Egal, ob wir im Traum einen Löwen sehen, der sinnbildlich für Mut und Macht steht, oder ein Pferd als Zeichen der Lebensenergie: „Tiere begegnen uns dann des Nachts, wenn wir unsere Instinktseite am Tag vernachlässigt haben“, erklärt Traumexpertin Margret Schlüter-Teichmann aus Bad Homburg.
„Träumen wir von Tieren, so sorgt unser Bewusstsein dafür, dass wir unsere Instinkte nutzen. Wollen Sie mehr über die Bedeutung Ihrer Pferde-Träume wissen, so rät Fachautorin Schlüter-Teichmann, vor allem einer Frage Beachtung zu schenken: Was tut das Pferd im Traum, und was tue ich?
Wie ist das nun mit Menschen, die in ihrem Beruf mit Pferden zu tun haben? Träumen sie überhaupt noch von den Tieren, mit denen sie täglich arbeiten? CAVALLO hörte sich um und fragte Profis aus der Pferdebranche nach ihren Träumen. Dabei wird deutlich, dass Pferde durchaus in Träumen vorkommen – und dass kein Traumerlebnis dem anderen gleicht. „Entscheidend für die Deutung eines Traums ist, ob wir das Pferd, das uns erscheint, kennen oder nicht“, weiß Margret Schlüter-Teichmann.
„Träumen wir von bekannten Tieren, sind wir mit unserer Instinktseite vertraut. Schlummern diese Kräfte im Unterbewussten, träumen wir von unbekannten, oft schwarzen Pferden.“
Dr. Robert Stodulka, Veterinär an der Wiener Hofreitschule, träumt häufig „von den eigenen, aber auch von fremden Rössern“. Das Kuriose an seinen Träumen sei, sagt der von spanischen Pferden begeisterte Fachtierarzt, „dass ich Probleme, die ich am Tag beim Reiten habe, im Schlaf löse“.
Wenn Menschen von bestimmten Pferderassen mit spezifischen Eigenschaften träumen, „werden sie auf deren Talente aufmerksam, um diese zu nutzen“, verdeutlicht Schlüter-Teichmann, die selbst Traumworkshops leitet.
Profis reiten Prüfungen im Traum

„Besonders nach den Olympischen Spielen rückten Träume über die Prüfungsritte in mein Bewusstsein“, so Heike Kemmer. Auf die Frage, ob sie sich an bedrohliche Träume erinnere, in denen Pferde eine Rolle spielten, sagt die Berufsreiterin aus Winsen an der Aller: „Sicher sind auch mal negative Dinge dabei. Aber nie etwas, das mich wirklich erschreckt hat.“
Anders geht es Karen Rohlf aus den USA, die für ihre Lehre der „Dressage Naturally“ geschätzt wird. Sie beschreibt einen Traum, in dem sie vergaß, ein Pferd zu füttern und zu tränken. „Egal, welche Anstrengungen ich im Traum unternahm“, erzählt Rohlf, „ich schaffte es nicht, dem Pferd zu helfen – ein Albtraum.“
Traumbilder: "Eins-Sein" mit dem Pferd

Ein solches, sich fast einer Symbiose näherndes Traumbild rekonstruiert Steffie Schade, Tochter des Pferdetrainers und Buchautors Peter Pfister: „Es gab eine Phase, in der träumte ich von zwei Pferden, die in meiner Vergangenheit für mich wichtig waren. Was mir am stärksten in Erinnerung blieb, war das wunderbare Gefühl des Eins-Seins mit dem sattellosen Pferd im Galopp“, erzählt sie.
Hakan Alp, Garrocha-Spezialist und Ausbilder der Klassisch- Portugiesischen Dressur, fühlte sich seinen Pferden im Traum ähnlich nahe: „In einem meiner beeindruckendsten Träume konnte ich mich selbst beim Reiten eines Pferds beobachten. Dabei fiel mir auf, dass meine Beine mit denen des Pferds verschmolzen waren. Ich konnte die Hufe des Pferds spüren, als seien es meine Füße. Dieses traumhafte Gefühl versuche ich beim Reiten immer aufs Neue zu erleben.“ Und Hakan Alp fügt hinzu: „Für dieses Gefühl danke ich den Pferden.“
Träume spiegeln Verborgenes

Barbara Welter-Böller, Spezialistin für Osteopathische Pferdetherapie aus Overath, erinnert sich an eine Traumsequenz mit Pferden, die für ihre persönliche Entwicklung eine bedeutende Rolle spielte: „Für mich gab es vor zirka acht Jahren einen Traum, der den Umgang mit meinen Pferden sehr veränderte. Ich träumte von einer Botschaft, die mir sagte: ,Du brauchst deine Pferde nicht mehr.’ Zutiefst erschrocken und verstört wachte ich danach auf.“
Barbara Welter-Böller suchte nach der Bedeutung des Traums: „Als ich zur Ruhe gekommen war, begann sich die Nachricht für mich zu entschlüsseln. Ich hatte zu dieser Zeit viele persönliche Reifungsprozesse hinter mir, und plötzlich begriff ich, dass ich die Pferde nicht mehr für meine persönlichen Bedürfnisse, für mein Ego brauchte“, gesteht die Physiotherapeutin.
„Seit diesem Traum hat sich der Umgang mit meinen Pferden verändert. Ich bin souveräner und weniger ehrgeizig. Das Reiten betrachte ich als fröhliche Form des Gesundheitssports, für die Pferde und für mich.“
„Real besteht oft kein Grund, sich wegen solcher Träume Sorgen zu machen“, urteilt Traumberaterin Margret Schlüter-Teichmann. „Man kann danach offenbar besser loslassen.“
Geliebte Pferde loslassen

„Schlimme Ereignisse, wie der Tod eines Fohlens, haben mich nächtelang im Traum verfolgt“, erzählt Sabine Ellinger. „Offenbar hat sich mein Unterbewusstsein viel stärker damit beschäftigt, als ich es tagsüber getan habe.“
Abschied nehmen von geliebten Pferden, wenn diese krankheitsbedingt eingeschläfert werden mussten – das ließ auch Elke Potucek nachts nicht mehr los. „In zwei Träumen erschienen mir die Pferde in einem Lichterkranz. Dabei sahen sie gesund und proper aus“, erinnert sie sich.
Es gibt aber auch Pferdeprofis, die nicht von Pferden träumen – wie die Schweizer Parelli-Instruktorin Carmen Zulauf aus Avenches. Ihre Erklärung hierfür klingt einleuchtend, bei aller Einfachheit: „Meine Pferde sind so sehr ein Teil von mir, dass ich meine Träume mit ihnen verwirklichen kann.“
Die Traumdeuterin

Margret Schlüter-Teichmann ist Traumexpertin, leitet Traumworkshops und führt Beratungen zu Träumen durch. Ihr Anliegen ist es, positive Botschaften von Träumen zu erkennen, versteckte Talente und kreatives Potenzial bewusst zu machen.
Die Autorin publiziert seit über zwei Jahrzehnten in Fachzeitschriften, hält Vorträge und macht Hörfunksendungen zum Thema Träume. Ihr Buch „Träume – Geschenke der Nacht“ (14,90 Euro, ISBN 3-8938-5395-2) ist im Windpferd Verlag erschienen.