Das sagt der Breitensportler zum Lob während der Prüfung
Die WBO (Wettbewerbsordnung) als Grundlage breitensportlicher Veranstaltungen ist kein strenges Korsett aus Festlegungen und Verboten, sondern eine riesige Sammlung von Hilfestellungen für Pferdesportler und Veranstalter. In diesem Grundverständnis ist es natürlich nicht verboten, sein Pferd für eine korrekt erbrachte Aufgabe zu loben, ganz im Gegenteil: Das Loben des Pferds in einer Prüfungssituation schafft Vertrauen und gibt dem Pferd Bestätigung, alles richtig gemacht zu haben. Auch Stimmhilfen sind nach WBO nicht verboten. Sie können nicht nur bei Geschicklichkeitswettbewerben der Motivation des Pferds und zur Pferdeschonung dienen. Wenn in Prüfungen nach der Leistungsprüfungsordnung (LPO) allerdings die korrekte Hilfengebung überprüft wird, geschieht dies immer auf der Grundlage des gesamten Turniersports, den "Richtlinien für Reiten und Fahren, Band 1". Hier gehören Stimmhilfen nicht zur korrekten Hilfengebung. Ich halte das auch für sinnvoll. Denn wer dressurmäßig auf einem Turnier startet, möchte nachweisen, dass er und sein Pferd einen entsprechenden Ausbildungstand erreicht haben. Stimmhilfen sind während der Ausbildung des Pferdes durchaus hilfreich. In der Dressuraufgabe sind sie fehl am Platz. Ich würde es irritierend finden, wenn im Viereck oder auf dem Vorbereitungsplatz jeder ständig schnalzt, sein Pferd mit lautem "Zurück" zum Rückwärtsrichten auffordert oder vielleicht sogar massivere "Stimmhilfen" gibt. Und ich vermute, dass es viele Pferde ähnlich irritieren würde.

Lukas Vogt, Beauftragter für Breitensport, Pferdesportverband Baden-Württemberg
Das sagt die Westerntrainerin zum Problem beim Loben
In der Westernreiterei darf ich laut EWU-Regularien das Pferd während einer Prüfung nicht berühren, also mich beispielsweise weder in der Mähne festhalten, noch darf ich es loben, etwa, indem ich es am Hals klopfe. Hier führt also der Einsatz der freien Hand nach Paragraph 155 zu einem Null-Score. Stimmhilfen sind jedoch erlaubt. Ein Problem beim Loben ist: Was wir als Lob meinen, muss vom Pferd nicht auch als Lob verstanden werden. Meistens kommt das Lob dafür auch viel zu spät. Das übliche Klopfen am Hals kann das Pferd nicht mehr der entsprechenden Aktion zuordnen. Seine Aufmerksamkeit geht auf das Klopfen und weg von dem, was es gerade tut. Die Verknüpfung Lob/Aktion passt nicht mehr. Wenn man das Pferd zum Beispiel immer nach der Prüfung auf dem Weg zum Ausgang lobt, lernt das Pferd zum Ausgang zu ziehen. Es verbindet dieses Lob nicht mit der Prüfung, die es gerade absolviert hat, es meint, der Ausgang ist ein guter Ort, denn dort wird es immer überschwänglich gelobt. Timing ist auch hier alles: Man muss ein Pferd loben, bestätigen, während es etwas gut macht, also maximal innerhalb von drei Sekunden. Das geht im selben Moment am besten mit der Stimme. Wenn Jessica von Bredow-Werndl ihr Pferd sichtbar im Viereck lobt, indem sie das Pferd mit der Hand berührt, ist das eine schöne Geste. Seinen Wechsel wird das Pferd deshalb aber nicht besser springen.

Petra Roth-Leckebusch, Fachbuchautorin und Inhaberin des Gestüts und Trainingsstalls Leckebusch, Nümbrecht/NRW
Das sagt die FN-Richterin zum Loben in Reitsport-Prüfungen
Das Loben in der Prüfung ist in keiner Disziplin, also weder in Dressur, Springen noch in der Vielseitigkeit, verboten. Meiner Meinung nach sollte das Loben auch nicht explizit ins Regelwerk aufgenommen werden, denn in der LPO werden alle Verbote, Einschränkungen und Verpflichtungen genau festgelegt. Alles darüber hinaus bedarf keiner besonderen Regelung. Das Loben ist tatsächlich eine effektive Motivation. Es setzt voraus, dass die Pferde im Rahmen der Ausbildung gelernt haben, dass Klopfen am Hals eine störungsfreie Kommunikation zwischen Pferd und Reiter belohnt. Daher ist es eine positive Verstärkung des soeben gezeigten Verhaltens des Pferdes. Die Frage bezieht sich wohl auch auf das Image-Problem, das der Reitsport derzeit hat. Brutales und quälerisches Training im Privaten kann die LPO leider auch nicht verhindern. Hier trifft wohl ein von mir häufig verwendetes Zitat den Kern des Problems: "Wo das Können aufhört, fängt die Gewalt an." Es ist ja nicht nur im Reitsport so: Wenn es um Erfolg und Geld geht, bleiben Ethik sowie Moral häufig auf der Strecke.

Birgit Langer, FN-Richterin für Dressur bis Klasse M und Springen bis Klasse S sowie Breitensportliche Wettbewerbe.