
  • Nadja Aaboe Sloth mit Favour Gersdorf
  • Reserve: Anna Toosbuy Rasch mit Everian

Kommentar:

Andreas Helgstrand ist zurück. Wieder einmal. Nach Sperren, Skandalen und schockierenden Bildern steht er im Aufgebot für die Dressur-Europameisterschaft 2025 – als wäre nichts gewesen. Als hätte es die verstörenden Videoaufnahmen nie gegeben, in denen Pferde unter seiner Verantwortung mit fragwürdigen Methoden "trainiert", gequält, überfordert und ihrer Würde beraubt wurden. Können wir diese Bilder so schnell vergessen – nur weil der Reiter nun wieder mit 77 Prozent im Grand Prix bepunktet wird? Mir fehlen ehrlich gesagt die Worte. In einer Branche, die sich immer wieder in Tierschutzdebatten verliert, wäre jetzt der Moment gewesen, Rückgrat zu zeigen. Stattdessen wird ein Mann mit belasteter Vergangenheit wieder in den Olymp des Dressursports gehoben. Können wir wirklich einfach so zur Tagesordnung übergehen? Der Pferdesport will stolz auf seine Werte sein, will in Zukunft das Pferdewohl noch mehr in den Fokus rücken. Dann braucht er aber verdammt nochmal auch eine Erinnerung, die länger als eine Turniersaison anhält. Mein persönlicher Standpunkt zum Thema ist klar: Die Rückkehr Helgstrands ist kein Neuanfang, sie ist ein Rückschritt. Sie sendet ein fatales Signal an unsere Nachwuchsreiter, an renommierte Ausbilder und an die Öffentlichkeit: Wer prominent genug ist, dem wird verziehen – schneller als dem Pferd die Sporen gegeben sind.