Problemen mit dem Pferd auf den Grund gehen
Wo liegt das Problem?

Finden Sie die Wurzel des Problems. Wir zeigen, wie Sie Ihr Pferde dazu besser einschätzen und was seine Körpersprache aussagt.

CAV Kommunikation Was Pferde sagen Aufmacher
Foto: Rädlein

Kannst du nicht, willst du nicht oder verstehst du gerade einfach nur Bahnhof? Wenn wir unser Pferd das in Problemsituationen fragen könnten, sähe die Welt häufig schon ganz anders aus und der Schlüssel zur Lösung wäre schnell gefunden.

Unser Selbstcheck soll Ihnen daher dabei helfen, die Problemursache zu finden – egal ob immer wieder kleine Ungereimtheiten auftauchen, oder eine bestimmte Situation mit Ihrem Pferd Sie an den Rand der Verzweiflung treibt.

Schnell-Check

Unser Test ist in zwei Schritte aufgeteilt: Zunächst ordnen Sie Ihr Pferd einem Typ zu, um zu sehen, welches Themengebiet bei Ihnen die größte Rolle spielt: Testet Ihr Pferd oft Ihre Führung und WILL sich Ihnen nicht anschließen? Ist es ein kleiner Hasenfuß, der aus Angst Aufgaben nicht lösen KANN? Oder muss es einfach erst mal KAPIEREN, was Sie wollen? Dieses Wissen zeigt Ihnen, woran Sie grundsätzlich mit Ihrem Pferd arbeiten sollten, um Probleme zu vermeiden.

In Schritt zwei des Checks erfahren Sie mehr über Mimik und Körpersprache in schwierigen Situationen und können so besser beurteilen, ob Sie in einem bestimmten Moment genauer erklären, besser führen oder Ihr Pferd ermutigen müssen – das ist wichtig, da beispielsweise auch dominante Pferde einmal Angst haben können. Haben Sie den Kern des Problems gefunden, geben wir Ihnen den passenden Lösungsweg an die Hand.

Schritt 1: Pferde-Typ nach der TCM einschätzen

Ob Herz-Typ, Nieren-Typ, Lungen-Typ, Leber- oder Milz-Typ: Die Einteilung in Pferde-Typen nach der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) hilft Ihnen, Ihr Pferd richtig einzuschätzen und anschließend den Lösungsweg für Ihr Pferd zu finden.

Je nach Typ stehen bestimmte Wesensmerkmale und Körpermerkmale im Vordergrund. Diese bestimmen die Hauptthemen: ob es eher ums Können, Kapieren oder Wollen geht.

Probieren Sie es aus, in unserer Bilderstrecke finden Sie die einzelnen Typen.

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Lisa Rädlein
CAVALLO Das Pferd einschätzen - Einteilung in Typen nach der traditionellen chinesischen Medizin

Schritt 2: Die Körpersprache deuten

„Um Probleme zu lösen, müssen wir lernen, Pferde zu lesen“, sagt Ausbilder Berni Zambail. Ein gutes Auge für die Signale des Pferds hilft Ihnen, konkrete Situationen besser einzuschätzen und richtig zu reagieren.

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Lisa Rädlein
CAVALLO Die Körpersprache deuten

Schmerzen ausschließen

Prüfen Sie immer, ob Ihr Pferd Schmerzen hat. Lassen Sie Ihr Pferd also bei immer wieder auftretenden Problemen auch tierärztlich untersuchen. Ein Schmerzgesicht erkennen Sie an steif rückwärts gerichteten Ohren, Muskelanspannung oberhalb der Augen oder auch graduell geschlossenen Augen. Die Kaumuskulatur ist häufig angespannt und tritt hervor, Nüstern und Maul sind angespannt, das Kinn tritt deutlich hervor.

Körperliche Grenzen

Überlegen Sie immer genau, ob Ihr Pferd eine Übung überhaupt aus körperlicher Sicht ausführen kann. Haben Sie gut erklärt, hat Ihr Pferd keine Angst und testet auch nicht Ihre Führungsqualitäten und eine Übung klappt dennoch nicht, fehlt im meist etwa Kraft oder Balance. Hilfreich kann es sein, Übungen in kleine Schritte zu zerlegen.

Kapieren

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Lisa Rädlein
CAVALLO Die Körpersprache deuten

„Wer ein Pferd gut kennt, kann meistens erkennen, wann ihm tausend Fragezeichen im Gesicht stehen“, sagt Westerntrainerin Yvonne Gutsche. Ein irritiertes Pferd bewegt seine Ohren häufig nervös zu allen Seiten und lässt sie dann in unterschiedlichen Richtungen stehen. Der Blick ist unruhig, die Nüstern blähen sich abwechselnd auf und ziehen sich wieder zusammen. Die Lippen sind häufig aufeinandergepresst.

Achtung: Einige Pferdetypen können auch aggressiv reagieren, wenn sie etwas nicht verstehen, etwa der Leber-Typ. Die gemütliche Milz neigt eher zu scheinbar sturem Verhalten, wenn sie nicht genau weiß, was sie tun soll.

Können

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Lisa Rädlein
CAVALLO Die Körpersprache deuten

„Hört Ihr Pferd kurzzeitig auf zu atmen oder atmet flacher, ist das ein Zeichen für Angst“, erklärt Berni Zambail. Er rät, auf den Bauch zu achten: Geht die Atmung viel flacher, aber schneller als sonst, ist das ein Zeichen für Angst. Die Oberlinie ist meist angespannt, der Unterhals herausgedrückt.

„Bewegt sich das Pferd zögerlich und hält das Bein am höchsten Punkt scheinbar in der Bewegung an, ist es ängstlich“, so Zambail. Zudem steigt die Herzfrequenz, der Herzschlag ist eventuell spürbar. Die Gesichtsmuskulatur ist angespannt, die Ohren seitlich nach unten oder leicht nach hinten gerichtet. Die Nüstern sind gebläht, die Unterlippe schiebt sich zurück.

Wollen

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Lisa Rädlein
CAVALLO Die Körpersprache deuten

Ihr Pferd zeigt in einer problematischen Situation Anzeichen von Aggression Ihnen gegenüber. Zeichen dafür sind etwa ein höherer Muskeltonus, nach hinten gerichtete Ohren, ein etwas verkniffenes Maul und nach hinten oben gezogene Nüstern. Die Oberlippe weicht zurück, die Unterlippe schiebt sich vor.

Achtung: Schließen Sie aus, dass Schmerzen hinter dem aggressiven Verhalten stecken, etwa bei Sattelzwang. Deutet das Pferd an, Sie zu treten, rempelt Sie an oder dringt in Ihre Privatzone ein, verhält es sich in diesem Moment ebenfalls dominant. Auch wenn das Pferd Sie völlig ignoriert, ist das oft ein Hinweis, dass es Sie testet.

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4 / 2023

Erscheinungsdatum 15.03.2023